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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2021

Unsere Heilpflanze: Stechender Mäusedorn – Ruscus aculeatus

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Auch bekannt als: Stacheliger Mäusedorn, Stechmyrte, Dornmyrte

In der Gattung der Mäusedorne (Ruscus), die zu den Spargelgewächsen (Asparagaceae) gehört, zählt man 6 Arten: R. colchicus, R. hypoglossum, R. hypophyllum, R. hyrcanus, R. streptophyllus und R. aculeatus, den Stechenden Mäusedorn.

Die Pflanze wächst bevorzugt in Gebüschen, Wäldern sowie an trockenen Abhängen, bis in Höhenlagen von 1000 m. Ihre Heimat liegt in Südeuropa und reicht von Spanien über die südlichen Alpen und Südtirol bis nach Südrussland. Man findet sie aber auch im Westen bis England und im Osten bis Rumänien. Gelegentlich trifft man den Stechenden Mäusedorn sogar in Nordafrika, in Vorderasien und den südlichen USA an, in Deutschland jedoch nicht.

Bei den Bauern war es früher Brauch, Mäuse und andere Nager von Vorräten fernzuhalten, indem sie einige Zweige des Mäusedorns zum Fleisch hängten. Der Name der Pflanze kommt also nicht daher, dass sie bei Mäusen beliebt war, im Gegenteil.

Der Stechende Mäusedorn war in Deutschland Arzneipflanze des Jahres 2002.

Woran erkennt man den Stechenden Mäusedorn?

Er wächst als immergrüner Halbstrauch bis auf eine Höhe von 80 cm und bildet flächig verbreiterte Kurztriebe, die Phyllokladien. Diese sind etwa 2,5 cm lang, lanzettlich geformt und ledrig steif. Kennzeichnend sind eine deutliche Nervatur und eine stechende Spitze. Die Laubblätter sind nur etwa 1 cm lang und mit einer Breite von 2 mm wie Nadeln geformt. Sie sind schuppenartig, von bräunlicher Farbe und dreieckiger bis lanzettlicher Form, fallen aber früh ab.

Von März bis Mai erscheinen die grünlichweißen Blüten, die einen Durchmesser von bis zu 2 mm haben. Bei den leuchtend roten Früchten handelt es sich um giftige Beeren.

Wie wirkt der Stechende Mäusedorn?

Den vorkommenden Ruscogeninen schreibt man folgende Eigenschaften zu: kapillarabdichtend, den Venentonus erhöhend, entzündungshemmend und entwässernd.

Die European Scientific Cooperative on Phytotherapy nennt als anerkannte medizinische Anwendung für den Mäusedornwurzelstock bzw. dessen Extrakte eine unterstützende (symptomatische) Therapie bei chronisch venöser Insuffizienz (CVI) gegen Schmerzen, Schweregefühl, Kribbeln und Schwellungen der Beine sowie nächtliche Wadenkrämpfe.

Mäusedorn hilft unterstützend gegen Juckreiz und Brennen bei Hämorrhoiden.

Auch der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) als Fachgremium der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) stuft den Mäusedornwurzelstock als traditionelles pflanzliches Arzneimittel ein.

In der volkstümlichen Medizin gilt er als harn- und schweißtreibendes Mittel. In Asien wird er extern bei Hauterkrankungen eingesetzt.

Anwendungsgebiete

  • venentonisierend und -stärkend
  • kapillarabdichtend
  • ödemhemmend
  • entzündungshemmend
  • harntreibend
  • antiexsudativ
  • antiphlogistisch
  • blutreinigend
  • zusammenziehend

Anwendungsgebiete

  • Beinschwere und -schmerzen
  • Besenreiser
  • Couperose
  • Frostbeulen
  • Gallensteine
  • Gelbsucht
  • Harnröhrenentzündung
  • Hämorrhoiden
  • Juckreiz
  • Krampfadern
  • Narbenpflege
  • Nierenerkrankungen
  • Schmerzen
  • Sonnenbrand
  • Stumpfe Sportverletzungen
  • Venöse Insuffizienz
  • Wadenkrämpfe

Welche Wirkstoffe sind im Stechenden Mäusedorn enthalten?

Bis zu 6% Saponine, ein Gemisch aus ca. 30 Steroidsaponinen vom Spirostanol- und Furostanoltyp. Nach der Hydrolyse werden die Aglyka Neoruscogenin und Ruscogenin (s. Formel) gebildet, die Hauptsaponine sind Ruscosid, Ruscin und Deglucoruscosid.

Daneben sind Triterpene und wenig ätherisches Öl enthalten.

Weitere nennenswerte Inhaltstoffe sind Sitosterol, Stigmasterol, Campesterol, Chrysophansäure, Fettsäuren, Lupenon, Euparon und Ruscolidbenzofuran. Auch Flavonoide wie Rutin, Vitexin, Isoquercitrin, Narcissin, Nicotiflorin, Orientinglucosid und Schaftosid sind im Stechenden Mäusedorn enthalten.

Welche Teile der Pflanze werden medizinisch verwendet?

Als Heildroge werden die getrockneten unterirdischen Teile der Pflanze genutzt. Es handelt sich dabei um Rusci aculeati rhizoma, auch bezeichnet als Stechmyrtenrhizom.

Der Stechende Mäusedorn gilt als wenig giftig bis giftig (Beeren). Bei lokaler Anwendung können selten Hautreizungen und Rötungen auftreten. Bei innerlicher Einnahme sind Magen-Darm-Beschwerden möglich. Vorsicht bei Bluthochdruck!

Anwendung

Der Stechende Mäusedorn kommt nur in Fertigpräparaten mit standardisierten Extrakten oder isolierten Ruscogeninen zum Einsatz. Die Dosierungen sind den Packungsbeilagen zu entnehmen. Mäusedorn-Präparate sind auch als Gel oder Kapseln in Apotheken erhältlich.

Wenn man den Wurzelstock erhalten kann, lässt sich daraus ein Tee zur Venenstärkung zubereiten. Dazu gibt man 1 TL des Wurzelstocks in 250 ml kaltes Wasser und erhitzt die Mischung bis zum Kochen. Dann lässt man das Ganze 5-10 Minuten ziehen. Von diesem Tee trinkt man 2x täglich jeweils 1 Tasse.

Wissenswertes

Die frischen, zarten Triebe des Stechenden Mäusedorns waren bereits im alten Rom als Spargelersatz bekannt. Die Samen wurden als Ersatz für Kaffee verwendet.

Die Zweige der Pflanze kamen bei der Reinigung von Besteck und Töpfen zum Einsatz. Auch Metzger verwendeten sie, um damit ihre Messer zu säubern und das Fleisch abzudecken. Noch heute trägt der Mäusedorn im Englischen den Namen „butcher‘s broom“ = „Metzgerbesen“.

Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker mit Schwerpunkt Phytotherapie, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen
fh@herfurth.org

Foto: © Adkan I adobe.stock.com

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