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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 3/2020

Unsere Heilpflanze: Echtes Süßholz – Glycyrrhiza glabra

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Auch bekannt als: Gemeines, Kahlfruchtiges, Spanisches, Deutsches oder Russisches Süßholz, Lakritze, Lakritzholz Süßwurz

Das Echte Süßholz (Glycyrrhiza glabra) stammt aus Westasien und der Mittelmeerregion. Die frostempfindliche Pflanze aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) liebt vollsonnige Standorte und wächst vorrangig an trockenen Stellen, in Gebüschen, auf Sand- oder Lehmbö- den. Bekannt ist die Pflanze aufgrund der aus der Wurzel gewonnenen Lakritze. Klassische Anbaugebiete finden sich heute im Vorderen Orient.

Der Süßwaren- sowie der Gattungsname gehen auf das lateinische Wort „glycyrrhiza“ zurück (griech. „glykyrrhíza“; glykys für süß, rhiza für Wurzel). Bevor der Name auf die ganze Pflanze überging, bezeichnete man ursprünglich nur die trockene Wurzel als Süßwurz.

Das Süßholz wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2012 gekürt.

Woran erkennt man das Echte Süßholz?

Das krautige Süßholz ist eine mehrjährige, verzweigt wachsende Pflanze, die eine Höhe von 50-150 cm erreicht. Stängel und Blattstiele sind behaart oder verkahlend; die 9-17 unpaarig gefiederten, meist ganzrandigen und eiförmigen bis elliptischen Blätter sind wechselständig angeordnet, 2-5 cm lang und 1,5-2,5 cm breit.

Die bläulich-violetten und weißen Schmetterlingsblüten von 8-12 mm Länge – jede von einem kurzen, spitzen, abfallenden Deckblatt unterlegt – stehen in kompakten, aufrechten und gestielten Trauben. Sie erscheinen von Juni bis Juli (selten noch im Herbst) in den Achseln der Blätter. Die flachen Samenhülsen werden bis zu 3,5 cm lang und sind 4-6 mm breit. Sie sind meist kahl oder leicht behaart und im reifen Zustand ledrig und rotbraun. Bei Vollreife springen sie auf und entlassen 2-8 rundliche, 2-3 mm große grünlich-braune Samen.

Wie wirkt das Echte Süßholz?

Bereits in der Antike war der medizinische Nutzen der Süßholzwurzel geläufig. Die alten Ägypter schätzten die Lakritze sehr, sie kannten ein Getränk mit dem Namen „Mai sus“.

Süßholz wird erfolgreich bei Gastritis und Magengeschwüren angewendet. Die experimentell und klinisch gefundene antiinflammatorische und spasmolytische Wirkung ist jedoch noch nicht vollständig aufgeklärt. Weitere gängige Einsatzgebiete für die Süßholzwurzel sind Husten, Bronchialkatarrh und andere Erkrankungen der oberen Atemwege. Hier kommen die in ihr enthaltenen Saponine zum Tragen, sie entfalten expektorierende, sekretolytische und -motorische Effekte. Für Extrakte konnten antibakterielle und antimykotische Effekte gezeigt werden. Schließlich wird Glycyrrhizinsäure in Kombination mit Glycin und Cystein in Ostasien zur Behandlung von chronischer Hepatitis und Leberzirrhose infundiert. Eine antivirale Wirkung bei Hepatitis A und C lässt sich für Glycyrrhizin belegen.

Eigenschaften

  • auswurffördernd
  • antiulzerogen
  • antiviral
  • antimikrobiell
  • antiparasitär
  • entzündungshemmend
  • antioxidativ
  • antitumoral
  • krampflösend
  • schleimverflüssigend und -lösend
  • abführend
  • antibiotisch
  • blutdrucksteigernd
  • blutreinigend
  • fungizid
  • harntreibend
  • schmerzlindernd

Anwendungsgebiete

  • Bronchitis
  • Husten mit Schleimbildung
  • Gicht
  • Heißhunger
  • Kopfschmerzen
  • Magengeschwür
  • Gastritis
  • Magenkrämpfe
  • Hepatitis
  • Migräne
  • Niedriger Blutdruck
  • Rheuma
  • Sodbrennen
  • Übergewicht
  • Verstopfung
  • Zwölffingerdarmgeschwür

Welche Wirkstoffe sind im Echten Süßholz enthalten?

Das Glykosid Glycyrrhizin, ein Triterpensaponin (s. Formel), verleiht der Lakritze ihren Geschmack. Ihre Süßkraft übertrifft die von Rohrzucker um ein Vielfaches. Selbst keine Süßkraft hat die 18-β-Glycyrrhetinsäure, die durch eine Abspaltung des Diglucuronids aus Glycyrrhizin entsteht. In geringer Konzentration sind weitere Triterpensaponine (24-Hydroxyglycyrrhizin, Sojasaponine I und II) und Glykoside (Glabrinsäure, Oleanolsäurederivate) sowie mehr als 40 identifizierte Flavonoide (Chalconderivat Isoliquiritigenin, 4-O-Glycosid Isoliquirtin, Flavanon Liquiritigenin) enthalten.

Welche Teile der Pflanze werden medizinisch verwendet?

Als Arzneimittel kommt die Wurzel zum Einsatz (Liquiritiae radix, Glycyrrhizae radix, Radix Glycyrrhizae, Radix Liquiritiae). Es handelt sich dabei um die getrockneten, ungeschälten oder geschälten, ganzen oder geschnittenen Wurzeln und Ausläufer von Glycyrrhiza glabra und anderen Süßholzarten.

Die Wurzeln werden im Herbst geerntet und müssen für die Weiterverarbeitung einen Mindestgehalt an Glycyrrhizinsäure enthalten. Aus dem extrahierten Saft wird Lakritze hergestellt.

Dosierung

Mittlere Tagesdosis
ca. 5-15 g Droge, entsprechen 200-600 mg Glycyrrhizin

Succus Liquiritiae
0,5-1 g bei Katarrhen der oberen Luftwege; 1,5-3 g bei Ulcus ventriculi et duodeni

Fertigpräparate
Süßholz ist in verschiedenen Hustentees (neben Thymian, Spitzwegerich, Fenchel, Isländisch Moos, Eibisch) oder auch in Iberogast® (neben Bitterer Schleifenblume, Engelwurz, Kümmel, Kamille, Mariendistel, Pfefferminze, Schöllkraut, Melisse) enthalten.

Tee
Für einen Süßholz-Tee übergießt man 1-2 TL Süßholzwurzeln mit 1 Tasse kochendem Wasser und lässt ihn 15 Minuten ziehen. Anschließend abseihen und in kleinen Schlucken trinken. 1-3 Tassen täglich.

Teemischung
(eignet sich auch für Kinder, weil leicht süßlich)
40 g Süßholzwurzeln
30 g Fenchelsamen
15 g Anissamen
15 g Spitzwegerichblätter

Wissenswertes

Süßholz findet sich in diversen Produkten des täglichen Gebrauchs, z.B. in alkoholischen sowie nichtalkoholischen Getränken (etwa Lakritzlikör), auch in Fertigsoßen. Selbst die Tabakverordnung erlaubt den Zusatz von Süßholz. Ironischerweise kann Lakritze auch zur Nikotinentwöhnung genutzt werden.

Schließlich lassen sich getrocknete Süßholzstangen auch kauen, sodass sie zweifach der Zahnpflege dienen: Zum einen entfalten die Inhaltsstoffe ihre Wirkung, zum anderen entsteht aus dem faserigen Holz beim Kauen eine Art natürlicher Zahnbürste.

Dr. rer. nat. Frank HerfurthDr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen
fh@herfurth.org

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