aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/2018
Identifizierung und Ablösung von Fremdenergien
Kinesiologischer Muskeltest
Können wir sicher sein, dass die Testergebnisse den persönlichen Zustand unseres Testpartners widerspiegeln, wenn wir ihn über den kinesiologischen Muskeltest befragen? Manchmal kommt es ja vor, dass die Testergebnisse unserem Klienten nichts „sagen“, dass er mit den ermittelten Inhalten nichts anfangen kann. Und manchmal hilft dann eine einfache Frage: „Kennen Sie jemanden in Ihrem Umfeld, auf den das Ausgetestete passt?“ Häufig bekommen wir eine „Ja-Antwort“ oder eine Person genannt. Wir finden also beides – „Eigenes“ und „Übernommenes“. Dann müssen wir weiter differenzieren, damit unser Klient die Balancierung oder Behandlung bekommt, die er wirklich braucht!
Wie ist dieses Phänomen zu verstehen? Als sensible Wesen sind wir nicht nur technischer Strahlung ausgesetzt, sondern auch den Schwingungen anderer Menschen. Manchmal bleibt dabei etwas an uns „haften”, z.B. in einer größeren Menschenmenge. Manchmal stecken uns die Emotionen anderer Menschen an, besonders innerhalb von Familien und Teams oder im therapeutischen Kontakt. Manchmal haben wir auch unbewusst etwas von einem anderen Menschen übernommen, z.B. um ihn zu entlasten – nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid!“ In Familienaufstellungen werden solche Übernahmen, Identifikationen oder Delegationen sichtbar.
Die verschiedenen kinesiologischen Richtungen beinhalten bestimmte Vortests und Vorkorrekturen, die sicherstellen sollen, dass wir zuverlässige Testanzeigen bekommen. Wir unterstützen unseren Testpartner dabei, aktuelle Stressfaktoren abfließen zu lassen und in seine Mitte zu finden, dass sich die Ergebnisse des Muskeltests möglichst nur auf ihn und seinen Organismus (Gesamtheit von Körper, Seele und Geist) beziehen.
Das Thema „Fremdenergien“ hat für mich in den letzten Jahren in der praktischen kinesiologischen und psychologischen Arbeit stark an Bedeutung gewonnen. So bekam ich z.B. öfter Testergebnisse von einer Person, die überhaupt nicht zu ihr zu passen schienen – nicht nur kinesiologisch, sondern auch z.B. mit dem Lüscher-Farb-Test. Früher hat ein solcher Befund öfter zu Verunsicherungen geführt oder sogar zu Diskussionen über die Verlässlichkeit der Methode.
Irgendwann lag für mich bei solchen Testergebnissen dann aber die Frage nah:
- “Sind das überhaupt Deine eigenen Gefühle/Ängste/Einstellungen/Symptome?”
- Und wenn nicht? „Von wem hast Du sie unbewusst übernommen?”
- Oder: „Zu wem im (Familien-)System gehören sie?”
- Zu einer männlichen Person? Zu einer weiblichen Person?
- Zu einer lebenden Person? Zu einer verstorbenen Person?
So kann man sich Schritt für Schritt weiter durchfragen, um möglichst genau zu identifizieren, was der Testperson energetisch „anhaftet” bzw. was sie von wem energetisch übernommen oder übertragen bekommen hat.
Das Wissen aus der Familientherapie und aus Familienaufstellungen half mir sehr weiter. Das Wissen darum, dass insbesondere kleine Kinder „1000 Antennen” haben und innerhalb der Familien alles mitkriegen – auch wenn die Erwachsenen meinen, bestimmte Dinge vor den Kindern verborgen halten zu können.
Kinder sind wie Spiegel:
Sie zeigen das,
was vor ihnen liegt.
Jean Paul
Und oft genug zeigen sie durch ihre körperlichen und seelischen Symptome oder ihre „Verhaltensstörungen”, was im Familiensystem gestört ist. Da sie dabei grundsätzlich loyal sind und das System erhalten wollen, ist es manchmal gar nicht so leicht, sie zu entlasten und von dieser großen Verantwortung zu befreien. Das gilt genauso für „erwachsene” Kinder!
Allergien sind vor diesem Hintergrund häufig auch zu verstehen als eine körperliche Über- und Abwehrreaktion gegen solche „Fremdlasten” und energetischen Überforderungen. Der Körper versucht auf seine Weise, diese Dinge loszuwerden und scheint das „Ungreifbare” dann manchmal an etwas besser „Greifbarem” (z.B. Pollen, Stäuben, Nahrungsmitteln etc.) festzumachen. Allerdings ist eine allergische Reaktion auf eine andere Person letztlich ein untaugliches Mittel der Konfliktlösung! Indem wir mit Hilfe des Muskeltests und einfacher „Ja-Nein-Fragen” die Dinge, Gefühle, Beziehungen und Verstrickungen offenlegen, um die es eigentlich geht, helfen wir der Testperson ganz entscheidend, wieder zurück in ihre eigene Mitte zu kommen und körperlich und seelisch gesund zu bleiben!
Der Psychotherapeut Thomas Weil spricht in seinem Buch „Endlich frei von Stress” von Teilpersönlichkeiten, die uns befremden (S.176ff.): „Unter dem Einfluss dieser blinden Passagiere fühlen wir uns wie fremdgesteuert. Und es kommt uns so vor, als ob wir dem inneren Zwang ausgesetzt wären, etwas zu tun oder zu lassen, was nicht zu uns zu passen scheint […]
Verstorbene, die totgeschwiegen werden und die nicht gehen wollen, überleben mitunter in unseren inneren Bildern. Es geht mir nicht darum, Weltanschauungen das Wort reden zu wollen, die kühne Hypothesen über den Verbleib verstorbener Seelen anstellen. Wohl aber können fremdbesetzte Teilpersönlichkeiten insofern ein großes Problem darstellen, als sie mit ihrer unerhörten Geschichte unseren inneren Stress erhöhen und uns kostbare Lebensenergie rauben.
Blinde Passagiere können mit Hilfe des kinesiologischen Muskeltests enttarnt oder durch systemische Aufstellungsarbeit sichtbar gemacht werden. Auf diesem Weg wird es möglich, sich jede Teilpersönlichkeit, deren unerhörte Geschichte auf die innere Bühne drängt und unseren erwachsenen Teil zu verdrängen droht, separat vorzunehmen […]
Fremdbesetzte Teilpersönlichkeiten rauben uns Energie. Wenn wir ihnen in ihrem Schicksal Verständnis entgegenbringen und sie respektvoll behandeln, wenn wir sie mit guten Gedanken gewissermaßen ins Licht schicken und sie an eine höhere Macht überantworten, die größer ist als wir selbst, dann werden sie gehen. Indem sie vor unserem inneren Auge Ruhe und Frieden finden, werden wir frei von ihrer Last und erhalten unsere kostbare Lebensenergie wieder zurück.” (S. 182)
Wie gehen wir praktisch vor?
Der folgende Fahrplan mit seinen Varianten hat sich seit Jahren bei mir und meinen vielen hundert Kinesiologie-Schülern bewährt. Wir haben zwei Testpunkte für „Fremdenergien“ herausgefunden. Sie liegen links und rechts in der Kuhle direkt hinter dem Ohrläppchen. Werden Zeige- und Mittelfinger in diese Vertiefung gelegt und der Indikatormuskel schaltet ab, können wir davon ausgehen, dass eine Fremdenergie vorliegt. Oft zeigt sich in der Kuhle rechts ein männlicher und in der Kuhle links ein weiblicher Einfluss – wir testen in jedem Fall auf beiden Seiten.
Alternativ können wir unseren Testpartner verbal fragen: „Bist du 100% in Deiner eigenen Energie?” Auf eine solche Frage bekommen wir i.d.R. einen stark testenden Indikatormuskel (IM) als „Ja-Antwort“ und einen
nachgebenden Muskel als „Nein-Antwort“ von der inneren Körperweisheit der Testperson. Wenn auf diese verbale Frage der IM schwach (= Nein-Signal) reagiert, bedeutet das, dass unser Gegenüber derzeit nicht zu 100% in seiner eigenen Energie ist, sondern dass es bei ihm Fremdenergien gibt, die abgelöst werden sollten.
Identifizierung von Fremdenergien
Im nächsten Schritt erkunden wir über Ja-Nein-Fragen, von wie vielen Personen unser Testpartner energetisch etwas aufgenommen hat: Handelt es sich um eine Person? – Test! Handelt es sich um mehrere Personen? – Test!
Manche Klienten sind „Sammler“. Das mag damit zusammenhängen, dass sie sich selbst zu wenig ausfüllen oder gelernt haben, sich stets nach anderen zu richten, was wiederum die Fähigkeit voraussetzt, intuitiv zu erfassen, was „bei den anderen los ist“.
Durch weitere detektivische Fragen finden wir heraus, welche Person/en energetisch zurzeit noch eine Rolle spielen. Manchmal ist es auch hilfreich zu wissen und zu testen, worum es bei diesen Einflüssen und Überlagerungen geht: Gefühle/Ängste/Überzeugungen/Gewohnheiten/Verantwortlichkeiten/Symptome/Schmerzen usw. Nicht selten kommen für die Klienten erstaunliche Zusammenhänge ans Licht! Und oft genug reicht dieses Durchschauen-Können aus, um die Fremdenergien „per Beschluss“ loszulassen. Das ist die einfachste Variante:
Unser Testpartner klopft die „Befreiungspunkte“ (Dü-3) an der äußeren Handkante und spricht währenddessen folgende Affirmation: „Ich lasse jetzt alles los, was ich energetisch und emotional von X aufgenommen habe. Ich lasse alles los, womit ich bei X in Resonanz gegangen bin. Ich kehre zu 100% wieder in meine eigene Mitte zurück, in meine eigene Energie und Kraft. Ich bin jetzt wieder zu 100% ich selbst. Ich bin jetzt wieder zu 100% (eigener Vorname).“
Ablösung von Fremdenergien über ein Vorstellungsritual
Manchmal gelingt das Loslassen aber nicht so einfach „per Beschluss“. Dann kann der Test auf innere Widersprüche weiterführend sein. Dazu lässt man seinen Testpartner folgende Statements aussprechen und testet anschließend auf „Ja – innere Zustimmung“ (= IM stark) oder „Nein – innere Ablehnung“ (IM = nachgebend). Wählt man dazu den vorderen Deltamuskel an beiden Armen, werden ggf. auch sofort innere Widersprüche beim Klienten sicht- und spürbar, indem z.B. der eine Arm „Ja“ und der andere „Nein“ antwortet. Die Statements lauten:
„Ich will, kann und darf jetzt alle Fremdenergien loslassen.“
„Ich will, kann oder darf das nicht.“
Zeigen sich Uneindeutigkeiten oder Widersprüche, lässt man sie auflösen – wieder über Klopfen der Befreiungspunkte (Dü-3) zusammen mit der Affirmation: „Trotz aller Widersprüche liebe und akzeptiere ich mich voll und ganz, und entscheide mich jetzt dafür und erlaube mir auch, alle Fremdenergien vollständig loszulassen.“
Sind alle Widersprüche aufgelöst, kann das Vorstellungsritual vollzogen werden. Vorbereitend dazu testet man aus, über welches Chakra die Energie geflossen ist. Dann testet man die 7 Hauptchakren der Reihe nach (Krone – Stirn – Kehle – Herz – Solar-Plexus – Sakral – Basis), indem man als Tester eine Hand in „Pfötchenstellung” ca. 10 cm vom Körper entfernt vor das jeweilige Chakra hält. Der „schwache” IM zeigt an, über welches Energiezentrum die Fremdenergie geflossen ist. Das hilft, sich das folgende Bild (mit geschlossenen Augen) auszumalen:
Stell Dir möglichst plastisch vor, wie Du an diesem Chakra mit der anderen Person durch irgendeine Art Seil, Band, Schnur, Kette o.ä. verbunden bist. (Man lässt sich das innere Bild des Testpartners plastisch beschreiben.) Stell Dir dann weiter vor, wie Du jetzt dieses Seil oder Band zerschneidest oder auf andere Weise durchtrennst. Welches Werkzeug ist dafür passend? Lass die andere Person mit Liebe los! Versorge dann „heilend” Deine „Wunde”, z.B. durch ein Pflaster, eine Farbe, ein Symbol oder was Dir sonst einfällt!
Ablösung von Fremdenergien über 2 Akupunkte
Nun gibt es auch Klienten, die sich visuell nur schwer etwas ausmalen können. Für sie eignet sich die Nutzung von 2 Akupunkten auf dem Lungenmeridian. Die Atemwege spielen deshalb eine besondere Rolle, weil wir viele Gefühle, Stimmungen und Energien unserer Mitmenschen „atmosphärisch“ wahrnehmen. Wenn wir z.B. einen Raum betreten, in dem gerade eine Gruppe anderer Menschen war, registrieren wir sofort, ob eine friedliche, harmonische Stimmung geherrscht hat oder ob es „dicke Luft“ gab.
Zur Ablösung berührt man auf der ausgetesteten Körperseite mit 2 Fingern den Akupunkt Lu 2. Man findet ihn leicht auf der Vorderseite des Körpers dort, wo vor der Schulterkugel die größte Vertiefung ist. Parallel klopft man rhythmisch den Akupunkt Lu 8. Ihn findet man auf der Innenkante des Unterarms 2 Fingerbreit oberhalb des Handgelenks. Parallel zum Klopfen spricht der Testpartner wieder die „Loslass-Sätze“.
Ganz gleich, welche Korrektur man gewählt hat – man führt anschließend den Nachtest durch: Nonverbal (Berühren der Testpunkte hinter dem Ohrläppchen sollte einen starken Muskeltest ergeben) oder verbal mit der Frage: „Bist Du jetzt 100% in Deiner Energie?” (starke Testantwort)
Auch wenn wir diese Möglichkeiten im Zusammenhang mit den „Vorkorrekturen“ vorgestellt haben, damit zum Anliegen des Klienten zuverlässige Testantworten bekommen, hat sich in der Praxis gezeigt, dass die Ablösung von „Fremdenergien und -beeinflussungen“ für die Balance oft „die halbe Miete“ ist. Ansonsten ist nicht mehr viel zu tun, um Stressbelastungen und Symptome zu minimieren
Dr. Werner Weishaupt
Heilpraktiker für Psychotherapie, Begründer der „Psychosomatischen Kinesiologie“®, seit über 20 Jahren in eigener Praxis in Salzgitter und Nienburg tätig, Dozent, VFP-Präsident
dr.weishaupt@vfp.de
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