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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2023

Natürlich augenfit

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Einfache Wege zur Unterstützung des Sehvermögens

In den guten alten Zeiten war es eher die Ausnahme, eine Sehhilfe zu tragen, und Kinder mit Brille mussten gar Hänseleien über sich ergehen lassen. Inzwischen haben sich die Gegebenheiten völlig gewandelt: Fehlsichtigkeit, trockene, gereizte sowie lichtempfindliche Augen zählen heute zur Normalität. Tendenziell leiden immer mehr Menschen darunter. Durch verschiedene Zugänge aus der Naturheilkunde wissen wir, dass wir uns auch mit Augenbeschwerden nicht abfinden müssen; Ernährung, Bewegung und Entspannung können einen positiven Einfluss auf unsere Augen haben. Dieser Artikel betrachtet, was jeder im Alltag selbst für seine Augen tun kann.

Altersweitsichtigkeit

Wenn wir mehr Licht zum Lesen brauchen, die Augen dabei etwas zukneifen und der Lesestoff immer weiter weggehalten werden muss, dann ahnen wir es schon: Die Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) hat sich eingestellt. Hat der sprichwörtliche „Alters-starr-sinn“ auch unser visuelles Sinnesorgan erreicht? Der Hauptgrund für Altersweitsichtigkeit ist tatsächlich, dass die Linse unflexibel geworden ist. Starres Sehen, schwache und untrainierte Augenmuskeln spielen dabei eine wesentliche Rolle. Starke Augenmuskeln und viel Bewegungstraining unserer Sehorgane sind wichtig, damit sie mit Nährstoffen versorgt und die Abfallstoffe aus dem Auge abtransportiert werden können. So kann die Linse gut ernährt werden und sie bleibt flexibel. Alterssichtigkeit hat nicht zwingend etwas mit der Anzahl der Lebensjahre zu tun sie entsteht nach jahrelanger Vernachlässigung der Augen. Altersstarre muss jedoch nicht sein. Eine gesunde Ernährung, viel Bewegung, Entspannung und Freude sind die Stichworte für eine gesunde Sicht, auch im Alter.

Kurzsichtigkeit als Lösungsweg

Bei der Myopie (Kurzsichtigkeit) ist der Augapfel in die Länge gezogen, wodurch die Achse zwischen Hornhaut und Netzhaut länger ist als normalerweise. Wie kommt es dazu? Und warum sind wir besonders in der Kindheit gefährdet, kurzsichtig zu werden? Das Auge ist so aufgebaut, dass es entspannt in die Ferne schauen kann. Um nahe Objekte scharf auf der Netzhaut abbilden zu können, müssen die Augenmuskeln die Linse so zusammendrücken, dass sie bauchiger wird. Je kürzer der Abstand zum Zielobjekt, desto stärker muss die Augenmuskulatur die Linse stauchen. Schauen wir also in nächste Nähe, wie beim Lesen, so muss sich das Auge anstrengen. Insbesondere das Smartphone halten wir oftmals in einem noch viel geringeren Abstand vor unser Gesicht, was für unsere Augen einer Schwerstarbeit gleicht. Je länger wir im Nahbereich schauen, desto länger muss die Linse in dieser Position vom Ziliarmuskel gehalten werden. Schauen wir über lange Zeit täglich starr auf eine Stelle im geringen Abstand, so wird das Auge leicht überanstrengt. Passiert eine solche Überanstrengung häufig, sucht das Auge eine Lösung. Diese ist besonders einfach: Solange sich das Auge noch im Wachstum befindet, also bei Kindern, wächst der Augapfel in die Länge. Das Sehen auf kurze Distanz wird dadurch weniger anstrengend. Durch die unnatürliche Verlängerung des Augapfels sehen wir dann in der Nähe zwar gut, aber nicht mehr in die Ferne.

Epidemiologie

Die Anzahl der Betroffenen ist steigend, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen vor dem 20. Lebensjahr. Nach Schätzungen der WHO wird in 30 Jahren jede zweite Person an Kurzsichtigkeit leiden. Die Augenklink Mainz untersuchte die Ursachen für Kurzsichtigkeit im Rahmen einer Studie über einen Zeitraum von 12 Jahren. Das Ergebnis: Je länger wir die Schulbank drücken, desto kurzsichtiger werden wir. Demnach hat kurzsichtig werden viel mit unserem Verhalten in Ausbildung, Beruf und Freizeit zu tun. Fazit: Je mehr wir auf eine kurze Distanz fixiert schauen, desto kurzsichtiger werden wir. Schauen wir nach Asien: Taiwan gilt als das Land der Kurzsichtigen, fast 90% der jungen Menschen sind betroffen. Mögliche Ursachen für diese Erscheinung können auch Stress, Druck, Anspannung und Schockerlebnisse sein. Die Lebensumstände spielen also auch eine wichtige Rolle. Deshalb sollten wir uns die Frage stellen: Ab welchem Alter, wie häufig und wie lange am Stück lassen wir Kinder auf Smartphones, Tablets und andere Bildschirme schauen?

Wirksamer Schutz gegen Kurzsichtigkeit

Bewegung, Augenmuskelübungen, Entspannung und Ernährung zählen zu den unabdingbaren Maßnahmen gegen Kurzsichtigkeit. Sie sollte also keinesfalls nur durch eine Sehhilfe korrigiert werden. Rechtzeitig die notwendigen Schritte zu setzen, ist wichtig, da das Risiko für ernste Augenerkrankungen, z.B. Netzhautablösung oder Grauer Star, durch Kurzsichtigkeit steigt. Für stundenlanges unbewegtes, meist starres Sehen in kurzer Distanz sind unsere Augen nicht konstruiert. Schauen wir viel im Nahbereich, dann brauchen unsere Augen Pausen: Den Blick in die Ferne schweifen lassen, mal einfach die Augen schließen oder zwischendurch mit den Wimpern klimpern, kann sehr wohltuend sein. Dies ist auch hilfreich bei der Neigung zu trockenen, tränenden oder gereizten Augen. Besonders für Kinder ist es wichtig, täglich mehrere Stunden draußen im Freien zu spielen und zu toben, um genügend Licht und Sauerstoff zu tanken.

Genetischer Einfluss

Noch vor ein paar Jahren „wussten“ wir: Gene verändern sich nicht. Wir haben entweder Glück oder Pech, was die Qualität unseres Genmaterials betrifft. Dies haben Forscher inzwischen revidiert. Der Entwicklungsbiologe und Stammzellforscher Prof. Dr. Bruce Lipton, einer der Pioniere der Epigenetik, erklärt dies folgendermaßen: Nicht die Erbsubstanz steuert uns schicksalhaft, sondern die Genexpression wird auch davon beeinflusst, was wir erfahren, was wir über unser Leben denken und fühlen. Fazit: Auch wenn bestimmte Augenerkrankungen in einer Familie gehäuft vorkommen, muss dies nicht zum Schicksal für die Augen der Nachkommen werden. Achten wir vielmehr auf den Lebensstil, die Gewohnheiten und das Verhalten innerhalb der Familie. Es könnte sein, dass hier die Ursache für ein gehäuftes Auftreten gewisser Augenerkrankungen oder Schwachstellen liegt.

Fokus auf Entspannung oder Bewegung?

Unsere Augen benötigen zur Erhaltung ihrer Gesundheit sowohl Entspannungs- als auch Bewegungsimpulse. Nach Augenmuskelübungen braucht es zwingend eine Entspannung für die Augen durch geeignete Techniken. Die Regeneration der Augenzellen kommt tatsächlich in der Entspannungsphase. Was guttut, ist z.B. Pranayama zu praktizieren (Atemübungen aus dem Yoga). Dies lässt sich mit geschlossenen Augen ausführen, verbunden mit der Vorstellung, dass viel Sauerstoff mit dem Atem zu den Augen strömt, sowie einem Lächeln und Strahlen im Gesicht.

Die Königsdisziplin für die Entspannung und Energetisierung der Augen ist Atma Kriya Yoga. Die Eltern dieses vitalisierenden Systems sind Mahavatar Babaji und Paramahamsa Sri Swami Vishwananda. Diese Yoga-Meditation ist für Jung und Alt gleichermaßen geeignet. Nach intensiver Anleitung kann sie ohne Weiteres selbstständig zuhause durchgeführt werden. Auch wenn sie bloß zwei Minuten pro Tag praktiziert wird, so fühlen sich Augen und Körper danach bereits wunderbar entspannt und vitalisiert an. Ein echtes Handwerkszeug für den Alltag.

Augengesunde Ernährung

Es sind die Pflanzen, die uns mit den für die Augen unerlässlichen Vitalstoffen versorgen. Insbesondere die pflanzlichen Farbstoffe enthalten die wichtigen Carotinoide Lutein und Zeaxanthin. Eine entsprechende Ernährung ist vielfältig und bunt. Viele unserer farbenfrohen Pflanzen sind wahre Jungbrunnen für unsere Zellen. Sie sind nicht nur köstlich, sondern versorgen unsere Augen mit wichtigen Mikronährstoffen. Pflanzen schenken höchst bioverfügbare Wirkstoffe, wie z.B. verschiedenste Polyphenole und Flavonoide, Vitamine (A, B, C, D, E, K), natürlich auch jede Menge Mineralien und Spurenelemente, z.B. Chrom, Eisen, Kupfer, Kalium, Kalzium, Magnesium, Mangan, Selen und Zink, Omega-3-Fettsäuren, Propionsäure, Alpha-Liponsäure, Astaxanthin, Taurin, L-Cysteinhydrochlorid, hochwertiges Eiweiß und Ballaststoffe. Genau diese brauchen unsere Augen, da sie von einer frischen, vollwertigen pflanzlichen Nahrung maximal profitieren können. Unsere traditionelle deutsche Mischkost mit viel tierischem Eiweiß ist unseren Augen leider nicht wirklich zuträglich. Die Anti-Aging-Kost für die bestmögliche Regeneration unserer Augen ist fleischlos, pflanzenbasiert und so naturbelassen wie möglich.

Einfluss der Psyche

Sorgen, Ängste, schlechte Gefühlslagen und sonstige Belastungen wirken sich durchaus auf unsere Augengesundheit aus. Zwischen unserem Denken, Fühlen und der Sehkraft besteht ein ernstzunehmender Zusammenhang. Bekommen wir eine schöne Nachricht und fühlen uns gut, dann sehen wir oftmals gleich besser und klarer. Gedankenkreisen, Grübeln, Selbstvorwürfe und negative Emotionen können nicht nur zu Schlaflosigkeit führen, sondern auch die Augengesundheit schwächen.

Ein gutes Werkzeug, um Ruhe in unser Leben zu bringen, ist, innerlich ein Mantra zu wiederholen. Dies kann ein Wort oder ein Satz sein, wodurch unser Gehirn mit positiven Worten beschäftigt wird. Ein Mantra wird fortlaufend wiederholt, ganz nebenbei, und hat Ähnlichkeiten zum Beten mit dem Rosenkranz. Atmen Sie dabei tief ein und aus, am besten mit einem strahlenden Lächeln. Es kann auch laut oder innerlich in einer schönen, fröhlichen Melodie gesungen werden. Finden Sie Ihr eigenes Wohlfühl-Mantra. Ich kann Ihnen folgende sehr empfehlen: „Ich liebe und werde geliebt“ oder „Ich bin in göttlichem Schutz und Führung, Wundervolles geschieht“. Ich persönlich liebe das Mantra „Om Namo Narayanaya“. Egal, welche Variante Sie wählen, Sie werden sich und Ihren Augen Gutes tun.

Tipps für Brillenträger

Eine Sehhilfe darf niemals zu stark ausgewählt werden! Nicht nach dem Motto: Die Augen brauchen bald wieder eine neue Brille, so lassen wir sie auf Vorrat gleich einen Tick stärker sein als nötig. Ganz im Gegenteil: Die Sehhilfe sollte nach Möglichkeit etwas schwächer sein, gerade so, dass Sie gut damit zurechtkommen und natürlich keinesfalls sich selbst oder andere gefährden. Ist sie hingegen zu stark gewählt, muss sich das Auge zur Sehhilfe hin verschlechtern, damit Sie gut sehen können und Ihnen nicht übel oder schwindlig wird. Dies würde Ihre Augen auf Dauer überanstrengen und hat negative Folgen.

Wenn Sie bereits Brillenträger sind, denken Sie an viele Blickwechsel und Augensport. Durch die Sehhilfe wird nämlich das Blickfeld eingeschränkt, v.a. eine Gleitsichtbrille fixiert die Augen auf die ihr zur Verfügung stehenden Blickfelder. Sie können mit einer Gleitsichtbrille gar nicht mehr im Augenwinkel sehen, sondern müssen vermehrt Ihren Kopf drehen. Dadurch werden die Augenmuskeln schwach, ihre Versorgung mit Vitalstoffen wird gehemmt und die Abfallstoffe werden unzureichend abtransportiert. Eine Brille zu tragen ohne Ausgleichssport für die Augen kann dadurch zu den ersten Augenerkrankungen führen. Achten Sie also auf ausreichende Augenbewegungen.

FALLSTUDIE
Makuladegeneration

Eine 55-jährige Dame leidet seit fünf Jahren an feuchter Makuladegeneration. Die sportliche und gesundheitsbewusste Patientin sucht eine Alternative zur augenärztlichen Spritzentherapie mit Bevacizumab (Avastin®, Off-Label-Use) und Aflibercept (Eylea®). Wir arbeiten einen naturheilkundlichen Therapieplan aus, bestehend aus Akupunktur und Übungen für die Augen, die die Patientin täglich zuhause selbst durchführt, sowie gezielten Atemübungen.

In der Intensivphase unserer Zusammenarbeit treffen wir uns über einen Zeitraum von drei Wochen täglich zu zwei Akupunktureinheiten mit wechselnden Punkten. Es kommen dabei 128 unterschiedliche Akupunkturpunkte zum Einsatz. Als Atemübung zeige ich ihr u.a. die Wechselatem-Übung aus dem Yoga, die viel Sauerstoff in die Augen und den Gehirnbereich bringt. Zur Stärkung der Augenmuskulatur üben wir z.B. die „Uhr“ und aktives Schauen im Alltag, indem mehr die Augen und weniger der Kopf bewegt wird, also viel im Augenwinkel schauen und häufige Blickwechsel. Wichtig ist es, das starre Sehen zu vermeiden und den Blick häufig in der Ferne ruhen zu lassen. Außerdem empfehle ich ihr die tägliche Zuführung von Vitalstoffen: Lutein, Zeaxanthin, Astaxanthin aus der Alge Haematococcus pluvialis, Betacarotin, Omega-3-Fettsäuren aus Algenöl, Selen, Zink, Vitamine C und E, Taurin, Alpha-Liponsäure, Glutathion, Carnosin und Coenzym Q10.

Ernährungsumstellung

Die Patientin lebt bis dato schon sehr gesund und bezeichnet ihre bisherige Ernährung selbst als „gesunde Mischkost“. Sie stimmt jedoch zu, ihre Ernährung augengesund zu optimieren. Tägliche grüne Smoothies und frische Früchte, v.a. Blaubeeren und Himbeeren, behalten wir auf jeden Fall bei. Tierische Erzeugnisse lassen wir jedoch ab sofort komplett weg. Mit viel Salat und mehr frischem Gemüse ist die Ernährung der Patientin nun sehr vital- und ballaststoffreich.

Therapieergebnis

Zwei Jahre später ist die feuchte Makuladegeneration nicht mehr diagnostizierbar, die Netzhaut hat sich laut augenärztlicher Untersuchung komplett regeneriert. Inzwischen kommt die Patientin monatlich zu „Erhaltungs-Terminen“. Dieser Zustand ist nun seit fünf Jahren stabil, bis dato sind keine weiteren Injektionen mehr erforderlich gewesen. Nicht unerheblich an diesem Erfolg beteiligt war die disziplinierte Umstellung der Patientin auf eine vitalstoffreiche vegane Ernährung.

Fazit

Unabhängig davon, was Ihr Spezialgebiet ist, bei Augenerkrankungen und Fehlsichtigkeit sollte neben den von Ihnen individuell therapeutisch ausgeführten Maßnahmen auch immer ein Coaching stattfinden. Finden Sie heraus, ob augenschädliche Belastungen vorliegen, z.B. durch den Beruf oder das Freizeitverhalten. Auch die psychische Lage der Patienten sollte betrachtet und unterstützt werden. Die meisten Patienten wissen tatsächlich nicht, was gut für ihre Augen ist, und was sie unbedingt unterlassen sollten. Zeigen Sie Ihren Patienten auf, was sinnvoll ist, um den Erfolg Ihrer Therapie zu unterstützen. Es sind im Kern die drei Säulen Ernährung, Übungen und Entspannungstechniken. Oft ist es hilfreich, den Patienten eine To-do-Liste als Hausaufgabe mitzugeben, sozusagen eine Gebrauchsanweisung für die Augen, dann gelingt Ihre Therapie leichter.

Buch-Tipp
Beate Rinderer
Natürlich besser sehen
humboldt Verlag

Beate Rinderer
Physikerin,
Heilpraktikerin in eigener Naturheilpraxis mit Schwerpunkt Augengesundheit,
Autorin

beate.rinderer@augen-spezialpraxis.de

 

Foto: © pix4U / adobe.stock.com, © Photo Sesaon / adobe.stock.com

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