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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/1999

Erfolgstherapien von Kopf bis Fuß – Teil 19 – Zystitis

Cover

Zystitis – Blasenkatarrh, Blasenentzündung

Definition

Die Zystitis ist eine Blasenschleimhautentzündung unterschiedlicher Genese und tritt häufig in Begleitung anderer Harnwegserkrankungen auf. Dies ist bedingt durch ein sog. durchgehendes Röhrensystem, dessen Grenze zwischen Nierenbecken und Harnleiter auf der einen und der Blase auf der anderen Seite liegt, sodaß die jeweiligen Nachbarorgane daher miterkranken können. Mithin kann man die Zystitis nicht als isoliertes Geschehen betrachten und die Therapie unterscheidet sich folglich nicht wesentlich von den Maßnahmen, wie sie bei anderen Harnwegserkrankungen getroffen werden müssen.

Krankheitsformen

Es gibt akute, rezidivierende und persistierende Harnwegsinfekte. Rezidivierend sind jeweils neue Infektionen infolge von Keimaszensionen, vorwiegend aus dem Analbereich. Persistierend sind Infektionen aufgrund eines Keimherdes innerhalb der Nieren oder der Harnwege. Liegt eine Infektion mit Mykoplamen oder Gonokokken vor, hat dies oft eine Miterkrankung des Sexualpartners zur Folge. Weitere Verursacher sind Enterokokken, Kolibakterien, Chlamydien, Candida, Trichomonaden und andere. Bei Männern sind primär auftretende Harnwegsinfekte relativ selten zu beobachten, sie kommen aber als Begleit- oder Folgeerkrankungen bei Prostatitis, Nierensteinen, Harnröhrenstrikturen u.a. vor. Bei Frauen kommt es zur Zystitis (ohne Störung des Harnabflusses) vor allem im Wochenbett, bei vaginalen Infektionen und infolge vegetativer Störungen bzw. psychischer Irritationen (Reizblase).

Symptome

Kamillentee hat auch bei Blasenbeschwerden eine wohltuende Wirkung. Er ist entzündungshemmend und krampflösend. Miktionsbeschwerden:
Pollakisurie, Schmerzen im Unterbauch, Urintrübung, übler Uringeruch und Makrohämaturie. Tritt Fieber hinzu, ist mit einer Mitbetroffenheit der Nieren zu rechnen (die u.U. den Einsatz von Antibiotika erfordert!)

Differentialdiagnostisch
ist gegen eine Vaginitis und eine Urethritis abzugrenzen.

Therapie

Bei der akuten Zystitis ist für reichliche Flüssigkeitszufuhr zu sorgen. Zu meiden sind schleimhautreizende Gewürze (Pfeffer, Paprika, Meerrettich, Curry u.s.w.).
Bei der chronischen Verlaufsform empfiehlt sich die Durchführung einer sog. “Schaukeldiät”. Das heißt: man beginnt mit einer 8-10 tägigen Säureperiode und geht dann ebensolange auf eine Alkalisierungsphase über.
Zur Säuerung: eiweißreiche Kost (Fleisch, Fisch, Eier)
Zur Alkalisierung: Obst, Kartoffeln, Gemüse
Kaffee, schwarzer Tee, Kakao und alle alkoholischen Getränke sind zu meiden!

Phytotherapie

Weiße Taubnessel, Lamium album Rp.:
Fol.Uvae Ursi 25.0
Herb. Equiseti
Herb. et Flor. Callunae
Fol. Betulae 15.0
M.f.spec. D.S. 1 Teelöffel in 1 Tasse Wasser kalt ansetzen, dann 15 Min. bei kleiner Flamme kochen.
3 mal tägl. 1-3 Tassen.

Wacholder, Juniperus communis Oder:

  • Knollensellerie. Samenkörner pulverisieren, 1 TL des Pulvers in ein Achtel Wein gerührt und getrunken, hilft bei Blasenleiden oft sehr gut.
  • Vor allem bei Immunschwäche nach vorausgegangenen antibakteriellen Therapien sowie bei Rezidivneigung: Echinacea purpura.
    Anwendung: Oral oder parenteral.
  • Ich empfehle als Fertigpräparate:
    Pascotox mono Tabl.
    5. akut: 6 Tabletten täglich
    Goldrute, Solidago virgaurea Parenteral: Pascotox-forte-Injektopas
    S.3 x wöchentlich 1 Amp. i.m.
  • Solidago S (Fa. Nestmann) Tropfen.! 3 mal 40 Tropfen nach den Mahlzeiten. Oder:
    Solidagoren Tropf. (Fa. Klein)
    5.3 mal tägl. 30 Topfen
  • Sehr gut bewährt hat sich das Steigerwald-Programm:
    Juniperus Plantaplex N Tropfen; im stündlichen Wechsel mit Petroselinum Plantaplex.
    S. Jeweils 20 Trop. im akuten Stadium, danach 3 mal 20 Tropfen bis zum Nachlassen der Beschwerden.Bärentraube, Arctostaphylos uva-ursi
  • Bei chronischem Verlauf Petroselinum Planteplex im tgl. Wechsel mit Solidago Plantaplex.
  • Zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und als Vorbeugung gegen Nierengrieß: Urostei Tinktur. 5. 2-3 mal täglich 1 Teelöffel einnehmen.
  • Geradezu ein Klassiker unter den Urologika wäre das Cystinol (Fa. Schaper & Brümmer) und das Cystinol akut (Dragees). Die arzneiwirksamen Bestandteile sind Birkenblätter, Goldrutenkraut, Schachtelhalmkraut und Bärentraubenblätter.
    Einnahmemodalität:
    – Lösung 3mal tägl. eine Meßkappe mit reichlich Flüssigkeit. Oder:
    – 3 mal 2 Dragees ebenfalls mit reichlich Flüssigkeit.
    Schafgarbe, Achillea millefolium Gebrauchsanweisung wegen evtl. Nebenwirkungen lesen!
  • Tees: Ich empfehle mehrmals am Tag einen Tee aus gelber Taubnessel, Knöterich und Schafgarbe (zu gleichen Teilen zu trinken). Bei Blasenbrennen hilft Hagebuttentee, dem man eine kleine Menge Katzenschwanz beigibt. Der Tee wird öfter am Tage getrunken.
    Bewährte Fertigtees:
    – Hevert Blasen-Nieren-Tee: Täglich 6 Tassen plus 6 mal 50 Tropfen Hewenephron duo. Oder:
    – Sidroga Bärentraubenblätter Arzneitee
    Achtung! Bärentraubenblätterzubereitungen sollen nicht zusammen mit anderen Mitteln gegeben werden, die zur Bildung eines sauren Harns führen!
    Dosierung:
    Fenchel, Rhamnus frangula Ein Filterbeutel Bärentraubenblätter wird mit Wasser (150 ml) 15 Min. lang gekocht. S. 3 -4 mal täglich 1 Tasse.
  • Flüssigkeit zum Einnehmen:
    Herniol (Fa.Steierl). Ebenfalls ein Bärentraubenpräparat (für Kinder unter 12 Jahren nicht geeignet)! Der Extrakt aus Bruchkraut entspannt die Blasenmuskulatur, wirkt krampflösend und fördert die Harnausscheidung. S. 30 Tropf. 5 mal am Tag.

Homöopathie

  • Capsicum annum
    D3-D4. S. 2 stündl. 5 Tr.
  • Hydrargyrum bichloratum
    Bei allen Symptomen, die heftiger sind als bei anderen Quecksilber-Arzneimitteln, die Schleimhautentzündung ist heftig, der Urin übelriechend, fast ununterbrochener Harndrang.
    Leitsymptome: Schwäche, Nachtschweiß. Verschlimmerung im warmen Bett.
    Ich empfehle das Homöopatikum in der D4 Tabl. 3 mal tgl. zu geben.
  • Petroselinum crispum D2 – D4. Bei der akuten und subakuten Zystitis S.2 stündlich 5 Tropfen
  • Allgemeine Maßnahmen:
    In den ersten Tagen Bettruhe, lokale Wärmeanwendungen in Form von feuchtwarmen Packungen.
    Es ist für guten Stuhlgang zu sorgen. Heiße Bleibeklistiere mit 10-20 Tropf. Echinacea, Heizkissen auf die Blasengegend. Vermeidung von Kaltreizen, Sauna 1 mal wöchentlich, Beckenbodengymnastik.
  • Balneologie: Kamillen-Sitzbäder
  • Injektionstherapie
    Influex Amp. Anfangs tägl. 1 Amp. i.m. oder s.c. (Fa. Steigerwald). Eukalisan plus Influex (Mischspritze) 3 mal wöchentlich i.m. Oder:
    – Infi-Cantharis-Injektion (Fa. Infirmarius Rovit). S. Täglich bis 1 mal wöchentlich 1 Ampulle.
    – Sehr gerne verwende ich Renis + Nephrolithiasis Amp.(Fa. Pharmakon) als Mischspritze und gebe 3 mal wöchentlich 1 Ampulle i.m.
  • Neuraltherapie:
    Nach Steigerwald AP IV Juniperus Plantaplex N und Petroselinum Plantaplex N an die empfohlenen Akupunkturpunkte. (Das Heft AP-Präparate/Plantaplexe kann von der Firma angefordert werden)

Praxisfall

Patientin, 45 Jahre, rezidiv. schmerzhafte Zystitis.Trotz Antibiotikabehandlungen.

  • Therapie
    Initial verordnete ich 3 mal 4 Dragees Angocin Anti-Infekt N Filmtabletten (Kapuzinerkresse, hat antibiotische Wirkung). Nach 5 Tagen 3 mal 3 Tabletten (bei magenempfindlichen Personen Vorsicht!)
  • Neuraltherapie
    Man setzt Quaddeln im Segment, d.h. über Kreuzbein, Steißbein vor allem aber knapp oberhalb der Symphyse (Toxicodendron, Juniperus). Die Patientin nahm über 2 Wochen Angocin und war nach 3 Wochen beschwerdefrei, Rezidive traten nicht mehr auf.

HP Mario Schischegg

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