aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2010
Paracelsus und seine Arcana
Immer wieder geistert das Wort „Arcanum“ durch die Medizingeschichte sowie durch einschlägige Esoterikliteratur. Viele Menschen assoziieren damit bestimmte Tarotkarten, doch ursprünglich – zu Zeiten des Paracelsus – hatte dieser Begriff eine andere Bedeutung. Arcanum galt als Wunder- und Universalheilmittel, das viele Beschwerden und Krankheitsbilder heilen konnte.
Was waren die Arcana wirklich, und gibt es sie heute noch?
Die gute Nachricht ist: Einige haben sich erhalten und werden heute in der Homöopathie verwendet, auch wenn ihre komplette Bedeutung und ihr breites Anwendungsspektrum oft nicht mehr bekannt sind.
Es gibt zwei Arcana-Typen:
- Mittel mineralischer Herkunft und
- Mittel, die einem natürlichen spagyrischen Prozess, bei dem Mikroorgansimen oder tierische Organismen mitgewirkt haben, unterliegen.
Zu Gruppe 1 gehören: Schwefel, Arsen, Antimon, Vitriol, Gold, Silber sowie die bioorganischen Arcana (z.B. Perlen, Korallen).
Zu Gruppe 2 gehören: Wein, Bier, Rosenessig, Honig, Coniferenharz.
Für die heutige Medizin spielt nur die erste Gruppe eine Rolle. Man nennt sie nicht mehr Arcana, sondern Polycreste, der Sinn ist aber weitgehend derselbe geblieben.
Schwefel wird in der Homöopathie als Sulfur D3 – D30 verwendet und ist das wichtigste Mittel bei allen Entzündungsprozessen der Schleimhäute. Von Bronchitis bis atopischer Dermatitis, von Frühjahrskonjunktivitis bis zu Magenreizung kann Sulfur einen riesigen Bereich abdecken. Besonders effektiv ist Sulfur gegen chronische Leiden, die mit Atemwegsorganen zu tun haben, z. B. Asthma. Nach Paracelsus gehören solche Krankheiten zum Planeten Merkur und haben auch eine starke psychische Komponente. Daher werden hier auch gerne höhere Potenzen verwendet.
Arsen kennt man heute vor allem als Arsenicum album. Es ist ein gutes Mittel für degenerative Prozesse, die mit Haarausfall, Schorfbildungen oder Blutungen der Schleimhäute einhergehen. Arsen hat Marssignatur und eignet sich besonders für Menschen mit Marsleiden, also Gastritis, Divertikulitis etc.
Antimon (Antimonium crudum) ist ein großartiges Mittel zur Stärkung des Immunsystems. Besonders nach schweren Infektionen mit langwierigen Erholungsphasen (z. B. nach Antibiotikatherapie) kann Antimonium den Heilungsprozess deutlich beschleunigen.
Vitriol Mit Vitriol meinte Paracelsus eine ganze Stoffgruppe kupfer- oder eisenhaltiger Salze. In seinen Schriften behauptet er, dass man ein Viertel aller Krankheiten mit Vitriolen heilen kann. Verwendet wurden sie äußerlich sowie innerlich. Rotes Vitriol ist Eisenoxyd, das mit blauem Vitriol (Kupfersulphat) oder grünem Vitriol (Eisensulphat) zusammen verabreicht wurde. Das Kupfer hat Venussignatur und wurde daher Frauen verordnet, während das Eisensulphat mit seiner Marssignatur für Männer bestimmt war. Es galt als Mittel gegen Bauchkrämpfe und Oberbauchbeschwerden aller Art.
Heute gibt es das etwas harmlosere Cuprum metallicum in homöopathischer Aufbereitung oder als Komplexmittel von Heel Spascupreel, immerhin eines der besten „Bauchschmerzmittel“ für Kinder überhaupt.
Wir sehen also, dass uns aus Paracelsus‘ Reiseapotheke doch noch einiges erhalten geblieben ist. Zu kurz kommen heute allerdings die Mittel aus den Edelmetallen Gold und Silber.
Aurum metallicum wird nur noch gegen Arteriosklerose verwendet. Die wenigsten wissen, dass dieses Metall, das der Sonne zugeordnet wird, eine außergewöhnlich starke lebensverlängernde und gesundheitserhaltende Wirkung hat. Spagyrische Hersteller mischen daher Gold in Form von Tetrachlorgoldsäure mit herzwirksamen Kräutern zusammen.
Silber hat Mondsignatur und wirkt hauptsächlich aufs Gemüt. Es wird in der Homöopathie in Form des Nitratsalzes als Antidepressivum noch verwendet. Doch ist auch hier ist die Indikation zu schmal gefasst. Silber wirkt gleichzeitig auf die Geschlechtsorgane und ist für Gebärmutter sowie für Prostata gleichermaßen wichtig. Argentum metallicum hat also eine Doppelwirkung, die zwar das Leben nicht verlängert, es aber lebenswerter macht, da es Psyche und Sexualität gleichzeitig stärkt.
In die Gruppe der Antidepressiva gehörten früher auch die Perlen, aus denen man ein Elixir herstellte, das man heute nur sehr schwer bekommen kann. Korallen gibt es noch als Coralinum rubrum, das gegen Husten mit Blutspuren verordnet wird. Früher war es ein beliebtes Mittel gegen Tuberkulose. Paracelsus wusste, dass Korallen Marssignatur haben und daher zur Blutstillung geeignet waren. Er gab sie auch ohne Aufbereitung gerne an junge Mädchen mit Menstruationsbeschwerden. Als Coralinum in niedriger Potenz sind sie für diesen Zweck immer noch sehr geeignet.
Die zweite Gruppe von Arcana ist leider nicht auf Rezept verordnungsfähig, obwohl ihr Gebrauch einige Medikamente überflüssig machen würde. Allein über die gesundheitsfördernde Wirkung von Rotwein könnte man einen eigenen Artikel schreiben, doch seien hier zwei wesentliche Dinge kurz erwähnt, die unbedingt zu beachten sind: Arcana sind teuer und qualitativ hochwertig. Nur gute Naturprodukte entfalten ihre Wirkung optimal, z.B. Bier nur frisch gezapft und nach dem Reinheitsgebot hergestellt, Wein ohne Chemikalien und nur durch ökologischen Anbau hergestellt. Hinzu kommt beim Wein die Qualität. Je Lebensjahrzehnt braucht der Mensch ein Jahr Lagerungszeit mehr. Ab 50 Jahren also eine Crianza-, ab 60 eine Reserva- oder Gran-Reserva-Qualität suchen.
Aus dem Gesagten ergibt sich der zweite Aspekt: Arcana werden nicht in Massen einverleibt. Wie so oft gilt auch hier der Satz „Viel hilft viel“ nicht, im Gegenteil.
Zum Rosenessig sei gesagt, dass dieses Mittel sehr leicht selbst hergestellt werden kann. Man pflückt eine rote Rose und legt diese in weißen Naturessig ein. Der Essig färbt sich leuchtend rosa und ist nach 24 Stunden das perfekte Dressing für Salate und Gemüse. Viele scharf gewürzte Speisen werden durch Zugabe dieses Arcanums für Magenpatienten erst wieder genießbar.
Dr. Michaela Dane
Biochemikerin, Expertin für Alchemie und Paracelsusmedizin
drdane@clinicapraxis.net