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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/2019

Harmonie in Raum und Zeit – Feng Shui

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Feng Shui und die Welt der Geomantie

Wir leben in einer spannenden Zeit, in der uns immer mehr bewusst wird, dass alles miteinander verbunden ist. Beobachten wir einfach einmal, was gerade auf unserem Planeten passiert: klimatische Veränderungen, die Abnahme des natürlichen Erdmagnetfeldes, eine immer schnellere Polbewegung, neue bahnbrechende Erkenntnisse in der Quantenphysik, die Annäherung von westlicher Wissenschaft und östlicher Philosophie samt vieler Bewusstseinsthemen wie Meditation, gesellschaftspolitische Umwälzungen und nicht zuletzt eine gefühlt immer schneller vergehende Zeit, die unseren Alltag zunehmend stressiger werden lässt. Zusammenfassend kann man von einem kraftvollen Qi-Wechsel sprechen; die Energien werden neu geordnet, zugleich findet ein Bewusstseinswandel statt.

Harmonie in Raum und Zeit

Auf Grundlage des Wissens um diese Verbundenheit hat sich vor mehreren Jahrtausenden eine Wissenschaft entwickelt, die Kunst und Weisheitslehre zugleich ist. Sie gründet auf einem tiefen Verständnis der Abläufe in der Natur und kann harmonisierend auf die uns umgebenden Kräfte einwirken. Die Rede ist von Feng Shui.

Wörtlich übersetzt bedeutet Feng Shui „Wind Wasser“. Gemeint sind zwei Kräfte, die das Qi (den universellen Lebensatem) lenken. Wind und Wasser können mit „Richtung“ und „Energie“ gleichgesetzt werden.

Als daoistische Harmonielehre und eine Säule der Traditionellen Chinesischen Medizin beschäftigt sich Feng Shui mit dem Qi der Erde, des Menschen und des Kosmos. Die Arbeit mit diesen drei Qi ist essenziell und beinhaltet u.a. die Betrachtung der umliegenden Landschaftsformationen (z.B. Berge, Wälder, Flüsse) und der von Menschen gestalteten Umgebung, von Himmelsrichtungen, Erdkräften (z.B. Wasseradern, Verwerfungen, Gitternetze) und Magnetfeldern. Daneben werden die Themen Familie, Mitmenschen, Sozialgefüge, Kultur, Politik, Interessen, DNA, Lebens-Qi und Referenzsystem (z.B. Glaubenssätze, Erziehung und Verhaltensmuster, die uns meist blockieren) untersucht, genauso astronomische Begebenheiten (z.B. Bewegung von Sonne, Mond und Planeten), Kosmologie, Astrologie, die Zeit sowie deren Zyklen. Als essenzielle Bestandteile finden sich auch die Lehren von Yin und Yang, den 5 Wandlungsphasen (Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser) und des I Ging (acht Trigramme und 64 Hexagramme) wieder. Sie beschreiben die Verbindung des Menschen zur Erde und zum kosmischen Umfeld.

Feng Shui ist somit ein universelles Werkzeug, um Harmonie in Raum und Zeit (wieder-)herzustellen: „Energie-Architektur“, abgestimmt auf Ort, Mensch und Zeit. Dabei ist Feng Shui nicht nur für Privatpersonen interessant, sondern auch für Unternehmen und öffentliche Institutionen (z.B. Stadtplanung). Es kann weltweit angewendet werden, unabhängig z.B. von Kulturkreis oder Glaubenszugehörigkeit.

Was kann Feng Shui bewirken?

Um auf Grundlage all der o.g. Aspekte konkrete Aussagen über die sich gegenseitig bedingenden Kräfte treffen zu können, wird im klassischen Feng Shui mit dem „Lo Pan“ gearbeitet, einem daoistischen Kompass, auf dem alle „10 000 Dinge zwischen Himmel und Erde“ miteinander verknüpft sind. Hierüber kann die hinter einem Thema stehende Energie erkannt werden.

Damit die Energien des Menschen mit seinem Umfeld harmonisiert werden können, wird zunächst eine Bewertung und Analyse des Lebensraumes (Grundstück und Umgebung) vorgenommen. Es werden an verschiedenen Punkten Messungen vorgenommen, die Aussagen über das Magnetfeld, die Himmelsrichtungen wie auch über bestimmte Lebensbereiche zulassen. Hierzu gehören die Aspekte Gesundheit, Harmonie und Wohlbefinden, Beruf und Partnerschaft, Familienverhältnisse, Blockaden und das Thema spirituelle Entwicklung.

Ebenso hat alles, was in einem Haus, einer Wohnung oder einem Geschäftsgebäude vorhanden ist, Auswirkungen auf die Bewohner. Fragen, die gestellt werden, sind z.B.: Wo befindet sich der Eingang, kommt hier vitales und frisches oder unruhiges Qi ins Haus? Wird das Haus genügend mit Qi versorgt und kann es ungehindert fließen, um die Bewohner optimal zu versorgen? Wie ist die Anordnung der einzelnen Räume, Farben, Formen und Materialien?

Jeder dieser Aspekte kann individuell harmonisiert werden – ähnlich der Akupunktur im menschlichen Körper, weshalb Feng Shui auch als „Akupunktur im Raum“ bezeichnet wird. Über verschiedene Maßnahmen und eine eingehende Beratung werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie man wieder in seine ureigene Kraft kommen kann.

In Kombination mit daoistischer Weisheit und anderen energetischen Zusammenhängen erscheint Feng Shui bestens geeignet, um uns gerade in der aktuellen, schnelllebigen Zeit zu unterstützen. In diesem Zusammenhang profitieren auch hochsensible Menschen, da ein Umfeld geschaffen wird, in dem man zur Ruhe kommen und schädigende Einflüsse in stärkendes Qi transformieren kann.

Der Aspekt Zeit

Alles geschieht in wiederkehrenden Kreisläufen: von Minuten, Tagen und Monaten über Jahreszeiten bis hin zu „Großen Zyklen“ von 180 Jahren und „Kosmischen Zyklen“ von 26 000 Jahren sowie solchen, die weit darüber hinaus reichen. Anspruch des Feng Shui ist es, sich in diesen Kreisläufen „zurechtzufinden“, die jeweils herrschenden Kräfte zu nutzen und zu lenken. Die Einteilung und Orientierung geschieht über komplexe Berechnungen der Hexagramme des I Ging, die auf dem binären Code beruhen. Dies ist eine Besonderheit des Imperial Feng Shui, hieraus ergeben sich kraftvolle Möglichkeit, harmonisierend auf den Menschen und seine Umgebung einzuwirken. Darauf aufbauend können Aussagen darüber getroffen werden, inwieweit die jeweilige Zeit einen Menschen oder eine ganze Nation beeinflusst. Jeder Zeitabschnitt oder Moment ist also durch bestimmte Energien und Themen charakterisiert.

Feng Shui zielt darauf ab, Ort und Mensch an die jeweilige Zeitqualität anzubinden. Hierbei ist die Arbeit mit der Ortskraft ein wichtiger Aspekt: die Einbeziehung aller an einem Platz vorhandenen Energien. In der Folge bedeutet das z.B., dass in nördlich gelegenen, kälteren Ländern andere Maßnahmen benötigt werden als in heißen, südlichen Regionen. Zudem sind bei der Bewertung einer Situation die unterschiedlichen Mentalitäten der dortigen Bewohner zu berücksichtigen. Da immer auch aktuelle Themen der Zeit in die Überlegungen einfließen, wird deutlich, dass Feng Shui gleichzeitig auf Ort, Zeit und Mensch eingehen muss.

Der geomantische Aspekt

Geomantie bedeutet „Wahrsagekunst der Erde“ und beschäftigt sich mit allen an einem Ort herrschenden Kräften, den sichtbaren wie auch den unsichtbaren. Ein zu untersuchender Platz sollte daher immer ganzheitlich betrachtet werden.

Gearbeitet wird mit dem Qi des Ortes. Dieses kommt in verschiedenen Stufen oder Dimensionen vor, die sich gegenseitig durchdringen und belebt sind. Jede Dimension bildet mitsamt ihrer „Bewohner“ (oft u.a. als Geist- oder Naturwesen bezeichnet) einen Teil der jeweiligen Ortskraft. An Kraftorten, wo sich besonders viele dieser Felder zusammenfügen, kann es sogar zum „Sichtbarwerden“ der anderen Dimensionen kommen, wobei Erscheinungen (z.B. Lichter oder Zeitdilatationen) keine Seltenheit sind.

Bei der Begutachtung des Qi eines Ortes ist es wichtig, sowohl die materiellen Aspekte (Landschaft und unmittelbare Umgebung) als auch die feinstofflichen Energien in die Bewertung einzubeziehen und die ihnen innewohnenden Informationen zu erkennen. Hier ist eine Kommunikation aus und mit dem Herzen ein guter Wegweiser. Denn was nützt es, eine Wand blau zu streichen und ein Bett genau zu positionieren, wenn es über einer schwächenden Wasserader liegt und vielleicht auch noch über einem mehrere Jahrtausende alten Friedhof? Diese Energien sind vorhanden und haben Effekte (besonders im Schlaf, der eigentlich der Regeneration dienen sollte). Alles hat einen individuellen energetischen Ausdruck und wirkt auf uns, genauso wie wir wiederum auf alles um uns herum wirken!

Neben dem Einsatz des geomantischen Kompasses Lo Pan finden sich in diesem Bereich auch das Rutengehen und die Arbeit am Energiekörper. Mithilfe dieser Praktiken und einer damit verbundenen Entwicklung von Intuition und Empathie oder gar Hellfühligkeit lässt sich herausfinden, welche Kräfte über welche Kanäle wirken und was an Informationen aufgenommen wird. So lassen sich z.B. gezielt Wasseradern aufspüren (zudem deren Tiefe, Fließrichtung und Intensität) und deren Bedeutung für Umgebung und Bewohner feststellen. Genauso ist es möglich, diese Informationen am Menschen (auch Tier oder Pflanze) zu ermitteln.

Das Erkennen von Energien und ihrer Effekte auf den Menschen gehört zum breiten Spektrum geomantischer Arbeit. Eine vorhandene Kraft wird weder ignoriert noch „bekämpft“, sondern im Gesamtbild balanciert. (Nicht umsonst wird der Mensch als Mittler zwischen Himmel und Erde bezeichnet, und das nicht nur im Feng Shui und Daoismus.) Hier wird deutlich, dass die Grenzen zwischen Feng Shui, Geomantie und Schamanismus oder Medialität ab einer bestimmten Betrachtungsweise ineinander übergehen. Die Bezeichnung ist letztendlich nicht so wichtig; viel wichtiger ist es, (wieder) kosmisch zu denken und die Natur (und uns als Teil der Natur) wieder schätzen zu lernen. Gerade in der heutigen Zeit ist diese Kunst nicht nur wertvoll, sondern fast schon überlebenswichtig. Denn Technologien, wie z.B. WLAN und ganz besonders 5G, sind dabei, uns systematisch von der Natur und unserer Mitte zu trennen. Gesundheitliche Auswirkungen (körperliche wie geistige) sind noch nicht in vollem Ausmaß abzuschätzen, aber das, was man heute bereits weiß, reicht aus, um sich zu fragen, ob noch mehr Technik und Künstliche Intelligenz nicht ein Schritt in die „falsche“ Richtung sind, ob dies wirklich der richtige Weg in eine „spirituell wache“ Zukunft sein kann. Schon jetzt kommen viele, v.a. feinfühlige Menschen immer weniger mit ihrem Umfeld klar und verlieren das Potenzial ihrer natürlichen „Fähigkeiten“. Dabei sind diese besonders wertvoll.

Eine ganzheitliche Weltsicht im Sinne der Geomantie ist eine wunderbare Herangehensweise, um wieder mehr über sich selbst und die Natur wie auch über die Kräfte, die darin (wechsel-)wirken, zu lernen. Sich selbst zu erkennen und über diverse Maßnahmen zu stärken, bedeutet letztendlich nichts anderes als innere Freiheit. Einen Blick für die „Welt hinter der Welt“ zu entwickeln und die universelle Einheit aller Dinge zu erkennen, käme mit Sicherheit der Natur und letztendlich der gesamten Menschheit zugute.

Eine ganzheitliche Arbeitsweise

Zu allen Zeiten konnte die ursprüngliche Wissenschaft des Feng Shui essenziell dazu beitragen, die jeweilige Phase gestärkt zu durchleben. Dies hat sich bis heute nicht geändert und sollte besonders für den aktuellen Qi-Wechsel wichtig werden.

In meiner Arbeit als Feng Shui Practitioner verbinde ich das höchste Wissen dieser Lehre (das kaiserliche Imperial Yuen Hom Style Feng Shui, das auf den Zusammenhängen der Hexagramme des I Ging beruht) mit geomantischen Aspekten und energetisch-geistiger Arbeit. Dazu setze ich das „Sehen und Fühlen“ der an einem Ort vorhandenen Kräfte mit allen angestellten Berechnungen in Verbindung. Daraus ergeben sich Empfehlungen für kraftvolle Maßnahmen, sollten vorhandene Blockaden oder Ungleichgewichte nicht direkt vor Ort schon zu transformieren sein. Zum anderen erforsche ich den Energiekörper meiner Klienten und versuche auch hier, einen freien Qi-Fluss wiederherzustellen. (Es erfolgt weder eine Diagnosestellung noch eine Behandlung im medizinischen Sinn, das bleibt Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten.)

Mit einem fachkundigen, ganzheitlichen Konzept kann man seine Klienten auch über eine klassische Beratung hinaus unterstützen, z.B. in schwierigen Lebenssituationen. Idealerweise erfolgt eine Begleitung auch längerfristig, um z.B. regelmäßig zu überprüfen, ob das Feng Shui eines Wohn- oder Arbeitsumfeldes zu einem bestimmten Zeitpunkt noch unterstützend ist oder ob sich vielleicht durch bauliche Maßnahmen etwas verändert hat. Spätestens hier wird deutlich, dass „professionell“ angewendetes Feng Shui auf jeden Fall einer fundierten Ausbildung bedarf, und zwar eines intensiven, jahrelangen Studiums von Theorie UND Praxis.

Fazit

Genauso wie die Methodik des Feng Shui als „Akupunktur im Raum“ bezeichnet wird, so kann auch der gut ausgebildete Practitioner als eine Art „Feng Shui Doktor“ angesehen werden, der vor Ort prüft, wo Ungleichgewichte bestehen und was zur Balancierung getan werden kann. (Auch hier bestehen natürlich keine rechtlichen Bezüge zum akademischen Grad, zur Approbation oder Heilerlaubnis.) Ob es die Energien der Erde oder die des Menschen sind, ob Vorgängerenergien blockieren oder kommunizieren möchten – mithilfe einer umfassenden und ganzheitlichen Betrachtung und der Ausübung von auf den Qi-Fluss wirkenden Techniken vor Ort kann das wiederhergestellt werden, was natürlich ist: Harmonie in Raum und Zeit.

Jens JungJens Jung
Imperial Yuen Hom Feng Shui Practitioner, Zhineng Qigong Practitioner, Dozent an den Paracelsus Schulen
chi@jensjungfengshui.de

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