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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/2019

Augendiagnose im digitalen Zeitalter

Cover

Komplexe Gesundheits-Zusammenhänge erkennen

Augen sind nicht nur der Spiegel zur Seele. Sie zeigen auch den physischen Bereich mit seinen individuellen Veranlagungen. Die moderne Augendiagnose bietet einen – im wahrsten Sinne des Wortes – umfassenden Einblick in den Zustand des Gesamtorganismus und der Konstitution. Anhand von Farbe, Faserstruktur, Pigmenteinlagerungen und weiteren Zeichen in genau definierten Arealen rund um Iris und Pupille können Dysfunktionen sowie genetisch bedingte Schwachstellen frühzeitig erkannt werden. Diese komplexen Auswertungen erfordern ein hohes Maß an Genauigkeit. Mit Lupen oder Augenmikroskopen gestaltete sich dies bisher schwierig, da eine differenzierte Augendiagnose sehr lange dauern kann. Mit der Weiterentwicklung der digitalen Fotografie steht der Medizin jedoch inzwischen eine effiziente Methode mit verifizierbaren Ergebnissen zur Verfügung.

Die Ursprünge der Augendiagnose führen weit in die Vergangenheit zurück. Antlitzbetrachtungen wurden bereits im alten China und in der Antike zu Diagnosezwecken herangezogen und von der abendländischen Kultur weitgehend übernommen. Dies belegen z.B. die Aufzeichnungen der heiligen Hildegard von Bingen aus dem 12. Jahrhundert. Sie benannte das Auge als ein „Spiegelbild der seelisch-leiblichen Dynamik“. Den entscheidenden Durchbruch erlangte der ungarische Arzt Ignaz von Péczely, der 1873 die erste detaillierte Iris-Topografie anfertigte. Die Iris wurde in verschiedene Felder unterteilt. Auffälligkeiten in den jeweiligen Bereichen ließen sich bestimmten Organsystemen zuordnen. Die „Landkarte“ der Augendiagnose war geboren.

Detaillierte Einblicke in den Organismus

Obwohl die topografische Karte von Péczely heute noch gültig ist, wurde die Irisdiagnostik im Laufe der Zeit immer mehr erweitert, sodass heute weitgehend von Augendiagnose die Rede ist. Denn für eine aussagekräftige Auswertung bezieht der Heilpraktiker nicht nur die Iris mit ihrer Pigmentierung, Faserstruktur, den Zeichnungen, Verformungen und Helligkeitsunterschieden mit ein. Auch die Pupille, das Augenweiß, die Blutgefäße in der Bindehaut, Wimpern und Lider sind für die Beurteilung des Gesundheitszustandes von großer Bedeutung. Mit diesen Daten können Erkenntnisse über die Organe, das Nervensystem, den Bewegungsapparat, Blut, Lymphe sowie die psychische Verfassung gewonnen werden. Einschneidende Ereignisse wie Verletzungen zeichnen sich ebenso durch bestimmte Irisphänomene ab. An erster Stelle aller Betrachtungen steht jedoch die jeweilige Konstitution des Patienten.

Individuelle Konstitution als Basis

Die in der Erbanlage begründete Ganzheit des Menschen bildet den Mittelpunkt der Augendiagnose. Sie offenbart wichtige Informationen über Schwachstellen in bestimmten Organsystemen und Veranlagungen zu bestimmten Krankheiten. Dies bezieht sich sowohl auf vererbte Faktoren als auch auf solche, die im Laufe der Jahre durch die eigene Lebensführung erworben wurden. Derartige Erkenntnisse kommen daher besonders dem Präventionsbereich zu Gute. Weiß der Patient um seine „Problemzonen“, kann er dem Auftreten von etwaigen Beschwerden gezielt entgegenwirken. Die Augendiagnose liefert hierfür detaillierte Hinweise und Empfehlungen. Anhand der Augenfarbe wird der Patient z.B. dem lymphatischen, hämatogenen oder biliären Konstitutionstyp zugeordnet. Ob jemand eher zu Gicht oder Magen-Darm-Krankheiten neigt, Hitze oder Kälte besser verträgt, ein Mineralstoffmangel vorliegt und wie sensibel er auf nervliche Belastungen reagiert – all dies lässt sich aus dem Zusammenspiel der Zeichen und Formen im Augenbereich erkennen. Wichtig ist dabei, dass für die Auswertung nie einzelne Phänomene gesondert betrachtet werden. Es kommt immer auf den Kontext an.

Komplexe Zusammenhänge erkennen

Neben der Zuordnung von bestimmten Krankheitsdispositionen sind durch die Augendiagnose auch humorale Veränderungen und organische Defekte erkennbar. All dies ermöglicht es dem Praktizierenden, zum Kern einer Krankheit vorzudringen.

Die Augendiagnose kann die schulmedizinischen und naturkundlichen Verfahren sinnvoll ergänzen, weil sie besondere Komplexität und Tiefe aufweist.

Ein gutes Beispiel bietet der Bereich Allergien. Die klassische Schulmedizin lokalisiert das Allergen durch Blutuntersuchungen oder Prick-Tests, und empfiehlt, es vom Speiseplan oder aus der Umgebung zu entfernen. Eventuell wird eine Kortison-, Antihistamin- oder Desensibilisierungstherapie durchgeführt. Damit ist zwar das Allergen gefunden, aber nicht der allergo-pathologische Auslöser der Reaktion. Mithilfe der Augendiagnose können die Hintergründe beleuchtet werden. Steckt eine schlechte Entgiftung dahinter oder ein gestörter Säure-Basen-Haushalt? Handelt es sich um eine organische Dysfunktion? Liegt eine toxikologische Belastung vor? Inwieweit spielen psychische Faktoren eine Rolle? Oftmals treffen mehrere Punkte aufeinander, die zum Ausbruch einer Allergie führen. Wenn das individuelle Reaktionsprogramm des Körpers vollständig erkannt wurde, ist es möglich, eine langfristig auf Erfolg ausgerichtete Therapie aufzubauen.

Verhilft zu alternativen Ansätzen

Die Augendiagnose betrachtet die Zusammenhänge im Organismus, die zur Manifestation einer Krankheit geführt haben oder führen können. Dadurch entstehen sinnvolle Alternativ- und Ergänzungstherapiekonzepte, indem z.B. am Krankheitsverlauf beteiligte Organsysteme mitbehandelt werden. Jedoch sind auch der Augendiagnose Grenzen gesetzt, da sie über den momentanen Ist-Zustand einer Krankheit nur bedingt Informationen liefern kann. Sie kann z.B. eine aktuell ausgebrochene Krebserkrankung nicht benennen. Hierfür ist die Kombination mit anderen schul- oder naturkundlichen Diagnoseverfahren notwendig.

Früher umständlich, heute sekundenschnell

Die Augendiagnose liefert eine Vielzahl von komplexen Informationen. Deren Betrachtung und Auswertung erfordert Zeit, bis zu einer Stunde. Auch heute wird die Diagnostik noch mittels Lupe oder Mikroskop durchgeführt, was Patienten und Heilpraktiker gleichermaßen anstrengt. Je länger der Diagnosevorgang dauert, desto mehr wird das Auge des Patienten durch grelles Scheinwerferlicht belastet, auch das Stillhalten fällt vielen schwer. Wird die Lichtquelle seitlich verschoben, entsteht häufig ein störender Reflex auf dem diagnostischen Bereich der Iris.

Mit der Entwicklung der digitalen Fototechnik können heute hochwertige Fotografien und exakte Ergebnisse ohne zeitliche Verzögerung gewonnen werden.

Den entscheidenden Augenblick festhalten

Die digitale Augendiagnose liefert dem Praktizierenden präzise und schnelle Fotografien beider Augen, die danach auf dem Ausdruck oder am Computerbildschirm analysiert werden. Moderne, statische Geräte (z.B. die Eye Diagnostic Unit 2510) arbeiten mit einer effizienten Spiegelreflexkamera und einem Reflextunnel. Die Kamera ist leicht zu bedienen, da viele Funktionen wie Schärfe und Blitzdosierung vollautomatisch reguliert werden. Die Geräte eignen sich für jeden Standardtisch. Sie haben den Vorteil, dass der Patient mittels Kinnstütze und Stirnbügel fixiert und somit Verwacklungen und Unschärfen vorgebeugt wird. Die Qualität der erzielten Fotografien kann sich mit Lehrbuchniveau messen und übertrifft diese meist sogar.

Mehr Patientenbindung

Nach dem Fotografieren werden die Bilddaten auf einen Rechner übertragen. Nun kann der Praktizierende gemeinsam mit dem Patienten die Augenfotografie analysieren. Ein psychologischer Effekt, der die Therapiebereitschaft in besonderem Maße erhöht. Schließlich hat ein Patient außer bei Röntgenaufnahmen selten die Gelegenheit, sichtbare Einblicke in sein Innenleben zu gewinnen. Darüber hinaus erhält er Informationen über seine Veranlagung und kann so Gesamtzusammenhänge besser begreifen. Und dies auf eine anschauliche, nachvollziehbare Weise. Immer wieder habe ich erlebt, wie Patienten gespannt die Auswertungen mitverfolgten und so begeistert waren, dass sie sogar um einen Ausdruck ihrer Augenfotografie baten.

Für den Praktizierenden bietet die digitale Augendiagnose neben der bequemen Auswertung gleich mehrere Vorteile: Zum einen kann er die Fotos in eine elektronische Patientenkartei abspeichern und jederzeit abrufen. Zum anderen lassen sich auf diese Weise Krankheits- und Genesungsabläufe über Jahrzehnte dokumentieren. Sind nach einiger Zeit Flecken, Trübungen und Unregelmäßigen verblasst oder gar verschwunden, kann dies ein sichtbares Zeichen für den Erfolg der angewandten Therapie sein. So dient die digitale Augendiagnose letztlich sogar zur medizinischen Beweissicherung.

Kurt LebermannKurt Lebermann
Heilpraktiker, Dipl.-Ingenieur

kurtlebermann@aol.com

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