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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2021

Unsere Heilpflanze: Kalmus – Acorus calamus

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Auch bekannt als: Gewöhnlicher Kalmus, Kaninchenwurz(el), Karremanswurz(el), Schwertheu, Magenbrand, Magenwurz, Nagenwurz, Ackerwurz, Würtzriedt, Gewürzkalmus, Rotting, Zehrwurz, Deutscher Ingwer, Calamus aromaticus, Acorus verus/odoratus/legitimus/vulgaris, Canna persidis, Ciparus, Kalmes, Kalmser, Brustwurz, Deutscher Zitwer, Ackermann(swurzel), Schwerthenwurzel, Bajonettstangen, Karmsen, Indischer Kalmus

Kalmus gehört zur Gattung und Familie der Kalmusgewächse. Ursprünglich beheimatet ist die Pflanze in Asien und Nordamerika. Heute findet man ihn auch in Mittel- und Osteuropa sowie in Nordafrika, z.B. in Ägypten. Die Tartaren waren es, die ihn im 13. Jahrhundert nach Europa brachten. Von ihnen wurde er zur Desinfektion des Trinkwassers eingesetzt. Dauerhaft angesiedelt hat er sich in Europa gegen Ende des 16. Jahrhunderts.

Als Röhrichtpflanze (Untergruppe der Sumpfpflanzen) wächst er vorzugsweise an Ufern von Gewässern, die reich an Nährstoffen sind.

Der Name „Kalmus“ wird seit spätmittelhochdeutscher Zeit verwendet. Er bezieht sich über das lateinische Wort „calamus“ auf das griechische „kálamos“ (Halm, Rohr, Schilf).

Woran erkennt man den Kalmus?

Er ist eine ausdauernde, krautige Pflanze mit dreikantigem und zweizeilig beblättertem Stängel. Kalmus erreicht Wuchshöhen von 60-120 cm. Sein Rhizom ist ca. 2 cm dick und verströmt einen aromatischen, kampferartigen Geruch, was auf die enthaltenen ätherischen Öle zurückzuführen ist. Nur über das Rhizomwachstum pflanzt sich der Kalmus fort (vegetative Vermehrung).

Die schilfähnlichen Laubblätter sind schwertförmig und an den Rändern gewellt.

Kalmus gehört zu den mehrjährigen Pflanzen. Die im Juni und Juli auftretenden Blüten stellen sich als grünlich bis rötlich gefärbte Kolben mit einer Länge von 4-10 cm dar. Die gelblich-grünen, kapuzenförmigen Blütenhüllblätter sind weniger als 1 mm lang. Die Früchte des Kalmus reifen nicht in Mitteleuropa.

Wie wirkt der Kalmus?

In der asiatischen Medizin wird Kalmus traditionell als Heilpflanze eingesetzt. Seit dem 13. Jahrhundert wird er auch in Europa entsprechend verwendet.

Kalmus werden kräftigende Eigenschaften und Wirkungen auf den Magen-Darm-Trakt zugesprochen. So fördert er z.B. die Magensaftsekretion und ist durch den Gehalt an Bitterstoffen appetitanregend. Auch gegen Flatulenzen, Verdauungsstörungen, Gastritis und Magengeschwüre ist er effektiv. Möglicherweise besitzt Kalmus eine spasmolytische Wirkung. Eine weitere Einsatzmöglichkeit besteht bei rheumatischen Erkrankungen und Husten.

Eigenschaften

  • schmerzlindernd
  • beruhigend
  • krampflösend
  • Anregung der Magensaftsekretion

Anwendungsgebiete

  • Appetitlosigkeit
  • Erschöpfung, Schwäche
  • Gallenbeschwerden
  • Magenbeschwerden
  • Verdauungsstörungen
  • Blähungen
  • Darmkrämpfe
  • Mundschleimhaut-Entzündungen
  • Raucherentwöhnung
  • Verstopfung
  • Zahnende Kinder

Welche Wirkstoffe sind im Kalmus enthalten?

Das Kalmusrhizom bietet bis zu 9% ätherisches Öl mit komplexer Zusammensetzung. Unter den Inhaltsstoffen sind Phenylpropanderivate, v.a. β-Asaron (s. Abb.) und Terpene, u.a. β-Farnesen, Geranylacetat, Isoeugenolmethylether, Acoragermacron und Acoron.

Weitere Bestandteile des ätherischen Öls sind α-Asaron und das dimere β-Asaron-Derivat Acoradin, ein Monoterpen [(Z,Z)-4,7-Decadienal] und verschiedene Sesquiterpene (Shyobunon-Isomere). Als flüchtige Bitterstoffkomponente ist Acorenon (ein Sesquiterpendiketon mit Spiran-Struktur) zu erwähnen.

Nicht flüchtige Inhaltsstoffe sind Acorin (Bitterstoffglykosid), Cholin (etwa 125 mg/100 g), Methylamine, Gerbstoffe, Fettsäuren (Arachidonsäure, Linolsäure, Myristinsäure, Palmitinsäure, Stearinsäure), Stärke, Zucker (Fruktose, Glukose, Maltose) und Schleimstoffe.

Welche Teile der Pflanze werden medizinisch verwendet?

Aus dem Wurzelstock (Calami rhizoma), der im September und Oktober geerntet wird, wird Kalmusöl gewonnen, das in der Medizin sowie bei der Parfüm- und Likörherstellung (hauptsächlich für Magenbitter) eingesetzt wird.

In kandierter Form wird der Wurzelstock als „Deutscher Ingwer“ gegessen. Kalmuswurzel ist in verschiedenen Magentees enthalten, meist in Kombination mit Kamille, Melisse, Tausendgüldenkraut und Schafgarbe. Wenn der Tee selbst zubereitet wird, übergießt man 2 TL mit einer Tasse siedendem Wasser (evtl. kurz aufkochen) und lässt diesen 10 Minuten ziehen.

Gegen Verdauungsbeschwerden mischt man pro Tasse je 1 TL des zerkleinerten Wurzelstocks mit 250 ml kaltem Wasser und lässt diesen Ansatz 8-10 Stunden ziehen. Täglich mehrere Tassen schluckweise trinken.

Aus Kalmus lässt sich mit 70%-igem Ethanol eine Tinktur herstellen. Davon nimmt man 3x täglich 30 Tropfen ein.

Zur allgemeinen Stärkung und Kräftigung kann Kalmus als Badezusatz verwendet werden. Für ein Vollbad bereitet man einen Aufguss von 250 g Kalmuswurzel in 2 l Wasser her.

Kalmusöl aus dem Wurzelstock wird manchmal Mund- und Gurgelwässern zugesetzt.

Wissenswertes

Dem Kalmus schrieb man in China schon vor 5700 Jahren lebensverlängernde Wirkungen zu.

Auch im Alten Testament der Bibel wird der Kalmus explizit erwähnt.

Bis heute wird Kalmus auch von den indigenen Völkern Nordamerikas verwendet, z.B. für Räucherungen und medizinische Bäder sowie in der Küche als Gewürz und für die Zubereitung von Tee.

Wird die Wurzel gekaut, kann dies bei der Raucherentwöhnung helfen, da beim Rauchen Übelkeit entsteht.

Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen
fh@herfurth.org

Foto: © Volodymyr / adobe.stock.com

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