aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 2/2018
Fakten & Zahlen zum Heilpraktiker-Beruf
Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,
vielen Dank, dass Sie sich so rege an unserer großen Umfrage beteiligt haben. Dadurch konnte sie wertvolle Ergebnisse über den Beruf des Heilpraktikers liefern. Und diese zu verbreiten und damit all den negativen Gerüchten entgegenzutreten, ist dringend notwendig. Hat sich doch in unserer politischen Arbeit der letzten Monate ganz oft gezeigt, dass die Vorstellungen von unserer Qualifikation und Tätigkeit meist recht nebulös sind − selbst bei Fachleuten aus dem Gesundheitssystem!
Fakt ist: Der Heilpraktiker stellt einen wichtigen Teil des Gesundheitssystems dar! Viele Patienten gehen aus den unterschiedlichsten Gründen zum Heilpraktiker und Heilpraktiker für Psychotherapie, v.a. weil sie Ergänzungen und Alternativen zur Schulmedizin und Regelpsychotherapie nach Richtlinienverfahren suchen. Sie treffen diese Wahl keinesfalls aus Unkenntnis über den Beruf des Heilpraktikers und seine Methoden. Sie vertrauen auch nicht blind auf irgendwelche Heilversprechen, wie ihnen suggeriert wird. Die geben wir sowieso nicht! Die Patienten fühlen sich einfach gut behandelt und sicher aufgehoben. Der Heilpraktiker lebt von der positiven Mundpropaganda, und die greift nur, wenn er den Patienten effektiv helfen konnte. Also sind unsere Herangehensweisen an organische, psychische und psychosomatische Beschwerden wirksam − wenn auch noch nicht alle durch „Doppelblindstudien“ wissenschaftlich belegt.
Wir können aber klar belegen, welche bedeutsame Rolle die Heilpraktiker mit über 19 Millionen Patientenkontakten im Jahr für die Gesundheitsversorgung in Deutschland spielen! Dies gilt für chronisch kranke Patienten einerseits, welche die Naturheilkunde suchen und schätzen, und psychotherapiebedürftige Patienten andererseits, die im System der gesetzlichen Krankenkassen in zumutbarer Wartezeit keinen Therapieplatz finden.
Dabei sind die meisten Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker Idealisten: Sie können finanziell ein gutes Auskommen finden, aber i.d.R. keine großen Reichtümer ansammeln. Sie arbeiten engagiert, indem sie sich viel Zeit für ihre Patienten nehmen und sich parallel regelmäßig fortbilden. Und sie arbeiten umsichtig und sicher: Das Risiko, durch eine Heilpraktiker-Behandlung Schaden zu erleiden, geht gegen Null. Folgend nun einige wichtige Zahlen und Fakten zum Heilpraktiker-Beruf.
Ihre
Dr. Frank Herfurth & HP Sonja Kohn vom VUH e.V. und Dr. Werner Weishaupt vom VFP e.V.
Wer hat an der Umfrage teilgenommen?
1414 Kolleginnen und Kollegen. Knapp 41% waren Heilpraktiker für Naturheilkunde, nahezu 58% Heilpraktiker für Psychotherapie. Besonders rege war die Teilnahme unter Berufseinsteigern (Praxisjahre < 5), das Mittelfeld sammelte meist bis 20 Jahre Praxiserfahrung an, manche Teilnehmer hatten 30, 40 und mehr. Auch einige Heilpraktiker für Physiotherapie und Podologie nahmen teil.
„Der Heilpraktiker“ ist meist eine Frau
80% der Befragten gaben an, eine Frau zu sein, 20% waren männlichen Geschlechts.
Heilpraktiker arbeiten flächendeckend
Im Gegensatz zur Problematik, dass es junge Ärzte selten in die ländlichen Regionen zieht, zeigt sich bei der Praxisverteilung der Heilpraktiker ein recht ausgewogenes Bild. Zwar üben auf den ersten Blick viele Heilpraktiker ihre Tätigkeit in der Großstadt aus (ca. 36%), schaut man jedoch näher hin, wird deutlich: Die Zahl der Praxen auf dem Land und in der Kleinstadt hält sich nahezu mit den Praxen in mittelgroßen und Großstädten die Waage. Knapp 48% der Befragten praktizieren in ländlichen Gemeinden und Kleinstädten. Damit stellt der Heilpraktiker gerade in den ländlichen Regionen eine wichtige Ergänzung zum ersten Gesundheitsmarkt dar.
Heilpraktiker arbeiten selbstständig
Wer in Deutschland den Heilpraktiker-Beruf ausübt, arbeitet in der Regel selbstständig.
Wer geht zum Heilpraktiker?
Etwa 65% der Heilpraktiker-Patienten sind weiblichen und 35% sind männlichen Geschlechts. Die Altersverteilung ist bunt gemischt. Etwas über 20% der Patienten sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 18 Jahre. Knapp 25% sind Erwachsene bis 30 Jahre. Etwa die Hälfte der Heilpraktiker-Patienten befindet sich in der Altersgruppe 30 bis 60 Jahre, fast 20% sind über 60.
Wieviel arbeitet ein Heilpraktiker und wieviel Zeit nimmt er sich für seine Patienten?
Laut aktueller Studie (http://bmjopen.bmj.com/content/7/10/e017902) verbringen Deutsche Hausärzte im Schnitt 7,6 Minuten mit ihren Patienten. Das ist beim Heilpraktiker anders. Über 50% der Heilpraktiker nehmen sich für ihre Erstanamnese über 1 Stunde Zeit, bei rund 35% dauert das Erstgespräch 30 bis 60 Minuten, etwa 10% der Befragten widmen sich im Erstgespräch dem Patienten 15 bis 30 Minuten, nur 0,5% nehmen sich dafür weniger Zeit.
Was kostet eine Behandlung beim Heilpraktiker und wie ist sein Verdienst?
64% der befragten Heilpraktiker rechnen nach individuellem Stundensatz ab, 26% nach GebüH (Gebührenverzeichnis für Heilpraktiker), die restlichen Prozent analog nach GOÄ (Gebührenordnung für Ärzte) oder anders. Die Spanne der individuellen Honorare reicht von 40 bis 150 € die Stunde, wobei das durchschnittliche Honorar des Heilpraktikers zwischen 60 und 80 € die Stunde anzusiedeln ist.
Wie und wie oft bilden sich Heilpraktiker fort?
Seminare, Fachausbildungen, Workshops, Vorträge, Webinare und Selbststudium. Viele Heilpraktiker verwenden einen großen Teil ihrer Zeit damit, sich fortzubilden. Die Angaben sind jedoch weit gestreut, von 0 (0,98%) bis 65 (0,11%) Mal im Jahr. Das Mittelfeld bildet sich im Durchschnitt 2 bis 5 Mal im Jahr fort und investiert von sich aus 15 bis 26 Stunden im Monat autodidaktisch in das Selbststudium.
Die gesamte Umfrage finden Sie online hier: goo.gl/5kWc27
Foto: © elenabsl / footolia.com
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