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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/2021

Glosse: Social distancing

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Es hört nicht auf. Seit man verklickert hat, dass laut 3G-Regel Geimpfte, Genesene und Getestete ab sofort „Erleichterungen“ im Lebensalltag genießen, musst du dich nicht nur andauernd „ausweisen“, sondern auch noch ständig auf der Hut sein, dass dir nicht jemand kurzerhand die Toilettentür von außen zunagelt und dich auf diese Art und Weise kurzerhand in Quarantäne schickt, während du ruhig, ein paar Minuten in dich gekehrt, einfach nur dasitzt und … Eine Scheißsituation ist das. Ob wir aus diesem Dilemma so schnell wieder herauskommen? Mein Gott, wer diese Zeilen liest, wird mich vielleicht als Querdenker einstufen. Bloß nicht zu viel sagen. Wie schnell wirst du in eine bestimmte Ecke geschoben, obwohl du den einen oder anderen Aspekt lediglich differenziert betrachtest. Aber der Reihe nach.

Was mich regelmäßig erstaunt und manchmal auch irritiert, sind die skurrilen, mithin absurden „Nebenwirkungen“ der Corona-Pandemie, die unser soziales Miteinander nachhaltig verändert haben. Weltbilder prallen unnachgiebig aufeinander. In der einen oder anderen Familie ist man schon in den Sommermonaten dazu bereit, sich mit Fonduegabeln zu duellieren. Und nicht nur unter Teenagern kursiert die Angst, bald nicht mehr dazuzugehören, wenn man nicht mitzieht. „Social distancing“ (Abstand halten) hat eine neue Dimension angenommen. Von Respekt und Rücksichtnahme will kaum noch jemand etwas wissen.

Es hat derjenige Recht, der am lautesten schreit. Oder diejenigen, die als selbsternannte Experten „das einzig Richtige getan“ haben. Vom Gefühl, sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen, bis zur Absonderung und Herabwürdigung anderer, ist es oft nicht weit. Da gibt es schon solche, die einen Geimpften nicht mehr anfassen, weil sie glauben, er könne „verseucht“ sein. Und diejenigen, die Ungeimpften aus lauter Angst, infiziert zu werden, nicht mehr nahekommen wollen. Es wird stigmatisiert, was das Zeug hält, egal wie falsch die Grundannahmen auch sein mögen. Der Gruppenzwang tut sein Übriges. Und zwar in beide Richtungen.

Gerne wird auch das Argument vorgebracht: „Früher wurden wir ja auch schon als Kinder geimpft, ohne gefragt zu werden. Und hat es uns geschadet?“ Auch ich kann mich daran erinnern, dass wir in der Grundschule noch in Reih und Glied antreten mussten und zum besagten Termin dann einfach eine Nadel in den Oberarm gerammt bekamen. Es gab kein Entrinnen. Eine unangenehme Prozedur mit erinnerungswürdigen Folgen. Denn ich gehöre dummerweise zu denjenigen, die sich danach über Jahre mit Beschwerden quälen mussten. Die Erfahrung lehrte mich, mit diesem Thema zumindest vorsichtig umzugehen.

An dieser Stelle ist es jedoch nicht mein Anliegen, über Sinn oder Unsinn von Impfungen nachzudenken. Jeder sollte seinen eigenen Standpunkt vertreten dürfen. Einerseits ist es Fakt, dass Nebenwirkungen von Zusatzstoffen in Impfmitteln regelmäßig als harmlos eingestuft werden, obwohl der „Bundesverband Impfschaden e.V.“, der immerhin vom Bund finanziert wird, Tausende Impfgeschädigte betreut. Andererseits wissen wir, dass Impfungen Leben retten können. Und selbstverständlich bin ich gegen Hepatitis, Tetanus etc. schon aufgrund meines Berufes geimpft. Die Gefahr, sich in der Praxis an einer Nadel zu verletzen, besteht immer.

Schwarz oder Weiß – wenn es doch nur so einfach wäre

Irrationales Verhalten greift auch bei scheinbar Vernünftigen um sich. In diesem Zusammenhang sind die Gründe, warum sich viele Bürgerinnen und Bürger überhaupt für eine Impfung entscheiden, nicht minder zweifelhaft: „Da gab es kostenlos Würstchen“ oder „Ich habe einen Gutschein dazu bekommen“. Die Deutschen machen ihrem Ruf als Schnäppchenjäger alle Ehre. Mein Favorit ist und bleibt: „Ich will halt wieder in den Urlaub!“ Es fehlen einem einfach die Worte. Wir wissen viel und haben wieder nichts dazugelernt.

Denn selbst das stolz über den Gartenzaun gerufene „WIR sind jetzt geimpft“, gefolgt von einem erleichterten „Jetzt sind wir endlich sicher“, zeugt von schlichter Unwissenheit und dem archaischen Wunsch nach möglichst einfachen Lösungen. Verständlich, aber keinesfalls zielführend. Als Therapeuten kennen wir das zu Genüge. Wie so oft, soll möglichst auch hier eine „Pille“ zur Lösung aller Probleme verschrieben werden. Und wenn es diesmal eine Spritze ist, egal.

Solange wir aber ausschließlich Viren ins Visier nehmen und das Wichtigste, unser Immunsystem, weiterhin vernachlässigen, wird sich an der momentanen Situation auch in Zukunft nichts ändern. Denn ein gesundes Immunsystem ist der Schlüssel für nachhaltige Gesundheit. Darin sind wir uns hoffentlich alle einig.

Wir sollten als Gesellschaft wieder näher zusammenzurücken und uns nicht ständig gegenseitig beweisen wollen, wer letztendlich Recht hat. Wenn wir ehrlich sind, dann wissen wir dieses Mal alle nicht, wo die Reise hingeht.

Horst BossHorst Boss
Heilpraktiker mit Schwerpunkten Magen-/Darmerkrankungen und Schmerztherapie, Medizinjournalist
kontakt@horstboss.de

Foto: © deagreez / adobe.stock.com

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