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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 3/2021

Ayurveda gegen Stress

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Stressreaktionen mit der individuell passenden Strategie lösen

Wir sind umgeben von einer wundervollen Welt, die uns viele Möglichkeiten bietet, um gesund und zufrieden leben zu können. Schauen wir tiefer, zeigen sich trotz zahlreicher äußerer Annehmlichkeiten schon bald Beeinträchtigungen des körperlichen und geistigen Wohlbefindens. Wenn Sie therapeutisch tätig sind, wissen Sie, wovon ich spreche. Doch auch im privaten Bereich wächst das Ungleichgewicht. Praxen sind voll mit Menschen, die es kaum schaffen, ohne Erkältung durch das Jahr zu kommen.

Die Ursache scheint mir überdeutlich zu sein: Die unzureichende oder exzentrische Wahrnehmung der eigenen Person führt dazu, Dinge, die für die eigene Gesundheit erforderlich sind, außer Acht zu lassen. Stress dient als Entschuldigung, sich nicht um sich selbst kümmern zu müssen. Sich Zeit für sich zu nehmen ist ein tägliches Muss.

An sich selbst und seinem Tun ermüden

Die Möglichkeiten zur Regeneration stehen uns fast kostenlos zur Verfügung. Die Natur hat uns Zeiten für Aktivität und Ruhe vorgegeben. Es gilt, diese zu nutzen. Sich rechtzeitig von der Aktivität abzuwenden, fällt den meisten Menschen jedoch schwer.

Zuviel oder falsche Anregung führt in physische und mentale Erschöpfung. Zudem werden die Menschen in Ruhephasen oft mit ihrer inneren Anspannung konfrontiert, die sie nicht mehr herunterfahren lässt. Dies ist ein erstes, ernstes Zeichen, denn die innere Unruhe ist belastend und nimmt dem Menschen immer mehr die Fähigkeit, gut für sich zu sorgen und seine Grenzen zu erkennen.

Ist die gesunde Ordnung gestört, verliert der Mensch nicht nur das Gefühl der Freude, sondern auch Tatkraft, Energie und Beweglichkeit. Die innere Spannung stört den Schlaf. Bekömmliche Mahlzeiten und regelmäßige Bewegung werden vernachlässigt oder übertrieben, und so entzieht sich der Mensch immer mehr seiner natürlichen Quelle der Regeneration. Es verschiebt sich nicht nur die notwendige physische Balance, sondern auch die gesunde innere Wahrnehmung. Der Mensch verliert sich im Außen und wird zum Spielball der Einflüsse.

Sich zu über- oder unterfordern und dadurch die persönlichen Grenzen zu missachten, mag eine schlechte Gewohnheit sein, doch ist kein Schicksal. Es ist eine persönliche Entscheidung. Technik und Medien treiben diese unbewusste Art zu leben publikumswirksam an, und wo immer Sie hinschauen, wird Ihnen suggeriert, dass sie „top“ sein müssen.

Kaum einer hinterfragt, was dieses „top“ bedeutet, und folgt häufig blind den Richtwerten, die von der Gesellschaft vorgegeben werden. Nagende Unzufriedenheit oder das Gefühl der Unzulänglichkeit sind die Folge. Spätestens jetzt wäre ein Moment der Besinnung angebracht.

Ayurveda und seine Weisheit

Ayurveda vertritt das Konzept der Verschiedenheit. Der Mensch wird in seinem konstitutionellen Wesen betrachtet, woraus folgt, dass nicht jeder dem anderen gleicht. Es gibt im Ayurveda Konzepte der natürlichen individuellen Gesundheit, Bedürfnisse und Belastbarkeit. In der Praxis treffen wir ständig auf Menschen, die durch das krank wurden, was angeblich gesund hält, selbst bei den Gesundheitsbewussten, die penibel auf Fitness und Ernährung achten. Aber wir kennen auch die Nachlässigen in Bezug auf den Umgang mit sich selbst. Es scheint also nicht nur damit getan zu sein, „etwas“ für sich zu tun, sondern „das Passende“ zu wählen.

Wer die Konstitutionslehre des Ayurveda kennt, kann gut herausfinden, was das Befinden des Einzelnen ganz genau stört. Und ich wiederhole es noch einmal: Sogenannte „gesunde Dinge“ sind nicht immer und für jeden gesund!

Übrigens hilft auch das häufig als Entschuldigung bemühte „Karma“ in diesem Zusammenhang nicht weiter. Karma ist ein beliebter Grund, um Dinge, die im Jetzt zu ändern sind, nicht anzugehen. Richtig verstanden, geht es bei Karma um Handlung. Die oft bemühten Störungen aus vergangenen Leben können Sie gerne vergessen. Wer im jetzigen Leben für sich unvernünftig agiert, wird es auch im jetzigen Leben meist unmittelbar spüren.

Die Kenntnis der Konstitution hilft

Die persönliche Balance zu erhalten, bedeutet nach Ayurveda, dass der Mensch seine Grenzen kennt und sich den Folgen bewusst ist, die durch ein Zuwenig oder Zuviel von etwas für ihn entstehen. Wer seine konstitutionsbedingten Bedürfnisse berücksichtigt, wird für sich Wohlbefinden erzeugen.

Wer um die Verbindung zwischen Lifestyle und der individuellen konstitutionellen Anlage weiß, wird Stress mit anderen Augen betrachten und die Aussage verstehen, dass Stress keine Krankheit ist, sondern nur ein Symptom, das auftritt, wenn das eigene System mit einer Situation nicht fertig wird.

Die Konstitution zeigt auf, was zuträglich ist und was nicht, was der Mensch braucht oder meiden sollte. Trends, Mode, Berechnungen im Bereich Gesundheitswesen, Diäten oder die Anpreisung besonderer Nahrungsmittel treffen selten bis gar nicht die individuellen Bedürfnisse des Menschen. Ein Lebensstil, der der Konstitution abträglich ist, zeigt entsprechende Spuren.

Körper und Geist müssen das bekommen, was sie brauchen, um gesund und gut versorgt zu sein. Dies bedeutet, dass der Körper in die Lage versetzt werden muss, gesunde neue Gewebe aufzubauen und Abfälle auszuscheiden. Gesundes Blut, gesunde Haare, Knochen, Nerven etc. sind Zeichen von Gesundheit und das Ergebnis dessen, was der Konstitution zuträglich ist.

Die Diagnose „Allgemeines Erschöpfungssyndrom“ weist auf Einflüsse hin, die dem Menschen nicht zuträglich sind. Stress und die damit einhergehenden Belastungen haben einen schwächenden Einfluss auf den Körper. Ein kranker Körper kann das Nervensystem schwächen, wie auch ein kranker Geist das physiologische System beeinflusst.

Endogene Krankheiten, die häufig durch kleine, doch andauernde ungünstige Gewohnheiten und Einwirkungen entstehen, können durch die Kenntnis der natürlichen Bedürfnisse der Konstitution gut behandelt werden. Ayurveda legt viel Wert auf Prävention und bewusste Pflege. Ein stabiles Immunsystem und eine gute Ausstrahlung sind die natürliche Folge. Äußere Schönheit ist immer auch ein Produkt von Gesundheit und Wohlbefinden.

Präventive Aspekte des Ayurveda

Neben den Individuellen Empfehlungen für die Konstitution kennt die Präventive Medizin des Ayurveda auch allgemeine Empfehlungen. Beide stellen eine Art Jungbrunnen dar und halten den gesunden Menschen im Gleichgewicht.

Medizinische Aspekte des Ayurveda

Bei ernsten gesundheitlichen Störungen kennt Ayurveda wirksame Therapien, die ergänzt werden durch die Gabe ayurvedischer Heilpflanzen. Ayurveda hat dadurch die Möglichkeit, bis auf Zellebene zu wirken. Die präventiven Maßnahmen werden zur Unterstützung und als regenerative Medizin herangezogen.

Reinigende, ausgleichende und nährende Therapien wie auch Prävention machen es möglich, Ungleichgewichte der Triguna (psychische Anlagen) und der Tridosha (physiologische Kräfte) zu korrigieren. Das Körperfeuer des Menschen (Agni) steht dabei an zentraler Position.

Sind Agni und die Tridosha (Vata, Pitta, Kapha) in ihren Funktionen gestört, können Körpergewebe nicht richtig erzeugt werden und es entsteht ein Ungleichgewicht. Durch mentale Unruhe getrieben handelt der Mensch falsch, auch dadurch wird die gesunde Funktion und Bildung der Gewebe beeinträchtigt.

Mehr Wissen schafft individuelle Gesundheit

Die sicherste Art, sich instabil zu machen, ist, Lust mit Bedarf zu verwechseln. Meist tun Menschen die Dinge, die sie mögen, nicht das, was sie brauchen. Da viele nur wenig über die Zusammenhänge im Körper wissen, haben sie kaum Vorstellung davon, wie unpassende Nahrung, Verhalten und Gewohnheiten zur Entwicklung auch schwerer Störungen beitragen. Hierfür ist therapeutische Begleitung notwendig.

Was wäre aber, wenn nicht nur Therapeuten, sondern jeder die präventiven Maßnahmen des Ayurveda kennen und leben würde? Zu wissen, was jedes Familienmitglied braucht, um gesund zu sein? So manches Missverständnis könnte vermieden werden und ein harmonisches Miteinander einkehren.

Fazit

Ausleitende, aufbauende und nährende Therapien, die Gabe von Heilkräutern, Empfehlungen für den Alltag, Ernährung und Lebensstil betreffend, sind die Grundlagen der Ayurvedischen Medizin. Sie stützen sich auf das Wesen der 5 Elemente und das daraus entstandene Dosha-Konzept. 80% der Ursachen von Beschwerden, bis hin zu schwersten und chronischen Krankheiten, liegen meiner Erfahrung nach darin, dass Menschen gegen ihre Konstitution leben. Sobald sie damit beginnen, mehr auf die spezifischen Bedürfnisse ihrer Konstitution einzugehen, lösen sich viele Schwierigkeiten.

Der gesunde Mensch nutzt die präventiven Methoden des Ayurveda zur Erhaltung der Gesundheit, denn dies ist deutlich einfacher, als Gesundheit wiederherzustellen. Ayurveda birgt einen Wissensschatz, der es erlaubt, Leben in all seinen Aspekten zu ergründen und zu verstehen. Ayurveda ist eine Perle: Wer bereit ist, tief in dieses Wissen einzutauchen, wird nicht nur fündig, sondern auch weise.

Ayurveda kann auch heute viel zu echtem Wissen und Verständnis von Mensch und Natur beitragen. Die Zeit ist da, sich selbst bewusster um die eigene Gesundheit zu kümmern. Mehr zu wissen und sich zu befreien von überholten Strukturen. Ich kann sagen, dass eine Symbiose zwischen Ayurveda und Schulmedizin sehr gut funktioniert. In meiner über 10-jährigen Zusammenarbeit mit einer Allgemeinärztlichen Praxis, die auch naturheilkundlich orientiert war, konnten wir zufrieden feststellen, dass sich beide Ansätze hervorragend ergänzen.

Helga FuchsHelga Fuchs
Ayurveda-Spezialistin und Yogalehrerin, umfangreiche Aufenthalte in Indien, Dozentin für Ayurveda und Yoga an den Paracelsus Schulen
kontakt@yoga-ayurved.com

Foto: © gudenkoa / adobe.stock.com

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