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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 2/2021

Die MATEYKO®-Atemtherapie

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Eine effektive Methode für viele Anwendungsfelder: Atemwege, Immunsystem, Fitness, Gewichtsregulierung

Als Therapeutin und Leiterin einer Paracelsus Schule (Mannheim) beschäftige ich mich seit jeher mit den Grundlagen von Gesundheit und Krankheit. Stets bin ich auf der Suche nach den Ursachen für pathologische Prozesse und nach geeigneten, wirkungsvollen Methoden und Tools zur Wiederherstellung sowie Erhaltung von Gesundheit. Auf diesem Weg habe ich viele sinnvolle und effektive Behandlungsmöglichkeiten kennengelernt.

Wir alle wollen dasselbe

Um gesund zu bleiben, benötigen alle Menschen grundlegend dasselbe: Nahrung, Flüssigkeit, Sauerstoff und Luft. Menschen können wochenlang nichts essen und tagelang ohne Wasser auskommen, aber nur wenige Minuten ohne Sauerstoff überleben. Gleichwohl ist auch ein Zuviel davon ungesund bis tödlich.

Blickt man weiter, hängt Gesundheit stark von der Individualität des jeweiligen Menschen ab. Gene und Lebensweise, Herkunftskultur und Religion, Erziehung und individuelle Erfahrungen etc. prägen jeden Einzelnen von uns.

Analog kann man das auf den Bereich der Heilkunde übertragen: Die Schulmedizin beruht auf standardisierten Methoden, Präparaten und Leitlinien, die notwendig sind, um möglichst viele Menschen mit einem Therapieansatz erreichen zu können. Die Naturheilkunde dagegen ist so vielfältig und individuell anpassbar wie die Menschen selbst. Trotz aller Unterschiede arbeiten beide auf derselben Grundlage und haben ein gemeinsames Ziel.

Gesunde Atmung ist nicht selbstverständlich

Im Bereich der Ernährung gibt es viele Spezialisten, die unterschiedlichste Bereiche abdecken. Wir kennen z.B. „Wasserpäpste“ wie auch Experten für vegane oder ketogene Ernährung.

Doch wie steht es mit der Atmung? Was wissen wir darüber, und wie können wir dieses Wissen mit Blick auf unsere Gesundheit nutzen? Das ist Thema dieses Artikels.

Auch die Atmung ist wissenschaftlich sehr gut erforscht, es gibt zahlreiche Studien dar- über. Zudem ist sie ein wichtiger Bestandteil in traditionellen heilkundlichen Lehren, z.B. im Yoga oder Qigong.

Im Grunde bringen wir die richtige Atmung mit auf die Welt. Sie funktioniert autonom und braucht nicht bewusst gesteuert zu werden. Der Körper weiß immer, ob und wieviel Luft er gerade benötigt. Eigentlich. Über Jahrtausende hat sich das Leben der Menschen immer gleich abgespielt. Seit der Industrialisierung jedoch lassen sich schnelle und starke Veränderungen von Umweltbedingungen und Lebenswandel feststellen, die völlig andere Anforderungen an den Menschen stellen als bisher. Noch ist die Evolution nicht „hinterhergekommen“. Ein Effekt davon ist, dass viele Menschen die gesunde, angeborene Atmung tatsächlich „verlernt“ haben.

Falsche Ernährung, zu wenig Bewegung, zu hohe Zimmertemperaturen, Hektik und Stress bringen den natürlichen Atemprozess und damit auch den Stoffwechsel durcheinander. Wir führen dem Körper eine zu große Luftmenge zu. Dadurch können u.a. Herz-Kreislauf-Krankheiten, Übergewicht, Schlafstörungen, Atemwegserkrankungen sowie Panikattacken begünstigt werden. Warum ist das so?

Das passiert im Körper bei der Atmung

Bei einem gesunden Menschen findet sich Kohlendioxid (CO2) in einer Konzentration von ca. 6,5% in den Lungenbläschen (Alveolen). Kohlendioxid ist unverzichtbarer Bestandteil einer ganzen Reihe von wesentlichen Stoffwechselreaktionen, z.B. der Bildung von Kortikoiden in der Nebennierenrinde, etwa Kortisol.

Der nach dem dänischen Physiologen Christian Bohr benannte „Bohr-Effekt“ sorgt bei entsprechender CO-Konzentration im Blutplasma zudem für gute Sauerstoffaufnahme und -abgabe im Transportprotein Hämoglobin. Gleichzeitig beeinflusst die Konzentration des im Körper gelösten Kohlendioxids das Säure-Basen-Gleichgewicht. Eine längerfristige oder nachhaltige Entgleisung dieser Balance führt entweder zu einer Azidose oder einer Alkalose. Beides Zustände, die gefährlich sind und unbedingt vermieden werden sollten.

Übermäßige Atmung (bis hin zur Hyperventilation) bedeutet eine erhöhte Kohlendioxidabgabe, damit eine Steigerung des pH-Wertes, folgend eine respiratorische Alkalose. Wissenschaftliche Beobachtungen ergaben, dass sich hierbei auch diverse Gefäße zusammenziehen und krampfen, z.B. in Schleimhäuten, Bronchien und Gehirn. Es kommt zur Einschränkung der Atmung, induzierten Asthmaanfällen und Bewusstseinsstörungen. Hyperventilationen können ausgelöst werden durch Stress, Angst, Depression oder starke Erregungen.

MATEYKO®-Atemtherapie

Körper, Geist und Seele sind lernfähig. Wie bei ABC und Einmaleins, die wir mit der Zeit verinnerlichen, können wir eine neue und bessere Atmung erlernen und manifestieren. Ziel der MATEYKO®- Atemtherapie ist das leichte Atmen. Dabei kombinieren wir wissenschaftliche und medizinische Erkenntnisse aus dem Bereich der Atmung mit Elementen der Hypnosetherapie.

Abhängig von der Erkrankung oder dem Ziel des Klienten muss im Vorfeld eine umfangreiche Anamnese erstellt werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Atemtechniken geben wir keine Atemintervalle vor, sondern erstellen auf dieser Grundlage ein individuelles Programm. Der Atem wird spürbar gemacht und in die richtigen Regionen des Körpers gelenkt. Dabei verwenden wir Elemente der Entspannung und Visualisierung. Weitere Aspekte sind Ernährung und Bewegung.

Damit der Klient erfolgreich sein Ziel erreichen kann, muss er intensiv mitarbeiten, die einzelnen Tools mehrfach am Tag anwenden und auch schriftlich festhalten. Der Körper lernt so Schritt für Schritt eine neue, leichte und reduzierte Atmung. Das wird zunächst bewusst gesteuert und trainiert, später geht das neue Muster ins Unterbewusstsein über und geschieht fortan automatisch.

Die Klienten spüren recht schnell eine Verbesserung ihrer Symptome und fühlen eine angenehme Leichtigkeit. Mit Hilfe einfacher Verfahren lässt sich schließlich überprüfen, wie sich die Sauerstoffsättigung im Blut verbessert und welche Fortschritte der Klient auf körperlicher Ebene macht.

Da keine Nebenwirkungen beobachtet werden, ist diese Methode für jeden geeignet. Sie wird angewendet in der Prävention, zur Steigerung der Leistungsfähigkeit (auch im Sport), bei Asthma und COPD, Panikattacken, Depressionen und Schlafstörungen. Sie verbessert die Schlaftiefe und fördert eine positive Lebenseinstellung. Es gibt also viele gute Gründe, diese neue Therapiemethode für sich zu entdecken.

Professionelle Anleitung ist wichtig

Man sollte die ersten Schritte unter Anleitung eines ausgebildeten MATEYKO®-Atemcoaches machen. So kann man Fehler ausschließen und sein Ziel optimal erreichen.

Im Profisport gibt es viele Athleten, die ihre Leistungen mit Hilfe dieser Methode steigern konnten. Hinzu kommt die Leichtigkeit, mit der sich dieses Level erreichen lässt. Sport-Coaches sollten den Ansatz daher unbedingt mit ihren Schützlingen trainieren.

Achtung: Wer keine Heilerlaubnis hat, sollte seine Klienten immer zuerst von einem Therapeuten untersuchen lassen.

Ein weiteres wichtiges Anwendungsfeld ist die Therapie. Diese Möglichkeit beschreibe ich nachfolgend anhand eines Beispiels aus meiner Praxis.

Fallstudie

Eine Klientin (54) kommt mit einer sehr langen Leidensgeschichte zu mir. Im Alter von 20 Jahren wurde bei ihr eine endogene Hypertonie festgestellt, die seitdem medikamentös behandelt wird. Sie war immer schon ein ängstlicher Mensch; von Klein auf reagiert sie auf Schwierigkeiten innerhalb der Familie mit vielfältigen Ticks, die auch den Atemfluss beeinträchtigen. Sie ist extrem angepasst und versucht immer, es allen recht zu machen. Im Laufe der Zeit ist ihr das Atmen immer schwerer gefallen, bis der automatische Prozess nicht mehr funktionierte. Fortan musste sie bewusst ein- und ausatmen, auch nachts. Mit 29 kamen ständige, sehr starke Kopfschmerzen hinzu, die 5 Jahre lang andauerten. Dies alles ging einher mit starken Verkrampfungen am ganzen Körper. Trotz allem hat sie während der ganzen Zeit in ihrem erlernten Beruf gearbeitet und war erfolgreich in Führungspositionen. Sie konsultierte die unterschiedlichsten Therapeuten – aber niemand glaubte ihr. Es war klar, was angenommen wurde: Nicht selbst atmen können und 5 Jahre Kopfschmerzen, ohne auch nur eine Sekunde Unterbrechung – das kann nur ein Hypochonder oder Schlimmeres sein. Aufgrund der Reaktionen der Ärzte traute sie sich nicht, ihrer Familie und ihrem Mann alles zu erzählen. Aus Angst, dass sie als „verrückt“ abgestempelt würde. Sie versuchte, trotz allem ein einigermaßen normales Leben zu führen. Niemandem war bewusst, welches Martyrium sie durchmachte.

Tief verzweifelt suchte sie Hilfe in Büchern und Ausbildungen. Wie der Zufall es will, absolvierte sie an den Paracelsus Schulen berufsbegleitende Ausbildungen in den Bereichen Psychologische Beratung und Atemcoaching. Das war der Beginn eines neuen Lebens! Durch die Beschäftigung mit medizinischen und psychischen Hintergründen und die Anwendung naturheilkundlicher Methoden verbesserten sich ihre Beschwerden stetig. Die Kopfschmerzen verschwanden, aber mit der Atmung bestanden nach wie vor Schwierigkeiten. Dann hörte sie von MATEYKO®.

Schon in der ersten Sitzung beginnen wir mit der therapeutischen Arbeit. Es ist nicht leicht für sie. Vieles aus ihrem Leben kommt ans Tageslicht, das tief im Unterbewusstsein versteckt war. Weinkrämpfe, Schweißausbrüche, Angstattacken – sie erlebt das volle Programm. Aber wir kommen nicht daran vorbei, wenn sie die Altlasten endlich überwinden und sich befreien will. Schließlich ist es das Thema „Loslassen“, was sie bisher an einer kompletten Genesung gehindert hat. Und das konnte sie nicht alleine.

Nach einem halben Jahr Therapie hat sie es nun fast geschafft. Die Atmung ist zu 90% des Tages so, wie sie zu ihr gehört (Stresssituationen verursachen noch ein wenig Probleme), in der Nacht kann sie durchschlafen. Ihr Selbstbewusstsein ist gestärkt. Sie traut sich viele Dinge zu, die vorher unmöglich waren.

Was haben wir gemacht? Ohne Bewältigung und Überwindung der Altlasten des Lebens ist ein echter Neubeginn schwierig. Solange unverarbeitete Dinge verborgen sind, ist die äußere Person mehr mit einer Fassade zu vergleichen. Diese muss erst einmal bröckeln, damit das wertvolle Mauerwerk darunter entdeckt und freigelegt werden kann: das wirkliche Ich. Dieses muss lernen, zu sich zu stehen, auch wenn es anderen nicht gefällt. Es geht darum, ein Mensch mit Ecken und Kanten, mit guten und weniger guten Seiten zu werden.

Das macht jeden einzigartig. Um dies zu erreichen, nutzen wir die speziell auf den Klienten zugeschnittenen Hypno-Techniken und integrieren die MATEYKO®-Atemtherapie, sobald es im Therapieverlauf sinnvoll ist.

Das klingt einfach, ist aber für den Therapeuten – wie auch im vorliegenden Fall – eine Herausforderung. Jede Sitzung muss vor- und nachbearbeitet, die Therapie immer wieder individuell angepasst werden. Während des Termins muss der Therapeut den Klienten in jeder Sekunde bewusst begleiten und achtsam beobachten. Jede Regung ist wichtig. Die Hypnose kann und muss sogar innerhalb der Sitzung variabel gestaltet werden.

Der Erfolg ist aber jede Mühe wert, da diese Methode nachhaltig wirkt und dem Klienten neuen Lebensmut und manchmal sogar ein neues Leben schenken kann.

Zugegeben: Das beschriebene Beispiel ist ein schweres. Das Coaching im Sport zur Steigerung von Leistung und Fitness oder die Beseitigung eines Schnarchproblems etc. sind viel einfacher und schneller zu bewerkstelligen.

MATEYKO®-Atemcoaches unterliegen einem hohen Qualitätsanspruch, der für die Klienten und sie selbst eine breite Grundlage schafft, um die Überwindung von Schwierigkeiten und Krankheiten zu ermöglichen.

Fazit

Die medizinischen Grundlagen der hier vorgestellten Atemtherapie sind sehr weitreichend und würden den Rahmen dieses Artikels sprengen. Der therapeutische Erfolg ist an dieser Stelle die wichtigste Nachricht. In meiner Praxis arbeite ich seit über 20 Jahren mit der Hypnosetherapie, und ich muss gestehen, dass mir immer ein letzter Baustein gefehlt hat. Heute sind meine zufriedenen Klienten der Beweis dafür, dass ich in der speziellen Technik der MATEYKO®-Methode diesen gefunden habe.

Marita KönigsfeldMarita Königsfeld
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Studienleiterin der Paracelsus Schule Mannheim
mannheim@paracelsus.de

Foto: © Robert Kneschke / adobe.stock.com

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