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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2010

Physiologische Schieflage

Cover

Die Renner-Methode und ihre Bedeutung für die Naturheilkunde. Rudolf Fürst stellt ein bahnbrechendes Konzept unter den manual-therapeutischen Ansätzen der Naturheilkunde vor.

2010-04-Physio1Basierend auf fundierten osteopathischen Kenntnissen erweiterte Heilpraktiker und Manualtherapeut Leopold Renner die Gesetze der menschlichen Biomechanik um das Wissen über die Bedeutung der inneren Asymmetrie des Menschen: Er fand und entschlüsselte den biomechanisch-asymmetrischen Code des Menschen und dessen vegetative Auswirkungen auf den Körper. Diese Entdeckung bedeutet für die Naturheilkunde einen Quantensprung – vergleichbar mit der Erkenntnis, dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel ist. Mit einfachen, gezielt eingesetzten asymmetrischen Bewegungen kann auf den Rhythmus der vegetativen Grundfunktionen und die menschliche Gesundheit und Vitalität Einfluss genommen werden.

Dynamische Asymmetrie

Auf den ersten Blick erscheinen wir symmetrisch – doch in Wirklichkeit sind wir es nicht. Kein menschlicher Körper ist völlig seitengleich, weder strukturell, noch funktionell. Die Anordnung und Beweglichkeit innerer Organe sind asymmetrisch und differieren deutlich zwischen rechter und linker Körperhälfte. Da Organe durch innere Häute am Bewegungsapparat befestigt sind, überträgt sich deren asymmetrische Platzierung, Bauweise und Funktionsbewegung auf das muskoskelettale System. Dies wirkt sich auf die Beweglichkeit des Menschen aus.

Die zentrale Bedeutung innerer Asymmetrie für einen gesunden, vitalen Körper wurde erstmals vom Heilpraktiker Leopold Renner erkannt und benannt. Er beobachtete, dass minimale Schiefstellungen in der Statik des Körpers in direktem Zusammenhang mit dem vegetativen Nervensystem stehen. Renners wegweisende Entdeckung war, dass er durch eine osteopathische Technik zur Befreiung des Kreuzbeines eine Symptomatik ähnlich einer Schilddrüsenüberfunktion auslöste – und dass diese Überreaktion sich nach einer manuellen Gegenbehandlung wieder regulierte. Fasziniert von dieser Entdeckung widmete er sich daraufhin in jahrelanger Forschungsarbeit dem Entschlüsseln der Zusammenhänge menschlicher Biomechanik. In Verbindung mit dem aus der Osteopathie bekannten Gesetz der Non- Adaption (benachbarte Gelenkpartner bewegen sich gegenläufig) entstand die Humane Asymmetrische Physiologie mit Anwendung asymmetrisch geordneter manueller Techniken und Bewegungsübungen.

Die Humane Asymmetrische Physiologie (HAP)

Die asymmetrische Organanlage und das funktionelle Gesamtverhalten des Körpers wird als Humane Asymmetrische Physiologie (HAP) definiert. Das Schlüsselorgan für die Entdeckung dieses Wissens ist der Dickdarm, dessen asymmetrischen Bewegungen dem Uhrzeigersinn folgen. Da er am Becken Halt findet, sollte der gesamte Beckengürtel diese Bewegung frei und angenehm unterstützen. Die Osteopathie definiert hierfür ein rückwärts gedrehtes Darmbein rechts (PI-Ileum rechts) und ein vorwärts gedrehtes Darmbein links (AS-Ileum links). Die Synthese von Biomechanik und innerer Asymmetrie führte zur Entdeckung des biomechanischen asymmetrischen Codes, der sich in zwei Gruppen gliedert, deren Strukturen innerhalb der Gruppe gleichsinnig, zur anderen Gruppe gegensätzlich beweglich sind.

Beispiele der normalen asymmetrischen Physiologie des Körpers im Stehen

  • Becken rückwärts gedreht rechts – vorwärts gedreht links
  • Lendenwirbelsäule seitgeneigt links – gedreht rechts
  • Kreuzbein seitgeneigt rechts – gedreht links
  • Oberschenkel nach außen gedreht rechts – nach innen links
  • Unterschenkel nach innen gedreht rechts – nach außen links
  • Bewegung der inneren Organe im Uhrzeigersinn (Dickdarm, Lunge, Milz …)
  • Bewegung der inneren Organe gegen den Uhrzeigersinn (Herz, Leber, Nieren …)
  • Venen und Lymphsystem rechte Aufwärtsbewegung
  • Arterien linke Abwärtsbewegung
  • vegetative Auswirkung (Parasympathikus plus Zustand links, Sympathikus plus Zustand rechts, Ausatmung deutlicher links, Einatmung deutlicher rechts …)

Schlüsselorgan Rückenmarkshaut

2010-04-Physio2Die freie Beweglichkeit benachbarter Strukturen ist fürs Beugen und Aufrichten des Menschen enorm wichtig. Der Rückenmarkshaut (Dura Mater) schreibt die Renner-Methode eine zentrale Rolle zu. Beim Beugen wird sie gespannt, beim Aufrichten entspannt; dabei sollte sie – gegenüber der Wirbelsäulenstruktur – frei beweglich sein. Die strukturellen Anteile, an denen die Rückenmarkshaut befestigt ist, müssen für eine ungestörte Funktion des vegetativen Nervensystems zur gleichen Seite sowie synchron gedreht werden können. Die Schulmedizin definiert Zustände, die vom vegetativen Anteil des Nervensystems Auswirkungen auf Organe zeigen, als Organneurosen. Die asymmetrischen, biomechanischen unterstützenden Faktoren sind ihr unbekannt. Eine der wesentlichen Entdeckungen der Renner- Methode besteht darin, die strukturellen Partner des vegetativen Nervensystems mit asymmetrischem Wissen zu diagnostizieren und in eine biomechanische synchrone Funktion zu bringen. Der Schlüssel dazu liegt in der freien Beweglichkeit der Rückenmarkshaut, die als anatomisches Bindeglied zwischen Mechanik – Funktion – Energetik – Feinstofflichkeit funktioniert. Dieses Wissen war bis jetzt unbekannt! Asymmetrie wurde subjektiv beobachtet – aber nicht beachtet.

Asymmetrie ist eine natürliche Gesetzmäßigkeit, die Grundlage für die geordnete Funktion der Organe!

Asymmetropathy (ASP)

Jede Abweichung von der Humanen Physiologischen Asymmetrie (HAP) des Körpers führt zu strukturellen, biomechanischen, vegetativen und funktionellen Kompensationsvorgängen (Asymmetropathy). Bestehen Abweichungen ohne Symptome, bezeichnen wir das als ungestörte Kompensation. Sobald erste Symptome entstehen, ist dies ein Anzeichen für gestörte Kompensation. Indikationen für die Holistic-Manual-Therapy und/oder das Selbsthilfeprogramm ADIY sind die kompensierte Befindlichkeitsstörung (BFS) und Bewegungseinschränkung. Wenn wir denken, wir sind gesund, weil wir momentan keine Beschwerden verspüren, ist dies ein unrealistischer Traum. Um eine konkretes Gesundheitsmanagement durchzuführen, benötigen wir ein Diagnose- und Therapiesystem, das auch im symptomfreien Raum agiert und ordnet. Wer dies beherrscht, kann Störungen auch ohne Symptome erkennen. So können viele Menschen schon im Vorfeld einer Erkrankung die richtigen Übungen durchführen, um sich von den Fehlern zu befreien, das Gesundheitswesen könnte deutlich entlastet werden. Eine Befreiung für den Einzelnen und die gesamte Gesellschaft!

Gesundheit ist kein Ziel, Gesundheit ist ein Weg.

Suche und Diagnose asymmetrischer Zeichen

2010-04-Physio3Differenzierung von sinnvoller Kompensation und krankhafter Dekompensation – das ist die Renner- Methode. Ihre Therapeuten suchen nach statischen und biomechanischen asymmetrischen Befunden, beurteilen den Körper nach strukturellen, funktionellen und vegetativen asymmetrischen Zeichen.

Diese asymmetrischen Befunde und Symptome ergeben mit strukturellen Tastbefunden und biomechanischen Testmethoden eine asymmetrische programmierte Diagnostik. Einen wichtigen Hinweis leistet ein Röntgenbild (im Stehen) der Beckenregion.

Auch Lebensalter, Geschlecht und Konstitution werden in die Diagnose einbezogen. Aus all diesen Faktoren entsteht die Hierarchisierung des HMT-Therapeuten, um den ursächlichen Fehler zu finden.

Literaturempfehlung

  • Leopold F. Renner Der heimliche Favorit, gesund durch asymmetrische Bewegungen Foitzick Verlag, Augsburg, 2006

www.paracelsus-bookshop.de

Rudolf Fürst Rudolf Fürst
Heilpraktiker mit Schwerpunkten Osteopathie und Renner-Methode
info@manus-fuerst.de

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