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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 3/2020

Zeckenbiss und Borreliose

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Behandlungstipps aus der Naturheilpraxis

Um Zeckenbissen und den von ihnen übertragbaren Krankheiten – die bakteriell ausgelöste Borreliose und die virusbedingte Frühsommer-Meningoenzepahlitis (FSME) – möglichst vorzubeugen, empfiehlt es sich, abgesehen von den üblichen Schutzmaßnahmen das Milieu so zu stärken, dass der Körper im Fall der Fälle mit der Infektion fertig wird. Beliebt ist auch die Einnahme von Produkten, die den Körpergeruch verändern können, sodass die Zecke keine Lust verspürt, zuzubeißen. Dieser Artikel beschreibt Optionen und Empfehlungen, die Ihnen nach einem Zeckenbiss und bei einer Borreliose in der Naturheilpraxis zur Verfügung stehen.

Was Sie vorab wissen müssen

Eine akute Borreliose dürfen Heilpraktiker nicht behandeln. Bitte schicken Sie Ihre Patienten zum Arzt und weisen Sie darauf hin, dass sie ein Antibiotikum benötigen. Selbst die Entfernung der Zecke bleibt dem Hausarzt vorbehalten.

Tipps für Patienten zur Selbsthilfe

Ist der Übeltäter entfernt, empfehle ich Notakehl D5 im Wechsel mit Quentakehl D5. Die erste Anwendung sollte sofort nach der Zeckenentfernung erfolgen. Zunächst wird Regenaplex Hautfluid W auf die Bissstelle gesprüht. Nach Antrocknen mit einem der beiden Mittel beginnen: 3 Tropfen auf der Bissstelle, dann 5 Tropfen in den Nacken einreiben, zuletzt 10 Tropfen auf die Zunge geben. Mit dem zweiten Mittel wird ebenso verfahren. Abends und am darauffolgenden Tag morgens die Anwendung wiederholen.

Diese Empfehlung gilt nur für eine frische Infektion. Sollte sich die Bissstelle dennoch entzünden, ein Erythema migrans entstehen oder der Betroffene grippeähnliche Symptome zeigen, muss dieser umgehend einen Arzt aufsuchen, der bei Bedarf ein Antibiotikum verordnen kann.

Stellt sich ein Patient unmittelbar nach der Zeckenentfernung bei Ihnen vor, können Sie auch je eine Ampulle Notakehl D5 und Quentakehl D5 mischen, die Einstichstelle unterspritzen sowie ringsherum quaddeln. Zusätzlich kann eine Ampulle eines Lymphmittels i.m. verabreicht werden.

An was Sie bei Borreliose denken müssen

Ist eine weiter zurückliegende Infektion mit Borrelien nachgewiesen, machen Sie Ihrem Patienten gleich zu Beginn klar, dass und warum mit einer längeren Therapiedauer zu rechnen ist. Abbrüche sind nicht selten, da meist schon vieles ohne Erfolg bzw. mit wiederkehrendem Beschwerdebild versucht wurde. Dies allerdings oft, ohne dass die persistierende Borreliose überhaupt erkannt worden ist.

Auch während der naturheilkundlichen Therapie kann es zu Rückschritten, sog. Heilreaktionen kommen. Hierüber sollte aufgeklärt werden. Ein- bis mehrjährige Behandlungszeiträume sind je nach Ausgangslage nicht selten.

Eruieren Sie bei der Anamnese, ob es Laborparameter gibt, die auf eine Co-Infektion schließen lassen. Milieubedingt kann sich eine solche verstärken und entsprechende Symptome auslösen.

Symptome behandeln

Unter anderem können die von Borrelien und Co-Erregern ausgeschiedenen Toxine die Ursache für einen Multisymptomenkomplex und die chronischen Entzündungen sein. Um dem Patienten schnelle Linderung zu verschaffen, sollte neben der Grundlagentherapie immer auch eine symptomatische Behandlung ergänzt werden. Dazu zählt die Bindung von Toxinen im Darmlumen durch Heilerde (z.B. Luvos Imutox, Grüne Mineralerde), Zeolith oder Algen (z.B. Biotraxx Natur-Zeolith mikrofein Kapseln bzw. Biotraxx Chlorella pyrenoidosa).

Im Falle einer Neuroborreliose mit kognitiven Problemen und neurologischen Ausfällen bzw. Lähmungserscheinungen lässt sich z.B. mit Neurosklerol (Fa. Jabosan) gut regulierend eingreifen. Ich arbeite oft mit den Präparaten dieses Herstellers, da diese nach einem besonderen Verfahren hergestellt werden. Wenn chronisch entzündliche Darmprozesse oder chronische Gelenkentzündungen vorliegen, fällt meine Wahl auf Bicorsan mit Curcuma als TNFalpha-Hemmer und dimeren Formen der Boswelliasäuren, die die Entzündungskaskade unterbrechen. Eine Kombination mit dem Präparat Reduglu ist sinnvoll; erniedrigte Glutathionspiegel sind bei chronischer Borreliose häufig anzutreffen und können damit aufgefüllt werden. Die enthaltenen Polyphenole lassen reduziertes Glutathion (GSH) erst in der Zelle entstehen. Dadurch kommt es nicht schon extrazellulär zu einer Oxidation. Neben Vitamin C ist auch N-Acetyl-Cystein (Aminosäure-Vorstufe) enthalten, das die intrazelluläre GSH-Synthese fördert.

Spielen Allergien, Co-Infektionen (z.B. Candida, Viren, Sepsis) oder ein chronisches Erschöpfungssyndrom eine Rolle, empfehle ich Acoprevent. Die Inhaltsstoffe wie Humulon fungieren als natürliche COX-2-Hemmer, andere hemmen Prostaglandine (Muskat und Gewürznelke). Als natürliches Antioxidans ist Zitronenschalenextrakt enthalten. Alginsäure bringt in der wässrigen Lösung des Blutes vorhandenen Sauerstoff besser in die Lipidphase der Zelle und wirkt so als Phasentransferkatalysator für Sauerstoff.

Karde

Bei der Borreliose-Behandlung setzt man seit einigen Jahren besondere Hoffnung in die Wilde Karde (Dipsacus silvestris). Die Wurzel der traditionsreichen Heilpflanze wird in einigen Kulturen seit jeher bei Arthrose, Rheuma, Hautbeschwerden und zur Steigerung der Abwehrkraft eingesetzt. Die Chinesen verwenden Karde, um die „Nierenessenz“ und das „Leberblut“ zu stärken. Kardenwurzeltinktur tötet Borrelien jedoch nicht ab, sondern bildet über ihre Eigenschaften ein Milieu, in dem sich die Bakterien nicht wohlfühlen.

Empfehlung für eine kurmäßige Einnahme

5-6 Wochen lang 1 Liter Wasser mit 15-25 Tropfen (5 Tropfen auf 20 kg Körpergewicht) über den Tag verteilt trinken. Im Extremfall kann man diese Tropfenanzahl 3x täglich einnehmen.

Jeder Mensch ist unterschiedlich, daher ist EINE Empfehlung nicht möglich; wie immer ist Testen empfohlen. Meiner Erfahrung nach ist es am besten, mit niedriger Dosierung zu beginnen und diese langsam zu steigern. Die Höchstdosis würde ich in Intervallen bis max. 1 Woche geben. Begleitend bietet sich die Anwendung von Heilerde oder Algen an, denn es kann zu Hautreaktionen kommen, die nach etwa 3 Tagen wieder verschwinden.

Die Karden-Kur kann intervallartig wiederholt werden, auch parallel zu schulmedizinischen oder anderen komplementärmedizischen Verfahren.

In meiner Beratung hat sich die Kardentinktur der Fa. Nuhrovia bewährt. Diese stellt verschiedene Tinkturen nach den Richtlinien des österreichischen Mystikers Jakob Lorber her. Im Rahmen der aus dem Ayurveda abgeleiteten Sonnenmethode werden die Auszüge zu einem lebendigen Träger gespeicherten Sonnenlichtes, auch der immaterielle Geist – das Wesen der Pflanze, wie es Kalbermatten und Storl bezeichnen – wird in den aufwändigen Herstellungsprozess einbezogen.

Spagyrische Ausleitung

Egal ob eine Infektion Wochen, Monate oder Jahre her ist, in jedem Fall empfiehlt sich eine Ausleitung der Erregertoxine aus allen Geweben, in denen sich die pathogene Wirkung entfaltet hat. Zu diesem Zweck eignet sich die Spagyrik hervorragend.

Ich gebe im Folgenden nur eine Standarddosierung an, besser ist jedoch eine genaue Testung der Tropfenanzahl. Vielfach hat sich herausgestellt, dass mit einer niedrigeren Dosierung als empfohlen begonnen werden sollte, damit sich keine Erstverschlimmerung einstellt, die den Patienten oftmals entmutigt. Die Dosierung wird in jedem Einnahmezyklus langsam erhöht und dafür über einen längeren Zeitraum als die vorgesehenen 6 Wochen durchgeführt.

Ein Vorteil dieser Methode ist das wechselweise Ansprechen der Ausscheidungsorgane. Im dreitägigen Wechsel werden Phönix Silybum spag. (3×60 Tropfen/Leber), Phönix Solidago spag. (3×60 Tropfen/Niere) und Phönix Urtica arsenicum spag. (3×20 Tropfen/Haut, Schleimhaut, Gewebe) gegeben. Durchgehend verabreicht wird das Lymphmittel Phönix Thuja lachesis spag. (3×20 Tropfen). Weisen Sie auf eine ausreichende Trinkmenge von 2 Litern pro Tag hin!

Begleitend ist eine wöchentliche Gabe der Nosode Borrelia D200 mit 3-5 Globuli sowie eine Injektion von 1-2x 1 Ampulle JUV 110 (Fa. Phönix) pro Woche zur Gewebeumstimmung sinnvoll. Liegen neurologische Symptome vor, findet ein Vitamin B-Komplex (z.B. Vitamin B Loges komplett, NHC Vitamin B Komplex) und/oder Neurosklerol seinen Platz. Haben Sie die Möglichkeit, den Erkrankten regelmäßig zu sehen, dann ist in Erwägung zu ziehen, statt Borrelia D200 eine Potenzreihe zu testen.

Vitalpilze

Einige Begleiterscheinungen der Borreliose lassen sich gut mit Pilzen lindern, v.a. kann die nötige Stärkung des Immunsystems erfolgen. Zum Einsatz kommen Cordyceps (chronisches Erschöpfungssyndrom), Coriolus und Maitake (Immunsystem).

Für Cordycepsextrakt 270 mg gilt folgende Dosierung: Bis eine Besserung eintritt, morgens 2 und mittags 1 Kapsel, danach morgens und mittags je 1 Kapsel. Die Einnahme sollte über einen langen Zeitraum erfolgen.

Eine Mischung von Extrakten aus Coriolus, Maitake und Reishi (z.B. von Nature Health Concept NHC) hat sich für das Immunsystem bewährt und kann mit je 1 Kapsel morgens, mittags und abends zur Dauereinnahme kombiniert werden mit anderen hier aufgeführten Maßnahmen.

Regena-Therapie

Dieses Konzept wurde vor bald 60 Jahren von Günter C. Stahlkopf entwickelt und versteht sich als Ganzheits-Zell-Regenerationstherapie. Die Methode ist eine Behandlung des gesamten Stoffwechselgeschehens und hält über 200 Mittel bereit. Sie kann präzise auf den Einzelfall ausgerichtet werden. Dabei stehen zunächst eine Öffnung der Ausscheidungsorgane und ein funktionierender Gesamtstoffwechsel über eine Milieuregulierung im Vordergrund. Nach der Öffnungs- und Reinigungsphase konzentriert sich die Therapie auf die Zellregeneration.

Im Folgenden sind einige Mittel aufgeführt, die nach einem Zeckenstich bzw. bei einer persistierenden Infektion zu berücksichtigen bzw. auszutesten sind. Sie werden so eingesetzt, dass sich in der ersten Verordnung immer Öffnungsmittel für die Ausscheidungswege sowie Mittel gegen die akuten Beschwerden befinden. In der Regel sollten die Serien nach 6-8 Wochen nachgetestet und dann – je nach Zustand des Patienten – verändert werden.

Nr. 3 bei Verdacht auf Neuroborreliose, Kopfschmerzen, Symptombeteiligung im Kopfbereich, unerklärlichen Schwindelattacken

Nr. 3a bei Verdacht auf Neuroborreliose, Nackensteifigkeit bei Parasitenbelastung, Kopfschmerzen nach akutem oder chronischem Zeckenstich, unerklärlichen Schwindelattacken

Nr. 6 zur Blut- und Lymphentgiftung als Basismittel zu Beginn der Therapie, bei Beschwerden mit Lymphknotenbeteiligung

Nr. 23a bei Vorerkrankungen, wenn sich in der Anamnese Erbbelastungen oder chronische Beschwerden zeigen, die vor dem Zeckenstich bestanden, zur Blut- und Lymphreinigung

Nr. 50a nach akutem Zeckenstich als Nierenentgiftungsmittel, bei chronischer Infektion kann es ersetzt werden durch die Nr. 51a, 51b und 51c

Nr. 62a bei akuten Erkrankungen als Basismittel der Darmentgiftung

Nr. 74 bei Bindegewebsschwäche, chronischer Borreliose, Lähmungserscheinungen nach Zeckenstich, Taubheitsgefühl der Glieder, Paresen – Achtung: Bei Lähmungserscheinungen sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden!

Nr. 82a bei Erregerbelastungen

Nr. 150 bei Co-Infektionen, anderen Viren und Parasitenbelastungen

Nr. 165a bei Verdacht oder Diagnose von Multipler Sklerose – viele MS-Patienten haben eine Borrelienbeteiligung, daher könnte dieses Mittel ebenfalls zum Einsatz kommen

Nr. 203 zur Nervenzellregeneration (Neuralgien, Herpes-Zoster-Beteiligung), Zwischenmittel bei allen chronischen Prozessen, Schmerzen im Interkostalraum, Nervenschmerzen, die begleitend bei Borreliose auftreten

Nr. 510a Blut- und Lymphmittel bei Erregerbelastungen, nicht nur nach Magen-Darm-Verstimmungen, sondern Intoxikationen aller Art (nicht unmittelbar mit Nr. 6 kombinieren)

Welche Verordnung Sie auch immer individuell zusammenstellen, denken Sie bitte immer daran, die Ausscheidungsorgane mit entsprechenden Präparaten zu unterstützen. Dazu zählen v.a. Nieren- und Darmmittel sowie ein Blut- und Lymphmittel pro Verordnung. Die Entgiftung der Matrix und der Abtransport der Schlacken sind die zentralen Gesichtspunkte jeder Behandlung. Nicht nur der Erreger per se ist entscheidend, sondern auch der Aspekt, ob dieser ein passendes Milieu im Organismus vorfindet.

Impfung als Schutzmaßnahme?

Gegen Borreliose lässt sich nicht impfen, wohl aber gegen FSME. Doch hiervon sind Patienten von Heilpraktikern oft nicht begeistert. Was können Sie ihnen raten? Ich empfehle FSME C200 Globuli sowie Borrelia C200 Globuli. Es werden einmal halbjährlich je 2×5 Globuli im Abstand von einer halben Stunde gegeben (für Kinder je 3 Globuli). Zwischen FSME- und Borrelia-Einnahme sollten 3-4 Tage liegen.

Schlusswort

Nehmen Sie den Patienten immer ernst und bieten Sie ihm auch psychologische Unterstützung an. Die meisten haben eine monate- oder jahrelange Odyssee hinter sich und die Erfahrung, dass ihnen irgendwann niemand mehr geglaubt hat.

Alle o.g. Mittel sind mit schulmedizinischen Präparaten oder auch untereinander im Verlauf der Behandlung gut kombinierbar. Die Borreliose ist eine vielschichtige Erkrankung, die sich in kein Schema pressen lässt. Seien Sie demzufolge auch mutig und findig in der Kombination der verschiedenen Möglichkeiten, die sich Ihnen bieten.

Sabine HelbigSabine Helbig
Apothekerin, Tierheilpraktikerin

info@therapiekonzepte.com

Literatur

  • Gärtner, Susanne: Borreliose – Die verschwiegene Volkskrankheit. Dielus Edition, 2018
  • Gärtner, Susanne: Regenaplexe. Journal für Komplexmittelhomöopathie 04/2018
  • Kappl, Andreas & Rebensburg, Philip: Gesund mit Heilpilzen. riva Verlag, 2020
  • Krieger, Susanne: Borreliose – große Gefahr durch kleine Erreger. Naturheilkunde Journal 07/2012
  • Zwettler, Noemi: Sonnenhellmittel – Besonnte Pflanzenessenzen und ihre Wirkung auf Körper und Psyche. holymood Verlag, 2019
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