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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/1997

Verkehrspsychologie

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Interessant für Betroffene, aber auch für Psychologische Berater und Psychotherapeuten, die eine Marktlücke suchen

Die Kurzmeldung im letzten PARACELSUS report “Vom Deppentest zum…” löste ein unerwartetes Echo in der Leserschaft aus. Viele Anrufer fragten nach näheren Informationen zu diesem “Deppentest”, ohne dessen Bestehen man seinen Führerschein nicht mehr zurückerhält. Und wie wir den Anrufen entnehmen konnten, gibt es mehr Betroffene, als man im Bekanntenkreis so mitbekommt. Es trifft also nicht immer die anderen! Aber nicht nur von dieser Situation Betroffene, sondern auch zahlreiche an der beruflichen Schwerpunktsetzung in Verkehrspsychologie Interessierte meldeten sich bei uns im Verband.
Deshalb wollen wir heute die sehr erfolgreiche Niederlassung und gutgehende Praxistätigkeit eines Verbandsmitglieds auf diesem Gebiet vorstellen: Alexander Gleisberg-Almstetter, der zusammen mit Angelika Kruner ein Psychologisches Institut als “Beratungsstelle für Sicherheit im Sraßenverkehr” in Geratshofen eröffnet hat.

Führerscheinentzug wegen Alkohol
Der Führerschein ist heutzutage in vielen Fällen eine wichtige Lebensgrundlage. Weniger für die Fahrten in der Freizeit, sondern in erster Linie für Pendler, die ihre Arbeitsstätte mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichen können, oder die während der Arbeitszeit Dienstfahrten mit dem PKW unternehmen müssen. Ebenso betrifft es Frauen, die während der Kindergarten-, Schul- und Ausbildungszeit ihre Kinder mit dem PKW – aufgrund schlechter Verkehrsanbindung – an Ort und Stelle bringen und holen müssen. Insofern ist ein Führerscheinentzug ein herber Schlag und manchmal sogar existenzbedrohend. Besser ist es zweifellos, wenn man es erst gar nicht so weit kommen läßt. Ist das Kind jedoch in den Brunnen gefallen, braucht der Betroffene Mithilfe. In diesem Fall bieten die Psychologischen Berater Angelika Kruner und Alexander Gleisberg-Almstetter ihre Unterstützung an.

Führerscheinentzug
Wird bei einem Kraftfahrer erstmalig eine Mindestalkoholkonzentration von 1,6 Promille festgestellt, oder ist er schon einmal mit Alkohol am Steuer aufgefallen, so bedeutet dies, daß ihm neben einer Strafe auch der Führerschein entzogen wird. Nach Ablauf dieser Sperrfrist wird ihm der Führerschein jedoch nicht einfach zurückgegeben, sondern er muß der Führerscheinstelle glaubhaft machen, daß er in Zukunft keine überdurchschnittliche Gefährdung im Straßenverkehr darstellen wird.
Der Betroffene kann dies nur glaubwürdig machen, wenn er gelernt hat, Trinken und Autofahren zu trennen, bzw. abstinent lebt, und ihm zudem zwischenzeitlich Strategien zur Verfügung stehen, die eine Rückfallgefahr gering erscheinen lassen. Deshalb bedarf es für diese “glaubhafte Darstellung” fast immer eines offiziell anerkannten Nachweises: der MPU.

MPU = Medizinisch-psychologische Untersuchung
Dieser Nachweis erfolgt in der Regel im Rahmen einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU), die im Volksmund abwertend als “Deppentest” oder “Idiotentest” bezeichnet wird. Tatsache ist allerdings, daß bei diesem Test die Mehrzahl aller Probanden durchfällt, laut Statistik 70-90% (70-75% aller Ersttäter, ca. 90% aller Mehrfachtäter und Fahrer, die mit mehr als 2 Promille angetroffen wurden).

Woher Hilfe?
Hilfe zur Vorbereitung auf diese Untersuchung leistet für die Region Augsburg Stadt und Land sowie den Kreis Aichach-Friedberg eine neue Beratungsstelle, das Psychologische Institut “Verkehrssicherheit”. Die Psychologischen Berater haben sich u.a. darauf spezialisiert, Menschen mit Alkoholproblemen im Kontext mit Führerscheinentzug unter die Arme zu greifen, insbesondere im Hinblick auf die MPU.
Angeboten wird ein individuelles Einzelseminar von 14 Stunden. In diesem Seminar wird der Proband umfassend über die Gefahren von Alkohol im Straßenverkehr informiert und erhält dazu Lehr- und Arbeitsmaterial. Alle darin enthaltenen Fragestellungen der späteren MPU werden sorgfältig und nach aktuellem Wissensstand durchgearbeitet und erklärt. Dazu gehören auch ärztliche, neurologische und psychologische Belange. Nach bestandener MPU garantiert das Psychologische Institut eine zwei- bis fünfjährige Nachbetreuung, insbesondere um das Risiko, wieder in alte Trinkgewohnheiten zurückzufallen, abzumildern. Das Psychologische Institut von Alexander Gleisberg-Almstetter und Angelika Kruner arbeitet eng mit den Führerscheinstellen, einigen Ärzten und Rechtsanwälten zusammen. Diese Zusammenarbeit gestaltet sich bisher so fruchtbar, daß Prospekte der neuen Beratungsstelle bei den offiziellen Behördenstellen ausgelegt werden dürfen. Mittlerweile haben sich mehrere solcher Beratungsstellen in Deutschland zusammengeschlossen und werden teilweise bei der Finanzierung ihres Prospektmaterials gesponsert z.B. von der Firma Kondrauer Mineralwasser.

Was wird begutachtet?
Die MPU gliedert sich in 4 Hauptgruppen:

  1. Fragebögen über Kenntnisse der Trunkenheitsfahrt, Wissen über Alkohol und der Wirkung (Promillegrenzen usw.) und das individuelle Trinkverhalten
  2. Testcomputer-Leistungs-, Belastungs- und Konzentrationstest an farbigen Lampen; Durchfahren eines Parcours am Bildschirm; Intelligenztest, Erkennung und Einsetzung von Symbolen in vorgegebene Zeichnungen usw. Auf Antrag kann anstelle des Testcomputers auch eine praktische Übung durchgeführt werden (Fahren in einem Fahrschulauto mit Fahrlehrer und TÜV/Dekra-Gutachter) auf Kosten des Probanden.
  3. Ärztliche Untersuchung mit einem Gespräch über die Trunkenheitsfahrt, Blutdruckmessung, Alkoholtest (Atemalkoholtest), Blutentnahme, Abtasten der inneren Organe, neorologische Tests
  4. Psychologisches Untersuchungsgespräch (Exploration); Schilderung der Trunkenheitsfahrt, momentaner privater Lebenslauf, Vergleich des Trinkverhaltens früher und heute, Darstellung guter Vorsätze und Absichten sowie dazu notwendige Strategien, um diese auch zu verwirklichen

Woran scheitern die Betroffenen bei der MPU?
Die meisten Probanden scheitern im Gespräch (in der Exploration) beim Psychologen, meist wegen fehlender Einsicht in die Tat. Viele Probanden scheitern auch an widersprüchlichen Antworten auf gleichlautende Fragen bei der ärztlichen Untersuchung und der späteren Exploration. Verhängnisvoll sind auch oft schlechte Leberwerte bei der ärztlichen Untersuchung. Eine große Hürde ist der Fragetest, aber die wenigsten (etwa 5%) scheitern am Testcomputer.

Übrigens: Jedes Jahr werden zwischen 280-320.000 Führerscheine sichergestellt wegen Trunkenheit am Steuer.
Der Anteil der Männer liegt bei 90-92%, der Anteil der Frauen liegt in der Regel unter 10%. Auf eine entdeckte Trunkenheitsfahrt kommt laut Verkehrsexperten eine Dunkelziffer von ca. 600 unentdeckten Trunkenheitsfahrten (davon ca. 300 unaufgeklärten aktenkundig).
Das bedeutet im Klartext, daß jedes Jahr ca. 168-192 Millionen Trunkenheitsfahrten nicht entdeckt werden.
Daraus folgt grob, daß jeden Tag ca.500.000 angetrunkene Kraftfahrer unterwegs sind. Wer sich für diesen Fachbereich interessiert, kann über das oben genannte Institut die Vorbereitung auf die medizinisch-psychologische Untersuchung eingehend kennenlernen und von der Beratungsstelle die persönlichen Erfahrungswerte in der Zusammenarbeit mit Behörden und Polizei erfahren. Natürlich sind auch “Betroffene” herzlich willkommen!

Kontaktaufnahme: Alexander Gleisberg-Almstetter, 86368 Geratshofen, Rotkreuzstraße 5, Tel. 0821/2991972

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