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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2021

Raus aus der Burnout-Spirale!

Cover

Das sinnentleerte Leben als Chance

„Nein, wir brauchen nicht mehr Schlaf.
Es sind unsere Seelen, die müde sind, nicht unsere Körper.
Wir brauchen die Natur.
Wir brauchen Magie in unserem Leben.
Wir brauchen Wahrheit.
Wir brauchen die Stille.
Wir brauchen nicht mehr Schlaf.
Wir brauchen nur aufzuwachen und zu leben.“
(Brooke Hampton, Autorin)

Laut Ärzteblatt fühlen sich 9 von 10 deutschen Arbeitnehmern gestresst. Über die Hälfte der Befragten klagt über typische Burnout-Symptome. Bei jedem Vierten treten diese Beschwerden häufig auf und beeinträchtigen die Lebensqualität. Dabei verläuft die Grenze zwischen Erschöpfung und Burnout fließend, denn die Entstehung der Erkrankung ist ein schleichender Prozess, der sich mit der Zeit immer stärker manifestiert.

Typisch Burnout

Die o.g. Zahlen sprechen für sich. Jeder kennt mittlerweile Menschen im Freundes- und Bekanntenkreis, die von dieser „Volkskrankheit“ betroffen sind, wenn er nicht sogar selbst damit zu kämpfen hat.

Es gibt eine ganze Reihe charakteristischer psychischer und physischer Symptome; 4 davon genügen, damit von Burnout gesprochen werden kann. Hier eine Übersicht:

  • Interessenlosigkeit, Verlust der Fähigkeit zur Freude, Lustlosigkeit
  • Antriebslosigkeit, Schlafstörungen
  • Reizbarkeit, Unzufriedenheit mit sich selbst und der eigenen Arbeit
  • Niedergeschlagenheit, Frustration
  • Gefühl der inneren Leere, Sinnlosigkeit
  • Gefühl der Hilflosigkeit, Resignation
  • Verlust des Selbstvertrauens, Rückzug, Selbstisolation
  • Angst, Panikattacken
  • Schwächegefühl
  • Übelkeit, Bauchschmerzen, Schwindel, Kopfschmerzen
  • Muskelverspannungen
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Erektionsprobleme, keine Lust auf Sex
  • Erhöhte Anfälligkeit für Infekte
  • Herzprobleme, Gefühl von Aufregung
  • Negative Gedanken, Grübeln
  • Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Verlust der Kreativität

Einstmals lebensfrohe Menschen verlieren nach und nach ihr inneres Strahlen. Es kommt zu Depressionen, Schmerzen, bleierner Müdigkeit und dem Gefühl, Opfer zu sein: des sozialen Umfelds, der äußeren Umstände, des Schicksals. Das Leben ist auf das Nötigste reduziert. Man „funktioniert“ und arbeitet ab, was zu tun ist, zu allem anderen fehlt die Kraft. Gegen Unzufriedenheit und Angst, um entspannen und schlafen zu können, wird oft zu Alkohol gegriffen. Medikamente sollen Kraft geben, den Tag zu überstehen, zuerst pflanzliche, dann verschreibungspflichtige. Eine kurzfristige Krankschreibung hilft, um anschließend genauso wie vorher weitermachen zu können. Irgendwie. Das Leben jedoch bleibt auf der Strecke – keine Zeit dafür. Keine Energie. Ein Teufelskreis, der sich immer schneller dreht.

Hinzu kommt, dass Burnout nicht nur auf rein psychischer Ebene stattfindet. Bei langanhaltender Stressbelastung können sich Nebennierenrinde und -mark erschöpfen, Hormone werden nicht mehr ausreichend gebildet. Die Mitochondrien-Aktivität, zentral bedeutsam für die Energiegewinnung und Prozesse, die dem Körper wichtige Baustoffe zur Verfügung stellen, wird beeinträchtigt, was Müdigkeit und Leistungsmangel zur Folge hat. Deshalb sollten im Rahmen einer naturheilkundlichen Burnout-Behandlung, hier sind die Heilpraktiker angesprochen, immer auch Mikronährstoffmangel, chronische Darmentzündungen, Halswirbelsäulen-Traumata, Bewegungsmangel, Elektrosmog, falsche Ernährungsgewohnheiten, Alltagsgifte sowie Schwermetallbelastungen abgefragt und im Therapiekonzept berücksichtigt werden.

Stress frisst Leben auf

Der moderne Mensch, immer „busy“, immer erreichbar, immer unter Druck, hat den Kontakt zur Natur und zu seinem inneren Selbst verloren.

Wieder den Zugang zur eigenen Intuition zu finden, dieser leisen Stimme, die uns wohlwollend durch das Leben navigiert, steht an erster Stelle, um aus dem Teufelskreis des dauernden „Ich muss“ auszubrechen.

Intuition besitzt jeder Mensch. Es ist daran nichts „Esoterisches“ oder Außergewöhnliches. Leider wird sie uns meist schon in frühester Kindheit abtrainiert. Wir werden „angepasst“, haben uns als „nützliches“ Mitglied der Gesellschaft einzufügen. Wir sollen nicht anecken, sondern brav sein, bestenfalls mittelmäßig, um ja niemandem auf die Füße zu treten. Oder Höchstleistungen vollbringen, nach dem Motto: Wer nicht perfekt ist, ist nichts wert. Wir sollen taff und willens sein, widerspruchslos Anforderungen und Pflichten zu erfüllen und für uns selbst nichts verlangen, weil es andere schließlich auch nicht haben. Anders ausgedrückt: Es geht ums Funktionieren.

Was wir selbst möchten und erträumen, unsere eigene wunderbare Essenz, wird unterdrückt und schließlich ganz vergessen. Später bekommen wir die Rechnung dafür präsentiert: Wir sind ausgebrannt, haben uns erschöpft im Kampf gegen Belastung und Überforderung. Es kommt zur o.g. Symptomatik. Und wir fragen uns: „Was ist nur aus mir und meinem Leben geworden?“ Spätestens jetzt ist es an der Zeit, sich zu erinnern: Wer bin ich? Was will ich? Wofür stehe ich jeden Tag auf? Weshalb lebe ich?

Krise als Chance: Zurück zu Freude und Lebendigkeit

Zunächst ist für viele erst einmal wichtig zu erkennen, dass man Hilfe in Anspruch nehmen darf. Dass es etwas zutiefst Menschliches ist, in manchen Situationen alleine nicht weiterzukommen. Wir sind soziale Wesen, niemand kann und muss immer alles alleine stemmen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die den weiteren Weg weisen können. Im Allgemeinen hilft es vielen Betroffenen, sich wieder mit der Natur und ihren Rhythmen zu verbinden. Außerdem eine ausführliche und gesunde Kommunikation mit sich selbst zu erlernen. Neben Tagebüchern, in denen wahre Gefühle und Bedürfnisse zutage treten dürfen, kann auch die Kontaktaufnahme mit den eigenen inneren Bilderwelten zielführend sein. Man lässt entweder die internen Persönlichkeitsanteile zu Wort kommen, die schon lange schweigen mussten, oder die Symptome, mit denen man zu kämpfen hat. Es ist verblüffend, was sie mitzuteilen haben, wenn man sich auf sie einlässt und ihnen wirklich „zuhört“.

Ein großes Feld sind alte innere Muster und Glaubenssätze. Wenn bewusst gemacht wird, wie tief diese verankert sind und dass sie auch gegen neue eingetauscht werden dürfen, ist schon viel gewonnen. Bei Burnout-Betroffenen ist dieser Bereich oft mit dem Thema „Grenzen setzen“ verknüpft. Es gilt zu lernen, souverän und ausgeglichen „Nein“ sagen zu können, ohne Schuldgefühle, ohne Rechtfertigungsdruck, ohne Angst vor Ablehnung. Hier geht es auch um den Aufbau des Selbstwertgefühls. Nur wer zu sich stehen und für sich sorgen kann, lässt sich nicht mehr auffressen.

Der schamanische Ansatz

In meiner Arbeit beginne ich damit, gemeinsam mit den Klienten verloren gegangene Seelenanteile zurückzuholen. Dieser Verlust kann durch Schocks und Traumata unterschiedlichster Art (Operationen, Arbeitsplatzverlust, Übergriffe etc.) verursacht werden. Menschen fühlen sich danach nicht mehr ganz „vollständig“, ohne dies genauer beschreiben zu können. Der Zustand kann sich durch depressive Verstimmungen, Langeweile, Süchte, neurotisches Verhalten, Mangel an Inspiration, Depersonalisierung etc. äußern. Häufig genügt es, den entscheidenden Seelenanteil zurückzuholen, die restlichen folgen nach. Ist der Anteil wieder integriert, kehrt auch ein Großteil der Lebensenergie, Tatkraft und Lebensfreude zurück.

Weitere schamanische Reisen folgen. Darin beleuchten und verändern wir den Selbstwert, die immanenten Glaubenssätze, tiefsitzende Ängste und ungesunde Verhaltensmuster. Es sind keine geführten Fantasiereisen, sondern Expeditionen in die Tiefen der eigenen Seele. Wir begegnen Helfertieren, mächtigen Herrschern und Lehrern. Wir betreten Kammern, in denen wir die für dieses Leben geschlossenen Verträge finden, oder Gärten, die wir neu gestalten können. Wir sehen die eigenen Lebensströme u.v.m.

Um ungesunde, energieraubende Verbindungen zu bestimmten Menschen zu trennen, nutzen wir die schamanische Technik „Cord Cutting“. Auch die Heilung der Ahnenlinien ist fester Bestandteil der schamanischen Arbeit mit Burnout-Klienten. Wir tauchen ein in die mütterlichen und väterlichen Linien, sehen und erspüren das Leid, alte Traumata, Verletzungen und Glaubenssätze, die dort noch festhängen und auf den Klienten einwirken. Werden diese Linien geheilt, indem wir alle Qualitäten hineingeben, die nötig und von den Ahnen gewünscht sind, und stellen diese dann hinter den Klienten, geschieht ein weiterer Zuwachs an Energie, Kraft und Lebensfreude.

Verlorenes wiederfinden

Auf diese Weise schaffen wir Raum für Träume. Die Klienten erinnern sich plötzlich wieder daran, welches Leben sie eigentlich wollten, wovon sie als Kind geträumt haben. Was sie einmal werden wollten. Wenn wir uns diese Träume anschauen, stellen wir häufig fest, dass die Klienten zwar das oder etwas Ähnliches tun, nur haben sie auf ihrem Weg das Lebendigsein vergessen und sind im Modus des Funktionierens gelandet und hängengeblieben. Wir erarbeiten dann gemeinsam Visionen, Möglichkeiten und konkrete Schritte, wie es anders und besser weitergehen kann.

Wut ist gut

Wer sich beim Lesen dieser Zeilen jetzt aufgebracht fragt: „Wie soll das denn gehen? Ich muss doch…, wie soll ich sonst…?“, für den gibt es erste Hoffnung, denn: Wut ist gesund! Wut ist ein Funke Lebendigkeit!

Die oftmals erlernte Hilflosigkeit wird durch das wiederaufflammende innere Feuer für einen Moment durchbrochen, und während man dabei den Blickwinkel verändert, stellt man an einem Punkt vielleicht fest: Es gibt sie ja doch, die Schlupflöcher. Es geht auch auf andere und einfachere Weise, wenn man sich traut, die eigenen „heiligen Kühe“ zu schlachten.

Es kann großen Spaß machen, die inneren Überzeugungen zu hinterfragen. Wie ein Kind, das noch einen gänzlich unverstellten Blick auf die Welt und das Leben hat. Plötzlich werden ganz neue Wege und Ideen gefunden, die zuvor nie in den Sinn kamen. Neugier und die Lust auf das Leben kehren zurück.

Fazit

Den von Erschöpfung, Sinnlosigkeit und Ängsten Geplagten dabei zu unterstützen, seine Krise als Wegweiser in eine neue Richtung zu betrachten, hilft, den scheinbar unüberwindlichen Berg im Leben als ein Projekt zu sehen, das man steuern und zum Positiven hin verändern kann.

Der Betroffene wird ermächtigt, seine Emotionen endlich (wieder) wichtig zu nehmen, Raum und Zeit für sich selbst einzufordern und den Lebensentwurf zu finden und zu realisieren, der ihm selbst entspricht, anstatt den Erwartungen anderer.

„The hardest step we all must take is to blindly trust in who we are” (Atticus) – Schamanisches Arbeiten ist genau dies: Hinabzusteigen in die Tiefen der Seele, um dort auf Kostbarkeiten und innere Dämonen zu stoßen, die wir ans Licht bringen. Zu erkennen, wer wir tatsächlich sind, die Widersacher und den Schatten zu erlösen und unsere Schätze voller Freude anzunehmen und zu leben, das ist unser schaminischer Weg.

Susanne Agnes Fauser
Heilpraktikerin für Psychotherapie,
Dozentin an den Paracelsus Schulen
susanne.agnes.fauser@gmail.com

CD-Tipp
Susanne Agnes Fauser: Schamanische Kraft- und Heilreisen – Tauche ein in die mystische Welt tief in dir. Shaker Media Verlag

Foto: © Philip / adobe.stock.com

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