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Naturheilkunde
Lesezeit: 7 Minuten

Männliche Fruchtbarkeit in Gefahr?

© Creative Habits I adobestock.com

DIE BEDENKLICHEN FOLGEN EINER SPIKE-ÜBEREXPRESSION

Jeder zweite Mann hat im Vergleich zu seinem Großvater eine geringere Samenqualität und einen niedrigeren Testosteronspiegel. Neue Studien zeigen, dass auch (Long-)COVIDErkrankungen sowie eine Spike-Überexpression die männliche Fruchtbarkeit beeinflussen. Es gibt jedoch Mikronährstoffe, die nachweislich präventiv und während der Rekonvaleszenz nach viralen Infekten helfen und gleichzeitig die Fertilität verbessern – ein doppelter Gewinn für Paare mit Kinderwunsch. 

 

 

VERÄNDERTE SPERMIENQUALITÄT

Schwache Spermiogramme sind keine Ausnahme mehr und werden zunehmend zur Normalität. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich diesem Trend angepasst und die Referenzwerte für die Beurteilung der Samenqualität, nach denen urologische, andrologische und Kinderwunschpraxen arbeiten, in den letzten 20 Jahren 6-mal nach unten korrigiert. Während noch vor 70 Jahren eine Spermienkonzentration von 100-200 Millionen pro Milliliter üblich war, liegt der aktuelle Grenzwert bei nur noch 16 Millionen Spermien pro Milliliter. (Wang C et al., 2022) 

 

Der Wert für das Ejakulatsvolumen wurde zwar nur marginal gesenkt (Androfert-Tabelle WHO ab 2010), die Beweglichkeit der Samenzellen jedoch deutlich. Die Grenze liegt nun bei 32% Gesamtbeweglichkeit – dabei werden gut (A), mittelgut (B) und schlecht (C) schwimmende Spermien zusammengezählt. Dadurch bleibt oft unklar, ob überhaupt Spermien der Gruppe A vorhanden waren. Ohne einige „Langstreckenschwimmer“, welche die längsten Distanzen im Körper der Frau zurücklegen, bleibt eine natürliche Befruchtung unwahrscheinlich. Die Morphologie-Grenze liegt aktuell bei 4%, tatsächlich bewegen sich die meisten Spermiogramme sehr nah an dieser Grenze. (Levine H et al., 2023; Uniklinik Ulm) 

 

 

ERSCHWERTE FAMILIENPLANUNG

Interessanterweise sind betroffene Frauen oft die letzten, die davon erfahren, dass es ein Problem geben könnte. Zwar wird ein Spermiogramm beim Arzt häufig als „ausreichend“ bewertet, doch gilt diese Aussage lediglich für eine wahrscheinlich erfolgreiche Befruchtung im Labor. In der Kinderwunschmedizin wird männliche Subfertilität seit Jahrzehnten „umgangen“, indem eine gute Samenzelle mittels intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) in die Eizelle gespritzt wird. 

 

Zusammengefasst: Eine Normozoospermie kann heute längst nicht mehr für eine verlässliche Vorhersage einer natürlichen Schwangerschaft herangezogen werden. Für Frauen, die erst mit Mitte 30 mit der Familienplanung beginnen, kann dies ein ungünstiges Szenario sein – ein Thema, mit dem man in der Kinderwunschberatung täglich konfrontiert wird. 

 

„Inzwischen bestätigen die Daten aus mittlerweile über 250 Studien mit insgesamt über 500000 untersuchten Spermiogrammen aus 23 Ländern – darunter Westeuropa, Nord- und Südamerika, China, Indien – ähnliche Ergebnisse: Sie zeigen eine langsame, aber stetige Abnahme der Spermienqualität in den letzten Jahrzehnten. Forscher vermuten, dass Umweltbelastung, westliche Ernährung, elektromagnetische Strahlenbelastung und die Präsenz verschiedenster Kunststoffe im Alltag als Ursachen hierfür verantwortlich sein könnten.“ (Mishra P et al., 2018) 

 

 

FOLGEN EINER SPIKE-ÜBEREXPRESSION

Fast vier Jahre nach der Corona-Pandemie erforschen Experten weiterhin die Auswirkungen des Virus, sei es als Auslöser der Erkrankung oder als Bestandteil der Impfstoffe, auf alle Organe des Körpers, von Herz, Lunge sowie Gehirn bis hin zur Augenhaut und den Fortpflanzungsorganen bei Männern und Frauen. 

 

Die Folgen einer Spike-Überexpression waren tief- und systemübergreifend, unabhängig davon, ob sie durch Long-COVID verursacht wurden, was zu einer Fehlregulation des Immunsystems und/oder einer verstärkten Aktivität hochaffiner ACE2-Rezeptoren führte, oder als Reaktion auf die Impfung, die bei vielen eine Überstimulation des Immunsystems und eine anhaltende Spike-Expression („prolonged spike expression“) auslöste. (Pourmasumi S et al., 2022) Daher ist es entscheidend, die Auswirkungen des Spike-Proteins besser zu verstehen. 

AUSWIRKUNGEN AUF FERTILITÄT

Im Jahr 2022 wurde die größte europäische Konferenz für Reproduktionsmedizin (ESHRE) mit einem Vortrag über die Konsequenzen des Corona-Virus auf die Sexualität und Hormone beim Mann eröffnet. Seitdem sind viele Fachpublikationen zum Thema erschienen. (Morselli S et al., 2019) 

 

Eine im November 2022 im „Journal of Endocrinological Investigation“ veröffentlichte Studie ergab, dass bei Männern mit Long-COVID mehr als 3-mal häufiger eine erektile Dysfunktion diagnostiziert wurde als bei Männern, die einen leichten COVID-Verlauf durchgemacht hatten. Eine erektile Dysfunktion kann sich sehr negativ auf die Lebensqualität eines Mannes auswirken. Die meisten Patienten entwickeln Depressionen und Angstsymptome im Zusammenhang mit einer länger anhaltenden sexuellen Leistungsunfähigkeit. (Katz J et al., 2022 sowie Yafi FA et al., 2016) 

 

Außerdem entfaltete eine Long-COVID-Erkrankung signifikante Auswirkungen auf männliche Sexualhormone sowie Samenqualität. Eine 2022 in „Andrology“ publizierte Forschungsarbeit hatte 88 Teilnehmer untersucht, 44 Kontrollund 44 COVID-Patienten, die wegen Lungenentzündung im Krankenhaus lagen. Der Testosteronspiegel im Blut war in 27,3% der Fälle signifikant niedriger nach COVID. Ein Anstieg des Luteinisierenden Hormons (LH) und des Follikelstimulierenden Hormons (FSH) konnte im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe festgestellt und in weiteren Studien bestätigt werden. Die Samenanalyse ergab eine verringerte Spermienbeweglichkeit bei COVID-Patienten und eine höhere Anzahl immobiler Spermien. Alle Parameter normalisierten sich drei Monate nach der Erkrankung. (Enikeev D et al., 2022) 

 

Schon 2019 hatten Morselli S et al. Hinweise darauf entdeckt, dass nach einer Coronavirus-Infektion mit schwerem Verlauf nahezu alle männlichen Fortpflanzungsfunktionen in Mitleidenschaft gezogen werden. 2022 zeigten die italienischen Forscher in einer anderen, ebenfalls in der Fachzeitschrift „Andrology“ veröffentlichten Studie, dass eine Spike-Überexpression manche Signalwege auf zellulärer Ebene durcheinanderbringt. In dieser Studie beschrieben sie eine negative Korrelation zwischen Interleukin 1B, Tumor-Nekrose-Faktor alpha und Spermienzahl sowie hohe Konzentrationen von Zytokinen im Sperma. Die Autoren schlugen vor, dass männliche Patienten, die sich von COVID mit Lungenentzündung erholen, eine Untersuchung und ggf. Nachsorge hinsichtlich ihrer Fruchtbarkeit anstreben sollten. 

 

 

MIKRONÄHRSTOFFE

Heute, da wir viel mehr über die Einflüsse des Corona-Virus auf die Fruchtbarkeit des Mannes wissen, stellt sich die Frage: Gibt es Mittel und Wege, die dafür sorgen, dass sich Männer nach einer Spike-Überexpression (Long-COVID oder Impfreaktion) schneller erholen, oder die präventiv wirksam sind? Hier kommen einige Mikronährstoffe infrage: 

 

Vitamin D 

Eine Studie aus Irland fand heraus, dass Menschen, die in sonnigen Ländern Südeuropas leben, häufiger an Vitamin-DMangel litten und höhere COVID-Infektions- und Todesraten hatten als Menschen in skandinavischen Ländern, die eine niedrigere Sonnenexposition haben. (Laird E et al., 2020) Ein besserer Vitamin-D-Spiegel bei Menschen, die in nordischen Ländern leben, könnte damit zusammenhängen, dass dort mit Vitamin D angereicherte Lebensmittel zum Alltag gehören. 

 

Vitamin C und Arginin 

Immer mehr Studien zeigen, dass Mikronährstoffe nicht nur die Gesundheit fördern, sondern sowohl die Erholung nach COVID als auch die Fertilität unterstützen können. So kommen weitere interessante Daten von einer italienischen Gruppe, die 2022 in der Fachzeitschrift „Nutrients“ veröffentlichte, dass eine kombinierte Gabe von Vitamin C und L-Arginin die körperliche Leistungsfähigkeit bei Long-COVID-Patienten deutlich verbesserte. In dieser randomisierten, placebokontrollierten Studie erhielten Erwachsene 28 Tage lang 2-mal täglich entweder eine Kombination aus Arginin und Vitamin C oder ein Placebo. (Tosato M et al., 2022) Nach diesem Zeitraum steigerte die Verumgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe sowohl ihre 6-Minuten-Gehstrecke als auch ihre Handgriffstärke signifikant. Vitamin C und L-Arginin fördern zudem die Gefäßgesundheit bzw. diesbezügliche Prozesse, die auch für Fertilität und Sexualität von zentraler Bedeutung sind. 

 

Selen, Zink, Coenzym Q10 

Eine weitere Studie belegte, dass Selen und Zink nicht nur den Verlauf viraler Infektionen positiv beeinflussen, sondern auch entzündungshemmend wirken. (Alexander J et al., 2020) Zink unterstützt nachweislich die Reifung von Samenzellen, Selen schützt vor oxidativem Stress. Die KiSel-10-Studie bestätigte die Wirksamkeit von Selen (hier: SelenoPrecise, Fa. Pharma Nord) in Kombination mit Coenzym Q10. Für Zinkaufnahme empfehlen sich organische Verbindungen (z. B. Zinkcitrat), während Vitamin D als ölbasiertes Präparat individuell dosiert werden sollte. 

 

 

FAZIT

Neue Forschungen zeigen, dass eine Spike-Überexpression bei Männern zum vorübergehenden Rückgang der sexuellen Funktion und Fruchtbarkeit führen kann. (Wang S et al., 2023) Ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel sowie die rechtzeitige Einnahme von Selen, Zink und Vitamin C sorgen dafür, dass das Immunsystem in der Abwehr einer drohenden SpikeÜberexpression gestärkt werden kann. Die Mikronährstoffe fördern nicht nur die Regeneration nach COVID, sondern stärken auch die Fertilität – damit bieten sie eine echte Win- Win-Strategie für die Praxis und alle Paare mit Kinderwunsch. 

 

Literatur kann über die Redaktion angefragt werden 

BUCH-TIPP Darja Wagner Die Qualität der Eizellen verbessern Eigenverlag, 2024

Darja Wagner, Ph.d.

Promovierte Zellbiologin und Autorin mit Schwerpunkten Hormone und Vitamine, Fruchtbarkeit und Kinderwunsch

darja.wagner@googlemail.com

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