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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 2/2019

Toxine im Alltag

Cover

Unsichtbare Gefahren bannen

Im Anschluss an eine Antibiotikatherapie, begleitend zu einer Zahnsanierung, nach einer Chemotherapie, vor Beginn der kalten Jahreszeit oder im Rahmen einer häufig ins Frühjahr fallenden Fastenkur: Die Liste geeigneter Anlässe, um (potenzielle Neu-)Patienten von den Vorteilen einer individuell abgestimmten Entgiftungs- und Ausleitungskur zu überzeugen, ist lang. Dazu kommt der Umstand, dass wir Tag für Tag zahlreichen Noxen ausgesetzt sind, ohne dass wir etwas davon bemerken, geschweige denn etwas dagegen tun können. Eine Entgiftungs- und Ausleitungskur ist daher aus vielen Gründen sinnvoll. Parallel dazu empfiehlt sich eine allgemeine Stärkung des Immunsystems. Wie eine solche kombinierte Therapiemaßnahme aussehen kann, skizziere ich im folgenden Text.

Häufige Noxen
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

• Straßenverkehr:
Feinstaubbelastung durch Dieselfahrzeuge, Abgase usw.

• Umweltgifte:
Nitrat durch Gülle im Grundwasser (das im Körper zu Nitrit umgewandelt wird und so u.a. die Sauerstoffversorgung beeinträchtigen kann), Strahlenbelastungen

• Ernährung:
Fipronil und Salmonellen in Eiern, Konservierungsstoffe, künstliche Aromen, Geschmacksverstärker (z.B. Glutamat) und Farbstoffe in Fertiggerichten, Wachstumshormone, Antibiotika- und sonstige Arzneimittel-Rückstände in Fleisch, Schwermetalle in Fisch, Pestizide und Insektizide in Gemüse, Süßstoffe und versteckte Zucker in zahlreichen Lebensmitteln, Bisphenol A und Phthalate in plastikverpackten Lebensmitteln, Kaffee, Alkohol, Tabak, Medikamente

• Kosmetika:
Weichmacher, Aluminium, PEG-Derivate (z.B. in Deodorants)

• Berufliches Umfeld:
Tonerstaub von Druckern im Büro, Baustellenstaub, Mehlstaub

• Häusliches Umfeld:
Bodenbelag (Teppich, Laminat, Klebstoffe), Möbel, Anstriche, Milbenkot, Schimmel, Strahlenbelastung (Sendemasten, WLAN, DECT-Telefone)

• Belastungen des Mund- und Rachenraums:
Parodontose, wurzelgefüllte oder tote Zähne, verschiedene Füllungen, unterschiedliche Metalle (Wechselstrom), mangelnde Mundhygiene, chronische Entzündungen (Parodontitis, Sinusitis, Tonsillitis)

Symptome, die auf eine Schadstoffbelastung des Körpers hinweisen können (oft unspezifisch, ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • Müdigkeit
  • Erschöpfung
  • Appetitlosigkeit
  • Libidoverlust
  • Nervosität
  • Gereiztheit
  • Ekzeme
  • Allergien
  • Schlafstörungen
  • Schmerzzustände unklarer Ursache
  • Konzentrationsmangel usw.

Alles Detox – oder doch nicht?

Ausleitung und Entgiftung – ein Thema, das in der Naturheilkunde zwar immer eine wichtige Rolle spielt, aber durch die Folgen von Diesel-Skandal, Nitrat im Trinkwasser und verseuchten Bio-Eiern derzeit stärker ins Licht der breiten Öffentlichkeit gerückt ist. Somit auch ein willkommener Anlass für zahlreiche Frauen- und Gesundheitszeitschriften, ihren Leser(inne)n die unterschiedlichsten Entgiftungs- und Entschlackungsprogramme zu präsentieren. Darunter immer wieder abenteuerliche Methoden, die aus naturheilkundlicher Sicht unsinnig sind, aber dennoch unter deren Deckmäntelchen propagiert werden.

In aller Munde derzeit z.B. der Modebegriff „Detox“, der für alles und gar nichts steht und frei übersetzt „Entschlackung“ bedeutet. Nichtsdestotrotz schenken zahlreiche Menschen entsprechenden Annoncen und Werbetexten Glauben. Deren häufigste Versprechen: die natürlichen Selbstreinigungskräfte des Körpers zu unterstützen, schädliche Rückstände auszuleiten, den Stoffwechsel anzukurbeln, das Hautbild zu reinigen, das Immunsystem zu stärken, Energie-Ressourcen freizusetzen und – natürlich(!) – ganz nebenbei Gewicht zu verlieren.

Völlig vergessen wird dabei, dass es DIE Entgiftungstherapie für JEDEN gar nicht gibt, gar nicht geben kann. Schließlich sollte eine entsprechende Therapie individuell zum jeweiligen Patienten passen und u.a. sowohl Anamnese, aktuelle Lebenssituation als auch die Persönlichkeit des Patienten berücksichtigen. Dazu gehört auch, vorab zu klären, welche Organe /Organsysteme im individuellen Fall zur verstärkten Entgiftung animiert werden sollen.

Grundsätzlich kann zwar über Leber, Niere, Lunge, Darm, Haut, Blut und Lymphe entgiftet werden. Doch nicht bei jedem Patienten wäre das anzuraten. Leidet jemand unter Akne, sollte man die Rolle der Haut als Entgiftungsorgan relativieren bzw. gar nicht über die Haut entgiften, damit es nicht zu zusätzlich belastenden Hautunreinheiten kommt. Neben Hautunreinheiten kommen Körperausdünstungen, Kopfdruck, Müdigkeit sowie Veränderungen von Stuhl- und Urinbeschaffenheit als nicht immer vermeidbare Begleiterscheinungen einer Ausleitung in Betracht.

Nicht zuletzt, um diese kontrollieren und möglichst überschaubar halten zu können, gehört eine Ausleitung in die Hand erfahrener Heilpraktiker oder naturheilkundlich arbeitender Ärzte, die ein konkretes Medikamenten-Einnahmeschema erstellen: unter Berücksichtigung aller hineinspielendenden Faktoren – auch derer, die oft nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Auf Patientenwunsch ggf. ergänzt durch weitere entgiftende naturheilkundliche Maßnahmen wie Aderlass, Baunscheidtieren, Blutegel, Cantharidenpflaster oder blutiges Schröpfen. Ich gehe wie folgt vor:

• Immunstimulierung/Darmsanierung
Um das Immunsystem anzuregen, v.a. im direkten Anschluss an eine Antibiotika-Einnahme, verwende ich in meiner Praxis häufig ein hochdosiertes probiotisches Nahrungsergänzungsmittel, das 8 verschiedene Milchsäurekulturen enthält, die sich nach aktueller Studienlage in ihrer Wirkung unterstützen („Darmflora plus select“, Dr. Wolz). Die eine Hälfte (Lactobacillus acidophilus, casei, rhamnosus und plantarum) wirkt im Bereich des Dünndarms, die andere Hälfte (Bifidobacterium breve, bifidum und lactis sowie Streptococcus thermophilus) im Dickdarm. Die Stämme sind resistent gegen (Magen-)Säure und zahlreiche Antibiotika, haften an der Mukosa und produzieren rechtsdrehende Milchsäure. Des Weiteren enthält das Nahrungsergänzungsmittel B-Vitamine (B1, B2, B6 und B12, Biotin, Folsäure), um das Wachstum der Milchsäurebakterien, das Immunsystem und die Erhaltung bzw. Regeneration der Darmschleimhaut zu unterstützen.
Dosierung i.d.R.: 4 Kapseln pro Tag zu den Mahlzeiten über einen Zeitraum von 20 Tagen.

• Ausleitung und Entgiftung/Spagyrik
Dazu verordne ich meist das „Phönix Ausleitungskonzept“. Darin sind 4 verschiedene Präparate, die je nach Beschwerdebild und Fall auch einzeln verabreicht werden können:
– Silybum spag. (Rezept über 2 x 100 ml)
– Solidago spag. (2 x 100 ml)
– Thuja Lachesis spag. (2 x 100 ml)
– Urtica-Arsenicum spag. (1 x 100 bzw. 50 ml)

Ablauf: Silybum spag., Solidago spag. und Urtica-Arsenicum spag. werden im 3-tägigen Wechsel eingenommen, Thuja Lachesis spag. durchgehend. Der daraus resultierende 9-tägige Zyklus wird 5-mal wiederholt. Die Entgiftungstherapie dauert 45 Tage.

Dosierung:
– Phönix Silybum spag.: 180 Tropfen
– Phönix Solidago spag.: 180 Tropfen
– Phönix Urtica-Arsenicum spag.: 60 Tropfen Bitte beachten: bei Hautproblemen nur 30 Tropfen
– Phönix Thuja Lachesis spag.: 60 Tropfen

Einnahme: Die Tagesdosis der jeweiligen Arzneimittel wird morgens in 1,5 Liter stilles Wasser geträufelt und über den Tag verteilt getrunken (keine Metalllöffel und -gefäße verwenden). Begleitend empfehle ich eine Flüssigkeitszufuhr von 3 Litern pro Tag.

• Allgemeine Aufbaukur
Häufig kommt noch das „Aufbaukonzept“ der Firma Phönix zum Einsatz, das 3 Komplexhomöopathika beinhaltet, die für Harmonisierung, Erholung und Stärkung sorgen. Dabei handelt es sich um:
– Mercurius solibilis Phcp
– Dulcamara S Phcp
– Acidum nitricum S Phcp

Die Präparate werden über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten im 3-tägigen Wechsel verabreicht. Sinn und Zweck des Ganzen: Die Selbstheilungskräfte des Körpers zu stimulieren und den Organismus zu unterstützen, alltäglichen Belastungen besser gewachsen zu sein.

Laut Hersteller handelt es sich bei diesem Aufbaukonzept eigentlich um eine Kur für Kinder bis zum 15. Lebensjahr. Meiner Erfahrung nach leistet diese auch bei Erwachsenen gute Dienste.

Einnahme und Dosierung für Erwachsene:
1.-3. Tag: morgens, mittags und abends je 10 Globuli Mercurius solibilis Phcp
4.-6. Tag: morgens, mittags und abends je 10 Globuli Dulcamara S Phcp
7.-9. Tag: morgens, mittags und abends je 10 Globuli Acidum nitricum S Phcp

Jeder Zyklus dauert 9 Tage. Am 10. Tag wird von vorne begonnen, wobei das Medikament weiterhin alle 3 Tage gewechselt wird. Wenn nichts dagegen spricht, wird so weiter verfahren, bis sämtliche Medikamente aufgebraucht sind.

Fazit

Die hier dargelegte Vorgehensweise findet in meiner Praxis häufig Anwendung. Dabei ist jedoch immer auch der individuellen Persönlichkeit, Anamnese, Compliance und Lebenssituation des Patienten Rechnung zu tragen. Besonders gilt dies bzgl. der Dosierung der einzelnen Medikamente; etwa, wenn es sich beim Patienten um einen Heranwachsenden handelt, Hautprobleme vorliegen o.ä. Der Erfolg spricht jedoch für sich – weshalb zahlreiche Patienten die einzelnen Therapiemaß- nahmen nach einmaliger Verordnung auch regelmäßig, alle 2 Jahre, in eigener Regie durchführen.

Johannes W. SteinbachJohannes W. Steinbach
Heilpraktiker, Medizinjournalist, Fachbuchautor, Lebensmitteltechniker
naturheilpraxis-steinbach@gmx.de

Literatur-Tipps

  • Oliver Ploss: Moderne Praxis bewährter Regulationstherapien. Haug Verlag, 2017
  • Oliver Ploss: Naturheilkunde bei chronischen Erregertoxikosen. Haug Verlag, 2015
  • Rainer Schmidt & Susanne Schnitzer: Allergie und Mikrobiota. Haug Verlag, 2017

Foto: © vav63 / fotolia.com

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