Exokrine Pankreasinsuffizienz mit Verdauungsbeschwerden
Eine 39-jährige Patientin kommt mit komplexen und diffusen Verdauungsproblemen in meine Praxis. Ihre Hauptbeschwerden sind Blähungen, Verstopfung und wechselnde Unverträglichkeiten. Diese haben vor mehreren Jahren nach einer vierwöchigen, hochdosierten Antibiotikatherapie begonnen. Eigene Versuche, die Ernährung umzustellen, haben bislang zu keiner spürbaren Besserung geführt.
VORGESCHICHTE
Im Anamnesegespräch erfahre ich von einer früheren Essstörung (Bulimie, nicht mehr aktuell) sowie einer exokrinen Pankreasinsuffizienz. Der bestehende Enzymmangel führt zu Maldigestion und schlechter Nährstoffaufnahme, was die Symptome der Patientin verstärkt. Daneben leidet sie unter depressiven Episoden. Seit ihrer Kindheit kommen Neurodermitis- Schübe vor. Auch diverse Allergien und leichtes Asthma sind dokumentiert.
BEFUND UND DIAGNOSE
Die Auswertung eines Ernährungs-Tagebuchs zeigt ein ungünstiges Essverhalten: Die Patientin nimmt häufig keine richtigen Mahlzeiten, sondern mehr Snacks zu sich. Auffällig ist ihre Tendenz zu Rohkost, die oftmals nur aus Bequemlichkeit konsumiert wird. Dies belastet die Verdauung und wird verstärkt durch die eingeschränkte Enzymproduktion aufgrund der Pankreasinsuffizienz. Die Essenszeiten schwanken zudem, was die Verdauung zusätzlich erschwert.
Der Stuhlbefund offenbart eine starke Überwucherung des Darms mit Clostridien (Fäulniskeimen), die häufig nach Antibiotikagabe sowie im Zusammenhang mit Neurodermitis auftreten. Dazu wird ein Laktobazillen-Mangel festgestellt. Ein erhöhter pH-Wert des Darms ist die Folge der Fehlbesiedlung. Weiterhin sind Entzündungs- und Leaky-Gut-Marker erhöht, was Reizdarmbeschwerden und Unverträglichkeiten erklärt. Im Blutlabor finden sich diverse Mikronährstoffdefizite (u. a. Vitamine B12 und D, erniedrigter Omega-3-Index, gestörtes Verhältnis Omega 6 : Omega 3).
Ich diagnostiziere eine Darmdysbiose samt gereizter Darmschleimhaut sowie Maldigestion aufgrund exokriner Pankreasinsuffizienz. Als Nebendiagnose besteht eine Dysthymie (chronische geringgradige Depression), die vielleicht mit den Mikronährstoffmängeln zusammenhängt.
THERAPIE
Im ersten Schritt stabilisieren wir die Essgewohnheiten der Patientin. Sie soll regelmäßige Mahlzeiten einführen und zu viel Rohkost vermeiden. Eine auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Ernährung wird mit Empfehlungen für leicht verdauliche, gekochte Speisen nach ayurvedischen Prinzipien umgesetzt. Zur Regulation der Darmflora werden zunächst OreganoÖl-Kapseln (Fa. Dr. Jacobs) eingesetzt, um die Clostridien zu reduzieren. Im Anschluss kommen Probiotika mit Laktobazillen kombiniert mit Präbiotika zum Einsatz (z. B. Fa. Tisso), um die mikrobielle Besiedlung und Kolonisationsresistenz zu verbessern. Darüber hinaus wird der entzündliche Prozess im Darm mit einem Omega-3-Präparat (Pure Arctic Oil Gold, Fa. Eqology) behandelt. In der Anfangsphase wird mit hochdosiertem Kurkuma (Pro Curmin forte, Fa. Tisso) sowie regelmäßiger Einnahme von Leinsamenschleim gearbeitet. Ein weiterer Therapiebaustein sind hochdosierte pflanzliche Enzyme (z. B. ConfiZym oder Digestiocym200, Fa. Biogena), welche die Verdauungskraft stärken sollen.
Parallel wird eine psychosomatische Begleitung aufgrund der früheren Essstörung angeraten. Hiermit wird der Patientin geholfen, ein gesünderes Verhältnis zum Essen und zu ihrem Körper zu entwickeln.
VERLAUF
Bereits nach einigen Wochen zeigt sich eine klar verbesserte Symptomatik: Die Blähungen nehmen ab und die Verstopfung kann gelindert werden. Ihre Unverträglichkeiten reduzieren sich ebenfalls merklich. Diese Veränderungen haben einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität der Patientin.
Regelmäßige Mahlzeiten und die psychosomatische Betreuung tragen zur gewünschten Entwicklung bei, da sie der Patientin helfen, sich achtsamer zu ernähren. Etwa 5 Monate nach Behandlungsbeginn bestätigt eine Stuhluntersuchung eine signifikante Verbesserung von Darmflora und Verdauungsfunktion.
Die zuvor anhaltenden Reizdarmbeschwerden sind deutlich abgeklungen, ihre Neurodermitis ist weniger auffällig. Zudem haben sich durch den Einsatz der Mikronährstoffe Blutwerte und Stimmung stark gebessert. Die Patientin berichtet glücklich, dass sie deutlich mehr Energie habe und nicht mehr so schnell erschöpft sei.
AUSBLICK
Die Therapie ist noch nicht abgeschlossen, doch die Patientin ist auf einem guten Weg, denn sie kann auftretende Symptome nun gut kontrollieren. Wichtig bleiben die Erhaltung stabiler Ernährungsgewohnheiten und eine kontinuierliche Unterstützung von Verdauungsleistung und Darmflora.
FAZIT
Durch eine ganzheitliche Betrachtung der Symptomatik und eine darauf abgestimmte Therapie, die auf körperlicher und psychosomatischer Ebene ansetzt, konnte ein stabiler, perspektivisch weitgehend beschwerdefreier Gesundheitszustand sowie eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität meiner Patientin erreicht werden.
SEMINAR-TIPP

Annabelle Alba
Heilpraktikerin, Physiotherapeutin und Ayurvedatherapeutin mit Schwerpunkten Entgiftung, Darmgesundheit und Mikronährstofftherapie, Dozentin an den Paracelsus Gesundheitsakademien
mail@intuitiveselbstheilung.comWeitere Artikel aus dieser Ausgabe
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