aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/2019
Die Dorn-Methode in der Tierheilkunde
Ursprung
Die Methode geht auf Dieter Dorn zurück, einen Sägewerkbesitzer und Landwirt aus Lautrach im Allgäu. Er ließ sich wegen einem Hexenschuss von einem alten Bauern im Nachbarort untersuchen und behandeln. Weil seine Schmerzen sehr schnell verschwunden waren, forschte er nach und wurde schließlich aufgefordert, selbst mit den bei ihm verwendeten Techniken weiterzuarbeiten. Dieter Dorn begann in der Folge mit der praktischen Anwendung und entwickelte die Methode weiter. So entstand die heute bekannte Wirbelsäulentherapie nach Dorn.
Eine Methode für Mensch und Tier
Hierbei handelt es sich um eine wirkungsvolle und schonende Behandlung, mit der sich Wirbelsäulen- und Gelenkprobleme beheben lassen. Durch das manuelle Einrichten des Beckens und aller Gelenke an den Beinen sowie das Lösen von Wirbelsäulen-Blockaden wird die korrekte Statik wiederhergestellt. Durch die Anwendungen werden Spannungen in Muskulatur, Faszien und weiteren Weichteilen ausgeglichen. Außerdem kann über die Dorn-Methode Einfluss auf organische Beschwerden genommen werden.
Aufgrund der anhaltend großen Erfolge, die im Laufe der Jahre am Menschen erzielt wurden (und natürlich immer noch erreicht werden), wurden die Techniken inzwischen auch auf die Anatomie von Pferden abgestimmt. Und die Ergebnisse der Anwendungen in der Tierheilkunde sind ebenso als sehr positiv zu bewerten. In der Regel können schon nach wenigen Behandlungen große positive Veränderungen beobachtet werden.
Einsatz bei Pferden
Viele Reiter haben das Problem, dass sie ihre Pferde schwer biegen können, dass diese schlecht über den Rücken gehen oder Taktfehler haben. All das kann mit der Dorn-Therapie gelöst werden, da die Auffälligkeiten oft mit einem Schiefstand in Becken und/oder Schulter zusammenhängen. Durch diese Fehlstellungen kommt es über die Zeit zu einer Schonhaltung, die sich die Pferde aneignen, und in der Folge zu Blockaden der Wirbelsäule und der umliegenden Muskelgruppen.
Wie schnell diese Blockaden gelöst werden können, hängt davon ab, wie lange das Pferd diese schon mit sich herumträgt. Natürlich spielt auch der Charakter des Tieres für die Behandlung eine Rolle. Bei misstrauischen Pferden benötigt der Therapeut etwas mehr Zeit für die Behandlung, da er zunächst ihr Vertrauen gewinnen muss. Nur wenn der Patient sich auf die Behandlung einlässt, kann ein nachhaltiger Erfolg erzielt werden.
Therapieablauf
Für die Behandlung eines Pferdes benötigt der Therapeut einen Helfer, um eine passive Bewegung in die zu behandelnde Muskelgruppe zu bringen. Nur durch die Bewegung kann die Therapie so sanft durchgeführt werden.
Egal ob das Pferd Probleme in der Hinterhand oder in der Vorhand hat, die Behandlung beginnt immer mit dem Einrichten des Beckens! Danach arbeitet man sich systematisch entlang der Wirbelsäule durch das ganze Pferd hindurch.
Sofort nach der Behandlung ist ein deutlicher Unterschied des Bewegungsablaufes zu erkennen. In den meisten Fällen sind die Pferde ab dem nächsten Tag schon wieder voll einsatzfähig.
Ein guter Therapeut gibt dem Pferdebesitzer zusätzliche Übungen oder Tipps mit, die auf die Probleme der Pferde abgestimmt sind.
Wann und ob eine Nachbehandlung nötig ist, variiert von Fall zu Fall. Es gibt sehr viele Pferde, bei denen es lange dauert, bis sie wieder eine Anwendung erhalten müssen. In extremen Fällen, also bei massiven Blockaden, empfiehlt es sich hingegen, den Zustand innerhalb von zwei Wochen nochmals zu überprüfen und die Techniken erneut anzuwenden.
Wann ist die Dorn-Therapie sinnvoll?
Einige Beispiele, die in der Praxis häufig vorkommen und bei der die Wirbelsäulentherapie nach Dorn erfolgreich eingesetzt werden kann:
- Taktfehler
- Rückenbeschwerden
- schiefe Körperhaltung
- unterschiedliche Formen der Lahmheit bzw. gestörte Bewegungsabläufe
- Probleme beim Rückwärtstreten oder bei Seitengängen
- Probleme bei der Stellung bzw. Biegung des Pferdes
- auffällige Haltung von Kopf, Hals und Schweif
- Einklemmen des Schweifs
- fehlende Versammlungsbereitschaft
- Probleme beim Galoppwechsel, Kreuzgalopp
- mangelnde Lastaufnahme
- Schulterverspannungen
- Hindernisfehler oder Verweigerungen am Sprung
- häufiges Stolpern
- Prophylaxe bei Sportpferden
Kontraindikationen
Bei Bandscheibenvorfällen und während der frühen Trächtigkeitsmonate darf die Wirbelsäulentherapie nach Dorn nicht angewendet werden.
Einsatz bei Ausbildungspferden
Im Reitsport kommt es gerade bei Jungpferden mit großem Potenzial im Laufe ihrer Ausbildung immer wieder zu Leistungseinbrüchen, wie z.B. Taktfehlern, Verspannungen, Einseitigkeit, allgemeinen strukturellen Ermüdungserscheinungen und Unwilligkeit.
Zunächst sollten in solchen Fällen Probleme an den Zähnen und äußere Verletzungen ausgeschlossen werden. Können die Beschwerden nicht auf entsprechende Ursachen zurückgeführt werden, muss man weiterforschen. An dieser Stelle werde ich als Pferdephysiotherapeutin von meinem Kooperationspartnern, erfolgreichen Pferdewirtschaftsmeistern und -trainern, häufig hinzugezogen und stelle oft eine Dysbalance der Körperstatik (Schiefstände) sowie Wirbelblockaden und daraus folgende Fehlbelastungen der umgebenden Strukturen fest.
Mit den verschiedenen Techniken, die die Dorn-Methode bietet, konnte ich bereits vielen Tieren erfolgreich über ihre Leistungsschwäche hinweghelfen. Indem das Training parallel zu den Behandlungen fortgesetzt wird, wird gewährleistet, dass die Pferde währenddessen schmerzfrei sind und bleiben. Die Kombination aus Training und Therapie führt recht schnell zu einer Steigerung von Ausdauer und Kraft der Pferde, sodass die Tiere die gewünschte Leistung fortan maximal abrufen können.
Praxisbeispiele
Nachfolgend zur Verdeutlichung zwei kurze Beispiele aus der Praxis, bei der die Behandlung von Vor- bzw. Hinterhand sehr deutliche Unterschiede im Vergleich zum Ausgangsbefund bewirkte.
Fall 1
Ein Quarter Horse Wallach zeigte während seiner Grundausbildung Probleme in der Galopparbeit. Diese traten v.a. beim Angaloppieren auf der rechten Hand auf. Als Ursache konnte eine deutliche Beinlängendifferenz festgestellt werden, die nach einer Dorn-Behandlung behoben war.
Fall 2
Ein Paint Horse Wallach hatte große Schwierigkeiten in der Trabarbeit, die bis zur Taktunklarheit reichten. Dieses Problem konnte schon nach der ersten Dorn-Behandlung verbessert werden. In diesem Fall waren mehrere Nachbehandlungen notwendig.
Fazit
Ich bin sehr froh, dass die Wirbelsäulentherapie nach Dorn ihren Weg in die Tierheilkunde gefunden hat, da ich immer wieder miterleben darf, wie effektiv ich vielen Pferden mit diesen Techniken helfen kann. Zwar braucht man für die Bewegung der Gelenke, die während der Therapie am Pferd nötig ist, einen Helfer; aber die positiven Ergebnisse sprechen für sich!
Sabrina Steinhauser
Pferdephysiotherapeutin mit Schwerpunkten Dorn-Therapie und Tierhomöopathie
info@vital-equine.de