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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 3/2011

Auf den Zahn gefühlt

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Adriane Elbert berichtet über Ursachen und Folgen einer Parodontalerkrankung und wie man dem Problem Zahnverlust entgegenwirken kann.

© Christoph Hähnel - Fotolia.comMangelnde Mundgesundheit ist ein zahnmedizinisches Problem, das den gesamten Organismus betrifft. Neben Karies ist eine Parodontalerkrankung (Erkrankung des Zahnbettes) die häufigste Ursache für Zahnverlust in jedem Lebensalter.

Die Entzündung beginnt mit einer Zahnfleischschwellung, Rötung und Blutung des Zahnfleisches (Gingiva) und wird vom Patienten oft nicht bemerkt, da sie nicht schmerzhaft ist.

Gingivitis (Zahnfleischentzündung) wird meist durch Bakterien (Aggregatibacter actinomycetemcomitans, Streptokokken, gramnegative anerobe Stäbchen u.a.) hervorgerufen, die sich im Zahnbelag befinden. Teilweise verhärtet sich der Belag durch den Speichel zu Zahnstein, der an der Gingiva einen ständigen mechanischen Reiz auslöst. Damit sich diese Bakterien überhaupt ansiedeln und vermehren können, ist ein bestimmtes Milieu im Mund sowie im ganzen Körper notwendig, welches sich die Patienten, ohne es zu wissen, oft selbst schaffen.

Weitere Ursachen können hormonelle Einflüsse wie Pubertät, Schwangerschaft und Klimakterium, Blutbildungsstörungen wie Leukämie, Mangelernährung oder Fast Food, Vitamin C Mangel, Nikotinabusus und ein gestörtes Gesamtsystem sein. Eine wichtige Rolle spielt die körpereigene Abwehr. Auch insuffiziente Füllungen, abstehende Füllungs- oder Kronenränder, eine Fehl- oder Überbelastung der Zähne können den Krankheitsverlauf begünstigen.

Die angesiedelten Bakterien scheiden ihr Stoffwechselendprodukt als Toxin aus, welches die Entzündung hervorruft.

Wenn die Gingiva anschwillt, entstehen Zahnfleischtaschen, in denen sich immer mehr Zahnbelag (Plaque) mit enthaltenen Bakterien ansammelt. Die Schwellung wird massiver, sodass immer mehr Belag Platz hat und weiter in Richtung Knochen wandert. Das Knochengewebe ist nicht resistent gegen diese Bakterien und fängt an, sich langsam abzubauen. Die Spätfolge ist, dass die Zähne, die normalerweise in Knochen, Knochenhaut und Gingiva eingebettet sind und einen festen Halt haben, langsam locker werden, wackeln und im fortgeschrittenen Stadium verloren gehen. Dieses Stadium nennt man Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates). Knochen, die sich aufgrund einer Parodontitis zurückziehen, können sich weder naturheilkundlich noch mit biologischer Medizin regenerieren, d.h. sie wachsen nicht mehr nach. Die Erkrankung kann aber ausheilen und der Knochenrückgang gestoppt werden.

Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Mundgesundheit, sondern auf den gesamten Körper, denn der Mund ist der Eingang zum Darm und somit zum ganzen System.

Die Bakterien können nun einfacher durch die Mundhöhle in den Blutkreislauf gelangen und das Risiko für eine Endokarditis (Herzklappenentzündung) ist erhöht. Bei Frauen in der Schwangerschaft ist nachgewiesen, dass die Bakterien eine Frühgeburt auslösen oder das Geburtsgewicht reduzieren können. Durch die ständige Entzündung wird das Immunsystem geschwächt und der Körper kann nicht mehr ausreichend auf eine Superinfektion reagieren.

In einer solchen Situation ist eine ganzheitliche Betrachtungsweise unbedingt notwendig. Die Lehre der Akupunktur zeigt uns, dass die Zähne bestimmten Organen zugeordnet werden können. So kann die Erkrankung eines Zahnes oder dessen Zahnbettes ein Indiz für die Erkrankung eines Organs sein oder umgekehrt. Beispielweise stehen die oberen Frontzähne für Blase und Niere, die oberen Backenzähne für Milz, Magen, Dickdarm und die unteren Backenzähne für die Lunge.

Therapieansatz

Wichtig ist es, die weichen Beläge (Plaque) sowie die harten Beläge (Zahnstein und Konkremente) mechanisch bei einem Zahnarzt von einer gut ausgebildeten Prophylaxehelferin entfernen zu lassen und den Patienten mit Tipps und Tricks für die heimische Mundhygiene zu motivieren. Dies kann in 1 bis 3 Sitzungen erfolgen, da ein Abheilungsprozess immer abgewartet werden muss. Im frühen Stadium der Gingivitis ist diese noch reversibel. Ist das Stadium schon stark fortgeschritten, d.h., sind weiche und harte Beläge mit ihren Bakterien schon stark in die Tiefe gerutscht, besteht die Möglichkeit, diese unter örtlicher Betäubung vom Zahnarzt entfernen zu lassen. Erst wenn die bakterielle Ursache beseitigt wurde, ist eine Basis zur erfolgreichen Weiterbehandlung geschaffen. Unumgänglich sind dabei die Nahrungsumstellung, das Einstellen des Nikotinabusus und das Therapieren von organbedingten Krankheiten, die im Zusammenhang zu den Zähnen stehen, sowie der Ausschluss von Blutbildungsstörungen. Auch hormonelle Umstellungen sind zu berücksichtigen.

Um die Ausheilung zu unterstützen, bieten sich Einzelhomöopathika, Biochemie nach Dr. Schüssler, milieuverbessernde Maßnahmen in Form von naturheilkundlichen Spüllösungen, die das gesunde Milieu erhalten und fördern, an. Des Weiteren erzielt man gute Erfolge mit Komplexmitteln. Neben jeder der beschriebenen Therapien ist jedoch vor allem auf eine konstante Mundhygiene zu Hause zu achten.

Adriane Elbert
Adriane Elbert
Prophylaxehelferin in der Zahnarztpraxis, Heilpraktikerin i. A. an der Paracelsus Schule Lindau
adriane-elbert@web.de

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