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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/2024

Longevity Lange und gesund leben

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Entgiftung und Ausleitung als Königsweg

Wenn wir gesund sind und alle Körperfunktionen im Gleichgewicht arbeiten, fühlen wir uns wohl, sprühen vor Vitalität und Lebensfreude und stecken die Herausforderungen des Alltags leichter weg. In diesem Fall unterstützen wir den Körper mit vitalstoffreicher Ernährung, ausreichender Zufuhr von hochwertigem Wasser und einem angemessenen Maß an Bewegung. Bei kleineren gesundheitlichen Unannehmlichkeiten können wir Hilfe aus der Apotheke der Natur finden.

Fundament für Well-Aging

Die Unterstützung der Ausleitungs- und Entgiftungsorgane stellt eine wichtige Grundlage für ein langes und gesundes Leben (Longevity) dar. Regelmäßige sowie zielgerichtete Ausleitungskuren helfen, das Wohlbefinden ganzheitlich zu erhalten, Alterungsprozesse zu verlangsamen und gesundheitliche Beschwerden fernzuhalten. Ein optimal funktionierender Stoffwechsel ist schließlich Grundvoraussetzung für echtes Well-Aging. Die funktionale und schrittweise Entlastung unseres „inneren Alchemisten“ kann somit als Königsweg für nachhaltige Gesundheit verstanden werden.

Drei Säulen der Entgiftung

Wird der Organismus durch Stoffwechselendprodukte, Umweltgifte sowie andere Schadstoffe belastet, werden Ausleitungsorgane zunehmend überfordert und der Metabolismus entweder in eine falsche Richtung gelenkt oder blockiert. Dadurch entsteht im Körper und besonders im Bindegewebe eine Reaktionsstarre, und zahlreichen Zivilisationserkrankungen wird der Weg geebnet. Die beste Therapieform kann ihre Wirkung dann nicht mehr vollständig entfalten. Ein ganzheitlich angelegtes Entgiftungsprogramm reaktiviert die Selbstregulationsfähigkeit des Körpers und bringt ihn wieder ins Gleichgewicht.

Die Frage nach Ausleitungskuren ist ein zentrales Thema in der Naturheilpraxis und erhält aktuell starken Zulauf. Viele Menschen haben bereits das eine oder andere Konzept ausprobiert oder in Eigenregie Erfahrungen gemacht. Jedoch wird häufig nur ein Teilaspekt von Entgiftungskuren beachtet, während wichtige Schritte übersehen werden. Dies kann zu unangenehmen Krisen während einer Kur führen. In manchen Fällen wird die Nachhaltigkeit des Entgiftungseffekts sogar geschmälert. Um dies zu vermeiden, sollte man für eine Basis-Entgiftungskur 3 Säulen stets im Blick haben.

Säule 1

Aktivität der Ausleitungsorgane Wichtigste Voraussetzung ist, dass alle Ausleitungsorgane aktiv sein müssen, sodass anflutende Substanzen, die später aus den Depots gelöst werden, auch tatsächlich nach außen transportiert werden können. Eine mangelnde Ausleitungskapazität hat ja zuvor dazu geführt, dass Belastungen im Körper verblieben sind und Schadstoffe sich ansammeln konnten. Was banal klingt, ist ausgesprochen vielgesichtig. Welche Organe zur nachhaltigen Ausleitung unterstützt werden sollten, kann sich individuell sehr unterschiedlich gestalten. Gleichzeitig wirkt sich eine solche Aktivierung der Ausleitungsfähigkeiten im Grunde bei allen Menschen positiv aus, auch dann, wenn keine konkrete Schwermetall- oder Schadstoffbelastung nachgewiesen worden ist. Zur Unterstützung gibt es viele Hilfsmittel aus der Natur, die im Weiteren erläutert werden.

Säule 2

Belastungen lösen
Zu den Lagerplätzen für auszuleitende Substanzen zählt u.a. das Bindegewebe, in dem wasserlösliche Stoffe „geparkt“ werden, wenn die Ausleitungskapazitäten der Niere erschöpft sind. Fett- und Drüsengewebe fungieren als Depot für fettlösliche Schadstoffe, z.B. Schwermetalle oder Weichmacher.

Beim Herauslösen dieser abgelegten Stoffe helfen Fastenkuren oder schwefelhaltige Ernährungsbestandteile, z.B. Kresse oder Lauchgewächse. Auszüge aus Koriander oder Bärlauch können den Prozess ebenso intensivieren wie schwefelhaltige Aminosäuren und Algenpräparate.

Säule 3

Schadstoffbindung
Die Schadstoffe werden mit der Herauslösung aus den Depots reaktiviert, was für den Körper eine erneute Belastung bedeutet. Daher ist es als dritte Aufgabe wichtig, diese Substanzen zu binden, um sie tatsächlich ausleitungsfähig zu machen. So soll verhindert werden, dass Zellen erneut geschädigt werden und schließlich nur eine Rückablagerung der Substanzen stattfindet. Tees oder Auszüge aus gerbstoffhaltigen Pflanzen, z.B. der Walnuss, organischer Schwefel, Zeolith und Heilerde können hierbei hilfreich zur Seite stehen.

Aktivierung des inneren Alchemisten

Unser „innerer Alchemist“ ist gemäß der paracelsischen Idee dafür zuständig, „Gutes und Schlechtes im Körper voneinander zu scheiden“, sodass hilfreiche, nährende und heilende Stoffe aufgenommen und verwertet werden. Dann kann alles Schadhafte davon abgetrennt und ausgeschieden werden.

Wird diese wichtigste erste Säule der Entgiftung übersehen, kommt es zu Ausleitungskrisen und Re-Intoxikation – der gewünschte Effekt einer Entgiftungskur verpufft. Wie pflegt man also das alchemistische Talent im Inneren?

Basismittel

Als universell einsetzbares Basis-Entgiftungsmittel ist der Löwenzahn zu nennen. Er entlastet die Leber, hilft bei Störungen des Galleflusses, Völlegefühl, Blähungen, Verdauungsbeschwerden und regt den Harnfluss an. Durch seine ausgeprägte blutreinigende Kraft eignet er sich hervorragend für den Frühjahrsputz im Inneren. Er regt sämtliche Verdauungsorgane an und bringt alles in Fluss, was in Stauung geraten ist. Das gilt für die Verdauungssäfte ebenso wie für den Bewegungsapparat, die Ausleitung und die Ausscheidung. Löwenzahn ist ein bewährtes Heilkraut zur Begleitung vieler chronischer Beschwerden. Als Stoffwechselpflanze wird er traditionell zur Linderung von Gicht oder anderen rheumatischen Entzündungen empfohlen. Bei Fett- und Zuckerstoffwechselstörungen kann er die ganzheitliche Therapie ergänzen. Auch auf geistig-seelischer Ebene löst er auf, was ins Stocken geraten ist. Löwenzahn vermittelt neue Lebensenergie, geistige Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit.

Unterstützung der Leber

Will man die Leber unterstützen, freut sie sich grundlegend über jegliche Form von Bitterstoffen. Diese mitunter unbeliebten Substanzen regen den Stoffwechsel an und motivieren auch die fleißigen Leberzellen zu der einen oder anderen Extraschicht. Wir sollten Bitterstoffe wieder in unser Ernährungskonzept integrieren, z.B. durch das Würzen mit frischen Kräutern oder die Auswahl bitterer Salate. Zusätzlich können wir vor jeder Mahlzeit den Verdauungstrakt aufwecken und aktivieren, indem wir z.B. Bitterpflanzen-Auszüge als Tropfen einnehmen.

Auch Teerezepturen, die bittere Pflanzen enthalten, entlasten die Leber und regen die Ausleitung an:
• Einen starken Bitterstoffgehalt liefert Wermut, der in der Erfahrungsheilkunde zur Unterstützung bei Leberschwäche und daraus folgender Erschöpfung eingesetzt wird. Er ist ein echter Kraftgeber und eine Wohltat für den gesamten Verdauungstrakt.

• Sein naher Verwandter, der Beifuß, hilft v.a. dabei, fettreiche Speisen leichter zu verdauen, indem er die Produktion und die Ausschüttung des Gallensaftes in der Leber in Schwung bringt. Er wird in der Volksmedizin als Blutreiniger geehrt, aktiviert den Stoffwechsel und hilft uns in Stress-Situationen mit seiner stärkenden Kraft.
• Die Schafgarbe ist etwas weniger bitter im Geschmack als die beiden vorher genannten Pflanzen. Dennoch ist sie eine große Leberpflanze, die gleichzeitig das Milieu im Darm reguliert.
• Die Inhaltsstoffe der Mariendistel sind in der Lage, den Stoffwechsel der Leberzellen derart zu verändern, dass Schadstoffe in geringerem Maße in die Zellen eindringen können und so weniger Schädigungen entstehen. Gleichzeitig gilt sie als Hilfsmittel, wenn es darum geht, bereits bestehende Schäden am Gewebe der Leber zu reparieren.

Kombiniert man diese Pflanzen mit entzündungswidrigen und blutreinigenden Erdbeerblättern und Löwenzahn, erhält man eine exzellente Teemischung, die der Leber Freude bereitet.

Aktivierung der Nieren und Lymphe

Unter Naturheilkundlern gibt es die goldene Regel: „Keine Leberaktivierung ohne Nieren-Drainage“. Schließlich werden Schadstoffe im Rahmen der Entgiftung, soweit möglich, wasserlöslich und damit harnpflichtig gemacht. Eine Erhöhung der täglichen Trinkmenge ist daher das Mindestmaß an Unterstützung, das man seinen Nieren im Rahmen einer Ausleitungskur zukommen lassen sollte. Steht den Nieren nicht ausreichend Lösungsmittel zur Verfügung, können die angeschwemmten Substanzen nur unzureichend ausgeschieden werden und landen wieder in unserem Kreislauf. Insbesondere Säuren konkurrieren miteinander, sodass bei vermindertem Abtransport über die Harnwege eine erneute Übersäuerung des Gewebes droht.

Will man die Tätigkeit der Nieren mit pflanzlichen Mitteln anregen, so ist die Brennnessel ein wichtiger und umfassend wirksamer Helfer. Sie erhöht den Harnfluss und damit die Durchspülung der Nieren und hilft uns bei der Entsäuerung. Diese Gewebsentlastung ist eine Erklärung dafür, dass die Brennnessel in der Volksmedizin als wichtige Begleiterin

bei Gicht und Rheuma bekannt ist – Erkrankungen, die unmittelbar mit Übersäuerung in Verbindung gebracht werden. Die jungen Blätter der Brennnessel können im Salat verzehrt werden, die Samen in einem Kräutersalz zur Anwendung kommen. Um die Pflanze ganzjährig und ohne Sammelarbeit in guter Qualität zur Verfügung zu haben, bieten sich Kräutertinkturen oder Essenzen an. Die destillierten Essenzen bieten dabei eine noch feinere Wirkung auch auf geistig-seelischer Ebene, wo die Brennnessel den Umgang mit Aggression zu ordnen vermag. Sie hilft uns, aggressive Emotionen in produktive Tatkraft umzusetzen, anstatt sie destruktiv gegen uns selbst oder andere zu richten.

Tees für die Nieren sollten neben klassischen Nierenkräutern, z.B. der geweberegenerierenden Goldrute und der antirheumatischen Birke, auch entspannende Kräuter enthalten, da Nieren und Nebennieren gemeinsam eine wichtige Rolle im Umgang mit Stress spielen. Langanhaltender Dauerstress ist ein wichtiger Faktor, der Übersäuerung begünstigt.

Zur weiteren Unterstützung der Entsäuerung und von Gelassenheit in Stressphasen sollte an die Auffüllung von Mineralstoffdepots gedacht werden. Außerdem können mithilfe basischer Vollbäder oder Fußbäder Entsäuerung und Stressabbau gefördert werden. Die so angeregte Entsäuerung über die Haut ergänzt die Tätigkeit der Nieren ganzheitlich und entlastet außerdem das Bindegewebe. Nicht umsonst bezeichnet die Naturheilkunde die Haut häufig als „dritte Niere“.

Um den Lymphfluss anzuregen und damit die ausleitenden und entsäuernden Prozesse zu verstärken, können weitere Pflanzenauszüge, z.B. aus der Wilden Karde und dem Storchschnabel, helfen.

Die Wilde Karde wird traditionell bei Hauterkrankungen aller Art verwendet. Die Volksmedizin behandelt mit der Distelart Furunkel und Warzen, und setzt sie ein, um rheumatische Beschwerden und Entzündungsprozesse zu lindern. Sie ist eine der Hauptpflanzen in der begleitenden Behandlung von Borreliose. Die Wilde Karde unterstützt also die Hautfunktion, bremst Entzündungsprozesse und aktiviert gleichzeitig den Lymphfluss.

Ruprechtskraut oder Storchschnabel wird im Volksmund als Kindsmacher bezeichnet und hilft, über die Lymphe zu entgiften. Es soll antientzündlich und antiviral wirken und kann ebenfalls bei Borreliose versucht werden. Auf psychischer Ebene hilft Storchschnabel nach Schock und Trauma.

Auch die Mariendistel und der Indische Nieren- und Blasentee können zur Reinigung der Lymphe beitragen, sodass eine Kombination aus diesen Pflanzen die Ausleitung und Blutreinigung v.a. über das Lymphsystem ganzheitlich unterstützt.

An die Darmbarriere denken

Damit die Ausleitung von Substanzen gelingt, die nicht wasserlöslich gemacht werden können, sondern über die Galle und den Darm entgiftet werden müssen, braucht es eine intakte Darmschleimhaut. Bei einer gestörten Filterfunktion der Schleimhaut oder latenten Entzündungen kann eine Entgiftungskur zur Überforderung des Organismus führen. Für die Regeneration einer beeinträchtigten Schleimhaut eignet sich eine Kur mit der Aminosäure L-Glutamin, z.B. in Kombination mit Weihrauchextrakt, die gemeinsam antientzündlich und wundheilend wirken.

L-Glutamin wird für den Aufbau von Muskelzellen benötigt und macht Immunsystem und Stoffwechsel fit und kompetent. Vor allem ist L-Glutamin beteiligt an der Regeneration von Haut und Schleimhaut, sodass es eine große Hilfe nach Verletzungen und Operationen sein kann. Auch bei Leaky Gut bewährt sich L-Glutamin, da es die Schleimhautdurchlässigkeit reguliert und Entzündungsprozesse von der Gastritis bis zur stillen Reizung der Darmschleimhaut beruhigt.

Starke antientzündliche und wundheilende Wirkung haben auch Harze. Weihrauch wird seit vielen Jahrtausenden sowohl im kultischen wie auch im medizinischen Kontext verwendet. Unzählige Studien belegen seine positiven Effekte auf rheumatische Beschwerden, Autoimmunprozesse sowie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Auch bei den weniger fulminanten Entzündungen, der „silent inflammation“, die nicht selten an der Darmschleimhaut auftritt, ist Weihrauch ein bewährter Begleiter. Seine wundheilenden Eigenschaften helfen sogar, ein Leaky-Gut-Syndrom vor einer Ausleitungskur zur beruhigen.

Seelische Detox-Kur

Abschließend bleibt zu ergänzen, dass ganzheitliche Entgiftung auch auf geistig-seelischer Ebene stattfinden sollte. Hierfür eignen sich passende „Seelenpflanzen“: Auszüge aus Lavendel, Melisse oder Passionsblume helfen, die Nerven zu beruhigen und den Geist zu klären. Adaptogene, z.B. Rosenwurz oder Schisandra, spenden Gelassenheit und helfen dabei, sich besser gegen die Widrigkeiten des Alltags abzugrenzen. Eine seelische Detox-Kur setzt jedoch auch bewusstes Umdenken voraus: Einige Tage Medienfasten, sorgsam gewählte Bildschirm- und Smartphone-Zeiten sowie klare Pausen-Zeiten, in denen weder Anrufe noch E-Mails beantwortet werden, können helfen, die eigene psychische Gesundheit wieder in den Mittelpunkt zu rücken.

Achtsamkeit für uns selbst, Befreiung von Fremdeinflüssen und bewusste Hinwendung zur Gesundheit erheben uns schließlich in die Eigenverantwortung, in der wir unser Leben nicht mehr anderen überlassen müssen. Zudem können wir dies anderen vorleben und unser Umfeld damit „anstecken“.

Fazit

Um den Organismus nicht zu überfordern, ist es sehr sinnvoll, im Rahmen einer Entgiftungs- und Ausleitungs-Kur einzelne Schritte nacheinander durchzuführen und jedem Organsystem die Hilfe zukommen zu lassen, die es benötigt. Die Abfolge ist dabei individuell und abhängig von der eigenen gesundheitlichen Ausgangssituation.

Christine Baumann
Heilpraktikerin in eigener Praxis in Mittenwald mit Schwerpunkten Frauengesundheit, Stoffwechsel und Immunsystem, Autorin
info@jump-on.eu

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