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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 2/2020

Fallstudien

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Fallstudie aus der naturheilkundlichen Praxis

Psoriasis vulgaris plaque

Die Behandlung unterschiedlichster Hauterkrankungen bildet seit Jahren den Schwerpunkt meiner Praxistätigkeit. Hierzu gehört auch das Thema Schuppenflechte.

Die Manifestation einer Psoriasis vulgaris beruht zum einen auf einer polygenetischen Prädisposition, zum anderen auf exogenen und endogenen Triggerfaktoren, die die Symptomatik fördern können (z.B. Infekte, hormonelle Schwankungen, Ernährung, Medikamente, Psyche, Darmflora). Soll die Behandlung einer Schuppenflechte erfolgreich sein, müssen alle auslösenden Faktoren berücksichtigt werden, sowohl in der Anamnese als auch in der individuellen Therapie. Dies zeigt das folgende Fallbeispiel aus meiner Praxis.

Patient
männlich, 45 Jahre

Vorgeschichte
Der Patient wird von seiner Ehefrau in der Praxis angemeldet. Sie mache sich große Sorgen um seinen Gesundheitszustand, sagt sie. Die seit Jahrzehnten bestehende Schuppenflechte habe einen negativen Höhepunkt erreicht, außerdem vermute sie Bluthochdruck aufgrund der Familienanamnese ihres Mannes.

1. Termin
In der Sprechstunde berichtet der Patient über die Erstmanifestation der Psoriasis nach einem schweren bakteriellen Infekt. Damals sei er 15 Jahre alt gewesen. In der Familiengeschichte habe man bis dahin keine Schuppenflechte gekannt. Auf der Suche nach Hilfe seien über Jahrzehnte unterschiedlichste Hautärzte aufgesucht worden. Jedoch hätten Harnstoff-, Cortison- und SalicylsäurePräparate in Kombination mit Phototherapien nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Auch eine systemische Therapie habe nur kurzzeitige Linderung gebracht.

Der Patient klagt darüber, dass er seine aktuelle Situation nur schwer ertragen könne. Seine Haut schuppe so stark, dass die Bettwäsche täglich gewechselt werden müsse. Außerdem sei seine Lebensqualität durch den extremen Juckreiz und das Spannungsgefühl der Haut sehr beeinträchtigt. Er fühle sich erschöpft und gereizt. Auch die berufliche Situation trage nicht zur Besserung bei: Hier sei er häufigen Temperaturschwankungen ausgesetzt, außerdem müsse er Latexhandschuhe tragen.

Befund
Bei der körperlichen Untersuchung zeigt sich das Bild einer ausgeprägten PlaquePsoriasis. Die betroffenen Stellen imponieren durch massive Schuppung und finden sich an den Streckseiten der Extremitäten, an Vorder- und Rückseite des Oberkörpers, am Hals und Haaransatz sowie an den Händen. Hier stelle ich zusätzlich beidseits Tüpfel- und Krümelnägel fest. Eine psoriasiforme Arthritis sei bisher nicht in Erscheinung getreten.

Als Nebenbefund notiere ich ein dyshidrosiformes Handekzem. Außerdem ist der Blutdruck massiv erhöht. Insgesamt erweckt der Patient den Eindruck einer Mangelversorgung in Bezug auf verschiedenste Vitalstoffe.

Therapie
Die festgestellte Hypertonie wird vom Hausarzt medikamentös eingestellt. Hier ist es wichtig, dass auf ein Präparat zurückgegriffen wird, das nicht zur Verschlechterung der Psoriasis führen kann.

Der Patient selbst führt über einen Zeitraum von zwei Monaten zuhause eine Darmsanierung durch. Daneben nimmt er die Vitamine A, D und E in Kombination mit Leinöl (Omega 3), Selen und Zink ein. Die Dosis wird über Monate regelmäßig gesteigert.

In meiner Praxis erfolgen zunächst 2x wöchentlich, später 1x wöchentlich Vitamin-CHochdosisinfusionen in Kombination mit B1, B6, B9, B12 intravenös. Außerdem führe ich über 15 Wochen eine Bioresonanztherapie nach Dr. Rummel durch.

Schließlich bekommt der Patient eine spezielle Psoriasis-Hautpflege und ein dazu passendes Shampoo. Am Arbeitsplatz erhält er die Möglichkeit, die Latexhandschuhe durch Baumwollhandschuhe zu ersetzen. Eine filmbildende Handschutzcreme wird angewendet.

Verlauf
Bereits nach vier Wochen berichtet der Patient erfreut über einen deutlichen Rückgang der Schuppung. Auch der Juckreiz habe stark nachgelassen.

Nach einem halben Jahr sind die Psoriasisherde wesentlich flacher und nicht mehr scharf abgegrenzt. Zum Teil haben sie sich schon ganz aufgelöst. Der Patient fühlt sich vital und fit.

Nach 18 Monaten finden sich nur noch wenige kleine Restherde ohne Schuppung. Alle Nägel sind vollständig intakt. Das Handekzem ist verschwunden.

Status quo
Im vergangenen Sommer besuchte der Patient zum ersten Mal mit seinen Kindern das Freibad – dieses Erlebnis war sein erklärtes Therapieziel, als er zwei Jahre zuvor zu mir in die Praxis kam.

Imke HombergImke Homberg
Heilpraktikerin, Dozentin an den Paracelsus Schulen

info@praxis-homberg.de


Fallstudie aus der psychotherapeutischen Praxis

Posttraumatische Belastungsstörung: Symptomatik mit deutlich verzögertem Beginn (Late-Onset PTBS)

Patientin
Frau Ü., 49 Jahre

Anamnese
Frau Ü. sucht mich auf Anraten ihres Hausarztes auf, da sie nach einem Konfliktgespräch am Arbeitsplatz, wo sie seit 20 Jahren beschäftigt ist, massive Angstsymptome entwickelt hat. Sobald sie an das Gespräch denke, zitterten ihre Hände, sie bekomme Herzrasen und Atemnot, berichtet sie. Körperlich sei sie ohne Befund. Seit Monaten stehe sie im Konflikt mit ihrer Vorgesetzten, was darin gegipfelt sei, dass sie das Klärungsgespräch führen musste. Währenddessen habe sie nicht mehr klar sehen, verstehen oder sprechen können. Sie habe gezittert und geschwitzt. Schließlich sei sie einfach geflüchtet.

Die Patientin ist seit diesem Tag krankgeschrieben. Sie fühlt sich minderwertig. Sie habe doch nur für die Arbeit gelebt, sagt sie. Aber allein in die Nähe des Arbeitsplatzes zu kommen reiche aus, dass sie zu zittern begänne. Zudem schössen ihr immer wieder Bilder vom Gespräch in den Kopf. Sie sei dann sehr erregt und wütend.

Sie wurde in Afghanistan geboren. Sie ging dort gerne zur Schule, wollte Ärztin werden. Als sie 15 Jahre alt war, mussten ihre Eltern aus politischen Gründen um ihr Leben fürchten. Sie beschlossen, nach Deutschland zu fliehen. Dies erfuhr die Patientin erst am Tag der Flucht. Es folgten mehrere gefährliche Monate, während denen sie fast gestorben wäre.

Frau Ü. hat sich danach bemüht, weder an die Zeit in Afghanistan noch an die Flucht zu
denken. Nach dem Schulabschluss absolvierte sie eine Ausbildung in der Krankenpflege. Sie hat in diesem Beruf immer gerne gearbeitet. Privat ist sie verheiratet und Mutter einer erwachsenen Tochter. Alle ihr wichtigen sozialen Kontakte hat sie am Arbeitsplatz. Eine Therapie habe sie nie gemacht oder gebraucht, sagt sie.

Sie gibt an, seit 10 Jahren mit starken Migräneattacken zu kämpfen.

Diagnose
Mehr als die Lebensgefahr während der Flucht wird der Verlust der Heimat, der Perspektive und im Grunde der Identität traumatisch verarbeitet. Der gegenwärtig drohende Verlust der Arbeit, die als identitätsstiftend erlebt wird, triggert die unverarbeiteten Gefühle des früheren Erlebnisses. Es kommt zur Symptombildung.

F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung mit mehrjähriger Verzögerung des Auftretens der traumatischen Symptome

Behandlung
Der Therapieverlauf richtet sich nach den vier Behandlungsphasen der Dialogischen Traumatherapie (Butollo/Karl): Sicherheit, Innere Stabilität, Konfrontation, Integration.

Zunächst fördere ich die Entspannungsfähigkeit der Patientin via Achtsamkeitsübungen mit und ohne Musik, auf die sie sehr positiv reagiert. Gleichzeitig werden Trauma und Traumafolgen besprochen.

In diesem Zusammenhang können ihr Interesse an medizinischen Themen und ihre gute Auffassungsgabe als Ressource genutzt werden. Mit jedem Termin scheint sie mehr Verständnis für sich und ihre Symptome zu entwickeln.

Wir erreichen im Verlauf der Gespräche, dass Frau Ü. ihre Arbeitssituation klären kann. Sie wird für zwei weitere Monate krankgeschrieben. Dieser Zeitraum bietet ihr die Möglichkeit, die Konfrontation mit den traumatisch verarbeiteten Themen anzugehen.

Gemeinsam entwickeln wir Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung, dadurch lässt das Grübeln nach, Gefühle der Selbstwirksamkeit setzen ein. Ich bespreche die Funktion von Intrusionen und übe mit der Patientin unterschiedliche Regulierungstechniken ein.

Zunehmend beschäftigen Frau Ü. Konflikte mit Mann und Tochter. Bis dahin hat sie Selbstwert und Lebensaufgabe hauptsächlich über die Arbeit definiert, und es wird ihr deutlich, dass es andere Kriterien geben könnte. Auf diese Erkenntnis reagiert sie automatisiert mit Selbstvorwürfen und Selbstentwertung. Gefühle von Trauer und Verlust tauchen auf und können besprochen werden. Im Rahmen der Auseinandersetzung mit dem Thema Heimatverlust nimmt sie Kontakt zu Freunden aus Afghanistan auf.

Während dieser Phase der therapeutischen Arbeit weint sie schnell und viel.

In den folgenden Gesprächen kommen die ursprünglichen traumatischen Erfahrungen immer mehr in den Vordergrund, was ich analog der anstehenden konfrontativen Phase aufgreife. Frau Ü. berichtet zunächst in der dritten Person von der erlebten Flucht. Es gelingt ihr, diese zusammenhängend zu erzählen. Das Thema Verlust wird prominent, und im weiteren Verlauf des therapeutischen Prozesses beginnt die Patientin, ein neues „Heimatgefühl“ zu entwickeln.

Status quo

Frau Ü. arbeitet seit einigen Tagen wieder. Intrusionen und Vermeidungshaltung sind reduziert und schränken die Lebensqualität nur noch minimal ein. Sie möchte weiterhin therapeutische Unterstützung erhalten, um ihre erreichte Sicherheit zu stabilisieren.

Sigrid BudszuhnSigrid Budszuhn
Dipl.-Pädagogin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Gestalttherapeutin

gestalttherapie@praxis-budszuhn.de

Foto: ©fizkes / stock.adobe.com


Fallstudie aus der tierheilkundlichen Praxis

Pseudonarkolepsie

Die Besitzerin meldet sich bei mir, weil sie eine Pseudonarkolepsie bei ihrer Stute vermutet. Das Tier sei müde und lustlos, zudem habe es typische Verletzungen an den Karpalgelenken. Auch Beobachtungen und Videoaufzeichnungen würden diesen Verdacht bestätigen. Jedoch sei der Tierarzt bisher ratlos.

Patient
Stute, 17 Jahre, Warmblut, Stockmaß 1,74 m Anamnese und Befund Es gibt keine Informationen zur Vorgeschichte der Stute, außer dass sie vor 4 Jahren vor dem Schlachter gerettet wurde. Aktuell lebt sie im Offenstall in einer Herde von 14 Ponys und Pferden. Heu und Stroh sind 24/7 verfügbar. Die Besitzerin ist nur unregelmäßig vor Ort.

Mir wird ein hageres Pferd vorgestellt, das sich Menschen gegenüber sehr zugewandt verhält, jedoch auch schlapp und schwerfutterig ist. Sein Fell erscheint stumpf, leicht aufgestellt und talgig. Das Langhaar ist spärlich, die Zunge blass. Der Körperbau offenbart diverse Probleme, besonders am Übergang von BWS zu LWS. Die Muskulatur der Oberlinie ist zu gering ausgebildet. Hoher Muskeltonus und starke Faszienrestriktionen sind auffällig. An der Hinterhand stelle ich beidseits in Höhe der Sprunggelenke starke Vernarbungen fest, dort ist die Behaarung mangelhaft.

Auf eine Shu-Punkt-Abfrage erhalte ich deutliche Reaktionen.

Freundlich im Umgang, erscheint dieses Pferd regelrecht gefangen in einer erstarrten, verkrampften Hülle.

Überlegungen zur Diagnostik
Der REM-Schlaf ist gekennzeichnet durch eine absolute Skelettmuskelentspannung. Diese wichtige Schlafphase zu durchlaufen bedeutet für ein Pferd, dass es sich hinlegen muss. Macht es dies über längere Zeit nicht, fällt es irgendwann im Stehen in die REM-Phase. In der Folge führt der einhergehende Muskeltonusverlust leider oft zu Stürzen.

In der Veterinärmedizin wird darauf hingewiesen, dass der Begriff „Narkolepsie“ nahezu nie zutreffe, sondern dass die Symptomatik lediglich auf extremen Schlafmangel beim Pferd zurückzuführen sei.

Gründe, sich nicht hinzulegen, gibt es für das Pferd viele. Hierunter fallen z.B. ungünstige Herdenzusammenstellung, Haltungsbedingungen, Schmerzen oder Angst.

TCM Diagnose
Pathogener Faktor Wind (Kopf), Nieren-Yang-Mangel, Xue-Mangel, QiLeere. Wichtiges Therapieziel: Milz stärken, um Qi aufsteigen zu lassen!

Behandlung
Um die Kopf- und Halsfaszien zu entspannen, wende ich am M. temporalis und M. masseter Techniken des Myofascial Release an. Daneben erfolgen Traktion und Schüttelung des Lig. Nuchae und eine detonisierende Massage der Nackenstrecker. Außerdem lasse ich die Stute abkauen.

Für die Akupunktur wähle ich folgende Punkte:
Mi/P6 harmonisiert den Funktionskreis, hilft bei Schlafstörungen
LG 26 Notfallpunkt: öffnet die Sinne, beruhigt die Nerven
KS 9 bei Kollaps und Schwindel
Ma 36 stützt das Qi, tonisiert
KG 17 beruhigt den Geist, klärt Emotionen
Ni3 tonisiert Nieren, stärkt die Essenz
Bl 20 harmonisiert Qi, reguliert Xue
LG 4 stärkt die Essenz, Ursprungs-Qi und Nieren-Yang
Di 4 stützt Wei Qi, zerstreut Wind

Die Akupunktur führe ich mit dem Laserpen durch. Dies ist beim Ersttermin sinnvoll, um das Vertrauen nadelsensibler Tiere zu gewinnen, oder wenn es Punkte zu „nadeln“ gilt, in die keine Nadel gehört. Die Stute honoriert die Behandlung mit Kauen, Gähnen und Dösen.

Zum Abschluss erhält sie über der Lenden-, Hüft- und Kruppenmuskulatur eine Laserdusche zur Muskelentspannung (Bio Medical Systems Multiprog 2610).

Innerhalb von 14 Tagen finden drei solcher Behandlungssequenzen statt. Akupunkturpunkte und Lasertherapie werden an den jeweiligen Status quo angepasst.

Weitere Empfehlungen als Hausaufgaben für die Besitzerin:
– Opium C30 (7 Globuli täglich, 1 Woche lang)
– Crataegus vet. (5 ml täglich, auf Dauer)
– Optimierung Mineralfuttergabe sowie Zufütterung

Dazu diverse Dehnübungen, Massagetipps, Spaziergänge und Bodenarbeit (später auch vom Sattel aus), um v.a. die Psyche der anhänglichen Stute zu stützen und ihr so weiter Sicherheit zu bieten.

Verlauf
Es lässt sich eine deutliche Verbesserung beobachten. Bereits nach dem dritten Termin wird die Stute liegend gesehen. Ihr Blick ist deutlich wacher. Fell und Futterzustand erholen sich.

Weitere Behandlungen finden nach 4 und 8 Wochen statt.

Der Stallbetreiber verändert nach Rücksprache das Herdenkonzept, sodass die Stute 3 Monate nach Behandlungsbeginn in einem kleinen Verband von insgesamt sechs Großpferden stehen kann.

Fazit
Dieser glückliche Verlauf ist der Offenheit der Besitzerin zu verdanken. Angeregt durch meinen Appell an ihre Fürsorge- und Hegeverantwortung sowie die kleinen therapeutisch wirksamen Hausaufgaben verbessert sich die Mensch-Pferd-Beziehung augenfällig. In Kombination mit den positiven Effek

ten, die der kleinere Herdenverband bewirkt, kann das ursprüngliche Problem nachhaltig gelöst werden.

Ich freue mich, dass die Besitzerin wieder mehr Freude am Umgang mit ihrem Tier gefunden hat und heute mehr Zeit dort verbringt.

Mittlerweile läuft die Stute mehrmals in der Woche im Kinderreitunterricht mit und begeistert durch ihre Ausgeglichenheit und Lauffreude.

Sophia HanebuthSophia Hanebuth
Tierheilpraktikerin, spezialisiert auf TCM, Laser- und Faszientherapie

sophia@akupunktur-am-tier.com

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