aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2017
Der therapeutische Klang
Klangschalentechniken und ihre Bedeutung für Stress, Demenz und Resilienz
Wer kennt das nicht? Unser Alltag ist vollgepackt mit Arbeit und Verpflichtungen. Oft hetzen wir von Termin zu Termin und stehen permanent unter Anspannung. Der Stresskreislauf beginnt. Dabei vergessen wir, wie wichtig Entspannung und Regeneration sind. Der Körper gerät aus dem natürlichen Gleichgewicht, unsere innere Mitte geht verloren. Hält dieser Zustand über längere Zeit an, können körperliche und seelische Krankheitsreaktionen die Folge sein. Diese sind oft vielseitig: Erschöpfung, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Burnout, körperliche Symptome bis hin zu depressiven Verstimmungen. Jetzt gilt es innezuhalten, zu reflektieren, wieder eine gesunde Balance zwischen Tun und Lassen im Bewusstsein der eigenen Belastbarkeit zu finden. Auch unsere innere, seelische Widerstandskraft (Resilienz) hilft uns dabei, Konflikte, Misserfolge, Lebenskrisen und Verlusterlebnisse zu meistern. Sie ist sozusagen das Immunsystem unserer Seele. Resilienz ist nicht angeboren, sie ist erlern- und trainierbar. Zu einer gesunden Resilienz gehören Eigenschaften wie Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um unsere Resilienzfähigkeit aufzubauen, zu stärken und zu stabilisieren.
Der Einsatz verschiedener Klangschalentechniken, z.B. der Klangschalenmassage und der Klangschalenmeditation, können diesen Prozess in Gang setzen, den Stresskreislauf durchbrechen, unsere innere Widerstandskraft aktivieren und stärken.
Klangschalenmassage
Hier werden Klangschalen auf dem bekleideten Körper aufgestellt und achtsam angeschlagen. Die Klangschalenmassage beginnt in Bauchlage und wird nach Umdrehen in der Rückenlage beendet.
Es wird ein Ausgleich zwischen sympathischer und parasympathischer Erregung geschaffen. Das führt zu einer Regulierung der gesamten Organtätigkeiten. Um entspannen zu können, müssen wir uns von unseren stressverursachenden Gedanken und Bildern lösen.
Die Klangschalenmassage wirkt auf zwei unterschiedlichen Ebenen: Die Schwingungen der Klangschalen werden auf den Körper des Menschen übertragen, der zu 70-80% aus Wasser besteht. Wasser ist ein sehr effektiver Klangleiter. So werden die von der Schale auf den Körper übertragenen Schwingungen gut durch den Körper, all seine Strukturen und Prozesse gelenkt. Natürlich übertragen sich diese Schwingungen auch auf verspannte Körperpartien. Es erfolgt eine sanfte Massage bis in jede einzelne Zelle. Blockaden können so sanft gelöst werden. Bildlich können wir uns dies so vorstellen: Ein Stein wird in einen See geworfen. Von diesem Stein breiten sich, in konzentrischen Kreisen, Wellen über den ganzen See aus.
Die obertonreichen Klänge der Klangschalen werden akustisch als sehr angenehm empfunden. Auch sehr „kopflastige“ Menschen können sich leichter vom „Analysieren-Wollen“ lösen. Das Gedankenkarussell wird gestoppt. Dieses Loslassen im Hören ist auch mit körperlichem Loslassen gekoppelt. Herz- und Atemfrequenz werden harmonisiert, das Gehirn schaltet in den Alpha-Zustand, den entspannten Wachzustand. Zudem erinnern die Klänge an die als Embryo im Mutterleib wahrgenommenen Klänge, die uns in einen Zustand des Urvertrauens versetzen. Durch die mentale Entspannung in Verbindung mit der auf Körperebene wirkenden Mikromassage werden Verspannungen und Blockaden gelöst, das Loslassen wird erleichtert. Ebenso werden Eigenschaften wie Selbstbewusstsein, Kreativität, Schaffenskraft und Motivation gestärkt, die sich wiederum positiv auf unsere Resilienz auswirken.
Klangschalenmeditation
Das Wort „Meditation“ hat einen lateinischen Ursprung und bedeutet „Nachdenken über“ bzw. „zur Mitte ausrichten“.
Meditation ist in den östlichen Kulturen und Religionen seit jeher eine grundlegende religiöse und spirituelle Übungspraxis. In den westlichen Ländern wird die Meditation heutzutage häufig zur Entlastung eingesetzt. Ziel ist eine tiefe Entspannung, ein Zustand der Gedankenfreiheit, um in ein Gefühl des „Eins-Sein“ mit sich selbst zu kommen. Bei der Klangschalenmeditation helfen die harmonischen Töne der Klangschalen dabei, sich intensiv auf diese Klänge zu konzentrieren und so die Aufmerksamkeit nur darauf zu lenken. Dieser meditative Zustand bewirkt eine Beruhigung des Herzschlags, eine Vertiefung der Atmung und eine Reduzierung der Muskelspannung. Die Achtsamkeit den eigenen Bedürfnissen gegenüber wird sensibilisiert, und langfristig verbessert sich so die individuelle Stresstoleranz. Meditation ist ein Weg, der Realität gelassener zu begegnen, und stärkt somit auch unsere Resilienz. Der Einsatz von Hilfsmitteln, wie z.B. der Klangschale, unterstützt besonders Meditationsanfänger darin, einen leichteren Einstieg zu finden, da sich die Wahrnehmung auf den Klang konzentriert und sie von anderen Gedanken nicht oder weniger abgelenkt werden.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass es sehr viel Freude bereitet, Menschen mit Klangschalen zu begleiten. Die positiven Rückmeldungen von Klienten, die zum ersten Mal mit den Klängen von Klangschalen in Berührung gekommen sind, geben mir das tiefe Gefühl, in unserem oft hektischen Alltag einen guten Ausgleich anbieten zu können.
Simone Rodt
Heilpraktikerin für Psychotherapie mit Praxis in Landsberg am Lech, Peter Hess®- Klangmassagepraktikerin, Dozentin an der Paracelsus Schule Augsburg