aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 2/2020
Glosse: Masken schützen
Ich muss Ihnen etwas gestehen. Etwas, das Sie vielleicht überraschen wird und mich in Ihrer Vorstellung in ein anderes Licht rücken könnte. Doch bei der Wahrheit zu bleiben, ist immer der bessere Weg. Also, es ist so: Ich trage eine Maske!
Damit meine ich kein Make-Up, mit dem viele Frauen täglich ihre Anmut unterstreichen möchten, ihre wirkliche Schönheit damit aber häufig nur unterdrücken. Als würden sie lieber verkleidet herumlaufen, anstatt sich so zu zeigen, wie sie eben sind. „Ich trage eine Maske“ bedeutet auch nicht, dass ich mich verstelle, um meine Schwächen zu kaschieren. Trotzdem präsentieren wohl viele von uns aus Angst vor Ablehnung und Ausgrenzung ein Bild nach außen, das nichts mit unseren eigenen Werten zu tun hat. Diese andere Persönlichkeit wird dann wie ein Kleidungsstück getragen und erst spätabends abgelegt. „Ich trage eine Maske“ ist ebenso kein Zeichen dafür, dass ich am Theater arbeite oder regelmäßig zum Maskenball gehe. Obwohl diese Art, sich zu verkleiden, bestimmt ein gesundheitsför- derndes Erlebnis wäre, bei all der Freude, die
da sichtbar wird.
Nein. Ich meine genau das, was ich sage: Ich trage eine Maske – und zwar einen Mundschutz. Ich sehe aus, als würde ich gerade aus dem OP kommen, obwohl ich nur zum Einkaufen gehe. In der Öffentlichkeit ist dieses Thema nicht hoch angesehen. Menschen, die Masken tragen, werden belächelt. Hinter ihrem Rücken wird getuschelt. Oft geht man auch auf Abstand. Obwohl es vielleicht nicht nötig ist, wird die Straßenseite gewechselt oder in ein Geschäft geflüchtet. Maskenträger werden wie Aussätzige behandelt. Ungeachtet dessen, dass es sich hierbei womöglich um eine Schutzmaßnahme für die betroffene Person handelt. Dass gesundheitliche Einschränkungen vorliegen, die eine Maske notwendig machen. Irgendwie ist jeder nur froh, nicht selber dazuzugehören. Mit dem Thema Gesundheit beschäftigt man sich nicht wirklich.
Ganz ehrlich, ich habe mich bis vor kurzem nicht mit dem Maskentragen beschäftigt. Mich haben Menschen, die eine verwendeten, nicht nervös gemacht. Ich fand es einfach nur übertrieben. Es sieht ja auch aus wie Endzeitstimmung. Doch Anfang des Jahres war plötzlich Corona da. Nicht das Bier, sondern der Virus. Die Krankheit, die zu Atemwegsproblemen führen kann und bis dato völlig unbekannt war. Da ich in China lebe, war ich fortan mittendrin, statt nur informiert. Wir standen alle unter Hausarrest. Nicht, weil wir irgendwie Unfug getrieben hätten und das die daraus resultierende Konsequenz war, sondern weil die Regierung es angeordnet hatte. Eine Art freiwilliger Zwang. Zum Schutz meiner Gesundheit und der jener Menschen, die sich in meiner Umgebung aufhielten.
Der Virus war also da. Und die Menschen reagierten. Masken wurden gekauft und getragen. Überall in den Läden standen kostenlose Desinfektionsflaschen zu Nutzung bereit. Durch Schließungen öffentlicher Gebäude und Sehenswürdigkeiten wurde die Entstehung großer Menschenmengen verhindert. Bei der Einreise wurde bei jedem pro forma die Temperatur gemessen und genau geschaut, von wo der Flieger kam. Wir selbst gingen nur noch zum Einkaufen raus, ansonsten vertrieben wir uns die Zeit, so gut es ging, daheim.
Seitdem bin ich auch Maskenträger. Nicht täglich. Doch sobald sich meine Gesundheit verabschiedet, hole ich das Ding aus dem Schrank. Denn auch, wenn viele Menschen meinen, dass das albern aussieht, so dient die Maske doch dazu (sofern sie von guter Qualität ist und korrekt angelegt wird), Keimübertragungen durch Tröpfcheninfektion zu verhindern. Mit diesem einfachen Mittel schütze ich mich und andere. Ja, genau, ich schütze mein Umfeld. Warum? Weil Gesundheit uns alle angeht!
Wie oft höre ich, dass voller Stolz berichtet wird, man sei trotz Krankheit arbeiten gewesen. Als würde das die Arbeit aufwerten. Besonders, wenn die jährliche Grippewelle
anrollt, überhören Menschen gerne die Warnsignale ihres Körpers.
Mir ist klar, dass jeder mit seiner Gesundheit machen kann, was er will. Allerdings ist es mehr als unfair und unkollegial, wenn andere bewusst oder unbewusst mit hineingezogen werden und ebenfalls erkranken.
Ich weiß, dass Asiaten wegen ihrer kleinen Macken oft belächelt werden. Das Maskentragen gehört dazu. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sich viele Menschen sträuben, Masken zu tragen. Man hat doch nur Husten oder Schnupfen, und schließlich nutzt man doch auch ein Taschentuch. Okay. Doch wie oft wird dieses verwendet, und wie oft werden anschließend die Hände gewaschen und desinfiziert? Denkt man noch an die Übertragung per Handschlag oder ist das dann schon wieder aus dem Sinn?
Bei allen Überlegungen, wie man seine Gesundheit noch besser schützen kann, ist für mich eine der großen Fragen: Wenn das Maskentragen dazu beiträgt, z.B. die alljährlichen Influenza-Infektionen einzudämmen und weitere Erkrankungen zu ver-meiden, was spricht dann dagegen?!
Klar, es ist hilfreich, sich mit gesunder Ernährung, Bewegung, Impfen und pflanzlichen Heilmitteln zu beschäftigen. Aber wenn es uns dann doch erwischt: Wie achtsam sind wir uns und unseren Mitmenschen gegenüber? Alle anderen Vorkehrungen sind nichts wert, wenn jeder nur an sich denkt und auch im Krankheitsfall noch zur Arbeit geht.
Masken zu tragen mag schräg aussehen, aber solange es nur dieses Argument ist, gibt es keinen Grund, es nicht zu tun. Aus Rücksicht auf unser Umfeld und zum Wohle der Gesundheit aller!
Mit sonnigen Grüßen
Jana Ludolf
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Mediatorin, Familiencoach
Foto: ©drubig-photo / stock.adobe.com
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