aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/1997
Viel dazugelernt · Eine Fallstudie im Ambulatorium
Kollege Hp D. Homayounfar führt seine Praxis in der Münchner Paracelsus Schule als Ambulatorium, eine Ausbildungsform, die leider begrenzt ist durch die Scheu der meisten Patienten, sich gegenüber einer Arbeitsgruppe über alle Probleme frei zu äußern – ein Problem, das auch die Effizienz vieler Assistenzzeiten einschränkt. Umso wertvoller, wenn Hp Homajunfar ausgesuchte Kollegen und Hp-Anwärter zu einem ambulatorischen Fall hinzuziehen kann.
“Und dieser dunkle Fleck ?”
Wir fixieren gebannt den Röntgenschirm. “Nein, das kommt von einem früheren Unfall – ist hier normal…”, erklärt Hp Homayounfar.
Immer wieder das Knie…
Seit 19:15h stellt sich Josef S. den Hp-Anwärtern und Heilpraktikern in München vor. In der ambulanten Praxis der Paracelsus-Zentrale gibt der Patient einen Überblick über seine umfangreiche Krankengeschichte.
Die läßt die Anwesenden mit dem Kopf schütteln: Eine Kniepunktion geht in die nächste über. Soweit, daß Josef 5. neben der Patella auf einen 1/2 cm2 dunklen Fleck deuten kann. Eine unfreiwillige “Tätowierung”.
Als es nichts mehr zu punktieren gab, wurden große Teile der Synovialhaut aus dem Gelenk im OP entfernt. Von Besserung bleibt Josef S. weit entfernt.
Zu Risiken und Nebenwirkungen…
Sein Magen-Darmleiden kennt auch eine über Jahre währende Geschichte. Der Ausdruck “rezidivierend” ist geschmeichelt. Keine der vielen Behandlungen erbrachte Besserung.
In einem weiteren Röntgenbild zeigt sich die Wirbelsäule eher in Form einer “Achterbahn”. Die Rückenschmerzen, die Josef S. beschreibt, lassen sich beim Betrachten der Aufnahme drastisch nachvollziehen.
“Ach übrigens…” unterbricht Hp Homayounfar, “…die erstaunliche Anzahl der Röntgenaufnahmen, im besonderen die des Kniegelenkes, läßt die Schlußfolgerung zu, daß der Patient als “verstrahlt” bezeichnet werden kann. Dabei hätte vermutlich lediglich eine CT die Fragen beantworten können.” (Anm.: Computertomographie)
Wir ziehen Bilanz…
Unter anderem plagt Josef S. ein Flimmern vor den Augen und das wiederholte Wahrnehmen von Doppelbildern.
An den zeitweiligen Pfeifton in seinem Ohr hat er sich schon gewöhnt.
Die Bandbreite der weiteren Symptome raubt dem anwesenden Auditorium fast den Atem. Hp Homayounfar nimmt die vielen “Fragezeichen” in den Gesichtern wahr. Ausführlich erläutert er daraufhin die OP-Berichte und stellt die Zusammenhänge plastisch dar.
Kaum vernimmt Hp Homayounfar wieder “regelmäßige Atmung” im Auditorium, ermuntert er sie: “So, ich glaube das sind genug Informationen. Und, was denken Sie? Sehen Sie schon etwas ?…”
Das ist der “Startschuß” für die Anfangsdiagnosen. Der Zeitpunkt an dem die Studierenden ihre Einschätzungen frei heraus darlegen:
“Die mangelnde Immunabwehr bewirkt die Symptome.”… “Die Gallenblasenentzündung ist chronisch und wurde nie behandelt – so kann der Patient ja auch nicht zur Ruhe kommen.”… “Die Kopfschmerzen deuten auf ein Tumorgeschehen hin.”…
Kollege Homayounfar “zügelt” nach einer Weile die eine oder andere Diagnose: “Ja, das hört sich gut an. lntermittierende Kopfschmerzen, die täglich wiederkehren, lageabhängige Schmerzen, Erbrechen, Schwindel, Papillenödem oder z.B. paralytisches Geschehen bzw. psychische Veränderungen haben wir bei diesem Patienten allerdings nicht. Aber hier ist wichtig, daß Sie auch diese Möglichkeit in Erwägung ziehen, weil oft eindeutige Symptome für z.B. Tumorgeschehen nicht erkannt werden -schmerzhafte Symptome verdecken gerne die wesentlichen Ursachen.”
Antworten auf die Fragen…
Hp Homayounfar erläutert die Ergebnisse seiner Untersuchungen. Das Auditorium folgt gespannt den Ausführungen. “…und auch Ihr Nachweis im Labor von erhöhten Eisenwerten z.B. bestätigt ebenfalls die akute Leberbelastung bei diesem Patienten…” erkennt eine Heilpraktikerin die Situation.
Mit der Beschreibung der Therapieschwerpunkte kennzeichnet Hp Homayounfar den Weg der Behandlung.
Das “Ergebnis” faßt Josef S. mit wenigen Worten selbst zusammen: “Ich bin in nur 4 1/2 Wochen vollkommen beschwerdefrei geworden.”
Und Hp Homayounfar fügt hinzu, daß dies “…wie immer ein kurzes, aber hartes Stück Arbeit für beide war. Wenn seine zwei Kinder Purzelbäume schlagen, kann er jetzt wieder richtig mithalten.”
Katrin v. Röckmann
Hp Homayounfar im Dialog
Wo sehen Sie den Stellenwert ambulatorischer Fallstudien?
“In diesem Forum können die HP-Anwärter ihr Wissen aus den Vorlesungen und Übungen direkt in die Praxis umsetzen. Die Erfahrungen, die sie hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen sammeln, helfen den künftigen Kollegen bei der Suche nach den Ursachen der Beschwerden ihrer Patienten.”
So einfach ist das ganze Rezept?
“Ein Patient, der Hilfe bei einem Heilpraktiker sucht, ist meist am Ende seiner Suche angelangt, hat Stunden in Wartezimmern und dann oft nur Minuten in der Sprechstunde selbst verbracht. Und dort gab es auch keine Antwort auf die Beschwerden. Heilpraktiker haben die Zeit, in Ruhe zuzuhören, was dem Patienten alles Beschwerden bereitet. Das kann man als so etwas wie ein “Rezept” bezeichnen. Denn in 5 Minuten findet man selten die Ursachen für Beschwerden, die den Patienten oft über Jahre begleitet haben. Das versuche ich den Studierenden praxisbezogen zu zeigen.”
Und wie sieht die richtige Therapie aus?
“Eine Diagnose kennt viele Therapien. Zum Erfolg führt die Therapie, die ein Behandler beherrscht und die ihm liegt. Denn für die Beschwerden spielt weniger eine Rolle wie sie behoben werden, sondern daß ihre Ursachen richtig erkannt worden sind. So erst können z.B. Fußreflexzonenmassage, Akupunktur, Bachblütentherapie, Homöopathie und all die anderen Naturheilverfahren effizient heilend wirken.”
HP D. Homayounfar praktiziert als Heilpraktiker und Psychotherapeut in zwei Naturheilpraxen in München und Holzkirchen.
In der Paracelsus Schule München führt er die öffentliche ambulante Praxis und hält als Dozent praxisorientierte Vorlesungen.
HP Homayounfar ist über die Zentrale der Paracelsus Schule München oder direkt unter seiner Tel.-Nr. 0172 – 96 778 96 zu erreichen.