Übersicht dieser Ausgabe    Alle Paracelsus Magazine

aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/2018

Unsere Heilpflanze: Muskatnuss, Macis – Myristica fragrans

Cover

Auch bekannt als: Myristica fragrans Houtt., Myristica argentea Warb., Myristica amboinensis, M. aromatica, M. moschata, M. officinalis, M. philippinensis, Muskatnussbaum, Muskat, Muskatblüte, Macis, Myristicae semen, Nux Nucistae, Muskatsame, Nux moschata

Der Muskatnussbaum gehört zur Familie der Muskatnussgewächse (Myristicaceae). Bei der Muskatnuss handelt es sich nicht um eine Nuss, sondern um den inneren Kern einer pfirsichartigen Frucht. Der Samenmantel wird als Macis oder Muskatblüte bezeichnet. Beide werden als Gewürze verwendet.

Das Wort Muskatnuss entstammt dem französischen noix muscat, das wiederum vom mittellateinischen nux muscata kommt. Es bedeutet so viel wie „nach Moschus duftende Nuss“.

Der Name Myristica leitet sich vom griechischen Wort myron für Balsam, Wohlgeruch bzw. myristikos für wohlriechend ab.

Die Muskatnuss kommt ursprünglich von den Molukkeninseln Ambon, Banda, Ceram, Damar und Nila (auch als Gewürzinseln bekannt). Heute werden Muskatnussbäume auch auf Sumatra, Java, Borneo, Neuguinea und einigen anderen Inseln kultiviert, ebenso in Vorder- und Hinterindien sowie in anderen tropischen Ländern. Wichtigstes Anbaugebiet nach Indonesien ist die Antilleninsel Grenada, wo immerhin 20% der Weltproduktion anfallen. Die Muskatnuss ist daher auch Bestandteil der Flagge dieses Inselstaates in der Karibik.

Woran erkennt man Muskatnuss?

Der Muskatnussbaum ist ein immergrüner Baum von 5-18 m Höhe (in Plantagen bis 6 m Höhe). Er ist diözisch, es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die Laubblätter sind wechselständig, einfach und gestielt. Es befinden sich meist 4-8 männliche Blüten in einem zwischen 2,5 und 5 cm großen Blütenstand. Weibliche Blüten kommen oft einzeln (zuweilen auch zu mehreren) in einem Blütenstand vor. Die Bäume blühen von März bis Juli. Die Frucht ist beerenartig und 8-10 cm lang, bei einem Durchmesser von 3,5-5 cm. Die etwa 2 cm großen, rundlichen Samen sind von einem rötlichen, fleischigen, ölhaltigen Samenmantel umgeben.

Wie wirken Muskatnuss und Macis?

Muskatnuss wird hauptsächlich als Gewürz oder Oleoresin (färbende oder geschmackgebende Extrakte aus Pflanzenteilen, die durch Muskatnuss, Macis . Myristica fragrans Lösungsmittelextraktion gewonnen werden), aber auch als Rauschmittel verwendet. In der Volksmedizin gilt sie als Aphrodisiakum und Hypnotikum.

In Indien wird Muskatnuss gegen männliche Potenzstörungen verabreicht. Traditionell gebraucht man sie zur Konservierung von Speisen. Sie hat antiseptische und desinfizierende Eigenschaften.

Im Ayurveda wird sie gegen Durchfallerkrankungen eingesetzt. Diese Wirkung konnte in pharmakologischen Studien bestätigt werden. Darüber hinaus wirkt sie als mildes Analgetikum. Durch ihre antimikrobielle Wirkung kann sie bei Infektionskrankheiten sowie äußerlich angewandt werden.

Früher verabreichte man Muskatnuss auch zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit. Dies war ein beliebter Einsatzzweck bei Hildegard von Bingen. Im Mittelalter sagte man der Muskatnuss eine heilende Wirkung gegen die Pest nach. Aufgrund der antibakteriellen Eigenschaften der Muskatnuss kann das nicht ausgeschlossen werden.

Muskatnüsse besitzen eine hohe Proteaseaktivität.

In größeren Dosen ruft die Muskatnuss Gastroenteritis und psychische Störungen hervor. Die narkotische Wirkung der Nuss scheint die des ätherischen Öls bei weitem zu übertreffen. Als Geruchs- und Geschmackskorrigenz kann die Muskatnuss jedoch ohne Bedenken verwendet werden.

Die berauschende Wirkung rührt vom im ätherischen Öl enthaltenen Myristicin her. Die dadurch erzeugten Halluzinationen und der euphorische Zustand können über mehrere Tage hinaus anhalten.

Die halluzinogenen Stoffe sind auch in der Muskatblüte (Macis) enthalten. Diese wurde im Mittelalter bei Erkrankungen der Leber, der Milz und des Magens als Arznei verwendet.

Anwendungsgebiete

  • adstringierend
  • anregend
  • antibakteriell
  • beruhigend
  • krampflösend
  • menstruationsfördernd
  • Blähungen, Magenschwäche und -krämpfe
  • Durchfall
  • Leber- und Gallenschwäche
  • Rheuma, Gicht
  • Herzschwäche
  • Gedächtnisschwäche
  • Schlaflosigkeit
  • Ekzeme, Flechten, Herpes

Bekannte Arzneimittel, die ätherisches Muskatöl enthalten, sind: Wick VapoRub®, Carmol® und Klosterfrau Melissengeist®.

Für das homöopathische Mittel Myristica fragrans HAB 1 werden die getrockneten, von der Samenschale befreiten, meist gekalkten Samenkerne verwendet. Seine Anwendungsgebiete liegen bei Erkrankungen des Zentralnervensystems, des Magen-Darm-Traktes, der weiblichen Geschlechtsorgane, des Stütz- und Bewegungsapparates.

Welche Wirkstoffe sind in Muskatnuss und Macis?

Die Muskatnuss enthält neben ca. 40% Fett (Hauptbestandteil ist ein Triglycerid der Myristinsäure) ca. 5-13% ätherisches Öl, das aus Terpenkohlenwasserstoffen (Sabinen und Pinene; daneben Camphen, pCymen, Limonen u.a.; zusammen 60-80%), Terpenabkömmlingen (Linalool, Geraniol, Terpineol; 5-15%), Phenylpropanderivaten (Myristicin [s. Formel], Safrol, Eugenol und dessen Derivaten; 15-20%) besteht.

Das Myristicin (Methoxysafrol; ca. 4%) ist für die halluzinogene Wirkung großer Muskatmengen verantwortlich.

Das ätherische Öl aus der Muskatblüte enthält etwa dieselben Aromakomponenten wie das der Muskatnuss, der Gehalt an Terpenen ist mit fast 90% gegenüber dem Gehalt an Phenylpropanen mit ca. 10% leicht erhöht.

Darüber hinaus enthält die Muskatnuss Kohlenhydrate (Stärke, Saccharose, Xylan, Pentosane) sowie bis zu 0,6% Pektin; die Samenschale (Macis) enthält Gerbstoffe und Lipase.

Muskatbutter gewinnt man durch Auspressen der Muskatnüsse; es handelt sich um ein halbfestes, rotbraun gefärbtes Fett mit intensivem Muskatgeruch und -geschmack.

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Myristicae aetheroleum (syn. Aetheroleum Myristicae, Macidis aetheroleum, Myristicaeessentia, Oleum Myristicae, Oleum Myristicae aethereum, Oleum Nucis moschati), Muskatöl (syn. ätherisches Muskatnussöl, ätherisches Muskatöl, Macisöl), das ätherische Öl des Samens oder des Samenmantels.

Myristicae semen (syn. Myristicae nux, Nuces Aromaticae, Nuces Nucistae, Nuclei Myristicae, Nucleus Mucistae, Nux Moschata, Nux Myristicae, Semen Myristicae, Semen Nucistae), Muskatnuss (syn. Muskatsamen), die getrockneten, vom Samenmantel und der Samenschale befreiten Samenkerne.

Anwendungen

Ätherisches Muskatöl wird als Aromastoff in Zahnpasten und als Geschmackskorrigens in Medikamenten genutzt. In der Parfümerie setzt man es oft herb-würzigen Männerdüften zu.

Muskatbutter kann nach Abtrennen des ätherischen Öls als Ersatz für Kakaobutter dienen oder gemeinsam mit anderen Fetten, wie z.B. Baumwollsamenöl oder Kokosnuss- öl, verwendet werden. Muskatbutter wird in Indien aus minderwertigen Samen gewonnen; man stellt daraus Kerzen, Zahnpasten, Seife und Parfum her.

Verschiedenes

Die erste gesicherte Überlieferung stammt vom byzantinischen Arzt Simon Seth, der im 10. Jahrhundert über die Muskatnuss schrieb, „dass sie dem Magen, der Leber und dem Herzen nütze“, aber auch vor deren übermäßigem Verzehr warnte, „weil sie dann den Eingeweiden schade“.

Die erste bekannte Anwendung von Muskat und Macis ist die Aromatisierung von Bier.

Zuweilen wird behauptet, dass die Muskatnuss bereits lange vor Christus in Ägypten bekannt und begehrt war. Die Funde in Sarkophagen und Grabkammern erwiesen sich aber als Palmfrüchte. Ebenfalls wurde festgestellt, dass zum Einbalsamieren der Mumien keine Muskatbutter verwendet wurde.

Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen

fh@herfurth.org

zurück zur Übersicht dieser Ausgabe
Paracelsus SchulenWir beraten Sie gerne
Hier geht's zur Paracelsus Schule Ihrer Wahl.
Menü