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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 6/2020

Unsere Heilpflanze: Meerrettich – Armoracia rusticana

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Auch bekannt als: Meerrettich (Norddeutschland), Kren (Süddeutschland), Krien, Armoracia rusticana/sativa, Cardamine armoracia, Cochlearia armoracia/rusticana/ sisymbrioides, Nasturtium armoracia, Roripa armoracia/rusticana, Bauernsenf, Fleischkraut, Mark, Märek, Pferderadies, Pfefferwurzel, Rachenputzer, Radi, Rettich, Mirch, Waldrettich

Meerrettich ist ein Verwandter der bekannten Kohlarten und gehört zur gleichen Pflanzenfamilie, den Kreuzblütengewächsen (Brassicaceae). Dass er ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum oder Osteuropa stammt, lässt sich aus dem im Süden üblichen Namen „Kren“ ableiten. Der (nord-)deutsche Name Meerrettich hat, auch wenn es naheliegend sein könnte, nichts mit dem Meer zu tun, sondern bedeutet so viel wie „Mehr-Rettich“ im Sinne von „größer“.

Der Meerrettich ist bereits seit der Antike bekannt. Darauf deutet ein Wandgemälde im italienischen Pompeji hin. Ebenso wurde er in einer römischen Abhandlung über Ackerbau erwähnt. Wie viele andere Pflanzen auch, wird Meerrettich seit Jahrhunderten in den Klöstern Europas kultiviert. Ursprünglich war er eine Pflanze, die zu heilkundlichen Zwecken genutzt und erst später als Gewürz und Nahrungsmittel eingesetzt wurde.

Meerrettich ist die Heilpflanze des Jahres 2021.

Woran erkennt man den Meerrettich?

Er ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die auf 50-120 cm Höhe wächst. Sie ist einerseits winterhart und kann andererseits Temperaturen bis 50 °C aushalten. Dies gründet sich u.a. auf der prominenten Pfahlwurzel, die 30-40 cm lang ist und einen Durchmesser von 4-6 cm erreicht. Die grundständig angeordneten Blätter werden 10-60 cm lang und 3-17 cm breit. Der an der Basis deutlich verbreiterte Blattstiel kann bis zu 60 cm lang werden.

Von Mitte Mai bis Juli zeigen sich die intensiv duftenden Blütenstände. Hieraus entstehen 4-6 mm lange, manchmal nicht voll ausgebildete Schoten.

Wie wirkt der Meerrettich?

Aufgrund seiner bakteriostatischen bzw. bakteriziden Wirkung wirkt der Meerrettich antibiotisch und antimikrobiell. Die enthaltenen Senföle zeigen gute Effekte gegen gramnegative wie auch grampositive Bakterien.

Innerlich kommen die schleimlösenden und schweißtreibenden Effekte des Meerrettichs zum Tragen. So kann er bei Atemwegskatarrhen hilfreich sein. Bei Infekten der ableitenden Harnwege profitieren Betroffene von der harntreibenden, der antibiotischen und der antimikrobiellen Wirkung des Meerrettichs. Daneben regt die Pflanze die Bewegung der Gallenmuskulatur an. Die Wurzel gilt als menstruationsfördernd.

Äußerlich erfolgt die Anwendung aufgrund der hyperämisierenden Wirkung schwerpunktmäßig ebenfalls bei Katarrhen der Atemwege. Meerrettich kann auch zur Behandlung leichter Muskelschmerzen eingesetzt werden. In der Homöopathie kommt der frische Wurzelstock (Armoracia-Meerrettich HAB34) bei Entzündungen der Augen oder der oberen Luftwege sowie bei Oberbauchkoliken infrage.

Anwendungsgebiete

  • Asthma
  • Blasen- und Nierenbeckenentzündung
  • Harnsteine
  • Bronchitis
  • Blähungen
  • Erkältung, Grippe (grippale Infekte)
  • Husten, Keuchhusten
  • Gicht
  • Kopfschmerzen
  • Leber- und Gallenerkrankungen
  • Nierenbeschwerden/-erkrankungen
  • Rheuma bzw. rheumatische Beschwerden
  • Verdauungsschwäche
  • Zahnschmerzen
  • Angina
  • Appetitlosigkeit
  • Fieber
  • Verstopfung
  • Stärkung des Immunsystems
  • Insektenstiche
  • Muskelschmerzen

Welche Wirkstoffe sind im Meerrettich enthalten?

In der Wurzel findet man 0,6% Senfölglykoside (Sinigrin 0,2% [s. Formel], Gluconasturtiin 0,1%, Glucobrassicanapin, Glucobrassicin), daneben Methyl-, Ethyl-, Isopropyl-, 4-Pentenyl-, Allylisothiocyanat bzw. 2-Phenylethylisothiocyanat. Eine Substanz, die man vom Knoblauch kennt, ist das instabile Allicin, das für dessen berüchtigten Geruch verantwortlich ist; der Gehalt im Meerrettich ist allerdings deutlich geringer. Weiterhin enthält die Wurzel die Aminosäuren Asparagin, Glutamin und Arginin, organisch gebundenen Schwefel und das Enzym Peroxidase (Meerrettich-Peroxidase). Zu den sonstigen Inhaltsstoffen zählen Flavone (z.B. Quercetin, Kämpferol), die Vitamine B1, B2 und B6, die Mineralstoffe Kalium, Calcium, Magnesium und Phosphor sowie das Spurenelement Eisen. In nicht unerheblicher Menge findet man in der frischen Wurzel auch Ascorbinsäure bzw. Vitamin C (177,9 mg auf 100 g).

Welche Teile der Pflanze werden medizinisch verwendet?

Vor allem die Wurzel, entweder frisch oder eingelegt, auch die getrocknete Wurzel Armoraciae radix (syn. Armoraciae radix recens, Radix Armoraciae recens) bzw. Meerrettichwurzel (syn. Krenwurzel, Pfefferwurzel). Bei Kindern unter 4 Jahren ist die Anwendung von Meerrettich kontraindiziert. Menschen mit Schilddrüsenproblemen, Magen- oder Darmgeschwüren sowie entzündlichen Darmerkrankungen sollten ihn besser meiden.

Besonders bei Erkältungskrankheiten empfehlen sich Meerrettich-Saft oder -Elixier. Die mittlere Tagesdosis liegt bei 20 g frischer Wurzel bzw. entsprechender Zubereitung daraus. Bei äußerer Anwendung dürfen die Zubereitungen nur maximal 2% Senföle enthalten.

Tipp: Etwas frisch zerriebenen Meerrettichwurzel in ein gutes Massageöl geben und 15 Minuten ziehen lassen. Damit lässt sich eine belebende Massage durchführen, die auch bei Muskelschmerzen und Muskelkater hilft.

Wissenswertes

In früheren Zeiten wurden dem Meerrettich allerlei „magisch-heilende“ Kräfte zugeschrieben. So wurden Wurzelscheiben zu Halsketten verarbeitet oder in den Geldbeutel gelegt, um Gesundheit und finanzielle Liquidität zu erhalten.

Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker und Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen
fh@herfurth.org

Foto: © Eldin Muratovic / adobe.stock.com

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