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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/2020

Sitzt die Müdigkeit im Darm?

Cover

Viele Patienten kommen mit unklarer Symptomatik in die Praxis. Ihr Hauptproblem ist nach eigenen Angaben eine „bleierne Müdigkeit“, die sich über Nacht nicht bessert oder nur für 1-2 Stunden nach dem Aufstehen verschwindet. Dieser Zustand kann mit Schlafstörungen einhergehen. Die Ursachen können sehr verschieden sein. In jedem Fall besteht ein erhöhtes Ruhebedürfnis einhergehend mit erschöpften Kraftreserven.

Wenn Körper und Geist entgleisen

Beim Burnout-Syndrom kommt neben extremen psychischen Belastungen ein Multisymptomkomplex zum Tragen, der ein massives Krankheitsgefühl beim Betroffenen auslöst. Hierbei spielt die Darm-Hirn-Achse eine wesentliche Rolle. In Stresssituationen setzt das Gehirn Neurotransmitter und Hormone frei, die für den Organismus „Alarm“ bedeuten. Langanhaltender Stress trägt zur Öffnung der Tight Junctions zwischen den Darmzellen bei, wodurch ein Reizdarmsyndrom bzw. „LeakyGut-Syndrom“ entstehen kann. Dies mündet in eine „Silent Inflammation“, oft einhergehend mit Müdigkeit. In diesem Fall sind Milchsäurebakterien (z.B. SymbioLact® comp, SymbioLact® Plus oder für Allergiker SymbioLact® Pur) sowie Ballaststoffe in der Therapie gefragt (z.B. SymbioIntest® mit resistenter Stärke, die nicht blähungstreibend ist).

Bei einem „Leaky Gut“ gelangen Toxine durch das Pfortadersystem überall in den Körper. Darüber hinaus drainiert die Pfortader weitere Organe wie Bauchspeicheldrüse und Milz. Nicht zu vernachlässigen ist der Teufelskreis, der in Folge reduzierter Serotoninproduktion entsteht. Die Darmschleimhaut stellt 95% dieses Botenstoffes bereit. Ist sie krank, funktioniert dieser Vorgang nicht mehr einwandfrei. Zusätzlich werden Entzündungsreaktionen begünstigt. Stress verändert die Zusammensetzung der Darmflora. Nicht nur wird die Anzahl der wichtigen Darmbakterien reduziert, sondern auch die der schleimproduzierenden Becherzellen. Der Einsatz von Probiotika kann diesen Veränderungen im Darm entgegenwirken.

Bakterienstämme interagieren spezifisch mit den Darmzellen. Außerdem bestätigen Forschungen, dass durch das Darmmikrobiom Signalmoleküle produziert werden, die im Gehirn Effekte entfalten, die auf den gesamten Stoffwechsel wirken. Die Berücksichtigung der Darm-Hirn-Achse stellt daher einen wichtigen Therapieansatz bei Burnout-Patienten mit chronischer Müdigkeit dar. Nicht zuletzt durch Verringerung des Entzündungsgeschehens und Stabilisierung der Darmbarriere stehen wieder neue Kraftreserven zur Verfügung.

Darmflora

Die Mikrobiota im Darm spielt bei nahezu jedem Aspekt unserer Gesundheit eine Rolle. Zwar ist der Dünndarm mit weniger Bakterien besiedelt als der Dickdarm, dennoch kann eine Dysbiose ebenfalls auslösender Faktor für Müdigkeit sein. Symptome sind häufig Gasbildung und andere Verdauungsbeschwerden, z.B. Durchfall oder Verstopfung.

Schulmedizinisch wird stressbedingter, episodischer Durchfall meist mit Loperamid, Elektrolyten und Adsorbentien behandelt. Eine schnelle, sinnvolle Hilfe kann GSE Axtrictive Rapid sein. Neben Grapefruitkernextrakt sind außerdem Rathania, Eichenrinde, Johannisbrotbaum und Heidelbeere enthalten. Zitronen- und Mandarinenöl sowie Weißdorn helfen dem Körper zu entspannen und zu entkrampfen.

Neben Müdigkeit gehört oft ein Nährstoffmangel zum klinischen Erscheinungsbild, da die Resorption erheblich beeinträchtigt sein kann oder die Nährstoffe im Extremfall durch die Mikroorganismen selbst konsumiert werden. Eine der Hauptursachen ist die Einnahme von Antibiotika, jedoch besteht auch die Möglichkeit einer gestörten Darmmotilität (Stauung des Darminhalts) oder einer Säurehemmung, die das Wachstum bestimmter Mikroorganismen fördert.

Schwerwiegend kann eine Symptomatik ausfallen, wenn noch Protonenpumpenhemmer (PPI) im Spiel sind oder waren. Sie reduzieren die Säure im Magen so sehr, dass eindringende Bakterien bessere Chancen haben. Bei Probiotikagabe, Ernährungsumstellung und Absetzen der PPI stellt sich langsam Besserung ein, jedoch erfordert das Geduld. Damit das Absetzen nicht in Form eines Rebound-Effekts zur Qual wird, empfehle ich GSE Repair Rapid Acid, eine rein pflanzliche Alternative, die den physiologischen pH-Wert nicht verändert und trotzdem einen Magenschutz bietet. Außerdem haben sich fermentierte Lebensmittel bewährt. Unter den Präparaten sind hier die Regulate von Dr. Niedermaier Pharma zu nennen, die molekular aufgeschlossene („vorverdaut“) Bestandteile anbieten, die selbst bei Störungen der Darmflora schnell verfügbar sind. Die ß-Galaktoisidase aus den zugeführten Milchsäurebakterien hilft mit, Laktose zu spalten; Symptome der Laktose-Intoleranz können gemildert werden.

Darmschleimhaut

Der Darm beherbergt nicht nur den größten Teil des Immunsystems, sondern auch die größte Schleimhaut unseres Körpers. Sie nimmt die Nährstoffe aus unserer Nahrung auf, transportiert sie in den Körper und unterstützt die Entgiftung. Die Epithelzellen an der Oberfläche der Schleimhaut unterliegen einem hohen Verschleiß. Sie erneuern sich alle 1-2 Tage. Um in dieser kurzen Zeit auf höchstem Niveau zu funktionieren, müssen sie optimal mit Nährstoffen versorgt sein; andernfalls steigt das Risiko für permanente Erschöpfung und Müdigkeit, Allergien und Autoimmunerkrankungen. Besonders wichtig ist die Versorgung der Epithelzellen für Menschen, deren Darmschleimhaut großen Belastungen ausgesetzt ist, etwa durch andauernden Stress, Chemotherapie oder bestehende chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.

Wie bedeutsam der Darm für das Immunsystem ist, zeigt sich u.a. daran, dass Schädigungen der Darmschleimhaut eine Vielzahl unterschiedlicher Krankheitsbilder begünstigen. So wird z.B. vermutet, dass Chemo- oder Strahlentherapie bei Tumorerkrankungen, die die Schleimhäute des Körpers angreifen, zur Fatigue (übermäßige Müdigkeit, Erschöpfung) von Krebspatienten beiträgt. Wie die Forschung zeigt, lässt sich Erschöpfung als Folge einer angegriffenen Darmschleimhaut durch eine Ernährungsweise verbessern, die reich an regenerativ wirkenden Nährstoffen ist (Maes & Leunis, 2008). Wichtig sind in diesem Zusammenhang Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren (im richtigen Verhältnis zueinander), antientzündliche und antioxidativ wirksame Substanzen, Aminosäuren sowie eine Reihe von Spurenelementen und Vitaminen. In diesem Fall nutze ich unter Berücksichtigung weiterer Faktoren und entsprechender Prä- parate sowie Maßnahmen gerne Dr. Jacob‘s Regenerat Imun. Das Mikronährstoff-Präparat beinhaltet einen pflanzlichen Komplex aus Omega-3-Fettsäuren, Vitaminen (v.a. B-Vitamine), Aminosäuren (z.B. Glutamin, Lysin), sekundären Pflanzenstoffen (z.B. Curcumin) und Phospholipiden.

Histaminintoleranz

Auch sie kann extreme Müdigkeit und schwere Erschöpfungszustände nach sich ziehen. Histamin ist ein Botenstoff der Entzündungsreaktion und ein wichtiger Regulator zahlreicher Vorgänge im Körper. Im Magen-Darm-Trakt ist es in den Bereichen der Magensäureproduktion und der Motilität mitbeteiligt. Im Zentralnervensystem unterstützt es die Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus.

Die Suche nach Histaminliberatoren ist hilfreich. Das können Lebensmittel, Medikamente oder Darmbakterien sein. Menschen mit einer Über- oder Fehlbesiedelung des Darms können bei histaminfreier Ernährung unter HIT-Symptomen leiden. Medikamente können die Symptome lindern. Je nach Ursache verschaffen z.B. DAO-Hemmer Linderung.

Der Histaminabbau wird durch Vitamin C gefördert: Dieses kann in Mengen von 100- 1000 mg pro Tag gegeben werden; verteilt auf mehrere Einzeldosen von maximal 200 mg. Bei Vitamin C ist die Gefahr der Überdosierung sehr gering. Überschüssiges wird über die Niere ausgeschieden. Mengen bis 5000 mg pro Tag sind kurzfristig kein Problem, können aber Durchfall verursachen. Um die Magenverträglichkeit zu verbessern, kombiniert man Vitamin C gerne mit Basenpulver. Gute Erfahrungen in diesem Bereich habe ich mit Dr. Jacob’s DarmHIT gemacht, das darauf ausgelegt ist, Menschen mit Histaminintoleranz (HIT) oder unspezifischen Darmbeschwerden, z.B. Reizdarm, Linderung zu verschaffen. Aufgrund der antientzündlichen Inhaltsstoffe ist es auch therapiebegleitend bei entzündlichen Darmerkrankungen sinnvoll. Die Zutaten verbessern über folgende Mechanismen die Symptome der Histaminintoleranz:

  • Histamin abbauen und binden
    Mikronisierter Diatomit, calciumreiche Meeresalge
  • Entzündungen und Ödeme lindern
    Quercetin, Weihrauch, Lecithin
  • Verdauung normalisieren
    Kurkuma, Ingwer

Leberstärkung

„Kopfschmerz ist die Müdigkeit der Leber“ bzw. „Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“, so heißt es im Volksmund. Das ist richtig. Leberunterstützung ist sinnvoll, wenn Müdigkeit oder Kopfschmerz sich ausbreiten. Warum? Leber und Darm hängen über den Pfortaderkreislauf zusammen. Die Leber ist obligate Zwischenstation für alle aus dem Darm resorbierten Stoffe, die ihr aus dem Pfortadersystem zugeführt werden. Ist z.B. die Permeabilität der Darmwand erhöht, ergibt sich eine höhere Toxinbelastung. Allein deshalb lohnt es sich, therapiebegleitend das Pfortadersystem zu stärken (z.B. mit PhönoVen, bei zusätzlicher genereller Venenproblematik oder Hämhorroiden) oder zu entstauen (z.B. mit Regenaplex 211a und 79). Zum Binden von Giftstoffen (Schwermetalle, Histamin, Lipopolysaccharide) bietet sich Symbio®detox (Diosmektit, Myrrhe-Extrakt, Weihrauch) an; ansonsten helfen Milchsäurebakterien (hochdosiert, z.B. in SymbioLact® Plus), die Leber zu entlasten. Eine Leberentgiftung mit Phönix Sylibum spag. (20 Tropfen vor dem Schlafengehen) bei Toxinbelastung verhilft meinen Kunden oft zum Durchschlafen und damit zu einer Verbesserung der Tagesmüdigkeit.

Ich empfehle außerdem eine Kur aus der Tibetischen Medizin über 6 Wochen mit der Rezeptur „Bras bu 3“ (erhältlich als PADMA HepaTib). Diese ist im Ayurveda als „Triphala“ bekannt. Die enthaltenen Myrobalanenfrüchte sind schulmedizinisch gut kombinierbar und tragen traditionell nicht nur zur Leber-, sondern auch zur Blutreinigung bei.

Bei pflegebedürftigen oder älteren Patienten mit Ausscheidungsstörungen verordne ich häufig morgens nüchtern 2 Kapseln PADMA DigesTib zur Anregung der Verdauungsenergie, abends 2 Kapseln HepaTib zur Leberstärkung bei extrem hoher Medikamentenbelastung. Daraus ergibt sich nach meinen Erfahrungen eine Entstauung und ein häufigerer Stuhlgang.

Bauchspeicheldrüse und Galle

Müdigkeit kann Folge einer gestörten Blutzuckerregulation oder einer zu niedrigen Ausschüttung von Bauchspeicheldrüsen-Enzymen sein. Mangelnde enzymatische Aktivität und unzureichende Neutralisierung des Chymus kann wie ein defektes Zahnrad die ganze Maschine aus dem Gleis bringen. Entzündungen, Nährstoffmangel und weitere Folgen führen u.a. zu extremer Abgeschlagenheit.

Gallenleiden äußern sich oft in leichten oder zunächst gar keinen Beschwerden. Die Betroffenen sind aber oft schnell erschöpft und immer müde. Die Schwächen beider Organe wirken sich auf die Verdauung und den Darm aus. Der Teufelskreis beginnt. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit Regenaplex 35c (Gallenstau mit hellem Stuhl) und 81aN (Entzündung und Stauung) sowie 33/1 (Insuffizienz/Regeneration Bauchspeicheldrüse) bzw. 33/2 (Stauung im Bereich Bauchspeicheldrüse) beobachtet.

Sonderfall Clindamycin

Fragen Sie Ihre Patienten bitte immer, ob Sie irgendwann Clindamycin eingenommen haben. Dieses kann selbst nach über 2 Jahren noch Probleme bereiten. Patienten fühlen sich ständig müde als Folge einer gestörten Darmflora. Hinterfragen Sie den Grund der Einnahme und v.a. die Symptomatik, die als Folge aufgetreten ist. Zur Beseitigung der Störungen in der Darmflora eignen sich in diesem Fall sehr gut SymbioLact® AAD oder SymbioLact® PLUS Kapseln.

Darmpflege tut immer gut

Wenn aus einer mikrobiologischen Untersuchung der Darmflora bekannt ist, dass überwiegend pathogene Keime vorliegen, so erleichtert eine Darmreinigung die Wiederansiedelung der gesunden Keime. Besondere Vorteile bietet der GSE Cleaner-In auf Basis von Grapefruitkernextrakt, resistentem Maisdextrin, fermentiertem Maltodextrin und Aloe. Grapefruitkernextrakt ermöglicht dank seiner bakteriziden, fungiziden und antiparasitären Eigenschaften eine selektive Reinigung des Darms von pathogenen Mikroorganismen (z.B. E. coli, Streptococcus faecialis, Shigella dysenteriae, Candida albicans, Saccharomyces cervisiae, Rotavirus); die gesunde Mikroflora bleibt unbeeinträchtigt. Eine zusätzliche Zufuhr von Enzymbausteinen und Mikrowirkstoffen (z.B. über die Regulatessenzen) bringt zusätzlichen Nutzen; nicht nur im Fall von übermäßiger Müdigkeit, sondern v.a. für ein abwehrstarkes Immunsystem.

Darmreinigung und -sanierung tragen unabhängig von vorhandenen Problemen zu einem besseren Allgemeinbefinden bei. Wer regelmäßig Darmpflege betreiben will, dem empfehle ich Biotraxx 3 in 1 Colon Support. Es versorgt den Organismus sowohl mit Probiotika als auch mit Präbiotika. Eine einmalige Gabe am Tag vor einer Mahlzeit ist ausreichend. Das Präparat enthält pro Portion rund 13 Milliarden mikroverkapselter, koloniebildender Mikroorganismen für den Darmfloraaufbau, zusätzlich Enzyme (z.B. Papain, Bromelain), viele B-Vitamine und Folsäure.

Fazit

Denken Sie bei allen Müdigkeitssymptomen immer an die Nahrung: Sie soll Energie liefern und nicht Kraft kosten. Eine spezifische Anamnese zu Lebensstil, Ernährungsweise, Medikamenteneinnahme und Stressbelastung geben Aufschluss. Spezielle Laborparameter und ein Ernährungstagebuch lohnen in jedem Fall, der individuellen Ursache auf die Schliche zu kommen.

Sabine Helbig
Apothekerin und Tierheilpraktikerin,
Therapiekonzepte für Mensch und Tier
info@therapiekonzepte.com

Foto: © Voyagerix I adobe.stock.com

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