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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 6/2019

Unsere Heilpflanze: Duftveilchen – Viola odorata

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Auch bekannt als: Märzveilchen, Märzveigerl, Wohlriechendes Veilchen, Heckenveilchen, Heckenveigerl, Osterveigerl, Vegeli, Viole, Marienstengel, Oeschen, Schwalbenblume, Vieli

Die Heimat des Duftveilchens aus der Familie der Veilchengewächse (Violaceae) liegt im Mittelmeergebiet bis hin zum Kaukasus und Iran. In weiten Teilen Europas wurde es eingebürgert. Es bevorzugt als Standort helle bis halbschattige Plätze und wächst unter sommergrünen, nicht zu dicht stehenden Sträuchern oft gemeinsam mit Leberblümchen. Die Pflanze verbreitet sich durch Ausläufer, sodass sie bei ungestörtem Wachstum mit der Zeit größere Flächen besiedeln kann. Ihre Früchte werden von Ameisen verteilt und lassen das Duftveilchen überall im Gelände auftauchen. 2007 wurde das Duftveilchen vom Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, gen. Paracelsus e.V. zur Heilpflanze des Jahres gekürt.

Woran erkennt man das Duftveilchen?

Es ist eine rhizombildende, ausdauernde, krautige Pflanze. Die Wuchshöhen betragen 5-15 cm. Die Laubblätter stehen in einer grundständigen Blattrosette zusammen und sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Der Stiel ist rückseitig behaart, an ihm befinden sich in der Mitte zwei Vorblätter. Die einfachen grünen Blattspreiten haben etwa die gleiche Länge und Breite und sind rundlich nierenförmig bis breit eiförmig. Die lanzettlich bis eiförmigen Nebenblätter besitzen einzelne Fransen oder sind kahl. Die Pflanze blüht von März bis April. Die wohlriechenden Blüten (daher Duftveilchen) sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind stumpf, die fünf dunkelviolettfarbenen Kronblätter bilden eine 2-3 cm große Krone.

Wie wirkt das Duftveilchen?

In jüngster Zeit wurden für Extrakte aus Viola odorata blutfettsenkende und vasodilatative Wirkungen festgestellt. Dadurch kann die unterstützende Anwendung bei erhöhten Blutfettwerten und Hypertonie zumindest teilweise erklärt werden, wobei der blutfettsenkende Effekt auf einer verminderten Aufnahme und Synthese von Lipiden beruhen soll. Auch antioxidative Eigenschaften werden diskutiert. Für ein enthaltenes Peptid (Cyclotid Cyclovioloycin 02) konnten antikanzerogene, chemosensibilisierende und antibakterielle Effekte nachgewiesen werden. Daher könnten Cyclotide aus Viola odorata neben ihrer potenziell antitumoraler Wirkungen auch wegen ihrer chemischen und biologischen Stabilität Muster für neue Medikamente gegen Krebserkrankungen sein. Die Blüten werden in Teezubereitungen zur Schleimlösung bei Bronchialkatarrh, chronischer Bronchitis, Asthma und Migräne verwendet. Speziell als Arzneimittel für Kinder dient Veilchensirup bei Bronchialkatarrh zur Reizmilderung und Schleimlösung. Ein Teeaufguss aus Veilchenkraut findet Anwendung bei Husten, Heiserkeit, Lungenentzündung und als schweißtreibendes Mittel. Auch die Veilchenwurzel wird bei Erkrankungen der Atmungsorgane eingesetzt, v.a. bei trockenen Katarrhen mit spärlicher Sekretion. Durch die vorhandenen Saponine kann man die Droge zu den auswurffördernden Hustenmitteln rechnen. Die „Veilchenwurzel“, die bei Zahnungsbeschwerden eingesetzt wird, stammt NICHT vom Veilchen, sondern von Lilienarten, v.a. der Deutschen Schwertlilie.  In der Homöopathie findet Viola odorata HAB 34 aus frischen, zur Blütezeit gesammelten, oberirdischen Pflanzenteilen bei Entzündungen der Atemwege und Rheuma der Handgelenke Verwendung.

Anwendungsgebiete

  • abschwellend
  • antibakteriell
  • beruhigend
  • blutreinigend
  • durchblutungsfördernd
  • entzündungshemmend
  • erweichend
  • harntreibend
  • krampflösend
  • schleimlösend
  • schmerzlindernd
  • schweißtreibend
  • leicht abführend
  • Bronchitis
  • Husten, Reizhusten, Keuchhusten
  • Atembeschwerden, Katarrhe der oberen Luftwege
  • Halsentzündungen
  • Fieber
  • Grippe und grippale Infekte
  • Ohrenschmerzen
  • Magenkatarrh
  • Rheumatismus, Gicht
  • Blasen-, Nierenentzündung
  • Kopfschmerzen
  • Schlaflosigkeit, Müdigkeit
  • Epilepsie
  • Nervosität, Angstzustände
  • Hautkrankheiten, z.B. Ekzeme, Pickel, Hautschuppen
  • Verrenkungen, Quetschungen

Welche Wirkstoffe sind im Duftveilchen enthalten?

Die Blüten bieten ätherisches Öl, Flavonoide (u.a. Rutosid), Anthocyane (v.a. Violanin, Cyamin [blauer Farbstoff] und Gauin), Schleimstoffe und Salicylsäuremethylester. Auch Saponine wurden nachgewiesen.

Im ätherischen Öl der frischen Blüten findet man Parmon (trans-α-Ionon, die duftgebende Komponente des Öls), Undecanon-2, Isoborneol, 2,6-Nonadien-1-al sowie die Sesquiterpene (-)-Zingiberen, (+)-α-Curcumen, α- und β-Ionon.

Die Blätter bergen Schleimstoffe, Triterpene (u.a. Friedelin, β-Sitosterol), Salicylsäuremethylester, Phenolcarbonsäuren (u.a. Ferulasäure [s. Abb.] und Sinapinsäure), das Alkaloid Violin und Saponine. Ähnliche Inhaltstoffe findet man im Kraut.

Im getrockneten Wurzelstock lassen sich ätherisches Öl (0,038 %) mit β-Nitropropionsäure und Salicylsäuremethylester (als Spaltprodukt bei der Wasserdampfdestillation), das Salicylsäureglukosid Gaultherin und das Alkaloid Violin dokumentieren, in früheren Arbeiten sind auch Saponine erwähnt.

Welche Teile der Pflanze werden medizinisch verwendet?

Die getrockneten Veilchenblüten (Flores Violae odoratae), die zur Blütezeit gesammelten und an der Luft getrockneten Blätter oder oberirdischen Teile (Folia bzw. Herba Violae odoratae) sowie der Wurzelstock (Rhizoma Violae odoratae) nicht, wie oft fälschlich geschrieben, die Wurzel.

Anwendung

Die Teezubereitung erfolgt aus den getrockneten Blüten oder dem Kraut. Bei den Blüten nimmt man einen gehäuften Teelöffel auf eine Tasse Wasser, beim Kraut 2 TL auf 250 ml Wasser. Davon wird 2-3 Mal täglich 1 Tasse getrunken. Wissenswertes Bereits von Hippokrates und Dioscurides wurden Veilchen als Arzneipflanzen verwendet. Das Duftveilchen war im griechischen und römischen Altertum mehreren Gottheiten geweiht. Außerdem galt das Veilchen den Griechen aufgrund seines Dufts und der dunklen Blüten als Blume der Liebe. Aus den Veilchenblüten lassen sich aromatisierter Sirup, Essig oder Veilcheneis herstellen. Sie können auch zum Dekorieren von Salaten verwendet werden. Als kandierte Blüten zieren sie Torten und Desserts. Dafür bestreicht man die Veilchenblüten mit halbsteif geschlagenem Eiweiß und bestreut sie dünn mit feinem Zucker. Anschließend zwei Tage trocknen lassen.

Parfait Amour ist ein Likör auf Basis von Veilchen und fernöstlichen Blütenessenzen. Er war v.a. zu Beginn des 20. Jahrhunderts und nach dem Ersten Weltkrieg beliebt. Sein Aroma wird mit Destillaten und Konzentraten aus Zitrusfrüchten und Koriander abgerundet. Erwähnt werden sollte auch noch die Anwendung des kostbaren ätherischen Öls in der gehobenen Parfümindustrie für Düfte und Pomaden.

Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen

fh@herfurth.org

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