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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2023

Blutuntersuchung im Dunkelfeld

Cover

Das Lebenselixier des Menschen

Die Dunkelfeldmikroskopie (Vitalblutuntersuchung genannt) ist eine ideale Ergänzung zur Labor-Routinediagnostik. Hier werden keine anonymen quantitativen Aussagen getroffen, sondern eine qualitative Sofortdiagnostik ermöglicht. Allerdings gehen die Auffassungen bezüglich diagnostischer Qualität der Dunkelfeldmikroskopie und deren Grenzen unter naturheilkundlichen Therapeuten auseinander und werden durchaus kontrovers diskutiert. Im Lauf der Zeit haben sich verschiedene Modelle der Interpretation etabliert. Dennoch ist die Dunkelfeldmikroskopie, egal, welche Haltung vertreten wird, ein wichtiges diagnostisches Mittel, das die Lücken anderer Verfahren schließt und eine gute „Vordiagnostik“ wie auch eine wertvolle Verlaufskontrolle gestattet. Schließlich können andere Verfahren auch nicht alles abbilden (z.B. Antikörpertests, die nur sehr verzögert eingesetzt werden können).

Die Welt der Dunkelfeldmikroskopie

Der Mikroskopie sind viele Erkenntnisse zu verdanken, auf denen unser heutiges Wissen über das Blut basiert. Die Dunkelfeldmikroskopie ist eine seit über 250 Jahren bekannte Variante der Lichtmikroskopie. Ein spezieller Kondensator führt zu einem dunklen Bildhintergrund, der sonst unsichtbare Strukturen deutlich hervorhebt. Dadurch können von durchsichtigen Objekten mit wenig Kontrast gut aufgelöste Bilder dargestellt werden. Die Anfärbung der Zellen wie im Hellfeldmikroskop entfällt dadurch.

Abgrenzung zum Pleomorphismus

In diesem Artikel wird kein Vorgehen im Sinne des Pleomorphismus beschrieben. Vielmehr geht er auf die Möglichkeit ein, mit Hilfe der Dunkelfeldmikroskopie nach Hinweisen auf Belastungen mit Mikroorganismen (auch intrazellulär) suchen zu können, die im Rahmen von Biofilmen oder entzündlichen Vorgängen im Körper eine Rolle spielen können. Letztendlich wird eine Variante der Dunkelfeldmikroskopie vorgestellt, mit deren Hilfe man eine erste Spur für die Ursache von Beschwerden finden kann, um anschließend weitere labordiagnostische Absicherung zu betreiben. Die Interpretation von Farben und anderen Strukturen als den Zellen, Bakterien, Einschlüssen, Parasiten und der Gerinnungszeit kommt hier vorerst nicht zum Einsatz. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass in zahlreichen Büchern und Bildern beschriebene Phänomene in fast jeder Probe an irgendeiner Stelle vorkommen oder im Laufe von Tagen auftreten. Auch Verunreinigen werden nicht eingeordnet, da nicht immer feststellbar ist, woher sie stammen (Staub, Fasern). Dies alles mag dem geübten Pleomorphismus-Praktiker überlassen bleiben.

Einordnung der Dunkelfeldmikroskopie

Bei der Dunkelfeldmikroskopie wird das Blut eines Patienten – bereits 1 Tropfen genügt– in seiner vitalsten Form, direkt nach der Entnahme, untersucht. Dies ist bei Labortests aufgrund der Transportwege und des Personaleinsatzes nicht möglich. Im Dunkelfeldbild kann eine erste Beurteilung der biologischen Eigenschaften des Blutes vorgenommen werden. Anzahl der Erythrozyten und Leukozyten, Membranbeschaffenheit, Gerinnungsgeschwindigkeit (Fibrin), Aggregationskräfte und weitere Parameter können gut beobachtet werden. Empfehlenswert ist es, neben der spontanen Beurteilung des Blutstropfens, der wie ein ganzes Universum wirkt, diesen im Laufe der nächsten Stunden und Tage per Video und Foto zu dokumentieren. So lassen sich die Entwicklung der gefundenen Phänomene und auch die Lebensdauer der Blutzellen beurteilen.

Praktisches Vorgehen

Eine Nüchternabnahme ist nicht nötig, daher kann der Patient zu jeder Tageszeit kommen. Trotzdem muss man, da das lebendige Blut untersucht werden soll, bei der Blutentnahme und -lagerung ein paar Details beachten.

Für die Effusion wird eine Fingerbeere desinfiziert und diese mit einer sterilen Nadel gestochen. Die ersten austretenden Blutstropfen werden abgewischt, da die Lebensdauer dieses Blutes aufgrund des Desinfektionsmittels eingeschränkt sein könnte. Das darauffolgende Blut nimmt man mit einem Deckglas auf (lediglich Kapillarkräfte werden genutzt, die ein „Aufsaugen“ bewirken). Dabei sollte die Haut nicht berührt und der Tropfen möglichst dünn auf einem Trägerglas aufgebracht werden, ohne jeglichen Druck, wie schwimmend.

Das Material kann jetzt sofort untersucht werden, wobei sich im ersten Moment meist außer vielleicht einer „Geldrollenbildung“ ein reguläres Erscheinungsbild zeigt. Die Menge der Zellen, die Membrane und Beweglichkeit (Lebendigkeit) erscheinen anfangs oft völlig normal. Trotzdem sollten von Beginn an Videoaufnahmen oder Fotos angefertigt werden.

Lagerung und Dokumentation

Die Probe sollte ab dem Zeitpunkt der Abnahme und Untersuchung bei maximal +10 °C und möglichst gleichbleibender Temperatur gekühlt werden. Dadurch ist es möglich, eine längere Lebenszeit zu erreichen und aufgrund der konstanten Temperatur belastbare Aussagen über die Vitalität des Blutes treffen zu können. Bei stark schwankenden Temperaturen (besonders im Sommer) wäre dies nicht möglich, denn klarerweise sterben die Zellen bei höheren Temperaturen schneller ab. Auch eine Vergleichbarkeit mit einer Kontrollprobe ist unter diesen Umständen nicht gegeben. Darüber hinaus brauchen z.B. viele intrazelluäre Erreger eine gewisse Zeit (Tage) zum Anwachsen in der Zelle. Die Gesamtbelastung und Entwicklung werden besser sichtbar, je länger die Zellen (und Erreger) überleben.

Aufgrund der oben beschriebenen Kühlung bleibt das Blut bis zu einer Woche haltbar. Aufnahmen sollten, besonders im späteren Verlauf, möglichst 2-3 Mal am Tag gemacht werden. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr wachsen bakterielle Formen an, vermehren sich und verlassen Nischen (Erythrozyten, Biofilme). Insofern sieht man das wahre Ausmaß an Belastungen zum Teil erst spät. (Abb. 1)

Abb. 1: Parasitäre Belastung, deformierte Zellen

Intrazelluläre Phänomene

Intrazelluläre Belastungen sind häufig ursächlich für entzündliche Reaktionen oder spielen im Zusammenhang mit Biofilmen eine Rolle. Im Folgenden werden einige typische Phänomene vorgestellt, die in einer Blutprobe beobachtet werden können.

Herkömmliche Verfahren und Untersuchungen können häufig nicht den Erreger selbst, sondern die Immunreaktionen nachweisen. Diese Diagnostik erreicht ihre Grenzen, wenn sich die Mikroorganismen in die Zellen zurückziehen, was bei chronischen Verläufen der Fall ist. Verfahren der Dunkelfeldmikroskopie kennen dieses Problem nicht, da die Erreger im Lebendblut deutlich erkennbar sind. Teilweise lässt sich zum Zeitpunkt der Untersuchung unmittelbar beobachten, wie die Mikroorganismen die Membran von Erythrozten durchdringen. (Abb. 2 und 3)

Abb. 2 und 3: Durchbrechen der Mikroorganismen durch die Zellmembran

Darüber hinaus sieht man auch andere intrazelluläre Belastungen, die nicht „schlüpfen“. Hier kann eine Belastung mit Chlamydien (Chl. trachomatis, Chl. pneumoniae) oder auch Bartonellen und anderen Formen vorliegen. (Abb. 4)

Abb. 4: Tag 3 einer Untersuchung – angewachsene Einschlüsse

Andere parasitäre Formen wie Ascariden, Würmer etc., die hier nicht gezeigt werden, oder Pilzherde (Candida) treten ebenso in Erscheinung. Schließlich ist eine hohe Anzahl von Leukozyten immer verdächtig, wenn es um die Aufdeckung entzündlicher Prozesse geht.

Phänomen „Geldrollenbildung“

Im Zusammenhang mit intrazellulären Belastungen beobachtet man oft eine starke Bildung von Erythrozyten-Ketten, die aufeinandergestapelten Münzen gleichen. („Geldrolle“, Abb. 5) Sie können auch unter anderen Umständen auftreten, z.B. wenn der Patient zu wenig trinkt. Es scheint so, als wären die Strukturen fest verbunden; sie lösen sich jedoch in vielen Fällen voneinander, wenn Ursachenfaktoren gefunden und angegangen wurden.

Abb. 5: Geldrollenbildung

Anschlussdiagnostik

Je nach Phänomen und Beurteilung sollten im Anschluss an eine Dunkelfeldmikroskopie weitere Tests angestrebt werden, entweder zur Entkräftung oder zur Absicherung der Beobachtungen. Bei gefundenen intrazellulären Phänomenen ist es sinnvoll, u.a. Antikörpertests zu beauftragen und die Mitarbeit und weitere Unterstützung von Fachärzten einzubeziehen, sollten diese Tests positiv ausfallen. Letztlich muss das Befinden des Patienten in einem aussagekräftigen Zusammenhang mit den festgestellten Diagnosen stehen. Nicht immer bestätigt ein Antikörpertest das Vitalblutergebnis, sodass weitere Untersuchungen nötig sind.

Achtung: Sollte ein beobachtetes Phänomen das Infektionsschutzgesetz tangieren (Stichwort „Meldepflicht“), ist natürlich entsprechend zu handeln.

Indikationen und Vorteile

Eine Vitalblutuntersuchung ist v.a. sinnvoll bei entzündlichen Erkrankungen (Gelenkschmerzen, Rheuma, Fibromyalgie, Muskelschmerzen, Sehnenabrissen ohne Unfall etc.), chronischer Erschöpfung, mangelnder körperlicher oder geistiger Leistungsfähigkeit, Schlaflosigkeit, starken und sonst unerklärlichen psychischen Veränderungen sowie bei Beschwerden, die sich nach Auslandsaufenthalten eingestellt haben. Die Dunkelfeldmikroskopie ist auch dann in Betracht zu ziehen, wenn sich hinter den Beschwerden eine bakterielle und/oder parasitäre Erkrankung verbergen könnte und bisherige Therapieversuche nicht angesprochen haben.

Insbesondere für Kinder ist sie eine ideale Untersuchungsmethode, da nur ein Tropfen Blut benötigt wird, was oftmals gut toleriert wird. Für sie, aber natürlich auch für viele Erwachsene ist der Blick auf das vitale Blut außerdem eine spannende Angelegenheit und bewirkt später eine gute Compliance, wenn Verbesserungen, die unmittelbar zu sehen sind, gemeinsam festgestellt und erklärt werden können. Anders als bei vorab beurteilten und im besten Fall vorgelesenen Laborergebnissen, hat das Betrachten und Besprechen der Dunkelfelduntersuchungen, auch von über Tagen aufgenommenen Videosequenzen, einen anderen Effekt auf den Patienten, und seine Bereitschaft, an der eigenen Heilung mitzuwirken (Lebensstil, Ernährung, Stressmanagement) ist Gold wert.

Fazit

Die Beurteilung/Besprechung der Bilder sollte sehr einfühlsam durchgeführt werden, denn die Ergebnisse können sich für den Patienten als psychisch belastend herausstellen. Schließlich handelt es sich um einen intimen Einblick in das lebendige „Innerste“.

Zuletzt möchte ich betonen, dass die Dunkelfeldmikroskopie die Rolle einer vorläufigen Diagnostik einnimmt und lediglich Hinweise auf „mögliche“ Belastungen geben kann – sie ersetzt keine abschließende und durch weitere Untersuchungen gestützte Diagnose.

Alexandra Vogl
Heilpraktikerin, Trainerin für Stressmanagement und Qigong
mit Schwerpunkten Erschöpfung und Burnout, Inflammation und Präventionssport

info@hpvogl.de

 

Foto: © Alex Mit / adobe.stock.com

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