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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2022

Rundum gesund durch die Wechseljahre

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Langsam, aber sicher rücken die Wechseljahre aus ihrer Tabuzone heraus. Immer mehr Frauen sprechen öffentlich darüber und beraten sich mit Gleichgesinnten über Hilfsmittel. Gerade zu Beginn der Wechseljahre wird die Begleitung mit Heilkräutern sehr gerne in Anspruch genommen. Pflanzen sind treue Weggefährten der Menschen, sie unterstützen mit ihren Inhaltsstoffen die Regulationskräfte unseres Organismus, wodurch diverse Herausforderungen der Wechseljahre auf natürliche Weise gelindert werden können.

Kräuterheilkunde im Wandel der Zeit

Kräuterwissen besitzt eine Jahrtausende alte Tradition. Von der ayurvedischen und chinesischen Medizin über die Ärzte der Antike, den Kräuterkundigen des Mittelalters bis hinein ins 19. Jahrhundert wurde erfolgreich mit Heilpflanzen gearbeitet. Heute erlebt die Kräuterheilkunde ein wahres Revival – allen voran für Frauen in den Wechseljahren.

Bereits Hildegard von Bingen brachte die medizinische Tradition ihrer Zeit mit dem Heilkräuterwissen aus der Volksmedizin zusammen. Sie beschreibt die Wechseljahre als Umstellungsphase von Körper und Seele, um ein neues Gleichgewicht in der Hormonbalance zu finden.

Weinraute als Universalmittel

Am bedeutendsten für diese Zeit erscheint ihr die Weinraute, die bereits im Altertum als Universalheilmittel sehr geschätzt wurde. Hildegard empfiehlt diese sowohl Frauen als auch Männern bei Beschwerden im Klimakterium. Die Klosterfrau schreibt in ihrem Buch „Physica“ über die Weinraute: „Sie ist stark an Kräften bezüglich Feuchtigkeit und gut gegen trockene Bitterstoffe, die in jenem Menschen wachsen, in dem es an rechten Säften mangelt.

Gegessen unterdrückt sie die unrechte Glut des Blutes im Menschen. Denn die Wärme der Raute vermindert die unrechte Wärme der Schwarzgalle und gleicht die unrechte Kälte der Schwarzgalle aus. So wird es dem Menschen, der melancholisch ist, besser gehen, wenn er sie nach den anderen Speisen isst.“

Unter überschüssiger Schwarzgalle versteht sie Körpersäfte, Schlacken- und Fäulnisstoffe, die im Körper der Frau zurückbleiben, wenn sie nicht mehr durch die Menstruation ausgeschieden werden.

Es empfiehlt sich, die Weinraute nach dem Essen, idealerweise frisch (1-2 Blättchen) zu verzehren. Sie ist auch in Form von Presslingen erhältlich, die gut bei Verdauungsbeschwerden wirken.

Weitere Tipps der Heiligen Hildegard von Bingen

Um Gifte regelmäßig auszuleiten, ist zweimal jährlich (idealerweise zum Vollmond) ein Aderlass ratsam. Danach empfiehlt sie die Anwendung des Hirschzungenfarnelixiers. Es hilft der Frau in den Wechseljahren mit seiner ausgleichenden hormonellen Wirkung und gilt als Universalmittel für Beschwerden in dieser besonderen Zeit (Endometriose, Unterleibsbeschwerden, Myome, Ausfluss, Hormonregulationsstörungen). Besonders günstig wirkt es auf Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen.

Prämenopause und Progesteronspiegel

Die Prämenopause ist geprägt vom Rückgang bis zum Verlust des ersten Hormons, dem Progesteron. Es kommt nicht mehr in jedem Zyklus zum Eisprung, mit der Konsequenz, dass kein Gelbkörper mehr entstehen kann. Folglich gehen Frauen weniger entspannt durchs Leben, die Stimmung leidet, auch an Lebensfreude kann es mangeln. Dabei empfehlen sich v.a. folgende Kräuter:

Bereits aus der Antike ist die heilende Wirkung des Boxhornklees bekannt. Die Pflanze enthält Diosgenin, das günstig auf den Progesteronspiegel wirkt und das Verhältnis dieses Hormons zu Östrogen wieder in Balance bringen soll. Damit verringern sich die Wechseljahresbeschwerden. Ein wenig auf die tägliche Mahlzeit gestreut, senkt es auch das schädliche LDL-Cholesterin.

Der Mönchspfeffer sollte den Mönchen im Mittelalter als Unterstützung zur Linderung der Lust dienen. Abgesehen davon wird er seit der Antike zur Behandlung von Frauenleiden genutzt. Er ist ein weit verbreitetes, geschätztes Heilmittel bei Wechseljahresbeschwerden, wirkt hormon-, damit zyklusregulierend, schmerzlindernd und stärkend. Besonders zu empfehlen ist er bei Gelbkörperschwäche (Progesteronmangel), womit er die Östrogendominanz ausgleicht.

Veränderungen im Östrogenhaushalt

Schreiten die Wechseljahre fort, verringert sich auch das Hormon Östrogen. Es geht viel langsamer zurück als Progesteron, weshalb man häufig von einer Östrogendominanz spricht. Nächtliches Schwitzen, Antriebs- und Energielosigkeit, schlechter Schlaf etc. machen sich breit. Die Traubensilberkerze tut gut bei Hitzewallungen, Schlafstörungen und Unruhe. Ihr aus den Wurzeln gewonnener Extrakt wirkt wie körpereigenes Östrogen. Gerade bei nächtlichem Schwitzen ist sie das Mittel der Wahl. Man vermutet, dass sie den Knochenabbau hemmt und Osteoporose bekämpft. Als Creme angewendet, befeuchtet sie die Schleimhäute. Die Traubensilberkerze wird in den Wechseljahren von den meisten Frauen gebraucht.

Peri- und Postmenopause

Um das 50. Lebensjahr herum geht es in die zweite Phase der Wechseljahre, die Perimenopause, die etwa 1-2 Jahre vor bis ca. 1 Jahr nach der letzten Blutung eintritt. Es gelangen keine Follikel mehr zur Reifung, der Eisprung wird seltener. Follikelstimulierende und luteinisierende Hormone, die für den Eisprung verantwortlich sind, werden jedoch noch immer verstärkt produziert. Das führt zu einer heftigen Hormondysbalance, begleitet von Hitzewallungen, Ein- und Durchschlafschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen etc., bis sich im Laufe der Postmenopause ein neues Gleichgewicht einstellt.

Ein häufiges Problem in Richtung Menopause sind starke Blutungen. Viele Gynäkologen empfehlen eine Kürettage; bereits der Einsatz von Hildegards Betonikawein kann eine Lösung bringen und den Zyklus normalisieren. Es ist auf alle Fälle wichtig, die verschiedenen Möglichkeiten für sich abzuwägen und den Heilkräften der Natur eine Chance zu geben. Zur Einnahme können 3 EL klein gehacktes Betonikakraut über Nacht in 1 Liter Wein eingelegt werden, davon wird dreimal täglich ein Likörglas getrunken. Fertige Produkte sind im Handel erhältlich.

Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen

Die Wechseljahre stellen auf allen Ebenen eine herausfordernde Zeit dar, die sich auch auf das Gemüt auswirkt. Folgende Kräuter können unterstützen:

Hildegard von Bingen empfiehlt das Aronstabwurzel-Elixier. Sie schreibt in Physica 1-49: „Ein Mensch, in dem die Melancholie wächst, der hat ein finsteres Gemüt und ist immer traurig. Und dieser trinke oft den Wein mit der gekochten Aronwurzel und sie mindert die Melancholie in ihm, das heißt sie verschwindet, wie auch das Fieber.“

Ein weiterer wundervoller Begleiter bei depressiven Verstimmungen ist Johanniskraut, das stimmungsaufhellend, gegen Stress, Unruhe und Ängste wirkt und innerlich entspannt. Entsprechende Präparate sollen jedoch nur in Absprache mit Fachpersonal eingenommen werden.

Außerdem ist der Rotklee nennenswert. Dieser gleicht den Hormonhaushalt aus und enthält natürliche Phytoöstrogene. Die darin enthaltenen Isoflavone lindern Stimmungsschwankungen, Unruhegefühle und Hitzewallungen. Er eignet sich am besten als Tee.

Temperaturregulationsstörungen

Bei wechseljahresbedingten Störungen des Wärme- und Kälteempfindens bietet uns Mutter Natur eine Reihe an pflanzlichen Schätzen:

Salbei ist die Schweißbremse schlechthin. Ein dünner Salbeitee reguliert die Wärmesteuerung im Gehirn und wirkt dabei direkt auf die Schweißdrüsen und deren Steuerungszentrale. So können sowohl Anzahl als auch Intensität der Hitzewallungen gemindert werden. Schlafstörungen, Müdigkeit und Energielosigkeit werden mitbehandelt, wenn Schweißausbrüche den Schlaf nicht mehr belasten.

Ebenso wirkt die Pfefferminze kühlend. Sie kann als Aromaöl oder Tee Anwendung finden. Selbst ein paar Blätter der Minze in einem Glas Wasser bewirken wahre Wunder.

Die Passionsblume hat ein außergewöhnlich starkes Wirkungsfeld und wird bei nervösen Unruhezuständen, Erregung, Anspannung, Angst und Beklemmung eingesetzt. Entstehen die Hitzewallungen aufgrund von Stresssituationen, schafft die Passionsblume verlässlich Abhilfe.

Schlafstörungen

Ein-, Durch- und Tiefschlafphasen werden in den Wechseljahren oft zur großen Hürde. Das sich verabschiedende Hormon Progesteron (Entspannungshormon) ist dafür verantwortlich. Die Folge daraus sind Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Stimmungsschwankungen und Heißhungerattacken. Die Kräuterapotheke empfiehlt folgende Pflanzen:

Die Indische Schlafbeere Ashwagandha ist eine bedeutende Heilpflanze aus dem Ayurveda und hat schlaffördernde und angstlösende Eigenschaften. Außerdem wird ihr die Fähigkeit zugeschrieben, die Resistenz gegenüber Belastungen aller Art zu erhöhen.

Die Bitterstoffe der Schafgarbe beruhigen und unterstützen einen gesunden Schlaf ebenso wie Lavendel und Zitronenmelisse. Eine Teemischung aus diesen drei Kräutern ist der optimale Wechseljahrestee.

Melisse beruhigt das Nervensystem, ihr besonders gehaltvoller und intensiver Geschmack erhellt die Stimmung. Sie unterstützt außerdem bei Stress und Niedergeschlagenheit.

Mangelnde Libido

Neben den bisher genannten Herausforderungen klagen viele Frauen über sexuelle Unlust. Auslöser dafür sind wieder einmal Hormonschwankungen, allen voran Östrogenmangel. Aber auch äußere Umstände prägen die Sexualität. Auch hier kann es sinnvoll sein, die Kräfte von Heilkräutern als Impulsgeber anzuwenden:

Brennnesselsamen sind ein starkes Aphrodisiakum, dazu noch heimisch. Die im Samen enthaltenen Phytohormone ähneln dem menschlichen Östrogen und können entsprechend ihre Wirkungen entfalten. Die einfachste Art der Einnahme ist, den frisch gesammelten Samen über Salat oder ein Brot zu streuen.

Johanniskraut verbessert die Stimmung, sodass einer trauten Zweisamkeit nichts mehr im Wege stehen sollte. Angewendet als Öl, kann es ein liebevolles Miteinander einleiten.

Liebeskraut/Frauenmantel hilft, nicht nur das Frausein anzunehmen, sondern es entspannt auch den Unterleib und besitzt aphrodisierende Kräfte.

Die alten Griechen schworen auf Beifuß, der als Tee getrunken seine lustanregende Wirkung entfaltet. Er wirkt wärmend, entkrampfend, hat die Fähigkeit zu öffnen und ins Fließen zu bringen.

Auffüllen der Vitaminreserven

Zur Hormonumstellung und Neuausrichtung braucht der Wechseljahreskörper alle Unterstützung, die er bekommen kann. Es handelt sich um einen immensen Kraftakt, der von keiner Frau unterschätzt werden darf. Der Rhythmus, der in jedem weiblichen Körper aufs Feinste abgestimmt war, ist nun gestört. Daher sollten auch die Vitaminspeicher aufgefüllt werden:

Vitamin B12 unterstützt das Nervensystem, lässt uns entspannen und gut schlafen. Auch Muskulatur, Blutbildung, Herz und Regulation des Blutdrucks profitieren davon. Gute Vitamin-B12-Lieferanten sind Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Eier, Milchprodukte, Kimchi, Tee-Blätter und Tempeh.

Wenn die Produktion der Keimdrüsen nachlässt, leidet auch unser Vitamin-D-Haushalt. Dieses Vitamin ist essenziell für einen gesunden Knochenstoffwechsel, ein fittes Immunsystem, guten Schlaf und das Gedächtnis. Vitamin D beeinflusst unsere Lebensfreude, die Laune und Lebensenergie positiv. Als ideale Quellen dienen fette Fische (Hering, Makrele, Lachs), Eigelb und Milchprodukte.

Vitamin K ist ein enger Mitarbeiter von Vitamin D. Während Vitamin D die Aufnahme von Kalzium im Körper erhöht, transportiert es Vitamin K2 in die Knochen. Beide sind als Einheit eine wichtige Vorbeugung von Osteoporose. Vitamin K wirksame Substanzen sind v.a. in Obst, Milchprodukten, Fleisch und Getreide enthalten.

Wahl von Mikronährstoffen und Spurenelementen

Eine gesunde ausgewogenen Ernährung, frisch und jahreszeitlich angepasst, ist das A und O der optimalen Vitalstoffversorgung in den Wechseljahren. Trotz allem ist gerade in dieser alles verändernden Zeit eine zusätzliche Gabe von Mikronährstoffen und Spurenelementen sinnvoll; eine genaue Vitamin- und Mineralstoffbestimmung über das Blut wird davor jedoch unbedingt empfohlen.

Omega-3-Fettsäuren kommen den Schleimhäuten zugute, die aufgrund des Östrogenmangels extrem zu leiden beginnen. Es ist in Fisch, Walnüssen, Sojabohnen, Oliven, Avocado und guten Ölen (Lein-, Hanf-, Walnuss-, Rapsöl) zu finden.

Magnesium ist einer der wichtigsten Begleiter der Wechseljahre. Es entspannt, schenkt Leistungsfähigkeit und unterstützt in Zeiten von Stress. Es ist in Getreideprodukten (Vollkornerzeugnisse), Nüssen, Ölsaaten, Kakao, Hülsenfrüchten und grünen Gemüsesorten zu finden.

Selen schleust zum einen wichtige Substanzen in die Zellen, zum anderen hilft es, Gifte und Schwermetalle wieder abzutransportieren. Da der Körper Selen nicht selbst herstellen kann, ist er auf die Zufuhr von außen angewiesen (enthalten in Paranüssen, Fisch, Fleisch, Haferflocken, Reis, Champignons, Sojabohnen, Roten Linsen, Brokkoli, Spargel).

Zink Auch der Stoffwechsel gerät in die Wechseljahre, weshalb sich Zink günstig auf den Zuckerhaushalt auswirkt sowie Haut, Haare und Nägel kräftigt. Erbsen, Weizenkeime, Mohn, Kürbiskerne, Leinsamen und Haferflocken sind als Zinkquellen zu nennen.

Silizium sollte mit Magnesium kombiniert werden, wenn Osteoporose zum Thema wird. Es hat eine besondere Wirkung auf den Darm und forciert die Bindung und Ausscheidung der Giftstoffe, sodass diese nicht in den Blutkreislauf gelangen. Siliziumreiche Lebensmittel sind Kartoffeln, Hirse, Weizen, Erdbeeren, Spinat, Weintrauben, Erbsen, Paprika und Birnen.

Fazit

Heilkräuter und Mineralstoffe aus der Natur sind wundervolle Begleiter, um kraftvoll durch die Wechseljahre zu kommen. Es liegt an uns, sie kennenzulernen, wahrzunehmen, zu pflücken, aufzubereiten und gemäß dem individuellen Befinden zum Wohle der eigenen Gesundheit einzusetzen.

Die Praxis hat gezeigt, dass erst die Beschäftigung mit diesen zarten Pflanzen und Stoffen das Geheimnis um ihre Wirkung lüftet. Kräuter, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente wirken sanft und gemächlich. Es gilt, sich Zeit zu nehmen und mit den Kräften der Natur wieder verstärkt ins Innerste zurückzukehren. Wer die Wirkung abwarten und die Vitalstoffe agieren lassen kann, hat die Chance, von innen heraus heil zu werden und alle Veränderungen des Lebens gesund und ausgeglichen zu durchleben, auch die Wechseljahre.

Literatur

  • Madejsky, Margret: Lexikon der Frauenkräuter – Inhaltsstoffe, Wirkungen, Signaturen, Anwendungen. AT Verlag, 2008
  • Madejsky, Margret: Praxishandbuch Frauenkräuter – Mit vielen Rezepten und praktischen Heilpflanzen-Anwendungen. AT Verlag, 2019
  • Ritter, Claudia: Hildegard von Bingen – Heilpflanzen, Ernährung und Heilkunde. Nikol Verlag, 2022

CD-Tipp
Hildegard Aman-Habacht
Frauenpower 50+
healthstyle.media

Hildegard Aman-Habacht
Coaching von Frau zu Frau, Bach-Blüten-Expertin, Herausgeberin des Magazins „Wechseljahre“
office@meine-wechseljahre.com

Fotos: © oneinchpunch I adobe.stock.com, © RFBSIP I adobe.stock.com

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