aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2009
Spondylose beim Hund
Hilfe durch die Naturheilkunde
Nicole Gorzynski
Spondylose ist eine degenerative Veränderung der Wirbelkörper und der Intervertebralräume
mit zunehmender Verknöcherung, ähnlich dem Morbus Bechterew
beim Menschen, was im Verlauf Bewegungsstörungen und Schmerzen verursacht.
Wie bei jeder Behandlung steht am Anfang
wie immer zuerst die Diagnose. Eine
Spondylose kann sich mit vielen verschiedenen
Symptomen bemerkbar machen
– eine gezielte Differentialdiagnose ist oftmals
von Nöten, außerdem kann es auch
zu Mischerkrankungen als Folge oder
im Zusammenhang mit der Spondylose
kommen, hier wäre zum Beispiel Arthrose
zu nennen. Auch die Ursachen können
mannigfaltig sein, sowohl angeborene
Schwächen sind möglich als auch ein
Verschleiß entweder durch Haltungsschäden,
Überfütterung oder auch wirkliche
Abnutzung der Zwischenwirbelgelenke
durch jahrelange harte Arbeit. Die Erkrankung
verläuft meist in mehreren Schüben
– überwiegend wird sie erst erkannt,
wenn das Tier durch Nervenschmerzen
anfängt zu lahmen, Schwierigkeiten beim
Aufstehen bekommt, Rüden plötzlich ihr
Bein nicht mehr heben können oder es zu
Kotabsatzschwierigkeiten kommt; auch
Wetterfühligkeit kann unter Umständen
beobachtet werden.
Grundsätzlich kommt es langsam zu einer
Versteifung eines oder mehrerer Zwischenwirbelgelenke,
röntgenologisch sind
dann bereits meistens Erhebungen an den
Wirbelkörpern sichtbar.
Spondylose ist nicht heilbar,
durch gezielte Therapien
sind jedoch dem Patienten
die Symptome je nach
Stärkegrad erträglich zu
machen, und so kann die
Lebensqualität oft noch gut
und lange erhalten werden.
Klassische Homöopathie
In der Folge möchte ich einige klassische
homöopathische Mittel aufzählen, welche
sich bewährt haben, diverse Beschwerden
zu lindern und die in der Lage sind, die
Lebensqualität auf einem bestimmten
Niveau wieder herstellen und halten zu
können. Ich werde die zu diesem Thema
passenden Haupt-, und Leitsymptome
aufzählen. Es ist natürlich evident, dass
diese Mittel auch andere Wirkungsrichtungen
haben. Auf Angaben zu Potenzen oder
Dauer der Gabe habe ich verzichtet – wie
immer muss hier der Behandler selbst
individuell am Patienten entscheiden, die
Angaben sollen lediglich als Hilfestellung
in der Mittelfindung dienen. Ich habe
sowohl ein paar größere als auch einige
kleinere Mittel herausgesucht, welche
sich in der Praxis bei der Behandlung als
zuverlässig erwiesen haben.
Trotz der vielen guten Mittel mit entsprechenden
passenden Symptomenbildern
sei natürlich die regelmäßige Gabe des
Konstitutionsmittels nicht zu vergessen
und dieses sollte nicht nur bei bereits erkrankten
Tieren immer in die Behandlung
mit eingeschlossen werden.
Harpagophytum (Teufelskralle)
- Tiere laufen sich ein, Beschwerden werden dann aber wieder schlimmer
- Arthrosen der großen Gelenke
- günstige Wirkung auf Spondylose im Brust- und Lenden wirbelbereich
- Besitzt eine gute Kombinationsmöglichkeit mit dem Mittel Olibanum (Weihrauch), vor allem bei arthritischen Erkrankungsbildern.
Lachnanthes (Rotwurzel)
- krampfartiges Zusammenziehen der Muskulatur als Folge von Schäden an der Wirbelsäule
- stark verspannte und verhärtete Muskulatur durch Innervationsstörungen
- rezidivierende Beschwerden auch im bereits chronischen Zustand, vor allem HWS-Problematiken
- Schmerzen strahlen in die Gliedmaßen aus
Nux vomica (Brechnuss)
- besonders gut passendes Mittel, wenn es zugleich das Konstitutionsmittel des Hundes ist
- im Krankheitsfall bösartiges, wütendes Tier mit Krämpfen und großem Schmerz (cave: Tier kann den Behandler beißen)
- Bandscheibenvorfall möglich
- Krämpfe wechseln in den Magen-Darmtrakt über, daher sind hier öfters Probleme bei der Miktion und beim Kotabsatz als Symptome zu beobachten
- Lähmungserscheinungen
- Hinterpfoten mal steif, mal schlaff
- wirkt beeinflussend auf die Reizleitung im letzten Teil des Rückenmarks und hat somit dann auch wieder indirekt eine Wirkung auf die Blasen-, und Darmfunktion
Conium (gefleckter Schierling)
- Lähmungserscheinungen vor allem in der Hinterhand
- Hinterhand oftmals kälter als die Vorderpfoten (gut messbar!)
- Patient ist entgegen seiner gewohnten Verfassung plötzlich aggressiv oder auch völlig matt und lustlos – er zeigt ein sehr schwankendes Gemüt und möchte teilweise allein gelassen werden, ist schnell müde oder aber plötzlich und unerwartet auch aggressiv
- Hinterhand gefühllos (gut mit leichtem Kitzeln zu testen)
- Koordinationsstörungen und Ataxien beim Laufen
- Gelenke knacken auffällig bei der Bewegung
- leichte Bewegung bessert – Verschlimmerung in der Frühe und bei Kälte
- Symptome gehen oftmals mit zunehmender Schwerhörigkeit einher
Plumbum matallicum (Blei)
- zur Lahmheit kommen immer auch noch Kotabsatzschwierigkeiten dazu
- die Schädigungen am Rückenmark sind bereits durch deutliche Symptome und auf dem Röntgenbild sichtbar
- Ameisenlaufen / Kribbeln in den Gliedmaßen
- Einknicken und Zusammenbrechen beim Laufen
- sichtbare oder fühlbare Muskelatrophien vor allem als Folge einer Störung der Nervenversorgung
Arsenicum Album (weißer Arsenik)
- sehr großer Schmerz bei jeder Bewegung in allen Muskelpartien
- große Schwäche und Kälte; zehrt sich auf vor Schmerz und leidet still vor sich hin
- extreme Ruhelosigkeit, muss eigentlich vor Schwäche liegen, will dies aber nicht; Patient möchte nicht allein sein
- Trinken von viel Wasser, aber in kleinen Mengen
- Symptome gehen oft einher mit stinkenden Durchfällen
- sieht plötzlich viel älter aus als er ist, da auch die Gesichtsmuskulatur atrophiert
- Schmerzen beginnen im Nacken und strahlen nach hinten aus
- Verschlimmerung bei Kälte (Patient selbst ist ja schon kalt)
Conchiolinum / Mater perlarum (Perle, reines Perlmutt)
- ideal bei bereits vorliegenden massiven Knorpeldefekten
- Knorpel defekt oder geschrumpft
- kann der allgemeinen Stärkung des Skelettes, vor allem aber des Knorpels dienen
- oftmals Hunde mit einem “Knickohr” Hekla Lava (Lava vom Vulkan Hekla, Island)
- zeigt keine Hinterhandschwäche
- auf röntgenologischem Befund bereits deutliche Knochenwucherungen / Exostosen sichtbar
Calcium fluoratum (Calciumfluorid)
- bereits degenerative Veränderungen am Knochen und den Gelenkkapseln sichtbar; röntgenologische Befunde ergeben ein zerfressenes Bild der Knochenstruktur
- starker Senkrücken, sichtbare Durchtrittigkeit der Gelenke
- gesamte Elastizität geht verloren; staksiger Gang
Strontium Carbonicum (Strontiumcarbonat)
- degenerative Knochenprozesse
- sehr plötzlich auftretende, schießende Schmerzen
- Zittern der Gliedmaßen; Kribbeln in den Pfoten
- Verschlimmerung nachts, bei Berührung und bei Bewegung
- Wärme bessert, warmes Wetter
Lathyrus sativus (Saat-Platterbse)
- spastische Lähmungen der Hinterhand; Stolpern, Schwanken
- läuft wie auf Zehenspitzen
- Atrophie der Muskulatur
- sich schnell verschlimmernde Koordinationsstörungen
Strychninum nitricum (Strychninnitrat)
- sehr steife Muskulatur mit großer Berührungsempfindlichkeit
- Auswirkungen auf die Harnblase (unwillkürlicher Urinabgang)
- hohe Empfindlichkeit auf äußere Sinnesreize wie Berührung, Licht oder Geräusche
Lycopodium (Bärlapp)
- Kraftlosigkeit und Schwäche in den Gliedmaßen
- unwillkürliches Schütteln und Strecken der Gliedmaßen
- Hund will nicht allein sein und sucht Nähe
- Steifheit der Gliedmaßen; Taubheitsgefühl; Ameisenlaufen / Kribbeln in den Gliedmaßen
- Gliedmaßen auf einer Seite kälter als auf der Anderen (gutfühl- und auch messbar); Ursache hierfür ist die Erschlaffung des venösen Systems durch Leberstauung
- hoher Berührungsschmerz in der Lendenwirbel- und Sakralgegend; in Oberschenkel ausstrahlend
- oft als zusätzliches Symptom Neigung zu Obstipation und / oder Leber-, bzw. Nierenstörungen
- Verschlimmerung nachts in Ruhe
- leichte Bewegung bessert
Natrium chloratum (Kochsalz)
- Schmerzen in den Gliedmaßen auch nach der kleinsten Anstrengung
- liegt gern auf hartem Untergrund, auch wenn es nicht wirklich bekommt
- starke und offensichtliche Verschlimmerung durch Nässe und Kälte
- Knacken in den Gliedern
- ist immer in Bewegung, großer Bewegungsdrang
- dünne Tiere mit stumpfem, glanzlosem Fell
- möchte seinem Besitzer immer alles Recht machen, auch wenn ihm das schlecht bekommt, und er sich unter Umständen dabei selbst überfordert
- war in seinem früheren Leben oft ein Leistungstier, welches dann in “Rente” geschickt wird – das “Rentner-Dasein” bekommt ihm aber nicht
- älteres Leistungstier mit altersbedingten Verschleißerscheinungen.
Natürlich
gibt es neben den Einzelmitteln für die
klassische Behandlung auch eine Reihe
von Komplexmitteln der sicher allen
Therapeuten bekannten Firmen. Auch
diese haben sich in der Behandlung
bewährt und auch fest etabliert.
Weitere Therapieoptionen
Neben der reinen homöopathischen
Behandlung handelt es sich beim Krankheitskomplex
der Spondylose mit all ihren
einzelnen Stufen und Symptomen natürlich
um eine Krankheit, bei der neben der
Homöopathie auch hervorragend weitere
naturheilkundliche Maßnahmen greifen
und vom Behandler in Kombination
anzuwenden sind. Wie immer ist hier der
Einzelfall zu betrachten und die Maßnahmen
dann passend auszuwählen.
Grundsätzlich ist es erforderlich,
so sanft wie möglich
und für den Patienten auch
auf erträgliche Weise einen
Durchfl uss im Gewebe zu
erzielen, damit die innerliche
Versorgung optimiert werden
kann.
Auch wenn bereits entstandene Knochenveränderungen
nicht mehr rückgängig
gemacht werden können, so ist es möglich,
zum Beispiel durch gezielten Muskelaufbau
eine Linderung der Schmerzen und
Bewegungseinschränkungen zu erzielen.
Vermieden werden sollten in allen Behandlungssparten
ruckartige Bewegungen und
Wendungen sowie Überbelastungen. Vorzugsweise
sollten mehrmals am Tag kleine
Übungen vorgenommen werden, anstatt ab
und zu sporadisch irgendwelche größeren
“Hau-Ruck-Aktionen” zu unternehmen.
Mögliche weitere naturheilkundliche
Behandlungsmaßnahmen können sein:
• Bewegungstherapie
• Muskelaufbautraining
• Schwimmen
• Physiotherapie
• leichte Massagen
• Farblichttherapie
• Magnetfeldtherapie
Nicole Gorzynski
ist seit 2004 Tierheilpraktikerin
mit eigener Fahrpraxis im Raum
Nordhessen und Umgebung. Sie
behandelt Groß- und Kleintiere
sowie landwirtschaftliche Nutztiere
mit individuell an die Krankheit
und den Patienten angepassten
naturheilkundlichen Methoden wie
Homöopathie, Magnetfeldtherapie,
Lasertherapie, Farblichttherapie,
Reiki, Stretching etc.
Literaturhinweise
Nicole Gorzynski eigene Patientenunterlagen
und Aufzeichnungen
Andreas Striezel (Hrsg.): Geriatrie
der naturheilkundlichen Tiermedizin
(Gesundheit für ältere Haustiere),
Sonntag Verlag, 2004
A. H. Westerhuis: Homöopathie
Hunde; Droemer-Knaur-Verlag;
Taschenbuchausgabe 2000