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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 3/2019

Unsere Heilpflanze: Gartenkürbis – Cucurbita pepo

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Auch bekannt als:

Cucurbita courgero, C. esculenta, C. fastnosa, C. melopepo, Feldkürbis, Gemeiner Kürbis, Ölkürbis, Arzneikürbis, Gemüsekürbis, Herkules-Keule, Kürwes, Kerwes, Kerbs, Plumpers, Plutzer
Synonyme für Kürbissamen: Herkulessamen, Peponensamen, Plutzersamen, Babenkern, Jonaskern, Plumperskern, Kürwessam

Der Gartenkürbis ist aus der Gattung der Kürbisse (Cucurbitae). Der Name leitet sich vom lateinischen „corbis“ (Korb, Gefäß) ab.

Kürbisse zählen zu den Fruchtgemüsen. Es sind einjährige und einhäusige Pflanzen, die getrennt geschlechtlich blühen: Auf einer Pflanze befinden sich männliche und weibliche Blüten. Die weiblichen sind an einem kleinen Fruchtansatz zu erkennen, sie werden durch Insekten (v.a. Bienen) bestäubt. Die Keim- und Wachstumstemperatur liegt höher als bei in Mitteleuropa einheimischen Pflanzen. Er ist sehr frostempfindlich, schon bei länger anhaltender kühler Witterung < 10 °C trägt er Schäden davon.

Die Heimat der verschiedenen Kürbisarten liegt zwischen Peru und den südlichen USA. Als Stammform gilt der Texanische Wildkürbis (Cucurbita texana). Hauptanbaugebiete sind die ehemalige UdSSR, Türkei, das frühere Jugoslawien, China, Österreich, Ungarn und Mexiko. Der Kürbis gehört zu den ältesten Kulturpflanzen, was archäologische Funde aus Mexiko aus der Zeit um 7000 bis 5000 v. Chr. belegen. In Peru waren Arten bereits vor 12 000 Jahren bekannt. Kürbisse sind somit viel älter als Mais und Bohnen. Diese drei Gemüsearten wurden von den Indios in Mittelamerika als perfekte Mischkultur angebaut. Der Mais gab der kletternden Bohnenpflanze Halt, der Kürbis hielt mit seinem Blattwerk den Boden schattig und verhinderte die Verdunstung.

Christoph Kolumbus berichtete, dass er den Kürbis 1492 in Kuba kennengelernt hatte, und beschrieb ihn als wichtigste Nahrungspflanze der Indios und Azteken. Die ersten Kürbissamen gelangten Anfang des 16. Jahrhunderts nach Europa. 51 Jahre nach der Entdeckung Amerikas wird erstmals ein amerikanischer Kürbis in der deutschen Literatur erwähnt („Neuw Kreuterbuch“ von Leonhart Fuchs).

Der Kürbis wurde 2005 zur Arzneipflanze des Jahres gekürt.

Woran erkennt man den Gartenkürbis?

Die einjährige krautige Pflanze mit niederliegendem oder kletterndem Stängel, der bis 10 m lang werden kann, kommt rauhaarig und mit verzweigten Ranken daher. Die Blätter sind oft fast bis zum Grund 5-teilig und haben einen Durchmesser von bis zu 30 cm. Der Sprosszuwachs kann bis zu 14 cm pro Tag betragen. Die 6-10 cm langen Blüten erscheinen trichter- bis glockenförmig auf 5-kantigen Stielen. Weibliche Blüten sind einzeln, männliche einzeln oder in Gruppen bis zu 6 Blüten in den Blattwinkeln angeordnet. Die Kürbisfrucht ist kugelig bis zylindrisch, turban- oder flaschenförmig, glatt oder warzig, ein- oder mehrfarbig, gelb, orange, grün oder braun und 8-60 cm lang. Botanisch handelt es sich um eine Beere (Panzerbeere), die bis zu 30 kg schwer werden kann und zu den größten Früchten überhaupt gehört.

Wie wirkt der Gartenkürbis?

Die Anwendungsgebiete sind die Reizblase und Miktionsbeschwerden (schmerzhaftes Wasserlassen, häufige Blasenentleerung, nächtlicher Harndrang, Harnverhalten, Restharnbildung) bei Prostataadenom Stadium I und II. Durch die Kürbiskerne werden nur die mit der vergrößerten Prostata einhergehenden Beschwerden gelindert, die Vergrößerung selbst wird nicht beseitigt. Die in den Samen gefundenen Sterole sollen die Bindung und Speicherung von Dihydrotestosteron beeinflussen, das mit der Prostatavergrößerung in Zusammenhang steht. Weiter werden die entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften der enthaltenen Tocopherole und Selen für die Wirkung diskutiert.

Im Rahmen einer multizentrischen, placebokontrollierten und randomisierten Doppelblindstudie (durchgeführt in 65 urologischen Praxen) wurde die Wirksamkeit eines Kürbissamen-Monopräparates zur Therapie von Miktionsbeschwerden bei Patienten mit benigner Prostatahyperplasie über 12 Monate lang untersucht und dessen Wirksamkeit bestätigt.

Gegenanzeigen, Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sind nicht bekannt.

Bei Prostatabeschwerden eignet sich der Kürbis besonders in Kombination mit den (unvollständig getrockneten reifen) Früchten der Sägepalme bzw. einem Extrakt daraus.

In der Volksheilkunde diente der Kürbis amerikanischen Ureinwohnern als Mittel gegen hohes Fieber; in Europa wurde er als Wurmkur, als harntreibendes Mittel bei Nierenentzündungen sowie äußerlich zur Wundheilung eingesetzt.

In der Homöopathie werden Cucurbita pepo HAB34, die frischen Samen, u.a. gegen Erbrechen verwendet.

Anwendungsgebiete

  • entzündungshemmend
  • antioxidativ
  • leicht antiandrogen (Antiandrogene sind Arzneimittel, welche die Wirkungen der männlichen Geschlechtshormone, der Androgene, aufheben. Sie werden u.a. bei Androgenisierungserscheinungen bei Frauen, Akne, Hirsutismus, zur Empfängnisverhütung, beim Prostatakarzinom und zur Triebdämpfung beim Mann eingesetzt.)
  • Prostatabeschwerden
  • Blasenschwäche
  • Würmer
  • Reizblase
  • gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie)
  • Beschwerden beim Wasserlassen
  • Entleerungsstörungen der Blase
  • Miktionsbeschwerden
  • Schwangerschaftserbrechen

Welche Wirkstoffe sind im Gartenkürbis enthalten?

In den Früchten des Gartenkürbis sind reichlich Kalium, Kalzium, Magnesium und Vitamin C vorhanden sowie die Aminosäure Citrullin (s. Formel). L-(+)-Citrullin ist eine nicht-proteinogene α-Aminosäure, die von Pflanzen und Tieren produziert wird. Es handelt sich um ein Zwischenprodukt des Harnstoffzyklus.

Die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe sind die Steroide. Dabei handelt es sich überwiegend um Sterole mit Doppelbindung in Position 5 oder 7, wie z.B. (24S)-Ethyl-5α- cholesta-7,25(27)-dien-3β-ol . Der Gehalt liegt bei etwa 1%. Bisher wurden über 20 Vertreter dieser Stoffgruppe gefunden. Sie kommen in ihrer freien Form oder zu einem geringen Prozentsatz auch als 3-O-Glukoside vor.

 

Auch wurden β- und γ-Tocopherol (Vertreter der Tocopherole, die zu den E-Vitaminen gerechnet werden), Phosphatide, Carotinoide, trypsininhibierende Proteine, Cucurbitol, Squalen, Lecithin und Mineralstoffe (bis zu 5%; u.a. die Spurenelemente Mangan, Zink, Kupfer und Selen [etwa 0,03%]) gefunden, die seltene Aminosäure Cucurbitin (wurmwirksam) sowie als Reservestoffe fettes Öl, Kohlenhydrate (6-10%) und Proteine.

Welche Teile der Pflanze werden medizinisch verwendet?

Die Kürbissamen: Kürbiskerne, Cucurbitae semen und Semen cucurbitae. Es handelt sich um die reifen, ganzen und getrockneten Samen von Cucurbita pepo. Aus ihnen wird ebenfalls ein Pulver hergestellt (Cucurbitae semen pulvis).

Anwendungen

Für den therapeutischen Einsatz sollte man morgens und abends jeweils 1-2 EL der zerkauten oder gemahlenen Kürbissamen mit etwas Flüssigkeit einnehmen.

Kürbiskerne enthalten ca. 50% fettes Öl, in dessen Fettsäureprofil ungesättigte Verbindungen wie Linolsäure und Ölsäure dominieren. In erster Linie wird Kürbiskernöl aus den Samen des Steirischen Ölkürbis gewonnen. Das Aroma der Kürbiskerne entsteht erst durch den Röstprozess, dem die Samen unmittelbar vor dem Pressen unterzogen werden. Die dunkelgrüne Farbe des Kürbiskernöls geht auf Carotinoide (15 ppm, überwiegend Lutein) und Porphyrine (13 ppm, überwiegend Chlorophyll b und Pheophytin a) zurück.

Das Fruchtfleisch wird häufig für Suppen verwendet, entweder allein oder zusammen z.B. mit Kartoffeln. In Mexiko kommen für Suppen die großen Blüten zum Einsatz. Das Fruchtfleisch kann zerkleinert und süßsauer eingemacht als Kompott oder als Fleischbelag genossen werden. Auch als Salat kann Kürbis zubereitet werden. Als Besonderheit gilt der Spaghettikürbis: Er wird als Ganzes gekocht und liefert ein fadenförmiges, an Nudeln erinnerndes, mürbes Fruchtfleisch.

Dr. rer. nat. Frank HerfurthDr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen
fh@herfurth.org

Foto: © flairimages / fotolia.com

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