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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/2016

Störungen und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems bei Säugetieren

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© natara I fotolia.comErkrankungen am Herz-Kreislauf-System haben in den letzten Jahren nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tieren zugenommen. Hauptursachen sind angeborene Herzfehler, Notfälle, zudem oftmals scheinbar erst unbedeutende Symptombilder, die nicht immer, aber doch auch Herzerkrankungen auslösen können.

Funktion des Herzens und des Blutkreislaufes der Säugetiere

In diesem Artikel möchte ich das Herz-Kreislauf-System von Säugetieren in Augenschein nehmen; diejenigen von Reptilien oder Vögeln unterscheiden sich in Art und Funktion, sollen hier aber nicht erwähnt werden. Das Herz-Kreislauf-System der Säugetiere besteht aus dem Herzen und einem weitverzweigten System aus Blutgefäßen. Das Herz ist ein Muskel und funktioniert als „Druck-Saug-Pumpe“. Das resultierende Zusammenspiel von Über- und Unterdruck sorgt dafür, dass das Blut über folgenden Mechanismus im Körper verteilt und in Bewegung gehalten wird: Sauerstoffarmes Blut aus dem Körper gelangt im Herz über die obere Hohlvene in den rechten Vorhof und wird anschließend durch die Trikuspidalkappe in die rechte Herzkammer weitergegeben, die sich danach schließt. Sodann öffnet sich die Pulmonalklappe, woraufhin das Blut über die Lungenschlagader in die Lunge gelangt, wo es Sauerstoff aufnehmen kann. Durch die Lungenvenen wird das nunmehr sauerstoffreiche Blut in den linken Vorhof des Herzens gepumpt und fließt gesammelt durch die Mitralklappe in die linke Herzkammer, wo sich die Aortenklappe öffnet und das Blut dann weiter über die Aorta in den Körperkreislauf fließen kann.

Neben der Versorgung des Körpers mit Sauerstoff sind die Aufgaben des zirkulierenden Bluts Aufnahme und Weitergabe von Nährstoffen, Abtransport von Schlacken und Wärmeleitung. Weiterhin sorgt es für die Verteilung von Stoffwechselprodukten und Hormonen. Auch bei den immunologischen Abwehrvorgängen spielt der Blutkreislauf eine wichtige Rolle.

Der Tierheilpraktiker kann durch eine Untersuchung des Tieres allgemein und des Herzens im Speziellen schon frühzeitig und sicher Anormales und mögliche Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems erkennen und diese auch gut mit natürlichen Mitteln behandeln.

Herzinsuffizienz beim Tier

Unter einer Herzinsuffizienz versteht man eine Leistungsminderung einer oder beider Herzhälften. Trotz Ausschöpfung aller morphologischen und funktionellen Kompensationsmechanismen kann das Herz die ausreichende Versorgung der Peripherie mit Blut nicht mehr gewährleisten. Oftmals erscheinen die Tiere schwach und schlafen sehr viel, da sie chronisch müde sind. Auch sind sie häufig abgemagert, da sie ihren Futternapf nicht mehr anrühren. Die Schleimhäute sind auffallend violett bis bläulich verfärbt.

Die Ursachen einer Herzinsuffizienz beim Tier sind sehr vielfältig und können sowohl im Herzen selbst als auch an anderer Stelle zu finden sein, z.B. erhöhtes Körpergewicht, Gene. Deshalb ist eine ausführliche Anamnese unbedingt von Nöten, um ein erfolgreiches Behandlungskonzept erstellen zu können. Am leichtesten sind Störungen des Elektrolythaushalts durch falsche und einseitige Ernährung oder Stoffwechselkrankheiten mithilfe entsprechender Nahrungsergänzungsmittel zu behandeln; Herzklappenfehler (angeborene oder erworbene) oder Stoffwechselstörungen können weitere mögliche Ursachen sein.

Das kranke Tier sollte weiterhin ausreichend bewegt werden, jedoch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass dies regelmäßig und gleichmäßig erfolgt. Einen kranken Hund sollte man z.B. nicht in der prallen Sonne stundenlang einer Frisbeescheibe hinterherjagen lassen, jedoch sind mehrmals täglich 20- bis 30-minütige Spaziergänge gesundheitsfördernd. Zudem sollte auf eine gesunde Ernährung sowie auf die Einhaltung des Normalgewichts geachtet werden, um die Lebensqualität des erkrankten Tieres mindestens zu erhalten oder sogar zu verbessern. Ebenso sollte auf ein natriumarmes Futter zurückgegriffen werden. Als Ergänzungsmittel wären essenzielle Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren) wichtig, da diese vom Tier selbst nicht gebildet werden können; sie spielen aber im Rahmen der Herzgesundheit eine wesentliche Rolle. Zusätzlich unterstützend eignet sich die Gabe von Naja tripudians D6 Globuli.

Sinusarrhythmie beim Hund

Bei der Sinusarrhythmie kommt es, abhängig von der normalen Atmung, zu einer regelmäßigen Zu- und Abnahme der Herzfrequenz. Bei Hunden ist die Sinusarrhythmie physiologisch und während einer Pulsmessung, die am besten an der Arteria femoralis erfolgt (Innenseite Oberschenkel im femoralen Dreieck), leicht zu erkennen: Bei der Einatmung ist der Puls schneller, bei der Ausatmung verlangsamt er sich. Die normale Pulsfrequenz von großen, ausgewachsenen Hunden liegt im Ruhezustand bei 70-100 Schlägen pro Minute. Die normale Atemfrequenz eines ausgewachsenen Tieres liegt bei 10-30 Atemzügen pro Minute.

Wenn bei der Pulsmessung keine weiteren Auffälligkeiten festzustellen sind, ist keine Behandlung des Tieres nötig. Bei sehr starker Ausprägung jedoch, z.B. wenn die Arrhythmie im Zuge von Atemwegserkrankungen auftritt – hier kann es aufgrund intrapleuraler Druckänderungen auch zu sehr hohen Schwankungen im Vagustonus kommen – muss neben der Atemwegserkrankung als Ursache auch die Arrhythmie behandelt werden. Oftmals reicht die Gabe von homöopathischen Mitteln; je nach Zustand des Tieres sollte der Tierheilpraktiker individuell entscheiden, welches Mittel in welcher Dosierung infrage kommt.

Blutanämie bei der Katze

Eine Anämie bedeutet ein Mangel an roten Blutkörperchen und/ oder rotem Blutfarbstoff, sodass in der Folge eine Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff stattfindet. An Blutanämie erkrankte Katzen wirken lustlos, lethargisch und schwach, oftmals sind die Tiere auch abgemagert. Charakteristisch sind blasse Schleimhäute, eine gesteigerte Herzrate sowie eine erhöhte Atemfrequenz. Hauptauslöser einer Anämie können sein:

  • Unterfunktionen oder Schädigungen des Knochenmarks
  • Blutverlust, z.B. durch Blutungen, immunologische Reaktionen
  • Störungen der Blutbildung: Eisenmangel, Folsäurenmangel etc. mit entsprechend fehlgebildeter Erys

Mit einer Blutuntersuchung kann der Tierheilpraktiker zuverlässig herausfinden, welche individuelle Ursache bei der Katze vorliegt, und seine Behandlung entsprechend auslegen. Je nach Ursache werden Cuprum metall. D6 und Plumbum metall. D12 eingesetzt, um die Blutbildung wieder anzukurbeln, kombiniert mit Arsenicum album D12, wenn die Anämie durch eine vorübergehende Blutung entstanden ist, China D6, wenn der Auslöser eine vorherige Erkrankung war, oder Chininum sulfuricum D4, wenn eine Anämie mit Erythrozytenschädigung vorliegt. Falls die Blutarmut sehr weit fortgeschritten ist, sind Bluttransfusionen dringend nötig, um der Katze zu helfen.

Kreislaufkollaps durch Hitze

Gerade im Sommer ist der Leichtsinn vieler Tierbesitzer Grund für hitzebedingte Kreislaufzusammenbrüche, sei es der im geschlossenen Auto zurückgelassene Hund, das Kaninchen im Gartenauslauf ohne schattige Rückzugsmöglichkeiten oder der „vergessene“ Hamsterstall am Sonnenfenster. Wird ein Kreislaufkollaps nicht rechtzeitig behandelt, kann dies schlimmstenfalls zum Tod des Tieres führen. Daher sollten Tierbesitzer immer darauf achten, dass ihre Tiere nicht der prallen Sonnen ausgeliefert sind, dass im Auslauf ausreichend Schattenplätze vorhanden sind, Käfige an kühleren Standorten platziert werden und dass den Tieren immer genügend frisches Trinkwasser angeboten wird. Gassi-Runden sollten lieber in die frischeren Morgen- und Abendstunden verlegt werden.

Ist es aber dann doch passiert, dass das Tier einen Hitzekollaps erlitten hat, muss sehr schnell gehandelt werden. Zuerst bringt man es an einen schattigen Platz und kühlt zunächst die Beine, dann den Bauchbereich und anschließend Brust und Kopf mit kalten und nassen Tüchern, die man auch unter das Tier legen kann. Zusätzlich helfen Massagen, um den Kreislauf wieder zu aktivieren, und eine Infusion mit Flüssigkeit und Elektrolyten, die der Tierheilpraktiker oder Veterinär verabreicht, um die vorliegende Dehydrierung zu behandeln. Niemals sollte man dem Tier im Kollapszustand Wasser einflößen, da es in diesem Stadium keinen Schluckreflex entwickelt und somit das Wasser in die Lunge gelangen kann! Ist das Tier dann wieder zu sich gekommen, braucht es viel Ruhe. Den Schockzustand kann man nachträglich z.B. mit Rescue-Tropfen (Bach-Blüten-Mischung) gut behandeln.

Allgemeine Symptome, die auf eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems rückschließen lassen

  • Dauerhafte Abgeschlagenheit
  • Anorexie
  • Geschwollene Lymphknoten
  • Fieber und schnelle Neigung zum Schwitzen
  • Erhöhter Puls, der gerade nach Belastung nur sehr langsam wieder sinkt
  • Erhöhter Ruhepuls
  • Ansammlung von Gewebeflüssigkeiten (zeigen sich durch Schwellungen im Brustoder Bauchbereich sowie an den Beinen der Tiere)
  • Schleimhautveränderungen

Eine rechtzeitige Erkennung und somit zügige Behandlung verspricht bei vielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen gute Erfolge und damit auch eine Verbesserung der Lebensqualität der Tiere.

Janina GeisJanina Geis
Tierheilpraktikerin, mobile Praxis in Würzburg, Schwerpunkte Blutegeltherapie, Verhaltensstörungen, Tierhaltungsberatung und -betreuung
Janina.geis@hotmail.de

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