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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 3/2020

Glosse: Fit für die Zukunft

Cover

Ich war letztens im Urlaub. Dort sind wir gewandert. Hoch und immer weiter, bis wir einen wunderschönen Aussichtspunkt erreicht hatten. Dort suchten wir uns ein lauschiges Plätzchen und ließen uns nieder. Mir gefiel ganz besonders, dass das Zittern in meinen Beinen nachließ und meine Atmung wieder in den normalen Bereich kam. Ich zelebrierte das positive Gefühl, den Aufstieg geschafft zu haben, auch wenn mein Antlitz nun keinem Model mehr glich. Ich genoss die gute Luft, den blauen Himmel und die grüne Weite, die sich vor mir ausbreitete. Und dann war ich dankbar. Dafür, dass ich den Berg erklommen hatte. Dass ich es gemacht hatte und mir vorher keine Gegenargumente eingefallen waren.

Als ich ein junges Mädchen war, mit Träumen im Kopf und verklärtem Blick auf die Zukunft, da war meine Liste der Dinge, die ich erreichen wollte, lang. Sei es beruflich oder privat. Es standen Ziele darauf: einmal den Mount Everest besteigen, Australien bereisen, ein Tattoo stechen lassen, eine kleine Kinderschar gebären u.a. Einige Punkte habe ich schon abgehakt. Andere habe ich durchdacht und dann gestrichen. Stattdessen sind neue Ziele auf die Liste gewandert. Schließlich wird man älter und reifer. Man erkennt, dass man nicht alles, was im Trend liegt, wirklich mitmachen muss. In jungen Jahren denken wir oft nicht an das Alter. Wir denken im Heute und eventuell noch an das kommende Wochenende. Das finde ich grundsätzlich sehr gut. Wir alle sollten gedanklich viel mehr im Heute als im Gestern oder im nächsten Jahr leben. In einem Punkt jedoch weiche ich davon ab. Dieser betrifft das Thema Gesundheit. Ich meine keinen speziellen Aspekt, sondern die Angelegenheit allgemein. Die kleinen Dinge im Alltag, die jeder von uns zur Förderung seiner Gesundheit tun kann. Was nützt es mir, wenn meine Liste lang ist, ich jedoch das, was da notiert ist, aufgrund meines Gesundheitszustandes nicht erleben werde?

Klar, es ist total schick, sich in jungen Jahren in der Disco lässig mit einer Zigarette in der Hand an die Wand zu lehnen. Und es macht Spaß, sich an verschiedenen alkoholischen Getränken auszuprobieren. Ebenso fällt es uns leicht, die Nächte zu verkürzen, um den Abgabetermin der Hausarbeit noch einzuhalten. Doch irgendwann sollten wir uns bewusst machen, dass eine funktionierende Gesundheit nicht vom Himmel fällt, sondern, dass wir dafür etwas tun müssen. Dass schädliche Dinge unserem Körper eben schaden. Dass zu viel leckeres Essen auf Dauer krank macht, dass
fehlende Bewegung nicht gut tut etc. Und es ist immer hilfreich, wenn uns das alles klar wird, solange wir noch gesund sind. Dann können wir agieren und uns geeignete Maßnahmen überlegen, die am Ende vielleicht sogar Freude bereiten. Kompliziert wird es erst dann, wenn Gesundheit nicht mehr zu 100% anwesend ist. Wenn wir aus einer Notsituation heraus handeln müssen. Oft bleibt dabei die Leichtigkeit auf der Strecke und unser Optimismus wird auf eine harte Probe gestellt.

Ich saß da also auf meinem Berg, als mir plötzlich klar wurde: das gesunde Frühstück, bestehend aus Porridge und Obst, die regelmäßigen Läufe, auch bei Regen, die Vorsorgeuntersuchungen im Jahr etc. – das alles mache ich für mich und diese Momente! Allein die Aussicht war jede Anstrengung wert. Ganz abgesehen davon, dass meinem Körper die Bewegung gut tut; nur schon die Vorstellung, solche Erlebnisse aufgrund fehlender Kondition nicht haben zu können, löst Beklemmung in mir aus. Das Gefühl, etwas verpasst zu haben, würde definitiv bei mir vorbeischauen. Ganz zu schweigen von den fehlenden Häkchen auf meiner Liste. Leider wird das in den Medien nie so klar gesagt. Oft wird solcher Erfolg allein verbunden mit nicht wirklich existierenden Schönheitsidealen und wie schnell man ihn erreicht hat. Doch was, wenn wir einzelne Punkte in unserem Leben gar nicht erleben, weil wir es schlichtweg nicht können? Oder was passiert mit unserem Körper, wenn wir seine Warnsignale nicht hören? Wenn wir trotz Schmerzen weitermachen, weil alles, was von alleine kommt, auch wieder von alleine geht? Wenn wir die Vorsorgeuntersuchung sausen lassen, weil es zeitlich gerade nicht passt?

Gesundheit ist so ein großes Thema, und es gibt viele Bereiche, in denen wir tätig werden können. Warum nicht förderliche Maß- nahmen in den Alltag integrieren, damit wir die gewünschten Ereignisse auf unserer Liste abhaken können? Welch schönere Motivation könnte es geben, als die Zusammenstellung unbekannter Länder, die es zu bereisen gilt? Oder der Überblick von Freizeitaktivitäten, die man schon immer mal ausprobieren wollte? Egal, was auf dieser Liste steht: Es geht um die Umsetzung eigener Ideen und um das Gefühl, dafür fit zu sein.

Ja, unser Leben ist vollgestopft. Und wir suchen oft vergebens nach Leerlauf, um dem entfliehen zu können. Allerdings wissen wir auch, dass wir es selbst sind, die sich den Alltag überfrachten, mit Dingen, die für uns wichtig sind oder so erscheinen. Niemand sonst macht das für uns, auch wenn es an manchen Tagen anders scheint. Nur wir tragen die Verantwortung. Für uns, unseren Alltag und eben auch unsere Gesundheit.

Wenn wir bei der Gesundheit Abstriche machen, weil wir irgendetwas „auch später immer noch“ machen können, brauchen wir uns nicht wundern, wenn es zu einem „Später“ vielleicht gar nicht mehr kommt. Oder wir die Reise auf den Berg nur noch durch die Scheibe eines Busses erleben können.

Mit sonnigen Grüßen
Jana Ludolf

Jana LudolfHeilpraktikerin für Psychotherapie,
Mediatorin, Familiencoach

info@Jana-Ludolf.de

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