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Tierheilkunde
Lesezeit: 8 Minuten

Mykotherapie zur Stärkung des Immunsystems

© Andres Mejia I adobestock.com

BESONDERHEITEN VON PILZEN

Pilze produzieren zahlreiche Substanzen, mit deren Hilfe sie sich gegen Viren, Bakterien und pathogene Verwandte zur Wehr setzen können. Dank des einzigartigen Cocktails aus Polysacchariden, Vitaminen, Enzymen, Spurenelementen, Mineralstoffen, essenziellen Aminosäuren und sekundären Pflanzenstoffen mit sehr hoher Bioverfügbarkeit können sie antibakterielle, antivirale und antimykotische Wirkungen entfalten. Die Zusammensetzung und Vielfalt an Substanzen ist in der Natur so nur bei Pilzen zu finden. 

 

Als Biological Response Modifiers (BRM) sind sie in der Lage, Gesundheitsförderliches zu unterstützen, gleichzeitig pathogene Einflüsse zu blockieren oder zu bekämpfen. In diesem Sinne können sie ein geschwächtes Immunsystem (auch das unserer Haustiere) nicht nur anregen, sondern auch modulieren, ohne es zu überstimulieren. 

 

 

IMMUNSYSTEM

Das Immunsystem ist im Normalfall in der Lage, zwischen eigenen und fremden Strukturen zu unterscheiden und den Organismus vor schädlichen Einflüssen zu schützen. Es besteht aus folgenden Komponenten: einem zellulären Teil, der namensgebend für verschiedene Immunzelltypen steht (u. a. T-/B-Zellen, Natürliche Killerzellen), und einem humoralen Teil, in dem eine Reihe von Proteinen (z. B. Antikörper, Komplementsystem, Zytokine) zusammengefasst wird. Je nach Art der Immunantwort kann man u. a. unspezifische von spezifischen Abwehrreaktionen unterscheiden, wobei erstere angeboren sind und letztere im Lauf des Lebens erworben wurden. Beide beinhalten sowohl zelluläre als auch humorale Elemente. Haut und Schleimhäute gehören als physikalische Barrieren zwischen Innen und Außen zur unspezifischen Abwehr. 

 

Kein Bereich des Immunsystems arbeitet allein, sondern es greifen alle ineinander und beeinflussen sich gegenseitig. So wird dem Organismus der bestmögliche Schutz geboten. 

 

 

WIRKSTOFFE VON HEILPILZEN

Zu den für das Immunsystem wichtigsten Wirkstoffen der Pilze gehören Zink, Selen, Triterpene, Lektine, Aminosäuren und einige Vitamine: 

 

Zink ist unabdingbar für die Eiweißsynthese sowie die Zellteilung und trägt zu einem normal funktionierenden Säure- Basen- und Kohlenhydratstoffwechsel bei. 

 

Selen stimuliert die Bildung von Lymphozyten und aktiviert sowohl die T-Zellen als auch die Natürlichen Killerzellen, die ebenfalls von Triterpenen angeregt werden. 

 

Triterpene entfalten in der Haut eine antioxidative, schützende und regulierende Wirkung. 

 

Lektine sind immunmodulierend. 

 

Aminosäuren – Für das tierische Immunsystem sind Glutathion, Lysin und NAC-Cystein am wichtigsten. 

 

Vitamine – Zum Erhalt eines stabilen Immunsystems sind Pantothensäure (B5), Vitamin D3 und Vitamin A (Retinol) unabdingbar. Vitamin E (Tocopherol) stimuliert die T-Helferzellen und stärkt auf diesem Weg die Abwehr. 

 

 

WIRKUNGEN AUF DAS IMMUNSYSTEM

Die Pilzwirkstoffe aktivieren und unterstützen zahlreiche Abläufe im (tierischen) Organismus, die für ein gesundes und starkes Immunsystem essenziell sind: 

 

  • Aktivierung des Komplementsystems
  • Vermehrte Produktion von Zytokinen
  • Erhöhte Freisetzung des Enzyms Lysozym, das in Speichel, Schweiß, Tränen und diversen Schleimhäuten vorkommt und die Zellwände von Bakterien angreift und zerstört
  • Aktivierung der Natürlichen Killerzellen
  • Steigerung oder Modulation der Ausschüttung und Aktivierung von B-Zellen, T-Zellen und der Antikörperproduktion
  • Modulation des Verhältnisses von T1- zu T2-Helferzellen und des Zytokinmusters zur Regulation der Immunlage bei Allergien
  • Senkung der Histaminausschüttung durch Mastzellen

 

Pilzwirkstoffe können somit einen sehr großen Einfluss auf den Organismus nehmen – nicht nur dann, wenn er erkrankt ist – und zwar sowohl aufgrund ihrer direkten antimikrobiellen Wirkung als auch aufgrund ihres Potenzials, die natürliche Abwehr des Organismus zu stärken und zu erhalten. Weiterhin aktivieren und potenzieren die Pilzwirkstoffe sowohl die unspezifische als auch die spezifische Abwehrreaktion des tierischen Immunsystems, wobei sie bezüglich der spezifischen Abwehr zusätzlich einen modulierenden und rebalancierenden Effekt haben. 

IMMUNSTÄRKENDE HEILPILZE

Fünf Heilpilze eigenen sich besonders zur Unterstützung des Immunsystems, sei es präventiv, um Krankheiten vorzubeugen, oder zur Stärkung, damit das Immunsystem mit einer chronischen Erkrankung oder einem Infekt besser zurechtkommt und diese erfolgreich bekämpfen kann. 

 

Agaricus blazei Murrill 

Der brasilianische Egerling stimuliert hauptsächlich die Sezernierung und Aktivierung Natürlicher Killerzellen und wird bei Tieren zur Behandlung von Allergien, aber auch als Ergänzung bei Krebserkrankungen eingesetzt. Seine stark aktivierenden und modulierenden Effekte befähigen das tierische Immunsystem zu schnelleren und effektiveren Reaktionen bei intrazellulären Infekten und zur Unterbindung von Mutationsfolgen aufgrund einer erhöhten Apoptoserate. 

 

Chaga 

Die Bestandteile des Schillerporlings, v. a. Beta-Glucane und proteingebundene Polysaccharide, führen zur vermehrten Sekretion von Zytokinen. Bei chronischen Darmentzündungen lässt sich der Chaga ebenfalls gut einsetzen, da er durch Immunmodulation und Hemmung des COX-2 Enzyms eine antiinflammatorische Wirkung hat. 

 

Cordyceps sinensis 

Der Chinesische Raupenpilz kann mit seinen Inhaltsstoffen sowohl die spezifische als auch die unspezifische Immunreaktion regulieren. Weiterhin führt er zur erhöhten Sezernierung von Zytokinen, steigert die „Fressfähigkeit“ und Stickstoffproduktion der Makrophagen und erhöht die Aktivität der Natürlichen Killerzellen. Mithilfe dieser immunregulierenden und antiinflammatorischen Wirkungen lässt er sich auch bei Tieren erfolgreich zur Behandlung verschiedenster Autoimmunerkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes) einsetzen. Durch seine modulierenden Effekte in Richtung TH2 unterstützt er das Immunsystem bei der Bekämpfung von extrazellulären Bakterien, Pilzen und Parasiten. 

 

Achtung: Cordyceps fällt aufgrund seiner leistungssteigernden Wirkung im Reitsport unter das „Doping-Gesetz“ und muss daher mindestens 5 Tage vor einem Wettkampf abgesetzt werden. 

 

Coriolus versicolor 

Der Schmetterlingsporling hat eine ausgleichende Wirkung, indem er ein supprimiertes Immunsystem aktiviert oder eine stark einseitige Immunlage moduliert. Der Coriolus ist in der Lage, mit seinen Inhaltsstoffen positiv auf chronische Entzündungsreaktionen einzuwirken, indem proinflammatorische Zytokine und spezifische IgE-Immunglobuline gehemmt wer- den. Das ist besonders bei Autoimmunerkrankungen sowie chronischen Darmentzündungen von Vorteil. 

 

Shiitake 

Die stark stimulierende und modulierende Wirkung der Polysaccharide auf das Immunsystem führt zur Aktivierung von Makrophagen und T-Zellen. Weiterhin ist der Pasaniapilz in der Lage, die Stickstoffmonoxidproduktion in den Makrophagen zu erhöhen, was die Zerstörung kranker Zellen fördert. Dem Shiitake wird auch eine zellschützende Wirkung nachgesagt. Die potente Kraft als Immunaktivator belegt die Zunahme zytotoxischer Effekte (vermehrte Ausschüttung von Interleukin, Gamma-Interferon und Tumornekrosefaktor) sowie die erhöhte Ausschüttung von Immunglobulinen bei bakteriellen Infektionen. 

© changju.kang I adobestock.com

ANWENDUNG

Zusammensetzung und Konzentration von Wirkstoffen sowie deren Bioverfügbarkeit und die Wirkung eines Präparats ist abhängig von der Aufbereitungsart und dem Extraktionsverfahren, dem die jeweiligen Pilze unterzogen wurden. Pulver (lose und Kapselform) Zur Herstellung von Pilzpulver wird in der Regel der qualitativ hochwertige Fruchtkörper getrocknet und anschließend vermahlen. Hierdurch erhält man alle im ursprünglichen Pilz vorhandenen Wirkstoffe und kann diese in Kapselform oder als loses Pulver übers Futter geben und dem Tier verabreichen. Jedoch befinden sich die Wirkstoffe bei diesem Verfahren noch weitestgehend im Verbund mit den Zellwänden, die vom Organismus aufgebrochen werden müssen. Die Bioverfügbarkeit ist nicht so hoch wie bei Pilzextrakten. 

 

Extrakte 

Mithilfe verschiedener Extraktionsmittel lassen sich auf chemischem Weg die einzelnen Inhaltsstoffe aus dem Pilzpulver oder -schrot auf schonende Weise gewinnen. Pilz-Extrakte können in Heißwasser- und in Doppel-Extrakte unterschieden werden (Nicht alle Wirkstoffe können durch dasselbe Extraktionsmittel gewonnen werden). Bei der Heißwasser-Extraktion lösen sich die Chitin- und Proteingerüste der Pilzzellen langsam auf, wodurch die Polysaccharide und weitere Inhaltsstoffe des Pilzes frei werden. Hierdurch steigt deren Bioverfügbarkeit. Da einige Extrakte aber Alkohol enthalten, sind diese nur bedingt bei Tieren anwendbar. 

 

Aufnahmewege 

Pilzpulver sollte für eine höhere Resorption immer zusammen mit etwas Futter verabreicht werden, während Pilz-Extrakte auf leeren Magen besser resorbiert werden. Will man die Aufnahme der Wirkstoffe weiter optimieren, kann man sowohl Extrakt als auch Pilzpulver in maximal 60 °C heißem Wasser auflösen und anschließend im abgekühlten Zustand tropfenweise verabreichen. Die Wirkstoffe kommen so mit den Schleimhäuten im Maul in Kontakt und können bereits lokal anfangen zu wirken. 

 

Die Auswahl, ob ein Pilzpulver oder ein Extrakt verwendet wird, sollte immer individuell auf das jeweilige Tier, die Rasse, das Gewicht, den Gesundheitszustand sowie Art und Ausmaß der Erkrankung abgestimmt werden. Bei kleinen Hunden bis 10 kg Körpergewicht können etwa 400-800 mg Pilzpulver pro Tag verabreicht werden. Für den Aufbau oder die Unterstützung des Immunsystems ist eine niedrigere Dosierung ausreichend (Bei einem 10 kg schweren Hund orientiert man sich an den 400 mg/Tag). Grundsätzlich sollte man den tierischen Organismus langsam an die Pilze gewöhnen, um eine überschießende Reaktion zu vermeiden. Vor allem Pferde, die ein sehr gutes Resorptionsvermögen haben, können recht sensibel auf die Gabe von Vitalpilzen reagieren. Deshalb ist eine Einschleichphase von 3-7 Tagen empfehlenswert. 

 

Achtsamkeit 

Vitalpilze können bei vielen Erkrankungen sowie auch zur Stärkung des Immunsystems meist problemlos angewendet werden. Sie sind in der Regel gut verträglich, und viele Therapeuten sammeln grundsätzlich sehr gute Erfahrungen. Dennoch sollten gerade Anfänger bei bestimmten Erkrankungen vorsichtig vorgehen und die Anwendung mit dem behandelnden Tierarzt bzw. Tierheilpraktiker, der auf dem Gebiet der Mykotherapie erfahren ist, abstimmen. Auch ist es bei parallelen konventionellen Therapiemaßnahmen geboten, mit dem Tierarzt Rücksprache zu halten (z. B. bei Behandlungen mit Immunsuppressiva, Blutverdünnern oder im Rahmen einer Chemo-/Strahlentherapie). Wachsam bleiben sollte man u. a. auch bei Nierenfunktionsstörungen, Trächtigkeit sowie Erkrankungen, bei denen eine MAO-Hemmung kontraindiziert ist. Liegt eine Pilzallergie vor, was im Vorfeld abzuklären ist, dürfen Vitalpilze selbstredend gar nicht zum Einsatz kommen. 

 

 

FAZIT

Die Mykotherapie bietet aufgrund einzigartiger Wirkstoffprofile eine hervorragende Möglichkeit, das Immunsystem unserer Haustiere zu unterstützen. Sie kann nicht nur in Kombination mit anderen Therapieformen erfolgreich eingesetzt werden, sondern z. B. auch im Anschluss an eine schwere Erkrankung mit hochdosierten Medikamenten, um den von der Therapie geschwächten Organismus zu stärken. Nicht zuletzt eignet sich der Einsatz von Vitalpilzen hervorragend zu Präventionszwecken, sodass Erkrankungen idealerweise gar nicht erst entstehen. 

Eva Teuwsen

Tierheilpraktikerin, Hundeosteopathin und Canicross-Trainerin, Dozentin an den Paracelsus Gesundheitsakademien

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