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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/2022

Glosse: Der Wechsel der Jahre…

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Heute möchte ich nochmals das Hauptthema der letzten Ausgabe aufgreifen: die Menopause. Vom deutschsprachigen Begriff her ist mir das seit jeher unverständlich. Bedeutet „Pause“ nicht: Jetzt hört es auf, geht aber bald weiter? Nur, so ist es ja nicht. Es wabert das Gefühl der Endgültigkeit durch das körperlich-geistige und biografische Geschehen.

Der Eisprung ist vorbei, es ändern sich nun ein paar Dinge im Leben. Zentral ist: Es gibt kein Zurück mehr! Die Entscheidungen früherer Jahre sind final eingerastet. Irreversibel. Zuvor fühlte man sich einer schwierigen Situation ausgesetzt. Die Wahl zwischen Kind oder Karriere, ganz sicher unfair, wurde einem oft nicht leicht gemacht. Das Geld war vielleicht knapp. Betreuungskräfte fehlen noch immer. Und Menschen in ihren geschlechtsreifen Jahren mit dieser grundlegenden Frage zu konfrontieren, hat schon so manches Paar in arge Turbulenzen gebracht. Ich kenne Frauen, die sich „kurz vor Ladenschluss“ noch schnell einen Vater zur Samenspende aus einem Katalog ausgesucht haben. Und das geschah sicher nicht aus Jux und Tollerei, sondern aus einer subjektiv gefühlten Notlage heraus.

Man schaut sich dann jene Paare an, die ihre Entscheidung getroffen haben, und stellt fest: So eindeutig, wie das bei einem so wichtigen Thema eigentlich sein sollte, ist sie durchaus nicht immer gefällt worden. Man hat sich auf Kompromisse geeinigt, auf „eines nach dem anderen“. Frau sitzt dann womöglich irgendwann in der Klemme zwischen persönlichem Bedürfnis Karriere und persönlichem Bedürfnis Kind. Und dann ist der richtige Zeitpunkt vorbei. Dann entscheidet das Leben, mindestens die Biologie. Schön ist das auch nicht immer.

Die Zeit für Menstruationsbeschwerden ist Geschichte. Es war oftmals schlimm genug. Immer wieder Schmerztabletten und keine Diagnose. Nun ist das Elend vorbei. Eine eventuelle Endometriose plagt nicht mehr. Die Östrogene sind „in der Pause“.

Postpartale Depression – das geringe, aber reale Risiko ist endgültig gebannt. Manche Patientinnen leiden auch 15 Jahre nach der Geburt des Kindes noch spürbar. Sie wird nun gewiss nicht mehr eintreten.

Also aufatmen und die neue Unbeschwertheit genießen! Jetzt kann auch der gemeinsame Sex unbekümmerter ablaufen. Aber auch die Jahre lasten auf den Schultern, drücken Möglichkeiten in den Staub. Trotzdem: Bei manchen Paaren geht jetzt die Post ab! Wer weiß das schon vorher.

Schließlich: Hitzewallungen, psychisches Ungleichgewicht, Hautveränderungen etc. – wieso hat das eigentlich nicht jede Frau? Was ist z.B. bei den Tuareg-Frauen anders, dass sie diese heftigen Verwerfungen nicht spüren oder erst gar nicht bekommen? Hormone? Nein. Lebensstil? Was ist es? So sagt es uns doch endlich!

… und die Degeneration

Hiermit beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe. Zwei Seiten derselben Medaille prallen aufeinander. Degeneration ist das unvermeidliche Schicksal der Biologie. Das Leben ist begrenzt, und im Alter fangen die Systeme an, die Mitarbeit zu verweigern. Der Eierstock produziert nicht mehr, was er 30 Jahre lang getan hat. Östrogene werden von den Ovarien ignoriert, als wollten sie sagen: Jetzt brauchst du auch nicht mehr damit kommen.

Die Gelenkigkeit lässt nach, die Bewegungen werden langsamer. Wer jetzt seinem eigenen Lebensrhythmus folgen kann, ein Luxus! Wer sich das infolge seiner Lebensführung erarbeiten konnte, wird allmählich vom Hummelflug zum Largo übergehen. Der Körper erzwingt es und lässt sich auf keine Diskussion mehr ein.

Die Blutgefäße, und nicht nur die, verlieren an Elastizität. Der Gelenkknorpel baut ab. Die Haut folgt der Schwerkraft Richtung Süden. Und wenn man uns in der Werbung „Dank unserer Methode!“ vitale und gelenkige Senioren vorführt, dann sticht einen kurz nach der Frage, warum diese Personen sich zu so etwas Würdelosem haben hinreißen lassen, der Stachel des schlechten Gewissens, das da ruft: „Du solltest auch …!“. Beiläufig ignorierend (das Gewissen kennt da keine Gnade), dass einige wenige Menschen tatsächlich bis ins hohe Alter gelenkig bleiben, ob sie jetzt diesen allerneuesten, krassen Kram mitmachen oder nicht. Machen die etwa Wassergymnastik?! Ich bitte Sie: Fröhliche Greisinnen und Greise, die mit Badehaube leicht verzweifelte Bewegungen über dem Wasser vollführen, aber unter Wasser ist tote Hose? Wollen Sie nicht auch teilnehmen?!

Und doch: Man kann degenerativen Erkrankungen vorbeugen. An Wegen gibt es so einiges. Nordic Walking ist dabei die teuerste Art, am Stock zu gehen.

Ich selbst stelle inzwischen auch schon fest, dass ich früher flotter unterwegs war. Aber so, langsam vor mich hingehend, habe ich Muße, zu überlegen, was ich denn tun sollte, wenn ich jetzt schnellstmöglich am Ziel ankäme. Schon mal ein Bier trinken? Also wirklich! Dem Zwang zur Jugendlichkeit entkommen, gebe ich der Degeneration nach und stelle fest: Hey, ich sehe ja bei verlangsamtem Tempo Dinge, an denen ich früher vorbeigehuscht bin. Ach, das ist ja interessant!

Ihr Thomas Schnura

Thomas Schnura
Psychologe M.A., Heilpraktiker und Dozent

Thschnura@aol.com

Foto: © calypso77 I adobe.stock.com

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