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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 2/2019

Unsere Heilpflanze – Echtes Tausendgüldenkraut

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Auch bekannt als:
Centaurium minus, Centaurium centaurium, Kopfiges Tausendgüldenkraut, Bitterkraut, Erdgallen(kraut), Gottesgnadenkraut, Fieberkraut, Hundertguldenkraut, Magenkraut, Roter Aurin, Sanktorikraut, Augerinken, Aurinkraut, Bieferkraut (i.S. von Fieberkraut), Goldkraut, Muttergotteskraut, Wundkraut, Aderntee, Allerweltsheil, Apothekerblum, Schmeckeblume, Sintau, Tausendkraft, Tollhundskraut, Unserer Lieben Frau Bettlstroh, Unserer Lieben Frau Wegstroh, Verschreikräutel

Das Echte Tausendgüldenkraut ist eine formenreiche Pflanzenart der Gattung Centaurium der Enziangewächse-Familie (Gentianaceae). Die in Deutschland (auf Grundlage der Bundesartenschutzverordnung) streng geschützte Pflanze findet sich in der Natur in fast ganz Europa (außer im nordwestlichen Skandinavien) auf nährstoffreichen, sonnigen, halbtrockenen bis frischen Wiesen und Waldlichtungen in Höhenlagen bis 1400 m.

Der deutsche Name Tausendgüldenkraut ist abgeleitet von „tausend Gulden wert“. Darin spiegelt sich die Bedeutung dieser Pflanze wider. Es handelt sich jedoch um eine fehlerhafte Übersetzung des lateinischen Namens centaurea bzw. centaurium, der nicht von centum aurei (100 Gulden) herrührt, sondern vom griechischen Pflanzennamen kentaúrion. Dieser bezieht sich auf den Zentaur Chiron, der das Kraut zur Heilung von Wunden benutzt haben soll.

Das Echte Tausendgüldenkraut wurde 2004 zur Heilpflanze des Jahres ernannt.

Woran erkennt man Echtes Tausendgüldenkraut?

Es ist eine 2-jährige, sommergrüne, krautige Pflanze mit Wuchshöhen von 20-50, manchmal bis zu 60 cm. Der meist aufrechte Stängel ist hohl. Die kahlen, ganzrandigen Laubblätter sind in einer auffälligen grundständigen Rosette angeordnet sowie kreuzgegenständig am Stängel verteilt. Die Grundblätter sind 20-40 mm lang. Die Hauptblütezeit reicht von Juni bis September. Es bildet sich ein locker bis dicht zusammengesetzter Trugdolden-Blütenstand. Die fünfzähligen, zwittrigen Blüten haben einen Durchmesser von 9-15 mm. Sie liefern keinen Nektar, locken aber durch den Blütenstaub Insekten an. Die Blüten öffnen sich nur bei Sonnenschein.

Wie wirkt das Echte Tausendgüldenkraut?

Die medizinische Anwendung des Tausendgüldenkrauts lässt sich bis ins 5. Jh. v. Chr. zurückverfolgen. Dioskurides hat es als Purgans, Emmenagogum, Augen- und Wundheilmittel genutzt. In der frühen Volksheilkunde wurde es bei Erkrankungen der Leber und Gallenblase sowie bei Fieber eingesetzt. Die Traditionelle Chinesische Medizin empfiehlt es bei vielen Beschwerden des Verdauungstraktes.

Oft erfolgt die Verabreichung als Tee. Die enthaltenen Bitterstoffe stärken den Magen, weil sie die Speichel- und Magensaftproduktion anregen. Sie wirken gegen Sodbrennen, bei Problemen mit dem Stuhlgang und Blähungen.

In der Bitterkeit des Tausendgüldenkrautes kommt auch seine Verwandtschaft zum Enzian zum Ausdruck. Obwohl es appetitanregend ist, hilft es übergewichtigen Menschen beim Abnehmen. In einem Tee zusammen mit Wermut kann Tausendgüldenkraut die Bauchspeicheldrüse unterstützen, weswegen es gegen leichte Formen von Diabetes eingesetzt wird.

Die Inhaltsstoffe Swertiamarin und Swerosid zeigen eine antibakterielle Wirkung gegen die Erreger Bacillus cereus und Bacillus subtilis.

In der Homöopathie verwendet man die ganze frische Pflanze auch bei Magenbeschwerden. Außerdem ist das Echte Tausendgüldenkraut Ausgangssubstanz für die vierte Bachblüte „Centaury“.

Anwendungsgebiete

  • Abwehrschwäche
  • Abszesse
  • Anämie
  • Appetitlosigkeit
  • Blutarmut
  • Darmkatarrh
  • Diabetes
  • Ekzeme
  • Erschöpfung
  • Fieber
  • Leberstauung, Gallensteine
  • Gastritis
  • Gelbsucht
  • Gelenkrheumatismus, Gicht
  • Kreislaufschwäche
  • Malaria
  • Menstruationsbeschwerden
  • Milzschwellung
  • Müdigkeit
  • Nervenschwäche
  • Obstipation
  • schlecht heilende Wunden
  • Übergewicht
  • Verdauungsstörungen
  • anregend
  • beruhigend
  • blutreinigend
  • entzündungshemmend
  • stärkend
  • tonisierend

Welche Wirkstoffe sind im Echten Tausendgüldenkraut enthalten?

Die Pflanze ist reich an Bitterstoffen und Bitterstoffglykosiden (Erytaurin, Erythrocentaurin, Erythramin, Gentianin). Als Hauptiridoid enthält sie das Secoiridoidglukosid Swertiamarin (75% der gesamten Iridoidmenge, [s. Formel]), daneben geringere Mengen an Gentiopikrin und Swerosid. Centapikrin und Diacetylcentapikrin kommen in geringen Mengen vor, beide gehören zu den bittersten natürlich vorkommenden Substanzen. Weiterhin enthält die Pflanze Harz, ätherisches Öl, Zucker, Magnesiumlaktat, Fettsäuren, Flavonoide, Xanthone, Phenolcarbonsäuren (Protocatechu-, Kaffee- und Ferulasäure) sowie Triterpene, wie etwa 0,7% Oleanolsäure, β-Sitosterol, Oleanolsäurelakton, Maslinsäure, Erythrodiol, β-Amyrin, α-Amyrin, Erythrodiol-3-palmitat, Stigmasterol, Campesterol, Brassicasterol und δ-7-Stigmasterol.

Welche Teile der Pflanze werden medizinisch verwendet?

Die Arznei Tausendgüldenkraut besteht aus den getrockneten ganzen oder geschnittenen oberirdischen Teilen blühender Pflanzen (Centaurii herba syn. Herba Centaurii, Herba Chironiae, Herba Erythraeae centaurii). Selten befinden sich darin gelbliche Kapseln, die sehr kleine Samen enthalten.

Da Tausendgüldenkraut in Deutschland streng geschützt ist, sind die getrockneten Pflanzenteile vorwiegend Importware aus Bulgarien, dem ehemaligen Jugoslawien, Ungarn sowie nordafrikanischen Ländern wie Marokko.

Tausendgüldenkraut sollte nicht bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren eingesetzt werden!

Anwendungen

Der Tee wird als Kaltauszug hergestellt. Dazu lässt man 0,5-1 TL Tausendgüldenkraut auf 1 Tasse Wasser 6-8 Stunden ziehen. Dann gießt man den Tee durch ein Sieb oder einen Filter und erwärmt ihn vorsichtig auf Trinktemperatur.

Alternativ verwendet man für die Teezubereitung 2-3 g der fein geschnittenen Droge (1 TL = etwa 1,8 g). Diese wird mit kochendem Wasser übergossen und nach 10 Minuten durch ein Teesieb gegeben. Die mittlere Tagesdosis beträgt 6 g. Der Tee wird täglich vor den Mahlzeiten schluckweise getrunken.

Tausendgüldenkraut ist sehr gut für Teemischungen geeignet. Darin wirkt es weniger bitter. Als Beispiel für eine magenstärkende Teemischung (bei gewichtsmäßig gleichen Teilen):

  • Tausendgüldenkraut
  • Kalmuswurzel
  • Enzianwurzel
  • Kamille
  • Fenchel

Tausendgüldenkraut kann man auch als Tinktur anwenden. Davon nimmt man 10-20 Tropfen in etwas Wasser vor den Mahlzeiten ein. Falls Ihnen die Tinktur zu konzentriert ist, können Sie diese mit Wasser verdünnen. Zur Herstellung füllt man ein Schraubdeckelglas mit frischen oder getrockneten Kräuterstücken. Darüber gießt man Doppelkorn oder 70%-igen Alkohol aus der Apotheke, bis die Kräuterteile vollständig bedeckt sind. Dann lässt man diesen Ansatz 2-6 Wochen ziehen, seiht die Flüssigkeit anschließend ab und füllt sie in eine dunkle Flasche. Bei kühler Aufbewahrung hält sich diese Tinktur mindestens 1 Jahr.

In einigen Regionen Europas, z.B. Ukraine, wird ein Branntweinaufguss aus Tausendgüldenkraut und Johanniskraut hoch geschätzt.

In geringer Dosis ist Tausendgüldenkraut als Bitterstoff in Nahrungsmitteln und Getränken enthalten. Das Kraut oder die Extrakte daraus sind Bestandteil vieler Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel.

Dr. rer. nat. Frank HerfurthDr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen
fh@herfurth.org

Foto: © Schmutzler-Schaub / fotolia.com

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