Katze mit geriatrischen Beschwerden

Jeder Katzenbesitzer hofft für sein Tier auf ein langes und gesundes Leben. Aber auch Katzen werden älter und gebrechlicher. Sie entwickeln organische Beschwerden, Seh- und Hörstörungen, Bewegungsprobleme genauso wie Demenzerscheinungen. Zwar sind die Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt, dennoch gibt es Optionen, um die Tierpatienten bis ins hohe Alter zu unterstützen.
PATIENTIN
Die Halter der 18-jährigen Simba (Europäisch Kurzhaar) haben den Eindruck, dass sich ihr Schützling immer weniger bewegt, und kommen zu mir in die Praxis. Ich erfahre, dass die Katzendame zusammen mit einem 12-jährigen Kater in sozialer Gemeinschaft lebt. Beide bekommen nur hochwertiges Nassfutter. Es besteht Freigang, aber obwohl ihr Heim in ruhiger Ortsrandlage angesiedelt ist, bewegt sich die Katze inzwischen nur noch im eigenen Garten.
VORGESCHICHTE
Etwa 1 Jahr zuvor begann Simba abzubauen. Sie verhielt sich unruhig, miaute unentwegt und wanderte desorientiert umher. Die tierärztliche Untersuchung von Blut und Kot deckte lediglich einen leicht erhöhten Blutdruck auf, der mit Medikamenten eingestellt wurde. Wegen einer FORL-Erkrankung hat Simba nur noch ihre Schneidezähne, hier ist alles in Ordnung.
Ihre Augen sind durch Grauen Star eingetrübt, sodass man von einer sehr beeinträchtigten Sicht ausgehen kann. Simbas Aktivität ist altersentsprechend stark eingeschränkt. Die meiste Zeit des Tages wird verschlafen. Leider hat dies inzwischen einen drastisch verschlechterten Muskelstatus und ein sehr wackeliges Gangbild zur Folge.
UNTERSUCHUNG
Bei der physiotherapeutischen Kontrolle finden sich keine knöchernen Auffälligkeiten. Zwar sind die Gelenke ein bisschen eingerostet, aber die Katze zeigt kein Abwehrverhalten. Das bedeutet für die Therapie, dass wir uns auf die Weichteile fokussieren sollten.
THERAPIE
Aufgrund des geschwächten Zustands der Katzendame beginnen wir mit einer sehr sanften Therapie von Muskulatur, Wirbelsäule und Gliedmaßen. Ich wende Bindegewebstechniken und anschließend eine schmerzlindernde Flächenlaser-Behandlung an. Für die Besitzer gibt es die Hausaufgabe, Simba zu den Mahlzeiten auf dem Weg zum Napf abzufangen und durch zweiminütige Animation wieder in Wallung zu bringen. Konkret: Simba liebt es, gebürstet zu werden; sie dreht und wendet sich (im Stand) der Bürste hinterher. Zudem reagiert sie noch auf eine Reizangel mit Federspiel und versucht, die Beute zu erreichen. Auch steht sie auf Lachspaste und folgt der Tube überall hin. Diese Begebenheiten nutzen wir spielerisch aus, um die Katze ohne Stress und Aufwand auf eine höhere Schrittzahl zu bringen.
Zusätzlich haben die Besitzer in allen genutzten Türrahmen schmale Kanthölzer als Gehhürde eingesetzt. Diese sind nur so hoch, dass die Katze nicht springen, sondern lediglich aktiv die Beine anheben und darübersteigen muss. Dies fördert nicht nur die Aktivität der Katzen im Haus.
STATUS QUO
Seither kommt Simba alle 4 Wochen zur Kontrolle und einer Physiotherapie-Einheit, die der Tonisierung ihrer Weichteile dient. Inzwischen ist sie wieder deutlich munterer, auch ihr Gangbild hat sich stabilisiert. Insgesamt sind wir mit der Entwicklung sehr zufrieden und hoffen, dass wir Simba noch lange stabil halten können.
FAZIT
Dieser Fall verdeutlicht, dass es sich immer lohnt, ein Tier in der Physiotherapiepraxis vorzustellen – egal, um welche Tierart oder welches Alter es sich handelt. Mehr Beweglichkeit lässt sich in den meisten Fällen durch gezielte Behandlungen und angepasste Übungen erarbeiten.

Patricia Trömer
Tierheilpraktikerin, Tierphysiotherapeutin und Tierchiropraktikerin mit Schwerpunkten Manuelle Therapien und Akupunktur (TCM)
info@tierpraxis-trömer.deWeitere Artikel aus dieser Ausgabe
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