Erschöpfung und Nierenproblematik im höheren Lebensalter
Eine 76-jährige Dame kommt nach Empfehlung ihrer Tochter in meine Praxis und beklagt sich über permanente Müdigkeit, schlechten Schlaf und unzureichende Kondition.
ANAMNESE
Im Gespräch berichtet die Patientin von einem Sarkom, an dem sie vor etwa 9 Jahren litt. Ein Rezidiv trat vor 5 Jahren auf. Ihr wurde inzwischen eine Niere entfernt, die verbliebene arbeitet zu 70%. Ihre Blutwerte spiegeln die eingeschränkte Nierentätigkeit wider, Kreatinin ist stark erhöht. Die Patientin leidet permanent unter Einschlafschwierigkeiten. An Schlaf vor Mitternacht sei nicht zu denken, erzählt sie. Nach dem Frühstück müsse sie sich hinlegen. Aktivitäten seien selten vor 11 Uhr möglich, auch dann sei die Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigt. Sie sei schnell außer Atem, mehr als langsames Spazierengehen sei nicht möglich. Seit einer Corona-Infektion 2020 komme eine eklatante Vergesslichkeit hinzu. Soziale Kontakte pflege sie kaum noch.
Seitens des Hausarztes und des behandelnden Onkologen wird die Patientin vierteljährlich kontrolliert. Eine Dialysepflicht steht zu Beginn unserer Behandlung mittelfristig im Raum. Erwähnt wird noch ein Magengeschwür, das 20 Jahre zuvor festgestellt wurde. Die Patientin ist jedoch diesbezüglich beschwerdefrei. Außerdem erfahre ich von einer Schulter-OP nach einem Fahrradunfall, der 10 Jahre zurückliegt.
DIAGNOSE UND BEHANDLUNGSPLAN
Ich lasse Blutwerte einholen, die Folgendes aufzeigen: Harnsäure erhöht, GFR (Glomeruläre Filtrationsrate) deutlich erniedrigt, Triglyceride erhöht, Vitamin D vermindert. Der Behandlungsplan sieht eine Kombination aus Infusionen mit homöopathischen Komplexmitteln und intravenöser Gabe von reinem Sauerstoff (Oxyvenierung) zur Aktivierung ihrer Nierentätigkeit vor.
THERAPIE
Im Rahmen der Oxyvenierung werden der Patientin pro Minute 1-2 ml medizinischer Sauerstoff in die Vene verabreicht. Von beginnend 6-10 ml wird die Gesamtmenge stufenweise auf 30-60 ml gesteigert. Die intravenöse Sauerstofftherapie wird u.a. eingesetzt bei Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck, Demenz, Schlaganfallfolgen, Tinnitus, verschiedenen Autoimmunerkrankungen, Allergien, Erschöpfungszuständen und chronisch entzündlichen Erkrankungen.
Da die Patientin nach Sauerstoffgabe 20 Minuten liegen muss, nutze ich den Zugang für eine Infusion mit homöopathischen Komplexmitteln, die ich individuell zusammenstelle. Zur Verwendung kommen Metasolidago im Wechsel mit UroLoges (Schwerpunkt: Goldrute), GingkoLoges, VenoLoges (Schwerpunkte: Mariendistel, Arnika, Lachesis), Milchsäure Pflüger, Calmvalera, Digesto, Cerebrum compositum.
Im Therapieverlauf erfolgen auch Infusionen mit spezifischen Mikronährstoffen, z. B. Vitamin B12/Folsäure oder statt der homöopathischen Mischung ein Vitamin-B-Komplex (Arnika Apotheke).
VERLAUF
Nach der ersten Sauerstoffgabe zeigt meine Patientin grippeähnliche Symptome, die innerhalb von 1 Woche abklingen. Ansonsten verläuft die Behandlung ohne Nebenwirkungen. Unterstützend erhält sie Akupunktur, um die Schlafprobleme zu lindern. Hierbei werden folgende Punkte genadelt: Le3, Gb20, He7, EXHN1, LG 20 und Ma36. Nach der dritten Sitzung steht die vierteljährliche Kontrolluntersuchung beim Onkologen an, die verbesserte Blutwerte ergibt. Auch die Agilität der Patientin ist deutlich besser. Zwar hat sich der „gemächliche“ Start in den Tag zur Gewohnheit entwickelt, allerdings erzählt die Patientin bei einem Termin stolz, dass sie auf den Aufzug verzichtet habe und die Treppe nehmen konnte, ohne atemlos und erschöpft zu werden. Der Schlaf sei deutlich erholsamer geworden.
Aufgrund der erfreulichen Entwicklung der Blutwerte nimmt der Onkologe mit uns Kontakt auf und erkundigt sich nach unserem Behandlungskonzept.
AUSBLICK
Nach 10 Behandlungseinheiten im Wochenrhythmus verlängern wir die Intervalle auf derzeit 6-10 Wochen. Die Laborwerte bleiben bei Kontrolluntersuchungen auf gutem Niveau. Die Infusionen werden jeweils an das aktuelle Beschwerdebild angepasst, so kommen vereinzelt Metahepat bzw. HepaLoges, DystoLoges, VertigoHeel und bei Hautproblemen Cutis compositum zum Einsatz.
FAZIT
Neben der latenten Angst vor eine Dialysepflicht stand bei der Patientin die ständige Müdigkeit im Vordergrund, die eine Teilhabe am sozialen Leben massiv erschwerte. Inzwischen ist Dialyse kein Thema mehr. Die Patientin hat ihre Goldene Hochzeit im großen Rahmen feiern können und meistert nun ihren Alltag wieder mit mehr Leichtigkeit.

Wigand Wenninger
Heilpraktiker mit Schwerpunkten Akupunktur und Neuraltherapie, Experte für Existenzgründung, Dozent an den Paracelsus Schulen
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