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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2022

Sanddornöl – Heilmittel par excellence bei trockenen Schleimhäuten der Frau

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Sanddornöl wird wegen seiner wertvollen Fettsäuren geschätzt. Bekannt ist v.a. die äußerliche Anwendung des Öls zur Hautpflege. Dass auch die Einnahme von Sanddornöl in Kapselform von Nutzen sein kann, zeigt dieser Beitrag.

Tausendsassa Sanddorn

Der Sanddorn (Hippophae rhamnoides L.) gehört zur Familie der Ölweidengewächse (Eleaegnaceae). Die Pflanze enthält viele Substanzen, die vorteilhaft für die Gesundheit sind. Insbesondere ist er für die Schleimhäute interessant, wie neue Forschungsarbeiten zeigen. Aufgrund eigener Stickstofffixierung (Symbiose mit einem Strahlenpilz) und guter Resistenz gegenüber Schädlingen braucht der Sanddorn in speziell angelegten Plantagen weder Dünger noch Pestizide.

Schleimhauttrockenheit

Wegen der sinkenden Sexualhormon-Konzentrationen in den Wechseljahren leiden Frauen an diversen Symptomen, die individuell sehr unterschiedlich und nicht immer gleich stark ausgeprägt sind. Dazu gehören neben Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Herzrasen, Stimmungsschwankungen und Harninkontinenz auch Trockenheit von Augen, Mund und Scheide. Letzteres wirkt sich oft negativ auf das Sexualleben aus, da hierdurch der Geschlechtsverkehr für die Frau schmerzhaft ist.

Zudem sind trockene Schleimhäute anfälliger für Pilze und Bakterien, weshalb vaginale Infektionen in den Wechseljahren häufiger auftreten.

Weil Haut und Schleimhäute in der Scheide, Harnblase und -röhre wegen des Östrogendefizits dünner werden, nimmt die Spannkraft des Gewebes ab. Das kann eine Belastungsinkontinenz, d.h. ungewollten Harnverlust beim Husten, Niesen, Heben oder Sport, begünstigen.

Auch untergewichtige oder magersüchtige Frauen leiden oft an Hormonmangel und somit durchaus unter Scheidentrockenheit.

Durch eine (Anti-)Hormontherapie bei Krebs werden die Östrogenwerte im Blut reduziert, was zu vaginaler Trockenheit führen kann. Zytostatika schädigen die Zellen in den Eierstöcken nachhaltig, wodurch die Östrogensynthese ab- und vaginale Trockenheit zunimmt.

Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Bluthochdruck können die Blutgefäße verändern bzw. verengen und sich nachteilig auf die Durchblutung der vaginalen Schleimhaut und die Befeuchtung der Scheide auswirken.

Nicht zuletzt können Medikamente, z.B. die Antibabypille, mit Scheidentrockenheit einhergehen.

Gefahrenpotenzial von Hormontherapie-Ansätzen

Dass Östrogene Wechseljahresbeschwerden lindern können, ist unbestritten. Umfangreiche Studien, in denen Tausende von Frauen mit Hormonen behandelt und über viele Jahre begleitet wurden, haben jedoch ergeben, dass Frauen nach den Wechseljahren, die dauerhaft eine Östrogen-Gestagen-Kombination nutzten, ein höheres Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Beinvenenthrombosen und Lungenembolien hatten als jene, die keine Hormone bekamen.

Darüber hinaus steigt die Brustkrebsgefahr mit Hormondosis und Anwendungsdauer an. Eine qualitativ hochwertige Untersuchung ergab, dass Tumore bei Frauen mit Hormontherapie oft größer waren und häufiger auch die Lymphknoten betrafen als bei denjenigen, die auf Hormone verzichteten. Zudem zeigte sich, dass eine Hormonbehandlung, die kürzer als fünf Jahre durchgeführt wurde, das Risiko für Eierstockkrebs erhöhen kann.

Die Auswertung einer der größten Studien zur Hormontherapie in den Wechseljahren offenbarte, dass diese sogar die Bildung von Nierensteinen begünstigt.

Wertvolle Öle aus Sanddornbeeren

Viele Frauen setzen daher auf natürliche Präparate. Noch relativ unbekannt ist in diesem Fall der Sanddorn, genauer gesagt das Sanddornöl, das seine Wirkkraft bei trockenen Schleimhäuten entfalten kann. Aus Sanddornbeeren lassen sich das gelb-bräunliche Kernöl, das reich an ungesättigten Fettsäuren ist, und das tiefrote Fruchtfleischöl, das durch eine bemerkenswerte Vielfalt an fettlöslichen Vitaminen, Sterolen, essenziellen Fettsäuren und Polyphenolen besticht, gewinnen.

Sanddornöl versorgt den Körper mit Fettsäuren

Die wertvolle Omega-7-Palmitoleinsäure ist auch Bestandteil des menschlichen Hautfettes und der Schleimhautmembranen. Sie unterstützt das Zellgewebe und beschleunigt die Wundheilung. Deshalb kann Palmitoleinsäure bei Haut- und Schleimhauterkrankungen wie vaginaler, entzündlicher Atrophie, Hyperpigmentierung der Haut, Wunden und Infektionen hilfreich sein. Auch bei Hypercholesterinämie, Diabetes und gestörter Leberfunktion kann sie eine günstige Wirkung entfalten.

Omega-9-Ölsäure kann vor kardiovaskulären Erkrankungen schützen.

Alpha-Linolensäure (Omega-3) kann das kardiovaskuläre Risiko reduzieren. Sie hat sich bei trockenen Augen bewährt und trägt zu gesunden Knochen bei.

Sanddornöl ist reich an den Carotinoiden Zeaxanthin, Lutein und Carotin, das zu Vitamin A (Retinol) umgewandelt werden kann. Dieses Vitamin trägt zur Erhaltung gesunder Haut, einer normalen Sehkraft und einer stabilen Funktion des Immunsystems bei. Das Öl besitzt antioxidative, entzündungshemmende und antidepressive Eigenschaften. Eine krebshemmende Wirkung wird ihm ebenfalls zugeschrieben. Schließlich trägt es zur Geweberegeneration diverser Schleimhautmembranen im Magen-Darm- und Urogenitaltrakt sowie der Mundschleimhaut bei und lindert dort Überempfindlichkeit und Trockenheit.

Studien zu Sanddornöl in verschiedenen Kontexten

Krebspatienten, die eine Standardtherapie erhalten, leiden oft an einer Schleimhautentzündung im Mund. Zwölf Interventionen wurden als effektiv eingestuft, um diese abzuschwächen, darunter Sanddornöl aus dem Fruchtfleisch, wie Forscher aus Deutschland und der Schweiz herausfanden.

In einer doppelblinden, randomisierten Parallelstudie nahmen Frauen und Männern zwischen 20 und 75 Jahren, die unter trockenen Augen litten, täglich entweder 2 g Sanddornöl oder ein Placebo über einen Zeitraum von drei Monaten von Herbst bis Winter ein. Von den 100 Probanden, die rekrutiert wurden, schlossen 86 die Studie ab. Das Verum schwächte die Zunahme der Tränenfilm-Osmolarität während der kalten Jahreszeit ab und beeinflusste die Beschwerden der trockenen Augen positiv. Das trockene Auge ist typischerweise mit einem hyperosmolaren Tränenfilm assoziiert.

Die vaginale Atrophie, das Dünnerwerden und die Trockenheit der Vaginalschleimhaut, ist v.a. mit der Menopause verbunden. In einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie mit 116 postmenopausalen Frauen, die an vaginaler Trockenheit, Juckreiz und Brennen litten, und von denen 98 Probandinnen die Studie abschlossen, nahmen diese über einen Zeitraum von drei Monaten täglich 3 g Sanddornöl (2x täglich 3 Kapseln) oder identisch aussehende Kapseln mit Placebo-Öl ein. Das Sanddornöl beeinflusste die vaginale Gesundheit positiv und könnte eine Alternative für die Schleimhautintegrität von Frauen sein, die keine Hormontherapie erhalten.

Eine einmonatige Einnahme von Sanddornöl (5 g/Tag in Kapselform) kann bei Patienten mit Sjögren-Syndrom von Nutzen sein, bei denen der Speichelfluss stark reduziert ist und die an schwerwiegenden Beschwerden durch Mundtrockenheit leiden.

Gewährleistung der Reinheit

Der Anbieter-Markt mit Produkten aus dem Ausland (v.a. China, Indien, Russland) wächst in Deutschland stetig. Es gibt unterschiedlichste Qualität, darunter auch verschnittene, gestreckte und unsauber hergestellte Öle, was für den Käufer schwer erkennbar ist. Neben preiswerten traditionellen Methoden zur Gewinnung der Öle, bei denen organische Lösungsmittel oder heiße Speiseöle zur Extraktion verwendet werden, werden auch mechanische Verfahren (Pressen, Zentrifugen) eingesetzt. Allesamt beeinflussen die Ölqualität negativ.

Wenn der Ölsäuregehalt, der meist unter 30% liegt, diesen Richtwert übersteigt, kann sicher auf den Einsatz von Extraktionsölen bei dessen Gewinnung geschlossen werden. Dadurch kommt es zu Verschnitten der gewonnenen Sanddornöle mit dem Extraktionsöl, da dieses nach dem Prozess nicht mehr vollständig entfernt werden kann.

In den drei zuletzt genannten Studien wurde Sanddornöl mit einem speziellen standardisierten Extrakt eingesetzt (SBA24®, enthalten z.B. in BioActive Omega-7™ von Pharma Nord). Er zeichnet sich durch ein ausgewogenes Verhältnis aller Omega-Fettsäuren aus, ist reich an Antioxidantien und Pflanzensterolen. Dieser in allen westlichen klinischen Studien eingesetzte Extrakt wird bei seiner Herstellung keinerlei Wärme- oder Oxidationsbelastung ausgesetzt, wodurch die empfindlichen, wertvollen Fettsäuren und fettlöslichen Nährstoffe in ihrer natürlichen und bioaktiven Form erhalten bleiben. Lösungsmittel kommen nicht zum Einsatz. Das Extraktionsverfahren gewährleistet die Einhaltung höchster Anforderungen an Produktreinheit und -sicherheit.

Fazit

Sanddornöl wird eine entzündungshemmende, antioxidative und somit zellschützende Wirkung zugeschrieben. Ebenso soll es cholesterinsenkende Effekte haben, was Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt. Vor allem wirkt das Öl positiv auf die Schleimhäute, v.a. Trockenheit im Intimbereich und trockene Augen sollen durch die Einnahme von Sanddornöl-Kapseln gelindert werden. Bei Scheidentrockenheit können die Kapseln gut mit hormonfreien Gelen, Cremes oder Zäpfchen kombiniert werden. Diese enthalten oft Hyaluronsäure, einen natürlichen Mehrfachzucker, der Wasser binden und die Schleimhautfunktion unterstützen kann.

Literatur kann bei der Redaktion angefragt werden.

Heike Lück-Knobloch
Heilpraktikerin mit Schwerpunkten Kinderwunsch, Phytotherapie und Orthomolekulare Medizin, Medizinjournalistin
Heike_lueck@gmx.de

Fotos: © kolesnikovserg / adobe.stock.com, © PhotoSG / adobe.stock.com

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