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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 6/2019

Mikroimmuntherapie für Frauen

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Nachhaltige Unterstützung am Beispiel HPV-Infektion

Neben dem Beruf noch Zeit für Haushalt, Familie, Freundeskreis sowie die eigenen Hobbys und Bedürfnisse zu koordinieren, stellt oft eine Herausforderung dar – auch für das körpereigene Immunsystem. Die moderne, schnelle Lebensweise, ein erhöhter Stresslevel und Mehrfachbelastungen aus Karriere und privatem Umfeld können die natürliche Immunabwehr des Organismus aus der Balance bringen. Diese Schwächung kann Veränderungen im gesamten Körper bewirken, u.a. erhöhte Anfälligkeit für Erkältungen und Infektionen bis hin zum gesteigerten Risiko für Autoimmunerkrankungen, chronische Entzündungen und onkologische Prozesse. Mit der Mikroimmuntherapie kann hier erfolgreich angesetzt werden. Am Beispiel der Behandlung von Infektionen mit Humanen Papillomaviren (HPV) zeige ich in diesem Artikel die Möglichkeiten der Methode auf.

Anschub für das Immunsystem

Die Mikroimmuntherapie verfügt über ein breites Spektrum an Komplexmitteln, die bei unterschiedlichen Krankheitsbildern angewendet werden. Sowohl akute als auch chronische Beschwerden können mithilfe der Präparate behandelt werden. Da die Bestandteile der Mikroimmuntherapie körpereigene, immunkompetente Substanzen (z.B. Zytokine) sind und in niedrigen Dosierungen vorliegen, ist sie nicht nur besonders gut verträglich, sondern auch problemlos mit weiteren Behandlungen kombinierbar. Es sind weder toxische Nebenwirkungen bekannt, noch beeinflusst die Mikroimmuntherapie die Wirkung anderer Behandlungsformen in negativer Weise. Die schonende Antriebshilfe für die Selbstheilungskräfte des Körpers kann von der gesamten Familie eingenommen werden – vom Säuglings- bis zum Rentenalter.

Die Mikroimmuntherapie zielt darauf ab, die Immunbalance im Körper wiederherzustellen, damit dieser aktiv gegen Erkrankungen vorgehen kann und eine bestmögliche Selbstregulierung gegeben ist. Zu den „frauenspezifischen“ Störungen und Krankheitsbildern, bei denen die Mikroimmuntherapie ergänzend angewendet werden kann, zählen z.B. Brust- und Gebärmutterhalskrebs. Auch bei chronischer Müdigkeit, Stress, Burnout und Depressionen aufgrund anhaltender Mehrfachbelastung durch Karriere, Haushalt, Familie und Freizeit kann die Mikroimmuntherapie unterstützend eingesetzt werden. Häufig kann auf diese Weise die Einnahme von stärkeren Medikamenten mit Nebenwirkungen vermieden werden.

Beispiel HPV-Infektion

Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, dass ca. 10% aller mit Humanen Papillomaviren (high risk HPV) infizierten Patientinnen eine Portioerosion (i.S. eines PAP-IIId oder hochgradiger, s. Tabelle S.16) bis hin zum invasiven Karzinom entwickeln können. Die HPV-16 bedingen z.B. mehr als 50% der Zervixkarzinome bei Frauen1). In ihrer im März 2015 publizierten Arbeit betonen Fernandes und seine Kollegen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der HPV-bedingten Karzinogenese und chronischer Inflammation besteht2). Insofern sind multimodale Ansätze in der Betrachtung und Behandlung dieser Infektionen gefragt.

Da ein gut funktionierendes Immunsystem in der Lage ist, das Virus unter Kontrolle zu bringen, ist es von grundlegender Bedeutung, Defizite in der Immunantwort auszugleichen. Im Folgenden erläutere ich anhand einer klinischen Falldokumentation mit langem Beobachtungszeitraum die Rolle der Mikroimmuntherapie in Kombination mit anderen Therapieansätzen in der Behandlung von HPV-Infektionen.

Bremsen, modulieren und ankurbeln

Seit 2003 nutze ich die Mikroimmuntherapie in meiner Praxis als regulationsmedizinisches Instrument. Dabei wende ich – auch aufgrund der langjährigen engen Zusammenarbeit mit einem Gynäkologen – häufig die Formel PAPI an, die zur immunologischen Regulation bei HPV-Infektionen eingesetzt wird.

Dr. Lourdes Reig hat 2013 in ihrer umfangreichen Dokumentation3) die Signalwege der Immunantwort bei diesen Infektionen und die Wirkungsweise des Präparats ausführlich erklärt. Hier werden nur kurz die Ziele der einzelnen Substanzen erwähnt.

Die Formel PAPI enthält diverse Immunmediatoren und Nukleinsäuren, die in unterschiedlichen Potenzierungen nach der Arndt-Schultz-Regel angewendet werden: „Schwache Reize fördern die Aktivität, mittelstarke modulieren sie, starke hemmen sie, stärkste heben sie auf.“

Das Mikroimmuntherapeutikum entfaltet eine regulierende Wirkung auf unterschiedlichen Ebenen. Zunächst zielt es darauf ab, der Virusvermehrung und der Proliferation infizierter Zellen entgegenzuwirken. Durch die spezifische Nukleinsäure SNA-PAPI in hemmender Verdünnung soll u.a. die virale Genexpression vermindert werden. Man weiß, dass HPV-16 die Funktionen des Proteins p21, das eine wichtige Rolle bei der Proliferationshemmung infizierter Zellen spielt, blockiert. Cyclosporin A induziert die Expression von p21, weshalb es in einer modulierenden Verdünnung eingesetzt wird. Interleukin 1 stimuliert die Mitogenese der durch das HPV immortalisierten Keratinozyten und hat hier als Inhaltsstoff das Ziel, diesen Prozess zu verhindern.

Außerdem soll mithilfe des Präparats die Immunreaktion reguliert und den mit dem HPV assoziierten Erkrankungen entgegengewirkt werden. Durch Ribonukleinsäuren (RNS) in hemmender Verdünnung soll die überschüssige Entzündungskaskade eingedämmt werden. Auch Cyclosporin A wird in dieser Sequenz in hemmender Verdünnung eingesetzt, um die Differenzierung von Langerhans-Zell-Vorläufern in der Epidermis zu begünstigen. Diese üben eine wichtige Funktion als antigenpräsentierende Zellen aus. Das von den T-Zellen produzierte Interleukin 2 spielt eine zentrale Rolle bei der Vermittlung immunologischer Toleranz. Es steht in Verbindung mit der HPV-Persistenz und wird in hemmender Verdünnung genutzt.

Ebenfalls in hemmender Verdünnung in der Formel PAPI vorhanden ist Interferon Alpha, um die Expression der viralen Onkogene E6 und E7 zu verringern. Diese erhöhen die genomische Instabilität und spielen eine wichtige Rolle in der Karzinogenese der zervikalen Schleimhaut. Die spezifische Nukleinsäure SNA-HLA-II wird eingesetzt, um der Expression von HLA-DR Molekülen auf der Oberfläche von Keratinozyten und somit Folgeerkrankungen (z.B. Krebs) entgegenzuwirken.

Aus der Praxis

Ich habe mich für dieses Fallbeispiel entschieden, da die Nachbeobachtungszeit bei der Patientin 6 Jahre betrug, was von einer gewissen Nachhaltigkeit des mikroimmuntherapeutischen Behandlungsansatzes zeugt.

April 2009 (Erstkonsultation)
31-jährige Patientin, leicht adipös, blass, präsentiert sich mit rezidivierenden Nebenhöhlenentzündungen, Aphonie, Lymphadenopathie und Angina. Die Symptome treten in wechselnden Kombinationen mindestens 5-7 Mal im Jahr auf und wurden in der Vergangenheit durch Antibiose behandelt, die nicht mehr wirkt. Außerdem hatte sich eine Diarrhö entwickelt, die den Organismus zusätzlich schwächt.

Labor
Leuk 4,3/nl, Ery 3,66/pl; Mikronährstoffmangel: Kalium, Magnesium, Calcium, Kupfer, Eisen, Zink und B6; Darm: stark erhöhtes sekretorisches IgA: 7500 µg/ml (Ref.: 510-2040)

Weitere Diagnose (Phlebologe)
Primäres Lipödem, mütterlicherseits ererbt. Die Patientin erhält 1x wöchentlich Lymphdrainagen.

Behandlung
2x wöchentlich Infusionen; zunächst mit Pascorbin, um den virusbedingten Vitamin-C-Mangel in den Leukozyten zu kupieren; später Tationil, um die Entgiftungsprozesse über die Leber anzuregen (das Lymphsystem ist durch das Lipödem geschwächt)

Nährstoffsupplementierung
Zeolith, Calcium phosphoricum C200, Ernährungsumstellung: Laktose weglassen

Komplette Darmsanierung
Mucozink (1 EL täglich), OMNi-BiOTIC 6 (1 Beutel täglich)

Unspezifische immunologische Unterstützung
Formel EID (1 Kapsel täglich bis 07/2009)

Ab Juni ging es ihr insgesamt besser. Anämie, Nährstoffmangel und rezidivierende Infekte sistieren jedoch. Ich beginne mit der Impfausleitung.

September 2009
Befund (Gynäkologe)
PAP-IIId, Papillomaviren low risk negativ, high risk positiv

Behandlung
Ernährung
täglich wechselnde frischgepresste Säfte, Gersten- und Haferbrei (Beta-Glucane), Presselin zur Entgiftung

Schleimhautregeneration
Darmfit (2x täglich) und OMNi-BiOTIC 6 (1 Beutel täglich)

Immunmodulation bei HPV-Infektionen
PAPI-Formel (1 Kapsel täglich), Vitamin D3 12500 I.E. Vaginalzäpfchen (1x abends)

Wöchentlich Infusionen mit Glutathion (Tationil), Aminosäuren und B-Komplex.

Juni 2010
Befund (Gynäkologe)
PAP-IIw, laut Histologin unklarer Befund, keine eindeutigen Dyskaryosen

Behandlung
Immunmodulation bei HPV-Infektionen wird fortgesetzt:
PAPI-Formel (1 Kapsel täglich), Vitamin D3 12500 I.E. Vaginalzäpfchen (1x abends)

September 2010
Befund (Gynäkologe)
PAP-II

Behandlung
Immunmodulation wird fortgesetzt PAPI-Formel (10 Kapseln monatlich)

Januar 2011
Befund (Gynäkologe)
PAP-IIw

Behandlung
Immunmodulation wird fortgesetzt PAPI-Formel (1 Kapsel täglich), wöchentlich Pascorbin-Infusionen bis März

April 2011
Befund (Gynäkologe)
PAP-II, sowohl HPV high risk als auch HPV low risk negativ

Behandlung wird ausgesetzt. Im Anschluss resultierten die halbjährlichen Untersuchungen immer mit PAP-II und ab September 2014 mit PAP-I. Die HPV-Populationen (low risk und high risk) bleiben negativ.

Februar 2012
Erneute rezidivierende HNO-Infekte. Eisen und Mikronährstoffe in Ordnung. Ich veranlasse die Durchführung einer Lymphozytentypisierung und einer EBV-Titerbestimmung. Es zeigen sich eine bakterielle Blockade der TH2-Schiene und leicht erniedrigte B-Lymphozyten. Der EBV-Titer ist unauffällig, wobei EBNA IGG mit 80 auf eine Schwäche der EBV-Antikörperbildung schließen lässt.

Behandlung
EID-Formel (1 Kapsel täglich bis 07/2012), keine weitere Intervention

Juli 2012
Der Patientin geht es viel besser, seit April hat sie keine Erkältungen mehr. Eine erneute Lymphozytentypisierung ergibt, dass die bakterielle Blockade der TH2-Schiene leicht reguliert wurde. CD4/25/127low sind etwas reduziert (Autoimmunes Risiko), die B-Lymphozyten etwas angestiegen. Die EID-Formel wird bis Anfang Juni täglich eingenommen.

Fazit
Lipödem, stark erhöhtes sekretorisches IgA, Nährstoffmangel, Übergewicht (10 kg) und häufige Antibiosen waren bei dieser Patientin begünstigende Faktoren für eine fehlgeleitete Regulationsfähigkeit des Immunsystems und somit für die Schwierigkeiten in der Auseinandersetzung mit dem HP-Virus.

Die Nachhaltigkeit der Behandlung mit der mikroimmuntherapeutischen Formel PAPI nach Wiederherstellung der Regulationsfähigkeit ist selbst für die kooperierenden Gynäkologen immer wieder erstaunlich. Sie sehen in den Praxen bei hochgradigen PAP-Befunden und vergleichsweise langen Beobachtungszeiträumen sonst keine derart stabilen, positiven Verlaufsformen, die keine operativen Eingriffe erforderlich machen.

Hildegard Münzel, M.Sc.
Heilpraktikerin mit Schwerpunkten Klassische Homöopathie,
Nährstoffmedizin und Mikroimmuntherapie
info@naturheilpraxis-am-jakobsplatz.de

Literatur

1) Stanley, MA. & Pett MR. & Coleman N.: HPV, from infection to cancer. Biochem Soc Trans. 2007 Dec; 35 (Pt 6):1456-60

2) Fernandes, JV. et al: Link between chronic inflammation and human papillomavirus-induced carcinogenesis (Review). Oncol Lett. 2015 Mar; 9(3): 1015–1026

3) Reig, L.: Hypothesen zum Wirkmechanismus der Mikroimmuntherapie bei HPV-Infektionen. Zeitschrift Fokus Mikroimmuntherapie Nr. 3, 2013

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