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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 2/1998

75. Firmenjubiläum Dr. Atzinger Arzneimittel, Passau

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r9802_az2 Als Dr. Anton Atzinger vor 75 Jahren in Liebstadt bei Dresden seine pharmazeutische Fabrik gründete, ahnte noch niemand, daß er damit den Grundstein für ein Unternehmen legte, das sich zum Vorreiter im Bereich der pharmazeutischen Bäderheilkunde (Balneologie) entwickeln sollte. Doch eigentlich beginnt die Firmengeschichte des inzwischen in Passau ansässigen Familienunternehmens schon wesentlich früher: “Während des ersten Weltkrieges leitete Dr. Anton Atzinger ein Pferdelazarett mit über 1000 “Patienten”. Zur Behandlung der Mauke-Krankheit entwickelte er “Pinal-Paste”, die noch heute in modifizierter Form im Handel ist.

Vom Tier zum Menschen

Die Tierklinik in Liebstadt in der die Firmengründung erfolgte und der heutige Sitz des Unternehmens Nach dem Krieg leitete Dr. Atzinger als Chefarzt seine chirurgische Tierklinik in Liebstadt. Die Nachfrage nach der von ihm entwickelten Paste war so groß, daß er sich im Jahr 1921 entschloß, sein eigenes Pharmaunternehmen zu gründen. Sechs Jahre später siedelte die Firma aufgrund besserer Entfaltungsmöglichkeiten nach Berlin über. Dank eines für die damalige Zeit ungewöhnlichen Weitblicks entwickelte Dr. Atzinger kurz darauf neben anderen Präparaten den ersten medizinischen Badezusatz der LEUKONA-Bäder.
Dr. Atzinger versuchte, den menschlichen Organismus durch Ausnutung der enormen Reorptionskapazität der Haut – sie ist mit rund 1,7qm das größte Organ des Menschen – bestmöglich zu beeinflussen. Dies gelang ihm – für die damalige Zeit ein absolutes Novum – mit Hilfe einer Kombination aus hautfreundlichen Trägerstoffen, die eine feinstmögliche Verteilung der eigentlichen Wirkstoffe – insbesondere ätherische Öle -im Badewasser garantieren. Die Aufnahme der ätherischen Öle über die Haut ist im Urin nachweisbar.

Er entwickelte die ersten industriell hergestellten medizinischen Bäder, die LEUKONA-Bäder, und wurde somit zum Pionier der pharmazeutischen Balneotherapie.
Parallel dazu wurde auch das medizinische Haartherapeutikum “Criniton” entwickelt, das heute noch als Mittel der ersten Wahl bei Schuppen, Psoriasis und Kopfflechten existiert.

Von Berlin nach Passau

Links: Der Firmengründer Dr. Anton Atzinger. Horst Atzinger, sein Sohn (Apotheker) leitete das Unternehmen von 1966 bis 1984 Die Firma wurde im Jahr 1944 in Berlin ausgebombt: Als wirtschaftlich wichtiges Unternehmen mußte die Produktion auf Befehl des damaligen Reichskommissars für das Sanitäts- und Gesundheitswesen an einem möglichst wenig bombengefährdeten Ort wieder aufgenommen werden. Dr.Atzinger entschied sich für seine Heimatstadt Passau und bereits im gleichen Jahr nahm man die Produktion in den behelfsmäßigen Räumlichkeiten einer Brauerei wieder auf. Als Dr. Anton Atzinger am 9.Juni 1966 starb, traten zunächst sein Sohn, Apotheker Horst Atzinger, nach dessen Tod 1984 seine Tochter in die Fußstapfen des Arztes, Forschers und Unternehmers und führten die Firma in seinem Sinne fort. Da die Universität Passau das Firmenareal zu ihrer Erweiterung beanspruchte, mußte sich der Betrieb abermals einen neuen Standort suchen. lm Jahr 1985 nahm das Familienunternehmen die neuen Produktionsanlagen am jetzigen Standort in Passau in Betrieb. Es war eine wahre Odyssee!

Die Firma Dr. Atzinger heute

Herstellung Leukona Sulfmoor Bad Salbenabfüllung Das Unternehmen stützt sich heute auf mehrere Standbeine. Ein Schwerpunkt sind die Balneotherapeutika, die inzwischen acht medizinische LEUKONA-Bäder mit verschiedenen Indikationen umfassen. Im Bereich der verordnungsfähigen Rheuma-Bäder ist die Firma Dr. Atzinger marktführend in Deutschland. Etwa 75 Prozent des Umsatzes entfällt auf den Sektor Bäder. Sport, Rheuma- und VVundsalben ,”Criniton”, eine medizinische Lösung zur Kopfhaut- und Haarbehandlung, ein gynäkologisches Präparat “Oestrugol”, das LEUKONA-Mintöl sowie eine Kombination aus ätherischen Ölen für den Saunagebrauch runden die Produktpalette ab.
Von der Gesundheitsreform im Jahr 1992 war das Unternehmen besonders stark betroffen, weil bis dahin fast alle Präparate ärztlich verordnet wurden.

Ein Blick in die Zukunft

Gute Chancen für das Unternehmen liegen m Sektor Selbstmedikation. Gerade in der heutigen Zeit, in der vermehrt die Rückkehr von natürlichen, nebenwirkungsarmen, aber trotzdem hochwirksamen Therapeutika angestrebt wird, nimmt vor allem die Balneologie einen wichtigen Platz ein. So ermöglichen beispielsweise verschiedene ätherische Öle, Methylsalicylat, Huminsäuren oder Moor in Form von medizinischen Badezuätzen eine unterstützende Wirkung innerlich applizierter Arzneien, speziell beim rheumatischen Formenkreis, die sich mitunter dadurch reduzieren lassen. Zu den weiteren Anwendungsgebieten zählen Erkältungskrankheiten, Kreislaufanregung sowie Durchblutungsförderung, Schlafförderung und Beruhigung.
Das Unternehmen will den Bereich medizinische Bäder verstärkt ausbauen und setzt dabei auf die Europäische Union (EU). Man hofft auch auf eine europaeinheitliche Zulassungsordnung. Die Präparate des Unternehmens sind als “sanfte Medizin” im Gegensatz zur “aggressiven Medizin” bekannt und beliebt. In Österreich und der Schweiz existieren seit ca. 30 Jahren langjährige Exportdepots. Während des kalten Krieges bestand eine Niederlassung in Berlin (Luftbrücke). Verbindungen nach Jugoslawien gingen durch den Krieg der letzten Jahre verloren. Die Firma bemüht sich um neue Exportländer.

Wir gratulieren der Fa. Dr. Atzinger
Die Redaktion

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