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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/2023

Unsere Heilpflanze: Vergissmeinnicht . Myosotis ssp.

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Auch bekannt als: M. sylvatica, M. arvensis, Mausöhrchen, Froschäuglein, Katzenauge, Männertreu, Blauer Himmelsschlüssel, Blauer Augentrost, Je-länger-je-lieber

Es gibt weltweit über 50 Myosotis-Arten, die zur Familie der Borretschgewächse (Raublattgewächse, Boraginaceae) gehören. Verbreitet sind sie in Europa, Asien, Afrika, Australien und Nordamerika. In Europa kommen 41 Arten vor. Sie bevorzugen frische, nährstoffreiche Lehmböden und gedeihen in Äckern, an Wegrändern, Ruderalstellen sowie in Gebüschen.

Der Begriff Myosotis entstammt dem Griechischen und bedeutet „Mäuseohr“. Der deutsche Name geht auf eine Sage aus dem Mittelalter zurück, die seit dem 15. Jahrhundert bezeugt ist: Danach habe die kleine Pflanze Gott gebeten, sie nicht zu vergessen. Diese Deutung findet sich in vielen Sprachen wieder.

Woran erkennt man das Vergissmeinnicht?

Myosotis ssp. zählt zu den einjährigen krautigen Pflanzen (z.B. das Acker-Vergissmeinnicht), es kann aber auch als überwinternd einjährige (winterannuell) oder als zweijährige Pflanze (Wald-Vergissmeinnicht) vorkommen. Das Sumpf-Vergissmeinnicht ist dahingegen eine mehrjährige Pflanze.

Vergissmeinnicht-Arten erreichen Wuchshöhen von 10-40 cm. Die Stängel sind meist verlängert, aufsteigend bis aufrecht und oft schon vom Grund an stark verzweigt. Im beblätterten Bereich stehen die Stängel ab, im unbeblätterten sind sie angedrückt. Die Pflanzenteile oberhalb des Bodens sind kurz flaumig behaart oder kahl. Die Laubblätter sind wechselständig, ganzrandig und (meist) behaart. Die Blütezeit dauert in unserer Region von Juni bis Oktober. Die Blüten mit einem Durchmesser von 2-4 mm stehen dicht, an der Basis und an den unteren Blüten hat die Pflanze keine Blätter.

Wie wirkt das Vergissmeinnicht?

Der Pflanze werden entzündungshemmende, zusammenziehende, beruhigende und stärkende Effekte zugeschrieben. Auf diese Weise kann das Vergissmeinnicht vielen Einsatzzwecken dienen, v.a. wenn keine stärker wirksamen Heilpflanzen zur Verfügung stehen. Es kann ähnlich verwendet werden wie Beinwell oder Lungenkraut. Die Wirkung fällt jedoch etwas schwächer aus.

In der Volksheilkunde wird das Vergissmeinnicht bei bakteriellen und viralen Infektionen eingesetzt, z.B. bei Bronchitis und anderen Entzündungen des Respirationstraktes sowie – inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen – bei diversen Arten von Tuberkulose. Es stoppt bzw. hemmt Blutungen bei Wunden und wird auch bei Quetschungen eingesetzt. Außerdem wirkt es gegen Durchfall und kann Entzündungen verlangsamen. Letzteres gilt besonders für den Verdauungstrakt. Die Anwendung erfolgt dann bevorzugt als Tee.

In der Homöopathie wird das Acker-Vergissmeinnicht manchmal bei Erkrankungen des Lymphsystems und zur Stärkung des Immunsystems genutzt. Dabei finden Kraut und Wurzel in Form von Tropfen oder als Tabletten Verwendung.

Achtung: Vergissmeinnicht darf nicht bei Erkrankungen der Schilddrüse genommen werden. Vorsicht ist auch bei der Behandlung von Kindern und Schwangeren geboten. Hier sollte der Einsatz nur äußerlich erfolgen und eine Dauer von maximal 4-6 Wochen nicht überschritten werden.

Eigenschaften

  • adstringierend
  • angstlösend
  • antidepressiv
  • antiviral
  • beruhigend
  • blutstillend
  • entzündungshemmend
  • hustenlösend
  • immunstärkend
  • lymphflussanregend
  • tonisierend

Anwendungsgebiete

  • Augenentzündungen
  • Erkältungskrankheiten
  • Immunschwäche
  • Darmentzündungen
  • Durchfall
  • Hautentzündungen
  • Lungenbeschwerden
  • Lymphknotenschwellungen
  • Nasenbluten
  • Nervosität
  • Prellungen
  • Quetschungen
  • Rekonvaleszenz
  • Tuberkulose (Lunge, Darm)
  • Verdauungsbeschwerden
  • Verstauchungen
  • Wundheilungsstörungen
  • Zerrungen

Welche Wirkstoffe sind im Vergissmeinnicht enthalten?

0,05-0,12% leberschädigende Pyrrolizidinalkaloide, 5-6% Gerbstoffe, Kalium, Saponine (Schleimstoffe), 1-7% Flavonoide (Quercetin, Rutin, Luteolin, Flavin), Fettsäuren und Rosmarinsäure.

Welche Pflanzenteile werden medizinisch verwendet?

Überwiegend das blühende Kraut, aber auch die Wurzel und der frische Presssaft des Krautes werden genutzt.

Anwendung

Als Tee 1-2 TL blühendes Kraut mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, dann 10 Minuten ziehen lassen, abseihen und in kleinen Schlücken trinken (über den Tag verteilt 1-3 Tassen). Der Tee kann auch äußerlich angewendet werden, z.B. für Umschläge, Bäder oder Waschungen. Oft setzt man dafür lieber die verdünnte Tinktur ein.

Als Tinktur In einem Schraubdeckelglas das Kraut mit Doppelkorn oder Weingeist übergießen, bis es vollständig bedeckt ist. 6-8 Wochen stehen lassen, danach abseihen und in eine dunkle Flasche füllen.

Wissenswertes

Die Blüten können als essbare Dekoration für Salate oder Dips verwendet werden. Ihr Geschmack erinnert an Grünen Tee.

Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Gesundheitsakademien

fh@herfurth.org

Fotos: © ulada I adobe.stock.com, © Björn Wylezich I adobe.stock.com

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