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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 3/2021

Kraftpaket für unsere Abwehr

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Mit Selen und Coenzym Q10 das Immunsystem stärken

In der klassischen, von Leitlinien dominierten Medizin wird das Thema „Stärkung des Immunsystems“ weitgehend ausgeklammert. Das ist schwer verständlich, denn es gibt valide Daten, dass Vitalstoffe unser Immunsystem erheblich leistungsfähiger machen können. Im Folgenden wird dies an den Beispielen von Selen und Coenzym Q10 näher beschrieben.

Selen

Die Bedeutung des Spurenelements Selen wurde erst 1957 aufgedeckt, bis dahin galt es als schädlich für die Gesundheit. Genau das Gegenteil ist der Fall, denn im Körper existieren 21 Selenoproteine mit wichtiger Funktion für unseren Organismus. Dabei handelt es sich um Eiweißverbindungen, die Selen in ihrem aktiven Zentrum tragen und zellschädigendem oxidativem Stress entgegenwirken können.

Unsere Körperzellen sind nicht nur durch Erreger gefährdet, sondern ebenfalls durch Freie Radikale. Dabei handelt es sich um reaktive Verbindungen, zumeist mit Sauerstoff, die die Zellfunktionen massiv stören können und so zum Zelluntergang führen. Im Immunsystem ist das besonders problematisch, da die komplexen Immunzellen sehr sensibel auf radikalische Angriffe reagieren. Im Abfangen von Radikalen sind Glutathionperoxidasen äußerst effektiv. Damit diese Enzymsysteme funktionieren, benötigen sie jeweils vier Selenatome in ihrem Zentrum. Somit übernimmt Selen eine Schlüsselrolle in der Abwehr Freier Radikale und im Rahmen der Stärkung unseres Immunsystems.

Hochaktuell ist die Wirkung von Selen auf das Corona-Virus. Damit ein Virus an einer menschlichen Zelle „andocken“ kann, müssen sich die Spike-Proteine auf seiner Oberfläche mit der menschlichen Zelle verbinden. Selen reagiert mit Sulfhydrylgruppen im Zentrum des Virus und inaktiviert diese. In der Folge verlieren die Spikes auf der Oberfläche des Virus ihre Fähigkeit, sich mit den Zellen des menschlichen Körpers zu verknüpfen. Derartige Effekte wurden schon früher bei Ebola-Virusinfektionen beschrieben.1) Tatsächlich zeigte sich im eigenen Patientenkollektiv, dass diejenigen, die regelmäßig Selen ergänzten, bei einer Corona-Infektion einen deutlich milderen Verlauf aufwiesen.

Neben seiner antioxidativen Funktion stärkt Selen das Immunsystem noch auf andere Weise: Es steigert die Bildung von Natürlichen Killerzellen. Wie ihr Name vermuten lässt, sind dies Abwehrzellen an der vordersten Front unseres Immunsystems, die Eindringlinge, z.B. Viren und Bakterien, sofort eliminieren. Zusammen mit den Vitaminen D und E sowie einigen Pflanzenbegleitstoffen verbessert Selen auch die Leistungsfähigkeit der T-Lymphozyten und wirkt der Bildung von hochmolekularem Polymer-Parafibrin entgegen. Diese Substanz führt speziell bei COVID-19-Patienten zu Mikrogerinnseln und Embolien, die oft im Endstadium der Erkrankung zu finden sind und den Tod herbeiführen können.2)

Da die Entstehung von Krebserkrankungen stark vom Immunsystem abhängt, ist es nur logisch, dass Selen v.a. in der Vorbeugung vor Krebsleiden eine wichtige Rolle spielt. Immer wieder konnte nachgewiesen werden, dass eine gute Selenversorgung mit einem erniedrigten Krebsrisiko verbunden ist. Als Beispiel sei hier die Arbeit von Jiang et al. genannt, der dies mit seiner Forschungsgruppe für Brustkrebs nachwies.3)

Schädliche Proteinsulfhydrylgruppen, die das Immunsystem angreifen, werden durch Selen in inaktive Disulfidverbindungen umgebaut.4) Nimmt man die Wirkung des Selens im Rahmen der Glutathionperoxidase und der übrigen Selenoproteine hinzu, wird ersichtlich, wie wichtig dieses Spurenelement für unsere Gesundheit ist. Leider ist die Selenversorgung der Bevölkerung durch die Nahrung zu niedrig, als dass das Spurenelement all seine wichtigen Funktionen ausführen kann.

In Deutschland und Österreich werden im Schnitt nur 30 µg Selen am Tag zugeführt, in England sind es 40-50 µg am Tag. Ideal wären 100-200 µg Selen täglich! Um sich mit genügend Selen zu versorgen, sollten Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden. Organische Supplemente werden besser verwertet (z.B. SelenoPrecise, Phama Nord) und können im Körper gespeichert werden. Sie sollten in der Vorbeugung und täglichen Anwendung verwendet werden. Anorganische Verbindungen wie Selenit und Selenat werden zwar schneller verwertet, jedoch nur schlecht aufgenommen. Anorganisches Selen eignet sich zur Infusionstherapie, wenn eine schnelle Wirkung erforderlich ist (z.B. bei akuten Infektionen, Tumorerkrankungen).

Coenzym Q10

gehört zu den Vitaminoiden (vitaminähnliche Substanzen). Der menschliche Körper kann es bis etwa zum 35. Lebensjahr selbst in ausreichender Menge bilden. Danach und bei Krankheit schon früher nimmt die körpereigene Produktion immer mehr ab.
Coenzym Q10 ist ein wesentlicher Faktor für die Energiegewinnung in unserem Körper. Diese findet in den Mitochondrien statt, die in jeder unser 80 Billionen Körperzellen zu finden sind. Je mehr Energie ein Organ verbraucht, desto mehr Mitochondrien sind in dessen Zellen vorhanden. In den Mitochondrien wird die Energie über die Atmungskette gebildet. Dabei werden vom Coenzym Q10 Elektronen übertragen. Das Problem der hochaktiven Mitochondrien ist, dass sie sehr anfällig für radikalische Angriffe sind. Oxidativer Stress – auch im Rahmen einer Infektion – kann die Energieversorgung der Zellen massiv stören. Dadurch können die Immunzellen funktionslos werden. So gesehen trägt Coenzym Q10 erheblich zu einem gut funktionierenden Immunsystem bei, denn es optimiert die Energieausbeute, schützt gleichzeitig die Mitochondrien vor oxidativem Stress und unterstützt das Vitamin E als Radikalfänger an der Zellwand der Mitochondrien.

Menschen, die älter als 35 sind, oder jüngere chronisch Kranke sollten täglich 100-200 mg Coenzym Q10 zu sich nehmen. Menschen mit Herzerkrankungen oder mit Autoimmunerkrankungen sind 300 mg am Tag zu empfehlen. Tatsächlich erreichen wir über die Nahrung aber nur ca. 5 mg täglich. Daher sollte auch hier auf Nahrungsergänzungen zurückgegriffen werden.

Eine wissenschaftliche Studie aus Spanien hat gezeigt, dass oxidiertes Coenzym Q10 (hier: Q10 Bio-Qinon Gold 100mg, Pharma Nord) am besten vom Organismus aufgenommen werden kann. Wichtig zu wissen ist, dass Coenzym Q10 über unser lymphatisches System in den Körper gelangen muss, was 6-8 Stunden dauert. Werbungen, die eine Sofortwirkung versprechen, sind falsch. Coenzym Q10 beeinflusst außerdem die Wirkung von Blutgerinnungshemmern vom Typ der Vitamin-K-Gegenspieler. Menschen, die diese einnehmen (z.B. Phenprocoumon, Handelsname: Marcumar), sollten ihre Gerinnung zu Beginn einer Coenzym-Q10-Einnahme öfter überprüfen lassen.

Starkes Team, nicht nur im Alter

Viele Medikamente, v.a. Cholesterinsenker vom Typ der Statine, stören oder blockieren die körpereigene Bildung von Coenzym Q10. Das ist für das Immunsystem fatal, denn seine Zellen sind auf eine gute Energieversorgung angewiesen. Gerade ältere Menschen, die sowieso schon eine verminderte Ubichinon-Produktion haben, bekommen oft viele und verschiedene Medikamente. Das daraus resultierende erhebliche Energiedefizit erklärt die Infekt- und allgemeine Krankheitsanfälligkeit älterer Personen. In einer wissenschaftlichen Studie an gut 400 gesunden Schweden über 70 Jahre (Kisel10-Studie) konnte nachgewiesen
werden, dass allein die Supplementation mit Selen und Coenzym Q10 die Sterblichkeit im Verlauf von 4 bzw. 10 Jahren halbieren kann.

Fazit

Selen und Coenzym Q10 sind für ein gut funktionierendes Immunsystem essenziell. Beide Vitalstoffe werden über die Nahrung zu wenig aufgenommen, sodass eine Supplementation sich schnell sehr positiv auf unser Immunsystem auswirkt.

Literatur
1) Kieliszek M, Błażejak S: Selenium – significance, and outlook for supplementation. Nutrition 2013; 29 (5):713–8.
2) Fogarty H, Townsend L, Ni Cheallaigh C, Bergin C, Martin-Loeches I, Browne P, et al.: COVID-19 Coagulopathy in Caucasian patients. Br J Haematol. 2020 Jun;189(6):1044-1049.
3) Jiang C, Jiang W, Ip C, Ganther H, Lu J. Selenium-induced inhibition of angiogenesisin mammary cancer chemopreventive levels of intake. Mol Carcinog 1999;26:213–35
4) Brown KM, Arthur JR. Selenium, selenoproteins and human health: a review. Public Health Nutr 2001;4(2B):593–9.

Buch-Tipp
Dr. Edmund Schmidt & Nathalie Schmidt: Vitalstoffe gezielt einsetzen –
Heilen mit Vitaminen, Mineralstoffen, Aminosäuren, Fettsäuren und Co.
Schirner Verlag

Dr. med. Edmund SchmidtDr. med. Edmund Schmidt
Facharzt für Allgemeinmedizin, Chirotherapie, Ernährungsmedizin und Schmerztherapie
information@praxis-schmidt-ottobrunn.de

Nathalie SchmidtNathalie Schmidt
Erfahrene Vitalstoff-Expertin, Coach im Bereich ganzheitliche Lebensführung, Autorin
information@energie-lebensberatung.de

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