aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2021
Glosse: Rückblick auf ein Jahr mit Corona
Ende 2019 häufen sich plötzlich Lungenentzündungen in China, verursacht vom neuartigen Coronavirus COVID-19. Jeden Tag verfolge ich das Geschehen im Fernsehen. Gott sei Dank, Deutschland ist weit weg. Denkste! Bereits im Januar 2020 fällt Corona nahe Starnberg vom Himmel, gerade mal 30 km von meinem Wohnort entfernt. Teufel, die zielen nicht schlecht. Während sich rhetorisch Begabte nicht einigen können, ob das Virus aus Schina oder Kina kommt, werden auf einmal auch hierzulande immer mehr Infektionsfälle gemeldet. Und wie das bei Politikern so ist, wenn es darauf ankommt: Erst einmal stehen alle auf dem Schlauch. Also suchen sie einen Virologen ihres Vertrauens, der in ein paar Tagen zum Superstar stilisiert wird. Nur weiß auch der noch so gut wie nichts über das neue Virus. Zwei Dinge jedoch sind klar: Erstens, dieses Virus wurde beim Menschen bisher noch nicht nachgewiesen und kann leichtere bis schwerste Erkrankungen verursachen; und zweitens: „Wir sind gut vorbereitet“!
Schlagartig entsteht ein Durcheinander wie in einem Ameisenhaufen. Journalisten fragen hartnäckig nach. Die Interviewpartner jedoch „wissen noch nicht“, „denken über Maßnahmen nach“, sind „der Meinung“ oder haben irgendetwas „auf den Weg gebracht“. Zum Beispiel denkt man über Masken nach. Aber die schützen nicht, wird unisono von Politikern und Wissenschaftlern verkündet. Kurze Zeit danach soll das Tragen von Masken aber doch vor Viren schützen. Die ersten Tests liefern falsch-positive Ergebnisse. Also, was denn jetzt?! Der Bürger bleibt verwirrt zurück.
Top-Virologe Prof. Hendrik Streeck beruhigt: „COVID-19 ist ein ernstzunehmendes Virus, aber man muss es deswegen nicht überdramatisieren.“ Trotzdem reden plötzlich alle von einer Blitzimpfung. Beim „Bundesverband Impfschaden“ stehen die Telefone nicht mehr still. Für die Entwicklung neuer und vermeintlich sicherer Impfstoffe gehen oft Jahrzehnte ins Land. Diesmal aber soll ein völlig neuartiger Impfstoff bereits nach wenigen Monaten greifbar sein. Dabei sind dessen mannigfachen Nebenwirkungen so schnell nicht einmal im Ansatz überschaubar. Selbst die besten Forscher wissen nicht, was nach der Impfung passieren wird.
Während nach Einschätzung des Marburger Bund die „zweite Welle“ bereits Anfang August anläuft, kann Prof. Streeck zur selben Zeit weit und breit nichts davon entdecken. Zeitgleich träumt Prof. Drosten von einem Corona-Kontaktbuch, das jeder über die Wintermonate hinweg führen soll. Der Mann hat Humor! Lockdown, Massenentlassungen, Pleiten, Pech und Pannen – da muss man sich gut überlegen, wie man die Meute bei Laune hält. Vielleicht nach dem Motto: „A bisserl was geht immer!“
Früher starb man oft viel zu früh an den Folgen von Mangelernährung und fehlender Hygiene. Heute stirbt man am Gegenteil. Ein Drittel der Weltbevölkerung schlägt sich statistisch mit 5 gesundheitlichen Problemen gleichzeitig herum. In Deutschlang stieg allein in den letzten 20 Jahren die Anzahl der Diabetiker um sage und schreibe 43%. Hinzu kommen mannigfache Faktoren, die unser Immunsystem in die Knie zwingen. Das führt uns zum Punkt:
Der Dreh- und Angelpunkt ist nicht das Virus an sich, sondern das Immunsystem! Wenn es dumm läuft, dann befördert einen bereits eine kleine Mikrobe ins Jenseits. Das muss nicht Corona heißen. Jedenfalls werden wir COVID-19 so wenig wieder los wie alle anderen Viren. Es gilt, sich zu arrangieren. Gute Masken schützen bedingt, die allermeisten jedoch gar nicht. Jede/r wird irgendwann mit dem Virus in Kontakt kommen. Aber bitte nicht alle auf einmal. Die Kliniken sind ohne Corona bereits unterbesetzt, das Personal arbeitet jetzt schon vielerorts am Limit. Auch das ist ein Grund für den Lockdown. Aber: „Wir sind gut vorbereitet!“
Und dann erleben wir, wie ein Wissenschaftler fast täglich gezwungen ist, seine Aussagen den neuen Erkenntnissen anzupassen. Doch das überfordert die meisten Bürger. Die Menschen bekommen Angst. Außerdem stellt jedes Bundesland seine eigenen Regeln auf. Bin ich wirklich noch in Deutschland? So manchem kann man das irgendwann nicht mehr verkaufen. Zudem nutzen längst bekannte dunkle Trittbrettfahrer jede Chance. Solche Szenarien sind ein gefundenes Fressen. Aber zum Glück sind wir wie immer „gut vorbereitet“! Was bis heute fehlt, sind ein bundesweit einheitlicher und durchdachter Plan sowie eine leicht verständliche Aufklärung. Doch dies haben unsere neuen TV-Polit-Serienhelden nicht geschafft. Von sinnigen oder unsinnigen Neuverschuldungen wollen wir erst gar nicht reden.
Der Traum ist die Herdenimmunität. Dazu müssen sich aber erst einmal 60-70% der Bürger anstecken und das auch noch überleben. Anstecken geht schnell. Was aber bestimmt niemand will, sind Leichen en masse, die man zwischenzeitlich stapeln muss. Ignoranten scheinen nicht auf dem Schirm zu haben, dass es nach einer Ansteckung etwa 14 Tage dauert, bis Symptome auftreten. In dieser Zeit können sich Menschen scharenweise anstecken, ohne es zu merken. Probleme gibt es i.d.R. auch nicht mit Infizierten per se, sondern mit Abwehrgeschwächten (auch durch Leistungsstress), Kranken und chronisch Kranken, die sich angesteckt haben und mit Symptomen ggf. haufenweise auf Intensivstationen landen. Ein solches Szenario kann unser System schnell sprengen. Deshalb wird es wohl noch lange dauern, bis die Herdenimmunität erreicht ist. Die Regierung setzt indessen auf dutzende Millionen frei- und impfwillige Bürger. Doch selbst unser „Fliegen-Karle“ (Prof. Dr., SPD/ MdB) gibt in „Hart aber Fair“ zu bedenken, dass man nach einer Impfung noch lange nicht wisse, ob wir dadurch weitere Ansteckungen und Todesfälle verhindern können.
Über das Winterhalbjahr entstehen ohnehin regelmäßig Engpässe bei Intensivbetten, ganz ohne Corona – genauso in heißen Sommermonaten. Deshalb muss diese Fragen jede/r für sich selbst beantworten: Nehme ich in Kauf, dass meine Operation auf unbestimmte Zeit verschoben wird? Dass im Fall von Krebs mein Tumor weiterwächst und sich ggf. Metastasen bilden? Dass im Fall von Herzinfarkt oder Schlaganfall bleibende Schäden oder Pflegebedürftigkeit drohen? Dass viele Abwehrgeschwächte und Alte mit oder an Corona frühzeitig versterben? Kein normaler Mensch wird auch nur eine Frage mit „Ja“ beantworten. Deshalb ist es so wichtig, dass wir alle aufeinander Rücksicht nehmen.
Auch, wenn man nicht von allen Maßnahmen überzeugt ist, gehören Abstand und Maske zu den uns länger begleitenden Anstandsregeln. Ein intaktes Immunsystem hilft, um so gut wie möglich über die Runden zu kommen.
Bleiben Sie gesund!
Horst Boss
Heilpraktiker mit Schwerpunkten Homöopathie, mikrobiologische Darmsanierung und Enzymtherapie, Medizinjournalist
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