Übersicht dieser Ausgabe    Alle Paracelsus Magazine

aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 3/2020

Humanenergetik

Cover

Grundlagen der Energiearbeit

Die Ursprünge der Energiearbeit, dem hochkonzentrierten Umgang mit der Energie eines Menschen, gehen wohl auf den Schamanismus zurück, der sich in allen Erdteilen und Kulturen parallel entwickelt hat. Aristoteles prägte den Begriff der „Energie“ (energeia) und meinte damit die „lebende Wirklichkeit und Wirksamkeit“ im Gegensatz zur „Potenz oder Möglichkeit“ (dynamis).

Bis in das 20. Jahrhundert hinein wurde der Energiebegriff für physikalische Prozesse gebraucht, etwa für das Gleichgewicht als die Summe der positiven und negativen Energien (Jean Bernoulli) oder später für den Ersten Hauptsatz der Energetik oder Thermodynamik (Robert J. Mayer). Letzterer stellte die ponderablen (wägbaren) Objekte den imponderablen (unwägbaren) Energien gegenüber. Der deutsche Chemiker und Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald begründete sogar ein eigenes Fach der „Energetik“. Materie erkannte er als einen Komplex verschiedener Energien, wogegen er die geistigen Erscheinungen als „Nervenenergie“ bezeichnete. Energie sei „das Bestimmteste, was wir über den Inhalt dieser unserer Welt aussagen könnten“.

Heute ist die öffentliche Meinung dazu widersprüchlich, obwohl zahlreiche internationale Studien zeigen, dass „das Interesse der Bevölkerung an Komplementärmedizin seit Jahren relativ konstant bei 50-70% liegt“ (Andrea Zauner-Dungl, Donau-Universität Krems).

Die Botschaft ist einfach: Es gibt mehr als bloß Materie, und es gibt mehr als bloß den Geist. Dies ist so einfach, dass es jede Therapieform für sich beanspruchen könnte. Viele tun das auch. Doch was ist das Spezielle an „Energiearbeit“?

Bewegung – Grundlage aller Entwicklung

Wir wissen, dass unser Körper Teil unseres Seins ist. Schon weniger banal erscheint, dass das Wesen des Körpers Bewegung ist. Wenn diese Botschaft wirklich simpel wäre, warum hat der zivilisierte Mensch so umfassende Probleme damit? Ob allgemein gesellschaftlich, in Bezug auf unsere moderne Lebensform oder geprägt durch unsere Erziehung – mit der Einbettung von Bewegung in den Alltag tun wir uns schwer. Auch per se bereitet sie uns oft Schwierigkeiten: ob wir uns viel zu wenig, einseitig oder über das gesunde Maß hinaus bewegen – es gelingt anscheinend nur schwer, den eigenen Körper so in Bewegung zu halten, dass man sich auch profund und nachhaltig mit ihm wohlfühlt.

Denken Sie bitte an einen Moment, in dem Sie sich genüsslich gestreckt haben. Vielleicht erinnern Sie sich, dass Sie zur gleichen Zeit eine Art von Wärme umflutet, ein besonderes Gefühl des Wohlbehagens sich in Ihnen ausgedehnt hat. Ich nenne das, was hinter der reinen Körperlichkeit steckt und darin verborgen ist, dennoch von jedem gespürt und
wahrgenommen werden kann, „körperliche Energie“. Unser Körper ist eine Manifestation von Energie.

Wenn Sie sich täglich eine halbe Stunde Zeit nehmen (am besten frühmorgens) und auf meditative Art intensiv in Ihren Körper eintauchen, indem Sie verschiedene Dehnungs-, Kräftigungs- und Streckungsübungen ausführen, dann können Sie diesen Effekt regelmäßig erleben. Ihr Körper hat das notwendige Maß an ausgleichender Bewegung erhalten, er fühlt sich wohl. Und Sie starten aktiviert und motiviert in den Tag.

Gelingt es Ihnen als Therapeut (m/w), mit Ihrem Körper in Harmonie zu sein, dann wird es Ihnen auch leichter fallen, zusätzlich zu den Informationen, die Ihre Klienten mitbringen, selbst wahrzunehmen, mit welchen körperlichen Problemen diese zu Ihnen kommen (Moshé Feldenkrais arbeitete in diese Richtung).

Stille – die Kraft der Kreation

Auch die Erkenntnis, dass unser Geist Teil unseres Seins ist, sollte nicht weiter verwundern. Dennoch kenne ich sehr viele Menschen, die ihren Geist unaufhörlich benutzen, ohne sich darüber bewusst zu sein, dass sie ihn gebrauchen – so wie ich im Moment des Schreibens oder Sie gerade beim Lesen dieses Artikels. Noch weitaus weniger verinnerlicht ist das Bewusstsein, dass das Wesen oder die Essenz unseres Geistes die Stille ist.

Was geschieht, wenn Sie z.B. gedankenverloren in die Ferne sehen? Könnte es sein, dass Ihr Geist sich gerade ausruht und erholt von den vielen Eindrücken, die zuvor permanent auf Sie eingeströmt sind? Könnte es sein, dass Ihr Geist dann für kurze Momente still wird, damit er dadurch wieder aufnahmebereit wird für neue Erfahrungen? Ebenso wie bei unserem Körper steckt auch hinter unserem Geist mehr als bloße Gedanken. Was sich dahinter, hinter unserem Bewusstsein verbirgt und was auch Sie in der Stille erfahren können, nenne ich „geistige Energie“. Wie unser Körper ist auch unser Geist eine Manifestation von Energie.

Nehmen Sie sich direkt im Anschluss an ausgleichende Körperübungen eine halbe Stunde Zeit für eine Meditation der Stille. Sie werden sehen: Nach den passenden Übungen wird Ihnen das viel leichter gelingen, und auch Ihre Erlebnisse dabei werden um ein Vielfaches intensiver sein.

Stille ist die enorme Kraft von Kreation und Entwicklung. In der Stille wird der Geist weit, er dehnt sich aus, bis hin zur Unendlichkeit. Die grenzenlose Weite der Stille birgt eine befreiende Fülle. Für Sie als Therapeut ergibt sich aus der Stille heraus ein enormes Maß an Klarheit und Weitsicht, was Ursachen, Hintergründe und Zusammenhänge der Herausforderungen Ihrer Klienten betrifft.

Bewegung + Stille = Harmonie

Körper und Geist sind beide Teile unseres Seins und Manifestationen von Energie. Was bedeutet dies für deren Zusammenwirken in uns? Das Wesen beider Aspekte ist sehr unterschiedlich. Der Körper ist schwerfällig, d.h. er kommt nur langsam in Fahrt, ist aber auch nur schwer wieder zu bremsen. Der Geist hingegen ist flüchtig; wenn wir schnell mit unseren Gedanken woanders sind, so kommen wir ebenso blitzartig wieder zurück. Diese „Andersartigkeit“ verursacht immer wieder Probleme in Form von inneren Konflikten. Unser Körper hat das eine Bedürfnis, unser Geist ein anderes – und umgekehrt. Energiearbeit beginnt, wenn wir diese beiden Grundaspekte und -energien miteinander in Einklang bringen. Wie das gelingt? Durch ausgleichende Körperübungen (spezifische Bewegung) und darauf aufbauende Elemente der Stille (z.B. Meditation). Beides zusammen bewirkt Harmonie, eine besondere Ausgeglichenheit, so etwas wie inneren Frieden.

Ausstrahlung, Trance und Energiewahrnehmung

Im Einklang von Körper und Geist verändert sich Ihre Ausstrahlung.
Die Energien von Körper und Geist durchdringen einander und verstärken sich nach außen hin gegenseitig wie zwei Frequenzen, die harmonisch ineinanderwirken. Die Ausstrahlung ist weit und ausgedehnt. Das können Sie wahrnehmen und fühlen. Es ist tatsächlich Ihr Energiefeld, das von Ihnen ausgeglichen, in Harmonie gebracht und damit weit wird.

Über einen Zustand von Trance, der sich praktisch von selbst ergibt, verändert sich Ihre Wahrnehmung. Der Begriff der Trance, so wie ich ihn verwende, geht von der Weite der inneren Stille aus und führt zu Gewahrsamkeit als einem Zustand ungerichteter Aufmerksamkeit. Das Besondere dieser Trance ist das Erleben, dass unser kritisch-kontrollierender Verstand dabei keineswegs ausgeschaltet wird, aber doch begleitend ruht und nicht in das Geschehen eingreift. So wird Präsenz als reine Wahrnehmung möglich, und damit unsere Beobachtung lebendig. In diesem zugleich schwebenden wie auch in sich ruhenden Zustand können wir sowohl neue Dinge erkennen als auch die herkömmlichen Dinge auf eine neue Art betrachten. Wir finden wieder Zugang zu unserer „inneren Wahrnehmung“ und aktivieren diese. Wir erspüren mittels unserer Hände oder unserer eigenen Ausstrahlung das Energiefeld anderer Menschen. Die zuvor ungerichtete Gewahrsamkeit verwandelt sich in eine gerichtete und konzentrierte Aufmerksamkeit.

Energietechniken richtig einsetzen

Menschen nehmen Energie auf verschiedene Art und Weise wahr. In dieser Unterschiedlichkeit jedoch gelingt es Ihnen wie auch anderen, über Bewegung und Stille Zugang zur Energiewahrnehmung zu finden. Auf dieser profunden Grundlage aufbauend werden Sie fähig, jede beliebige Energietechnik – oder auch eine Kombination – mit der Sie sich wohlfühlen, adäquat einzusetzen, auch für Sie passend zu verändern oder sogar daraus eine neue Technik zu kreieren. Die meisten Methoden wurden entwickelt, um energetische Blockaden aufzulösen oder/und Heilenergie fließen zu lassen. Bei manchen davon gilt es, sich mit spirituellen Kräften zu verbinden, bei anderen liegt die Aufmerksamkeit mehr im oder am Körper des Klienten.

Mit der entwickelten Fähigkeit zur Energiewahrnehmung verbleiben Sie in Ihrem Bewusstsein, dass die Methode bloß eine Methode ist und es stets Ihre eigenen Energien sind, mit denen Sie Ihre Klienten auf deren Weg begleiten und unterstützen.

Diese Art des Bewusstseins bringt ein enormes Maß an Vertrauen und Sicherheit in Ihre eigene Wahrnehmung und somit auch für Ihre Tätigkeit als Therapeut.

Fazit

Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen mit Ausbildungen im Bereich der Energiearbeit stellte sich bald heraus, dass es für mich nur eine einzige Basis für eine erfolgreiche Umsetzung geben kann: den Umgang mit den eigenen Grundenergien von Körper und Geist. Es reicht nicht, nur methodenorientiert, d.h. auf die jeweils angewendete Technik bezogen, zu lehren und zu lernen. Eine energetische Ausbildung muss alle Aspekte von Energiearbeit mit einbeziehen. So kann sichergestellt werden, dass es jedem Menschen gelingt, Energie wahrzunehmen. Und diese Wahrnehmung ist die entscheidendste Fähigkeit, wenn es darum geht, mit Energie zu arbeiten. Ganz so einfach, wie dies auf den ersten Blick erscheinen mag, sieht dies dann in der Praxis freilich doch nicht aus. Es bedarf schon gewisser Schritte, die es zu gehen gilt, bevor wir dann „plötzlich“ Energie zu sehen oder zu spüren vermögen. Aber: Jeder Mensch kann Energie wahrnehmen, das steht für mich fest. Dieses Wissen im Zusammenhang mit Körper und Geist ist verschüttet, es ist uns im Laufe unserer Zivilisationsgeschichte mehr und mehr verloren gegangen. Heute gilt es, dieses Wissen zum Wohle der Menschen wieder zu vergegenwärtigen, Energiearbeit damit zu einer anerkannten und profunden Profession zu machen – und zugleich die Welt wieder ein Stück „heiler“ werden zu lassen.

Andreas GürtlerAndreas Gürtler
Dipl.-Pädagoge, Erwachsenenbildner, Dozent an den Paracelsus Schulen

info@lalibertad.at

zurück zur Übersicht dieser Ausgabe
Paracelsus SchulenWir beraten Sie gerne
Hier geht's zur Paracelsus Schule Ihrer Wahl.
Menü