aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2015
Einsatz von Antibiotika
Gedanken zu Antibiotikaresistenzen
Das Bundeskabinett hat am 13. Mai 2015 seine neue Deutsche-Antibiotika-Resistenz-Strategie (DART 2020) verabschiedet. Antibiotika sind zwar das wichtigste Instrument zur Behandlung bakterieller Infektionen, man geht aber davon aus, dass durch Resistenzen die Behandlungsmöglichkeiten gegen die Erreger stark eingeschränkt werden.
Die beschlossenen Maßnahmen zur Verhinderung bzw. Senkung von Resistenzen gehen aber von einem falschen Ansatz aus oder greifen noch nicht an der richtigen Stelle.
Sicher ist es richtig, in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen die hygienischen Zu- und Umstände deutlich (!) zu verbessern und für besonders gefährliche Keime eine verschärfte Meldepflicht einzuführen.
Das Verbot des präventiven Einsatzes von Antibiotika wird leider noch zu oft unterlaufen.
Häufig werden Antibiotika sogar bei viralen Erkrankungen verabreicht, um eine Sekundärinfektion durch Bakterien zu verhindern, was dem präventiven Einsatz von Antibiotika entspricht!
Das Verbot gilt definitiv für den Einsatz bei Menschen. In der Tierhaltung – insbesondere in der Geflügel-„Produktion“ – ist der Antibiotikaeinsatz noch immer an der Tagesordnung.
Man kennt das geflügelte Wort, dass man bei Antibiotikabedarf ein Putenschnitzel oder ein Stück Hähnchenbrust essen solle, da wären genug Antibiotika enthalten.
Es gibt sicher Fälle, in denen ein schneller Einsatz von Breitspektrum-Antibiotika gerechtfertigt ist. Aber sehr oft könnte man ein Antibiogramm erstellen, damit Antibiotika zielgerichtet eingesetzt werden können. Dazu haben aber gerade viele niedergelassene Ärzte häufig nicht die Zeit. Sie setzen auch aus Zeitgründen viel lieber ein breit wirkendes Antibiotikum ein, um den Menschen so schnell wie möglich Beschwerdefreiheit zu verschaffen.
Wenn man verstehen will, wie sich Resistenzen ausbilden, muss auch der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung besonders kritisch überdacht werden. Nicht umsonst wird von einem Antibiotikamissbrauch in der Massentierhaltung gesprochen. Auch der Import von Geflügelfleisch und anderen Fleischarten schützt vor Resistenzen nicht, da diese vor Grenzen nicht halt machen. Zudem werden nach geltendem Recht immer noch Anreize geschaffen, den Verkauf von Antibiotika zu steigern.
Es kann eben nicht auf eine „gemeinsame Strategie” in der Bekämpfung von Resistenzen gewartet werden. Wie das gehen kann, zeigt die Praxis in den Niederlanden, wo ein Patient bei einer Einlieferung ins Krankenhaus zunächst für 2 Tage auf eine Isolierstation kommt, auf (auch multiresistente) Keime untersucht wird und bei einer Infektion in Quarantäne genommen wird. Dem kann man entgegenhalten, dass dabei viel Geld ausgegeben wird. Aber immerhin liegt dadurch in den Niederlanden der Anteil an gefährlichen Erregern nur bei 3%, während es in Deutschland bis zu 50(!)% sind. Und das wird doch im Endeffekt dann deutlich teurer.
Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen